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Ausgabe:

1954

Spalte:

113-114

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Rusam, Georg

Titel/Untertitel:

Oesterreichische Exulanten in Franken und Schwaben 1954

Rezensent:

Simon, Matthias

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Seite 1

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113

114

quando partirono per 1 i b e r a r e Brunhilde — wobei dem Übersetzer
freien und befreien durcheinandergingen. — Brot 1,2: er du fröknan
vill fjörvi nema = che tu impavido vuie togliergli la vita. — Hava-
mal 70: Eid sä ek upp brenna audgom manni fyrir, en uti var daudr
für durom = ardere vidi il focolare nella casa di Unricco, ma fuor
della porta l'attendcva la morte (!)•

Tübingen Metmann Schneid er

KIRCHENGESCHICHTE: NEUZEIT

R u s a m, Georg, Kirchenrat f : Österreichische Exulanten in Franken
und Schwaben. München: Evang. Presseverband f. Bayern 1952. 174 S.
gr. 8°. Hlw. DM 11.-

Das sehr schön auf gutes Papier gedruckte Buch hat zunächst
keine wissenschaftliche Abzweckung. Es will den Nachkommen
jener österreichischen Exulanten in Franken und
Schwaben — dazu gehörte ein überaus großer Bestandteil der
Bevölkerung der ehemals rein evangelischen Gebiete in Franken
und Schwaben vor dem Zusammenbruch — die Geschichte ihrer
Vorväter, die inneren Gründe und die äußeren Anlässe zu ihrer
Übersiedelung aus der österreichischen Heimat in das neue Land
anschaulich und eindringlich vor Augen stellen. Darum greift es
zunächst auch weit über den engeren Rahmen hinaus. Es schildert
die Herkunftsländer — Oberösterreich, Niederösterreich,
Salzburg, Tirol, Böhmen — nach ihrer Geschichte und Bevölkerungsentwicklung
. Weiter bietet es eine Reformationsgeschichte
jener Gegenden, um dann ausführlich die Gegenreformation zu
schildern, die zur Auswanderung in der Zeit des dreißigjährigen
Krieges führte. In diesem Abschnitt liegt natürlich das Schwergewicht
der ganzen Darstellung. Hier spürt man auch immer, wie
der nodi vor Abschluß des Buches verstorbene Verfasser — selbst
ein Exulantennachkomme — sich ganz persönlich an den Schicksalen
seiner Ahnen beteiligt weiß. Auch die weitere Geschichte
des österreichischen Protestantismus wird dann bis zum Toleranzpatent
verfolgt. Ein sehr wertvoller Anhang behandelt
schließlich die Familiennamen der Glaubensflüchtlinge. Diese Namen
heben sich ja weithin überaus charakteristisch von den alteinheimischen
Namen ab. Sie entstammen einem ganz anderen
Volkstum — dem altbayerischen —, während ihre neue Heimat
volkstummäßig durch die Franken oder Schwaben bestimmt war.
Das Buch verfolgt — wie gesagt — keine wissenschaftlichen Absichten
. Dafür wäre die Literaturbenützung, die z. B. Eders Arbeiten
nicht mehr erfaßte, ebenso unzureichend wie die Zitierung.
Aber der Verfasser, der sich durch Jahrzehnte hindurch mit der
Geschichte und Kirchengeschichte Frankens beschäftigte, konnte
ja nicht anders arbeiten als in überaus solider wissenschaftlicher
Weise. Er benützte auch österreichische archivalische Quellen.
Damit bietet sein Buch, das daneben ein Hohes Lied evangelischer
Glaubenstreue singt und auch als solches seine Bedeutung
hat, gleichzeitig eine zuverlässige Zusammenfassung der bisherigen
Forschung auf diesem Gebiet.

Die Wünsche, die dem Budi gegenüber anzubringen wären, erklären
sich daraus, daß eben dem Verfasser vor der Drucklegung die
Feder aus der Hand genommen wurde und daß sein Sohn, dem dafür
Dank gebührt, zwar die Zeit, es für die Drucklegung zuzufcilen, nicht
aber auch die, es zu ergänzen, fand. Als solcher Wunsch wäre eine
Zusammenstellung der ja überaus weit verstreuten und schwer auffindbaren
Einzelliteratur über die Einwanderer in Bayern zu nennen. Ein
2. Wunsch würde nodi erheblich mehr Arbeit und mehr Kräfte erfordern
. Er kann daher nur als Anregung aus diesem Buch und dem
durch es ncubelebtcn Interesse an der Exulantenforschung entstehen: Es
fehlen bisher noch genaue Zusammenstellungen darüber, in welche Gebiete
eigcntlidi Einwanderungen erfolgten und in welcher Stärke sie in
jedes einzelne Gebiet kamen. Eine Vorarbeit dazu, die von Dr. Grö-
schcl in Weißenburg in Angriff genommene Exulantenkartei, ist leider
über dem Krieg nicht zum Abschluß gekommen und hat durch ihn
viele Schäden erlitten. Wenn das Buch zu einem Abschluß dieser Arbeit
in irgend einer Form die Anregung gäbe, wäre das eine höchst erfreuliche
Frucht. Dann könnte auch einmal festgestellt werden, was Bayern
außer dem höchst wertvollen Blutzufluß an einzelnen kulturellen oder
wirtsdiaftlidicn Gütern den damaligen Exulanten verdankt. —

