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Ausgabe:

1954

Spalte:

65-74

Autor/Hrsg.:

Engelland, Hans

Titel/Untertitel:

Gewißheit um Jesus von Nazareth 1954

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Clieologtfdje Ittetaturjetttntg

H&onatjsfdjrift für Das gesamte (bebtet Der Cijeolog.e unti Heliötonsfotffenfdfjaft

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor D. Ernst Sommerlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. KURT ALAND, HALLE «BERLIN

NUMMER 2 ?9. JAHRGANG FEBRUAR 1954

Spalte

Gewißheit um Jesus von Nazareth.

Von Hans Engelland........ 65

Möglichkeiten u. Grenzen jüdisch-christlicher
Verständigung.

Von Hans Joachim Schoeps...... 73

Der gegenwärtige Stand der Erforschung
der In Palästina neu gefundenen hebräischen
Handschriften.

27. Die Im August 1952 entdeckte Lederrolle
mit dem griechischen Text der
kleinen Propheten und das Problem der
Septuaginta. Von Paul Kahle . . . . 81
Ambrosius: De spiritu s ancto(Schneemelcher) 109
Bllnzler: Das Turiner Grablinnen und die

Wissenschaft (Schneemelcher)......105

Borleffs s. Tertullianus........108

Buisman: Du und die Religion (Mensching) 98
Byzantion 21 und 22 (Schubart).....107

Dibelius.O.: Die werdende Kirche. 5. Aufl.
(Seesemann)............104

Dupont: ZYN XPIZTQI - L'Union avec
le Christ suivant St. Paul (Joh. Schneider) . 99

Harva: Die religiösen Vorstellungen d. Mordwinen
(Pfister)........... 98

H e r m e 1 i n k: Die katholische Kirche unter den
Pius-Päpsten des 20. Jahrh. (E. Schott) . . 114

Spalte

Isherwood: Vedanta und wir (Rosenkranz) 96
Jahresberichte f. deutsche Geschichte
N. F. 1/1949 (Steinborn)........105

Jochems: De Missie in de Litteratuur. I

(Rosenkranz)............118

Maas : Textkritik. 2. Aufl. (Vogels) .... 107
Mastrelli: L'Edda (H. Schneider) .... 111
Nepper-Christensen s. Symbolae Biblicae

Upsalienses............104

Nylander: Das kirchliche Benefizialwesen
Schwedens während des Mittelalters (Fendt) 110

Rusam: Österreichische Exulanten in Franken

und Schwaben (Simon)........113

Sah Ii n s. Symbolae Biblicae Upsalienses . . 104

Schneider: Joh.: Die Taufe im Neuen Testament
(Oepke)...........101

Seumois: Introduction ä la Missiologie
(Rosenkranz)............U6

Symbolae BiblicaeUpsalienses (Sahlin:
Die Beschneidung Christi; Nepper-Christensen
: Wer hat die Kirche gestiftet?) (Jeremias) 104

[Tertullianus]:Q. Sept. Florentis Tertulliani
libros de patientia, de baptismo, de paeniten-
tia. ed. Borleffs (Schneemelcher) .... 108
Thiel: Im Spiegel der Kirchen (Klaus) ... 114
V a u 1 x, de: Histoire des missions catholiques
francaises (Rosenkranz)........119

Spalte

Wach: Religionssoziologie (Trillhaas) ... 93

Referate über theologische Dissertationen
in Maschinenschrift:

Möckel: Die Eigenart des Straßburger orthodoxen
Luthertums in seiner Ethik, dargestellt

an Johann Conrad Dannhauer......119

Moltmann: Gnadenbund und Gnadenwahl . 121
Müller: Die alte koptische Predigt .... 122
Mumm: Theologische und christologische Begründung
des Rechts in der evang. Theologie
3er Gegenwart...........123

Nauck: Die Theologie der Pastoralbriefe. I. 124

Otto: Die mit syn verbundenen Formulierungen
im paulinischen Schrifttum.......125

Pannenberg: Die Prädestinationslehre des
Duns Skotus im Zusammenhang der scholastischen
Lehrentwicklung ........ 125

Pirson: Der Glaubensbegriff bei Augustin . 126

Berichte und Mitteilungen:

EniOYSIOS (Jeremias)...... . 127

Berichtigung:

