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Ausgabe:

1954

Spalte:

577-592

Autor/Hrsg.:

Schweizer, Eduard

Titel/Untertitel:

Das Herrenmahl im Neuen Testament 1954

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Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor D. Ernst Sommerlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. KURT ALAND, HALLE »BERLIN

NUMMER 10 79. JAHRGANG OKTOBER 1954

Spalte

Das Herrenmahl im Neuen Testament.

Von Ed. Schweizer........577

Die Theologie des jungen Zinzendorf.

Von L. Fendt........... 593

Zur Reformationsgeschichte Polens.

Von A. Starke ..........595

Aalen: Den unge Zinzendorfs teologi (Fendt) 593

Aiischütz: Psychologie (Holtz).....634

Augustinus: Die Lüge und Gegen die Lüge,

übertr. u. erläut. von P. Keselmg

(Schneemelcher)...........616

Cantera y Burgos u. Perez Castro:

Antologia Hebraica Postbiblica (Rengstorf) 610

Fendt: Homiletik (Urner).......636

[Franz von Assisi:] Der Spiegel der Vollkommenheit
, übers, v. W. Rüttenauer. 2. Aufl.

(Andresen).............617

Qoode: Religion among the Primitives (Beth) 601
Hessen: Lehrbuch der Philosophie I-III

(Schuster).............627

Spalte

Jentsc Ii: Urchristliches Erziehungsdenken
(Foerster).............611

Keseling s. Augustinus........616

Klamroth: Lutherischer Olaube im Denken
der Oegenwart (Fendt)........632

Kraus: Die Kölligsherrschaft Gottes im Alten
Testament (Maaß)..........608

Lundström: Zur Historia Tripartita des
Cassiodor (Hanslik).........615

Molin: Die Söhne des Lichtes (Eißfeldt) . . 605

Newald: Die deutsche Literatur vom Späthumanismus
zur Empfindsamkeit

(F.J.Schneider)...........622

Perez Castro s. Cantera y Burgos ... 610
Reinhard: Die Münsterische „Familia Sacra"
(Stupperich)............622

Roth: Geschichte des Gottesdienstes d. Siebenbürger
Sachsen (Oraff)........624

Rüttenauer s. Franz v. Assisi.....617

Spalte

Sehr ade: Götter und Menschen Homers
(Irmscher).............603

Stephan: Luther in den Wandlungen seiner
Kirche. 2. Aufl. (E. Wolf).......619

Stommel: Studien zur Epiklese der römischen
Taufwasserweihe (Benz)........625

Thomsen: Die Palästina-Literatur VI, 1
(Elliger) .............611

Vajta: Die Theologie des Oottesdienstes bei
Luther (Stupperich).........621

Werh ahn: Gregorii Nazianzeni 2YFKPI-

212 BIÜN (Völker)........614

Wright: God who acts (Westermann) . . . 606

Zeeden: Martin Luther und die Reformation
im Urteil des deutschen Luthertums. II.
(E. Wolf).............620

Von Personen:

Alfred Uckeley zum 80. Geburtstage (Horst) 637

I. Die zwei Herrenmahltypen1

Vor einem Vierteljahrhundert ist die Herrenmahlfrage neu
in Bewegung gekommen durch H. L i e t z m a n n2, der zwei streng
zu scheidende Typen unterschied: a) den jerusalemitischen, der
in der Apg. bezeugt ist und charakterisiert wird durch die Betonung
der Tischgemeinschaft und die jubelnde Freude über die
Gegenwart des Auferstandenen; b) den paulinischen, der durch
hellenistische Opfervorstellungen geprägt ist. Variiert wurde
diese Unterscheidung durch E. Lohmeyer1, der aber den Typus
a) in Galiläa beheimatet fand, wo er aus den reichlich bezeugten
Mahlgemeinschaften Jesu4 herauswuchs, und den Typus
b) schon in Jerusalem wurzeln und sich zur paulinischen Form
Weiterentwickeln sah. Weithin nahm man an, daß der erste Typ
ohne Wein gefeiert wurde, worauf der Ausdruck „Brotbrechen ,
die Speisungsgeschichten, die johanneische Lebensbrotrede, apokryphe
Berichter', Nachrichten von frühkirchlichen Eucharistien
ohne Wein", die Wahl des Wortes o>r>t«i neben afpa 7 und die be-