S. 116: Vielleicht hätte auch vermerkt werden können, daß sich
vor und nach dem Toleranzpatent Johann Tobias Kießling aus Nürnberg
seiner österreichischen Glaubensgenossen in hingebender Treue
annahm. — S. 118: Dafür, daß Gerengel den Widerruf geleistet habe,
was man als Meinung des Verfassers annehmen könnte, spricht nichts,
dagegen alles. — S. 121: Mit Schaitberger kamen allein nach Nürnberg
über 80 Glaubensflüchtlinge. — S. 123: Daß die Salzburger Emigration
durch Rückwanderer aus dem Hannoverschen dann doch für die Nürnberger
Gegend bedeutsam wurde, hätte Erwähnung verdient. — S. 134:
Unter den bedeutenden Exulantennachkommen, die einzeln genannt
werden — es kann sich dabei freilich von vornherein nur um eine
bloß andeutende Auswahl handeln! —> dürfen die Urlsperger umsowc-
niger fehlen, als Samuel Urlsperger ja für die Salzburger so eifrig und
erfolgreich tätig war.

Nürnberg Matthias Simon

Herraelink, Heinrich: Die katholische Kirche unter den Pius-Päpsten
des 20. Jahrhunderts. Zollikon-Zürich: Evang. Verlag 1949. VII,
146 S. 8°. kart. sfr. 7.20.

H. würdigt zunächst die vier Päpste, die bisher im 20. Jahrhundert
ihr Pontifikat antraten,wobei er,über das Thema hinausgehend
, auch Benedikt XV. volle Gerechtigkeit widerfahren läßt.
Die Bilder, die er zeichnet, sind sehr lebendig und heben die Eigenart
und geschichtliche Bedeutung der einzelnen Persönlichkeit
scharf hervor. Dann behandelt H. ausführlich die von Pius X.
eingeleitete Kurienreform. Besonders wertvoll ist der Überblick
über die z. Z. bestehenden Kardinalskongregationen. Schließlich
widmet H. noch je einen besonderen Abschnitt der liturgischen
Bewegung, der katholischen Bibelbewegung, der Heiligenpolitik
der Piuspäpste und dem interkonfessionellen Gespräch um die
,,Una Sancta". Vollständigkeit in der Darstellung wird nicht erstrebt
. H. selbst erwähnt als einer eingehenderen Darstellung
wert die Katholische Aktion, den Ausbau der Missionsorganisation
und die Sozialpolitik (129). Man könnte noch hinzufügen
die Entwicklung des Kirchenrechts besonders seit 1918 und manches
andere. Im Ganzen leistet uns H. mit seiner kenntnisreichen
Darstellung der jüngsten katholischen Vergangenheit einen sehr
wertvollen Dienst. (An einigen Stellen vermißt der Leser eine
genaue Bezeichnung der Quelle: z. B. S. 7 [Hertling], S. 20
[Schmidlin], S. 106 f Zitat aus der Zeitschr. des ,,Kath. Bibelwerks
").

Halle/Saale E. Schott

GESCHICHTE DER CHRISTLICHEN KUNST

Thiel, Heinridi: Im Spiegel der Kirchen. Ein Bilderbuch evangelischer
Dorfkirchen in Bayern mit 48 Aufnahmen von Helga Schmidt-Glass-
ncr. Nürnberg: Lätare-Verlag [1951]. 55 S. m. Abb., 48 Taf.
gr. 8°. Hlw. DM 9.-.

Die reichen Schätze der großen evangelischen Stadtkirchen
Bayerns sind weitesten Kreisen bekannt; aber daß die berühmtesten
alten Meister und die vielen Ungenannten aus ihren Werkstätten
nicht nur die Sebalder und Lorenzer Kirche in Nürnberg
mit ihren Kunstwerken geschmückt haben, sondern auch manch
stilles Dorfkirchlein, das ist weithin unbekannt geblieben. Heinrich
Thiel hat es neu entdeckt. Er führt uns in seinem mit vielen
Zeichnungen und photographischen Aufnahmen wunderschön ausgestatteten
Buch in die evangelischen Dorfkirchen Bayerns. Eine
Kartenskizze zeigt die geographische Lage der vielen, von den
großen Verkehrsstraßen unberührten, stillen Gemeinden. Der
Textteil bietet nicht nur eine Aufzählung, die allein schon für
die Kirchenkunde von Bedeutung wäre, sondern zeigt die Entstehung
und Eigenart der bayerischen Dorfkirche und den Stil
ihrer Kunstschätze im Rahmen der geschichtlichen Entwicklung,
so daß dies Büchlein zugleich eine prächtige Illustration für die
Kirchengeschichte Bayerns, insbesondere für die Geschichte der
Frömmigkeit ihrer Gläubigen, bedeutet. „Im Spiegel dieser Kirchenbauten
wird uns die Geschichte des Werdens und die Gestalt
der Kirche lebendig, die wir leben" (Einleitung S. 9).

Mit der Beschreibung des Solagrabes und der Solakapelle in
Solnhofen beginnt die Schilderung der kirchengeschichtlichen Zusammenhänge
bei Bonifatius und seinen Helfern. Vom Eigenkir-
chenwesen, das lange ein besonderes Merkmal der frühen Kirche
in Bayern war, sind als steinerne Zeugen Burgkapellen und