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Ausgabe:

1954 Nr. 2

Spalte:

108-109

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Tertullianus, Quintus Septimius Florens

Titel/Untertitel:

Q. Sept. Florentis Tertulliani libros De patientia, De baptismo, De paenitentia 1954

Rezensent:

Schneemelcher, Wilhelm

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Theologische Literaturzeitung 1954 Nr. 2

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Verzeichnis schließt das Büchlein ab, das durch 4 Bildseiten eine schöne
Bereicherung erfahren hat.

Zu Anm. 17 (S. 35 f.) sei noch eine Bemerkung gestattet: Bl.
wirft mir vor, ich sei lutherischer als Luther selbst, weil ich ein Zitat
aus dem Großen Katechismus (Bek. Sehr. S. 583) auch auf das Turiner
Tuch angewandt habe. Gewiß ist an der zitierten Stelle von Gebeinen
und Kleidern der Heiligen die Rede. Aber wie der Zusammenhang
der Stelle zeigt, liegt der Ton nicht auf „Heilige n", sondern auf
„Gebeinen und Kleider n", wie Bl. sich selbst durch einen
Blick in den Text überzeugen kann. Weiter ist mein Hinweis auf die
Assumptio Mariae von Bl. als „hödist unangebracht" bezeichnet worden
. Nun, das mag Bl. tatsächlich so empfinden, und es ist wohl peinlich
, wenn diese Frage in diesem Zusammenhang erwähnt wird. Aber
er muß sich doch daran erinnern lassen, daß auch dieses neue Dogma
einst mit einer Legende begann, die ihren Sitz im Volksglauben und
nicht etwa in der Theologie oder in der Exegese hatte. Daher mein
Hinweis: Vestigia terrentl

Im ganzen stellt die kleine Schrift von Bl. eine durchschlagende
Widerlegung aller Argumente dar, die für die Echtheit
des Turiner Tuches beigebracht worden sind oder werden könnten
, und man wünscht dem Büchlein eine weite Verbreitung, auch
in protestantischen Kreisen, die ja heute für mancherlei Dinge
anfällig sind. Aus dem Schlußwort des Verf. sei folgendes Zitat
noch gebracht, das man sich gern zu eigen macht: „Warum übersieht
die Christenheit so leicht, daß ihr in der Heiligen Schrift
sein lebendiges göttliches Wort erhalten ist, an dessen Reichtum
und Fülle und Tiefe sie sich täglich erfreuen, erbauen, stärken
und trösten kann? . . . Die Christen haben stets und ungehindert
Zugang zum Heilandswort der Wahrheit, sie haben Tag um Tag
Zugang zum wahren Leib des Herrn — was bedeutet daneben die
verehrungswürdigste Reliquie und wäre es das wahre Grabtuch
des Herrn?" (S. 34).

Güttingen W. Schnee nie Ich er

Maas, Paul: Textkritik. 2., verb. u. verm. Aufl. Leipzig: Teubner
1950. 31 S. 8°. kart. DM 2. 30.

Das Heft bietet den hin und wieder abgeänderten, durch
einige Zusätze erweiterten Abdruck der ersten Auflage v.J. 1927,
die im gleichen Verlag als Teil 7 von Gercke-Norden, Einleitung
in die Altertumswissenschaft I3 erschien. Als Anhang ist ein
früherer Aufsatz über Leitfehler und stemmatische Typen (Byz.
Zeitschr. 37, 289ff.) beigegeben.

Der Verf. erörtert in knapper Darstellung die Grundbegriffe
Recensio und Examinatio und legt dann die Folgerungen
für die Anlage einer kritischen Ausgabe vor. Die erläuternden
Beispiele (S. 17—25) beschäftigen sich ausschließlich mit dem
Wortlaut griechischer und lateinischer Klassiker, und nur ein
Hinweis auf Skeat's Studie über den Text von Matth. 6,28 in
der Z. nt. Wiss. 37,211 ff. berührt das Interessengebiet des Theologen
. Für die Textkritik der Bibel ist aus diesem Heft kaum
etwas zu lernen, doch wird der Herausgeber eines patristischen
oder scholastischen Textes es mit Nutzen studieren.

Bonn Heinrich Vogels

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Byzantion. Revue Internationale des Etudes Byzantines. Publ. sous
la direction de H. Grigoire. Bruxelles: Fondation Byzantine et
Neo-Grecque gr. 8°.

Tome 21/1951, Fase. 2:

P e t i t, sur la date du „Pro templis" de Libanios. 205. Übersicht über
die Zeit 380—400 und die Politik des Kaisers Theodosios gegen
die Heiden.

P. W i 11 e k , Brief des Kaisers Johannes VIII. an den osmanischen
Vezir Sariga 1432. 23; griechisch geschrieben und eigenhändig
unterzeichnet, für den Sultan ins Türkische übersetzt.

A. B a k a 1 o p o u 1 o s, To xadcavoatdoiov der Hagia Sofia in Thes-
salonike, Glockenturm, Unterbau byzantinisch, Oberbau türkisch
(Minarett).

P. Lemerle, Une province byzantine: le Peloponnese. 341: seit
etwa 600 drangen Slaven ein. Fränkische Herrschaft seit 1204,
Despotat Morea 1342, Mistra Hauptstadt.