Zu Friedrich Heiler, Religionsgeschichte als
Wegbereiterin...........128

Zum vorliegenden Heft.......127

Gewißheit um Jesus von Nazareth

Von Hans Enge

Das Problem der Gewißheit, in das Karl Heim einst als
junger Student durch die wissenschaftliche Preisaufgabe der Ev.-
Theologischen Fakultät in Tübingen: „Heilsgeschichte und geschichtliche
Tatsache" (1897) hineingeführt wurde, ist ihm zum
Hauptthema seines theologischen und philosophischen Denkens
geworden, das er von immer neuen Ansätzen her durchdacht
und unter das er uns im Hörsaal mit einer letzten kritischen
Wahrhaftigkeit gestellt hat. Aus diesem Problemkreis soll uns
hier die Frage bewegen, auf die alle Besinnung über die Gewißheit
des Glaubens für ihn, vor allem in der dogmatischen Vorlesung
, hindrängte: die Gewißheit um Jesus von Nazareth.

I

Diese Frage wird erst dann bedrängend, wenn Jesus von
Nazareth das Fundament ist, auf dem der Glaube ruht und ohne
das er ins Bodenlose hinabstürzen würde. Die Aussagen des
Neuen Testaments treten unter ein völlig anderes Licht, wenn
sie nicht auf diesem Hintergrund gesehen werden, und sie sind
nicht mehr, was sie sind, wenn der Hintergrund ein anderer
wird, z.B. Rom. 6,23: „Die Gabe Gottes ist das ewige Leben
in Christo Jesu, unserem Herrn", oder Joh. 1, 16: „Von seiner
Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade", oder Apg.
2, 38: „Tut Buße und lasse sich ein jeglicher taufen auf den
Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, so werdet ihr
empfangen die Gabe des heiligen Geistes". Diese Aussagen
stehen auf dem Hintergrund einer Negation, die den Zugang
zu Gott auf anderen Wegen leugnet, etwa Joh. 14, 6: „Niemand
kommt zum Vater denn durch mich", oder Apg. 4, 12: „Und ist
in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name unter dem
Himmel den Menschen gegeben, darin wir sollen selig werden".

65

Kail Heim zum 80. Geburtstag
Von diesen Negationen aus werden auch jene Aussagen ausschließlich
an die Person Jesu von Nazareth gebunden.

Darum scheiden sich an diesen Negationen die Theologien
wie ein Strom an einem Felsen. Auch seit der Aufklärung hat
unsere Theologie positive Aussagen über Jesus gemacht und die
Besonderheit seiner Gaben gegenüber der religiös-sittlichen Anlage
des Menschen aufzuzeigen versucht, aber um jene Negationen
ist es seit ihr — von Nebenströmungen abgesehen — still
geworden. Man konnte von den neuen Voraussetzungen aus, die
man in der Gotteslehre und Anthropologie machte, die Negationen
nicht mehr nachsprechen. Daraus folgte notwendig ein
grundsätzlich neues Verhältnis zur Historie Jesu von Nazareth,
vor allem zu den Daten, die der Urgemeinde entscheidend waren
und die Paulus 1. Kor. 15, 3 ff. als urchristliches Bekenntnis zusammenfaßt
. Der Glaube wird von ihnen letztlich unabhängig
und kann sich, falls sie sich nicht ereignet haben sollten, aus
anderen religiösen Quellen weiternähren, die auf unmittelbare
Weise zugänglich sind, etwa aus einer Idee der Religion oder aus
einem religiösen Apriori. Damit hat die historische Frage nach
jenen Daten ihre bedrohende Nähe und Wucht verloren.

Das bedeutet nicht, daß ein Mißtrauensverhältnis zu der
neutestamentlichen Überlieferung eintreten müßte. Im Gegenteil
, man kann wie etwa Albert Schweitzer überzeugt sein, „daß
wir von wenigen Persönlichkeiten des Altertums so viele unzweifelhaft
historische Nachrichten und Reden besitzen wie von
Jesus. Für Sokrates liegt die Sache viel ungünstiger: er ist von
Schriftstellern geschildert, wobei der Schriftsteller selbst schöpferisch
war. Jesus steht viel unmittelbarer da, weil er von literarisch
unbegabten Christen dargestellt wird"1. Und doch kann

*) A.Schweitzer, Geschichte der Leben-Jesu-Forschung. 19516. S. 6.

GG

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