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Ausgabe:

1954 Nr. 9

Spalte:

560-561

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Luther, Martin

Titel/Untertitel:

Werke; Kritische Gesamtausgabe; 11. Bd 1954

Rezensent:

Wolf, Ernst

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Theologische Literaturzeitung 1954 Nr. 9

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keit drynnen ist.") R. kommt zu dem Schluß, das Sakrament
(im engeren Sinne) habe die Aufgabe, die Heils erkenntnis
zu steigern, und registriert hier Übereinstimmung mit Calvin.
Das Fazit liest man bei Karl Barth: Sakrament als „Annex der
Predigt". Man kann aber auch von dem (Barth wie Roth vertrauten
) Luther aus sagen, daß das Wort beim Sakrament eine erklärende
Begleitfunktion habe.

Man wird also ernstlich fragen müssen: Genügt bei solch
einem Thema die gebotene Auswahl? Fallen die Akzente vielleicht
nicht doch stärker als nötig auf die früheren Schriften
Luthers (in denen er hier doch wohl von Augustin mehr
belastet als angeregt war)? Hat die erwähnte Augustin-Paraphrase
, die R. formuliert, trotz allem etwa ihr — eben nicht
intensiv lutherisches, sondern — augustinisches Kolorit behalten
, indem sie das accedit behielt? Wird man nicht eben doch
noch viel energischer in die kontorte Polemik der Spätschriften
hineinsteigen müssen? Wird man dann eben nicht doch Luthers
Unausgeglichenheiten konstatieren und zugeben und sich — mag
es für manchen wohl auch eine Art resignatio in infernum bedeuten
— vom alten Luther sagen lasseh müssen, was der junge
so nun einmal (noch) nicht sah? Und vielleicht sollte man am
Ende denn doch besser den umgekehrten Weg gehen: bei den
concreta Taufe und Abendmahl einsetzen, um sich von hier aus
an das lutherische Sakramentsverständnis heranzutasten (welchen
Weg die CA beispielsweise wohlerwogen geht — um dann im
13. Artikel freilich spüren zu lassen, wie leicht die Handhabe von
termini das Profil gefährdet).

Aber selbst, wer zu R.s Arbeit so kritisch stehen möchte,
muß ihm dankbar sein. Und wenn es gar nur für diesen ungemein
nützlichen Dienst wäre: von neuem Öl ins Feuer gegossen
zu haben.

Sietzsch bei Malle H. Nitschke

Engel, Wilhelm: Die Würzburger Bischofschronik des Grafen Wilhelm
Werner von Zimmern und die Würzburger Geschichtsschreibung
des 16. Jahrhunderts. Eingel. u. hrsg. Würzburg: Schöningh in Komm.
1952. VI, 148 S., 7 Abb. auf Taf. 4° = Veröffentl. d. Gesellsch. f.
frank. Gesch. I. Reihe: Fränkische Chroniken, 2. Bd. Brosch. DM 5.80;
geb. DM 7.30.

Wenn die Gesellschaft für fränkische Geschichte in der
1. Reihe ihrer Veröffentlichungen (Fränkische Chroniken) jetzt
nach vollen 40 Jahren erst den 2. Band folgen läßt, so ist das —
abgesehen natürlich von der durch Kriegs- und Nachkriegserscheinungen
bedingten Pause — nur ein Zeichen für ihre überaus
weitgespannten Pläne und ihre großzügige Arbeit. Sind ja doch
in der Zwischenzeit in den anderen Reihen (Fränkische Lebensläufe
, Archivinventare, Urbare, Bischöfliche Regesten) schwierigste
und wertvollste Veröffentlichungen erschienen. Umsomehr er-
freut^es, daß die Gesellschaft auch diese Reihe wieder weiterführen
kann. Es ist eine bedeutsame Veröffentlichung, die in gewohnter
Zuverlässigkeit durch den wissenschaftlichen Leiter der
Gesellschaft erfolgt. Er hat mit Recht darauf verzichtet, die Textausgabe
zu kommentieren, und sich auf ganz wenige Erläuterungen
(Erklärung sonst schwer verständlicher Personen- und
Ortsnamen) beschränkt. Hier hätte man allerdings den Wunsch,
daß bei den einzelnen Bischöfen, die der Verfasser der Chronik
in großer Überschrift nach ihrer laufenden Numerierung und am
Anfang des Textes dann mit ihrem Vornamen bringt, jeweils in
Klammern der volle Name des betr. Fürstbischofs und seine
Amtszeit gebracht worden wäre. Das würde die Benützung wesentlich
erleichtern und damit fördern. Statt einer Kommentierung
wird eine dem heutigen Forschungsstand entsprechende
Darstellung von Leben und Leistungen der mittelalterlichen Bischöfe
Würzburgs in Aussicht gestellt — ein Versprechen, das
mit frohen Hoffnungen und großen Erwartungen erfüllt. Neben
diesem Versprechen wird uns zunächst eine sehr interessante und
wertvolle Einleitung geboten. Es ist selbstverständlich, daß die
Textüberlieferung genau behandelt wird. Daraus erhellt, daß neben
der endgültigen Reinschrift auch der erste Entwurf dieser
Chronik, die nur ein Ausschnitt aus einer ganzen Reihe von
Bischofschroniken des Grafen von Zimmern ist, vorliegt. Dieser
Umstand bietet die Möglichkeit, auch die Arbeitsweise des Chronisten
zu verfolgen. Von größerem, allgemeinen Interesse ist, daß

