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Ausgabe:

1954 Nr. 12

Spalte:

758

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Rétif, André

Titel/Untertitel:

Introduction à la doctrine pontificale des missions 1954

Rezensent:

Rosenkranz, Gerhard

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Theologische Literaturzeitung 1954 Nr. 12

758

MISSIONSWISSENSCHAFT

Deutsche Evangelische Weltmission. Jahrbuch 1954. Hrsg. von Walter
Freytag. Hamburg: Verlag der Deutschen Evang. Missions-Hilfe 1954.
96 S. 8°. Kart. DM 2.-.

Eine ernste kritische Besinnung über die Nachkriegsentwicklung
der deutschen evangelischen Mission in zwei Referaten von
Gerhard Brenneckc und Heinrich Meyer stellt die deutsche Arbeit
in den Rahmen der Weltmission heute. Dann folgen Einzelbilder,
von Hans Karl Diehl über die Gemeinde in Anfechtung in Südwest
-Afrika, von Wilhelm Niesei über einen Besuch der Goß-
nerschen Missionskirche in Indien, von Johann Friedrich Streicher
über die melanesischen Gemeinden in Neuguinea, von Paul Gerhard
Möller über Not und Verheißung in Japan und von Gerhard
Jasper über den gegenwärtigen Stand der Judenmission, alle
in unbedingter Nüchternheit eine ergreifende Wirklichkeit zeichnend
. Den Abschluß bildet eine Rundschau über die gesamte
deutsche Arbeit aus der Feder von Jan Hermelink mit den zum
Nachschlagen nötigen Anschriften und Statistiken. So rechtfertigt
das Jahrbuch seinen seit 1923 bestehenden Titel, der neuerdings
überraschender Weise schärfster Ablehnung begegnet. Dem Verdacht
nationalistischer Überhebung sollte die deutsche Mission
nach den bitteren Erfahrungen der letzten Jahrzehnte nicht ausgesetzt
sein. Wünschenswert wären die Anschriften der Missionskonferenzen
und die Wiederaufnahme der je im Jahre erschienenen
Missionsliteratur.

Tübingen Martin Schlunk

R e t i f, Andre: Introduction ä la doctrinc pontificale des missions.

Paris: Edition du Scuil [19531. '73 S. kl. 8°.

R. hat sich die Aufgabe gestellt, aufgrund der päpstlichen
Schreiben und Ansprachen sowie der Erlasse der Propaganda fidc
zu zeigen, daß es eine ,,päpstliche Missionslehre" gibt, d.h. eine
Missionslehre, die ,,von den Päpsten ausgeht" und durch ,,Gleichartigkeit
, Vollständigkeit in den großen Linien und Detailliertheit
" gekennzeichnet ist. Als ihre besonderen Merkmale betont
er schon in seiner „Einführung" ihre Sicherheit, Ausgeglichenheit
und Umsicht. Von den fünf Kapiteln der Schrift, denen nicht
nur, aber vor allem die Missionsenzykliken Pius' XI. und Pius' XII.
zugrunde liegen, behandelt das erste die allgemeinen Grundfragen
der Mission, das zweite die missionarische Tätigkeit, das
dritte die evangelische Predigt, das vierte die Errichtung der
Kirche und das letzte die Person des Missionars und seine Gehilfen
. R. kommt zu dem Ergebnis, daß Mission nach der Anschauung
der Päpste nicht Aufgabe Einzelner an Einzelnen, sondern
Aufgabe der Kirche im Dienst des universalen Heils ist.
Der Schrift, die ihr Verfasser selber als einen ersten Versuch betrachtet
und für Seminare und Missionsinstitute bestimmt sehen
möchte, sind ausführliche Anmerkungen und bibliographische
Angaben beigegeben. Es bleibt der Wunsch nach einer erschöpfenden
Zusammenfassung aller päpstlichen Äußerungen zur
Mission, etwa seit Pius X., in deutscher Übersetzung.