M. C a n a r d, Le ceremoniel Fatimide et le ceremoniel byzantin 3 55.

Der fatimidische Kalif wie der Kaiser sind göttliche Personen.

Prozessionen, Empfänge usw.
Mamboury, Les fOttilies Byzantines, Hagia Sofie 425: Bericht über

Literatur, besonders sowjetische Byzantinistik.

Tome 22/1952:

J. Ptawer, Etüde de quelques problemes agraires et sociaux d'une
seigneurie croisee du XIIle siecle 5: Die wirtschaftlichen und sozialen
Verhältnisse von Tyrus.

P. Burguiere et R. Mantran, Quelques vers grecs du XIII0
siecle 63: Griechische Verse ins Arabische transkribiert.

A. Soloviev, Autour des Bogomiles, 81, Hauptsitz Bosnien, kein
Katharer-Papst, aber in B. Sitz des geistl. Führers.

A. Soloviev, Le Dit de la ruine de la terre russe. 105: ein russ.
Heldenepos.

Ostrogorsky, Etienne Dusan et la noblesse Serbe. 151.
P. Lemerle, L'Archcologie paleochretienne en Italic 465. Orient
ou Rome? betrifft besonders Mailand, S. Lorenzo.

G. Bonfante, Tracce linguistiche byzantine in Romagna. 243.

Griech. Sprachreste im Bereich ehemaliger byz. Herrschaft.
Sp. Radojiöic, La date de la conversion des Serbes. 254. Um
867—874.

Mondesert S. J., Sources chretiennes. 313. betr. Übersetzungen

griech. und Iat. Kirchenväter.
F. T h i r i e t, Les Vcniticns ä Thessalonique. 323.

H. Gregoire, Das Wort paganus. 333. vgl. S. 539.

Unter „Notes et Information": ausführlicher Bericht über den
9. Kongreß der Byzantinisten in Thessalonike, 12/25. IV. 1953.

Der größte und bedeutendste Aufsatz ist: Ostrogorsky
Pronoia. 437: Soldaten-Bauern an der Grenze, Geschenk-Güter und
Sdiutz-Güter (Pronoia, Charistikia). Großgrundbesitzer, von den wirtschaftlichen
und militärischen Verhältnissen bestimmt und sie bestimmend
, daher Wechsel; Höhepunkt der Pronoia unter den Komncnen;
vgl. im Abendlande Lehnswesen und Vasallität.

Halle/Saale W. Schubart

[T e r t u 11 i a n u s], Q. Sept. Florcntis Tertulliani libros de patientia,
de baptismo, de paenitentia, ed. J. W. Ph. Borleffs. Den Haag:
Daamen 1948. 115 S. 8° = Scriptores Christiani Primaevi Vol. IV.
Lw. hfl. 6.50.

Die hier zur Besprechung vorliegende Ausgabe dreier Schriften
Tertullians ist schon 1948 erschienen. Die Rezension hat
sich aus Gründen, die nur zum Teil auf den Rezensenten zurückzuführen
sind, bis jetzt verzögert. Diese Verzögerung hat aber
auch einen kleinen Vorteil gebracht: Es kann nun hier mit der
Anzeige dieser Ausgabe zugleich auf einen wichtigen Fund einer
neuen Tertullianhandschrift hingewiesen werden, über den Borleffs
selbst eingehend berichtet hat (Vig. Christ. V, 1951, 65-
79). Allerdings darf vorweggesagt werden, daß durch diesen Fund
die kleine Ausgabe nicht entwertet wird. Vielmehr hat sich das,
was B. in der Vorrede und auch an anderen Stellen zur Wertung
der Überlieferung des Tert. ausgeführt hat, weitgehend als richtig
erwiesen. So haben sich auch manche Konjekturen des Herausgebers
durch die neue Handschrift (cod. Ottob. Iat. 25 = 0) als
echter Tert.-Text erwiesen.

Der Herausgeber, J. W. Ph. Borleffs, gehört zu den holländischen
Tert.-Forschern, denen wir schon so viele vorzügliche Arbeiten
über diesen wichtigen Schriftsteller verdanken. B. selbst
hat — und das muß hier erwähnt werden — unter anderem bereits
1932 eine Ausgabe von De baptismo mit einer vorangestellten
Untersuchung der handschriftlichen Überlieferung vorgelegt
(Mnemosyne II 59, 1932, 1—102), der dann 1933 eine Arbeit
über die Überlieferung von De paenitentia (Obscrvationcs
criticae: Mnemosyne II 60, 1933, 41—106) sowie ein Index1 ver-
borum für diese Schrift, dem eine vorläufige Textausgabe vorangestellt
ist, (ebda 2 54—316) folgten. Weiter muß hier noch auf
den wichtigen Aufsatz des Verf. „La valeur du Codex Trecensis
de Tertullien pour la critique de texte dans la traite De baptismo
" (Vig. Christ. II, 1948, 185—200) hingewiesen werden.

Alle diese Vorarbeiten hat B. nun in dieser schönen kleinen
Ausgabe von drei, für das Verständnis Tertullians doch recht
wichtigen Schriften zusammengefaßt und weitergeführt. Dabei ist
allerdings sehr deutlich zu erkennen, wie intensiv der Herausgeber
sich in der dazwischen liegenden Zeit mit den Problemen