Das Herrenmahl im Neuen Testament

Ein Forschungsbericht

Von Eduard Schweizer, Zürich

Rudolf Biilimann zum siebzigsten Geburtstag

tonte Mitteilung des Mk.H, es hätten alle aus dem Kelch getrunken
, hinzuweisen schienen. Der Text des Kodex D bei Lk.,
der nur ein kurzes Deutewort zum Brot kennt: „Dies ist mein
Leib", schien dies vollends zu bestätigen. Freilich mußte man
gleich schon feststellen, daß in dem stark eschatologisch betonten
Ausblick auf das Essen und Trinken im Gottesreiche, der hier vor
diesem Deutewort steht und theologisch den Berichten der Apg.
entspricht, gerade der Wein genannt ist, aber nicht das Brot, an
dessen Stelle hier vom Passa die Rede ist. Bei Mk. ist überhaupt
nur ein eschatologisches Wort zum Kelch überliefert. Trotz dieser
Schwierigkeit hielt man aber zunächst völlig an der Unterscheidung
einer in eschatologischer Hochstimmung jubelnd gefeierten
Tischgemeinschaft und einer den Opfertod des Herrn vergegenwärtigenden
und seine Heilsfrucht den Teilnehmern spendenden
Dramas fest, wobei man höchstens erklärte, das erste habe gar
nichts mit dem Herrenmahl zu tun9.

') Zu Abschnitt I vgl. sdion meinen Sammclbericht „Das Abendmahl
eine Vergegenwärtigung des Todes Jesu oder ein eschatologisches
Freudenmahl?" Theol. Zeitschrift Basel (Th.Z.) 1946, 81 ff., den ich hier
sehr verkürzt und durch Neueres ergänzt, aufnehme.

-) H. Lietzmann, Messe und Herrenmahl (Arbeiten zur Kirchenge-
schichtc, Bd. 8) 1926, 252.

3) E. Lohmeycr, Theol. Rundschau (Th. Rd.) Bd. 9 (1937), 281.
Anm. 1.

') Ebenda 202 f., 279 ff., 310 und Bd. 10 (1938), 91 ff.:
Mk.2,18f.; 6, 35 ff.; 7, 27; 8, 1 ff.; Mt. 11,19; 22, 1 ff.

6) J. Behm, Theol. Wörterbuch zum NT (Th. Wb.) III 728,
Anm. 13.

") Ebenda 737, Anm. 69; auch Lietzmann a.a.O. 239 ft. H. J.
Schoeps, Theologie und Geschichte des Judenchristentums 1949, 195.
Anm. 1, erblickt in der Feier mit Wasser die älteste Form des Abendmahls
— eine völlig ungesicherte Vermutung.

7) Wäre die Doppelheit ursprünglich, müßte man owi und al/ta
erwarten (Hans v. Soden, Vorlesung im Wintersemester 1932/33).

577

kfrB.TÜB.

Entscheidend erschüttert wurde diese These durch die Einsicht
, daß der D-Text des Lk.-berichtes sehr wahrscheinlich eine
nachträgliche Verkürzung darstellt, wie vor allem J. Jeremias
gezeigt hat10. Das dürfte feststehen, obwohl das Motiv dieser
Verkürzung nicht ganz deutlich ist. Ist es die Scheu vor dem
Ausplaudern nur esoterisch zu lehrender Geheimnisse und vor

8) Mk. 14, 23.

*) So etwa Th. Zahn, Das Evangelium des Lk., 1920, 677; J. Behm,
Th. Wb. III, 737, 741, Anm. 82.

10) Die Abendmahlsworte Jesu 1949, 67 ff. (anders in der 1. Auflage
). Die textkritischen Fragen sind hier wohl endgültig dargelegt. Der
Kurztext erscheint vermutlich nur in einer einzigen Handschriftenlinie
(D—b e[ sy- / sy.s ]); Markion (der kaum aus Paulus schöpft, da
xair/j ihm ja anstößig sein muß) und wahrscheinlich auch Tatian bezeugen
Kenntnis des Langtextes. D kürzt auch sonst. Ebenso H. Schürmann
, Biblica 1951, 364 ff.; C. S. C Williams, Alterations to the Text
of the Synoptic Gospels and Acts 1951, 47 ff.; anders F. C. Grant,
An Introduction to NT Thought, 1950, 285.

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