Tübingen Qerhard Rosen kränz

BERICHTE UND MITTEILUNGEN

Die Tagung der Studiorum Novi Testament! Societas
in Marburg

Vom 7.—10. September 1954 fand in Marburg/Lahn das 9. General
Meeting der Studiorum Novi Testamenti Societas statt. Diese erste
Tagung der Gesellschaft auf deutschem Boden gibt Anlaß zu einem
etwas ausführlicheren Bericht über ihre Arbeit, der für die neutesta-
mentlichc Wissenschaft besondere Bedeutung zukommt. Denn in der
SNTS haben wir — da das von Friedrichsen gegründete Sodalicium Neo-
testamenticum LIpsaliensc bisher eine im wesentlichen ideelle Bedeutung
besitzt — endlich eine internationale Arbeitsgemeinschaft für die Disziplin
des Neuen Testaments, wie sie für das Alte Testament in der
Society of Old Testament Study bereits seit langem besteht. Zwar
gehen die Anfänge der SNTS schon auf das Jahr 1938 zurück, wo in
Edinburgh im Anschluß an die Faith and Order-Konferenz die ersten
Pläne zu ihrer Gründung gemacht wurden. Ehe aber — nach einer
ersten Sitzung in Birmingham im September 1938 — noch das erste
General Meeting gehalten werden konnte, brach der Krieg aus. Im
März 1947 fand es schließlich in Oxford statt. Hier wurden dann auch
die weiteren Tagungen der Gesellschaft abgehalten, bis im April 1952
das erste Treffen auf dem Kontinent (in Bern) veranstaltet werden
konnte. Das 7. General Meeting tagte in Durham, das 8. in Cambridge,
das 9. jetzt in Marburg. Künftig sollen die Tagungen alljährlich, und
zwar abwechselnd in England und auf dem Kontinent abgehalten werden
. So wird die SNTS 1955 in Bangor/North Wales und 1956 in Utrecht
zusammenkommen. Sie zählt gegenwärtig rund 190 Mitglieder
(Zuwahlcn erfolgen jeweils bei den General Meetings), im allgemeinen
repräsentieren diese die europäisohe neutestamentliche Wissenschaft
(wobei, der Entstehungsgeschichte der SNTS entsprechend, der Anteil
Englands verhältnismäßig stark ist — etwa die Hälfte der Mitglieder
sind Engländer —, 25 Mitglieder kommen aus Deutschland), aber auch
Amerika ist mit 6 Mitgliedern vertreten, 2 kommen aus Australien,
und je eines aus Südafrika, Neuseeland, Japan und Jerusalem. Auf
R- Bultmann/Marburg, welcher 1953/54 die Präsidentschaft der SNTS
innehatte, ist für 1954/55 V. Taylor/Leeds als Präsident gefolgt, für
1955/56 ist nach den Statuten bereits jetzt J.Jeremias/Göttingen gewählt
, seine Nadifolge in der Präsidentschaft wieder wird für 1956/57
E. G. Selwyn/Winchestcr antreten.

Über den äußeren Ablauf der Tagung braucht hier nichts gesagt
zu werden; neben den Referaten, von denen gleich zu berichten sein
wird, war ihr wichtigstes Ereignis die Vorlage des ersten Heftes der
neuen Zeitschrift der SNTS: New Testament Studies. An international
Journal published quarterly under the auspices of SNTS. Dieses erste
Heft (September 1954) enthält nach einem Vorwort des Herausgebers
M. Black/St. Andrews Aufsätze von R. Bultmann/Marburg (History and
Eschatology in the New Testament), G. H. C. Macgregor/Glasgow (Prin-
cipalitics and powers: The Cosmic Background of St. Paul's Thought)

und J.N.Sanders/Cambridge (.Those whom Jesus loved": St. John
IX, 5), kürzere Mitteilungen von R. R. Williams/Leicester (Logic versus
Experience in the Order of Credal Formulae), P. H. Mcnoud/Neu-
chatel (Le plan des Actes des Apötres), A. F. J. Klijn/Heinkcnszand
(A Medieval Dutch Text of Acts), Buchbesprechungen sowie Statuten,
Mitgliederliste, Berichte usw. der SNTS selbst. Es ist vorgesehen, daß
alle Referenten auf den Tagungen der SNTS ihre Manuskripte zunächst
den New Testament Studies anbieten, jedoch will die Zeitschrift sich
nicht auf die bloße Wiedergabe der Referate der General Meetings beschränken
, andererseits ist eine Zusammenarbeit mit den schon bestehenden
Organen beabsichtigt und vorbereitet. Der Preis für die vier
Hefte eines Jahrgangs beträgt 40 Sh. (Heft 1 hat 76 Seiten). Zum
Vorsitzenden des Editorial Board, das aus Vertretern von 6 Ländern
besteht, wurde T. W. Manson/Manchester gewählt. Aus dem ausführlichen
Vorwort des Herausgebers M. Black sei, um seiner grundsätzlichen
Bedeutung willen, ein Absatz zitiert:

„There is a cloud, perhaps no bigger than a man's hand, on the
modern theological horizon. It is a tendency to despise or neglect the
ideals which inspired the Biblical scholarship of the great liberals of
the nineteenth Century. It is not difficult to misrepresent this period
as an agc when theology was wandering in the wilderness of Biblical
antiquities, of textual criticism and drab philology. But thesc years
were not all years of idolatry and apostasy; and they were ccrtainly
years of probation and diseipline. The danger in the present is that
theology, with its head too high in the clouds, may end by falling into
the pit of an unhistorical and uncritical dogmatism. Into any new
theological undertaking must be brought all that was best in the old
ideal of sound learning, a scrupulous attention to philology, text and
history.

A liaison between specialized studies and Biblical exegesis is not
always possible, since New Testament science has, as its field, not
only the interpretation of the primary documents, but all that has a
bcaring, direct or indirect, on language, text, history, transmission and
translation of these writings. In these peripheral areas the scholar is,
for the most part, the scientist, not the exegete or theologian. But as
his interests move nearer to the centre, the interpretation of Holy
Scripture, sound learning takes precedence of all other considerations,
and no interpretation or Biblical theology which does not stand squa-
rely to history, language and text can command the respect of the
modern Student.

Such a point of view, however, does not preclude other and dec-
per sources of motivation in the Biblical scholar's work."

Die Reihe der Referate auf der Marburger Tagung wurde eröffnet
durch einen Forschungsbericht von W. G. /(«/fl/flrf/Marburg: „Nru-
testamentliche Forschung und Lehre im heutigen Deutschland".
Ausgehend von einer Übersicht über die äußere Situation der neutesta-
mentlichcn Arbeit wurde die gegenwärtige wissenschaftliche Situation