der Herausgeber den Grafen Zimmern und sein Werk als den
Mittelpunkt eines Würzburger Historikerkreises in der Mitte
des 16. Jahrhunderts feststellt. Ihre Glieder — ,,den gelehrten
Grafen Wilhelm Werner von Zimmern, den Vaganten Kaspar
Brusch, den Historiker Johann Herold, den Schulmeister Johann
Bischof, den Wirrkopf Lorenz Albrecht" — schildert er nun sowohl
als Persönlichkeiten wie als Glieder dieses Kreises. Er tut
das in der packenden, anschaulichen Sprache, vor allen Dingen
aber in der soliden, alle Quellen erfassenden und erschöpfenden
Arbeitsweise, die wir an ihm kennen. Sorgfältige Register erschließen
die Ausgabe, die unsere Quellen zur fränkischen Geschichte
in dankenswerter Weise bereichert. Nur nebenbei sei
erwähnt, daß die für nicht ausgeschlossen gehaltene Identität des
Johann Bischof mit einem evangelischen Pfarrer in Custenlohr
wirklich nur als „nicht ausgeschlossen" gelten kann. Im übrigen
gibt es gleichzeitig noch andere Männer gleichen Namens, für die
das gleiche Urteil gelten kann. Sonst wird über dieser schönen
Ausgabe insonderheit wieder der Wunsch lebendig, es möchte
doch Kaspar Brusch nach den vielen Neufeststellungen, die bekannt
geworden sind, seit Horawitz vor 80 Jahren erstmals seine
Biographie schrieb, eine zusammenfassende Behandlung finden.

Nürnberg Matthias S i mon

t h e r, Martin, D. — Werke. Kritische Gesamtausgabe. Briefwechsel.

11. Bd. 1. Jan. 1545—3. März 1546. Weimar: Bühlau 1948. XII, 337 S.
4". DM 29.70.

Seit dem letzten zusammenfassenden Bericht über die WA
- ThLZ 65, 1940 (339—349, E.Wolf, Fortgang, Fortschritt und
neue Wege bei der Herausgabe der Werke Luthers) — sind mehr
als zehn Jahre verstrichen. Der Bericht reichte in der Abteilung
„Schriften" bis Bd. 56 und 57 einschließlich (Bd. 55 steht noch
aus), in der Abteilung „Deutsche Bibel" bis Bd. 9, 1 (Bd. 8 fehlte
noch) und in der Abteilung „Briefwechsel" bis Bd. 8. In der
Zwischenzeit hat O. Clemen seine mustergültige Edition des
Briefwechsels fortgeführt und abgeschlossen (Bd. 9, 1941, XV u.
640 S., Nr. 3427—3718, 2. Jan. 1540—15. Febr. 1542; Bd. 10,
1947, XVI u. 732 S. Nr. 3719-4060, 5. März 1542 bis Ende 1544,
ohne synoptische Tabelle, und Bd. 11, s. u.). Von dem angekündigten
Gesamtregister legte der Verlag die erste Lfg. des 59. Bandes
1948 vor. Den Gesamtumfang der Register veranschlagte man
zunächst auf drei Bände; sie sollen sich auf die Abteilungen:
Schriften, Deutsche Bibel und Tischreden erstrecken, während für
den Briefwechsel, in Bd. 12 dieser Abteilung, ein eigenes Register
vorgesehen ist. Der erste Teil des Gesamtregisters (322 S.)
bezieht sich auf die Angaben Luthers auf sich selbst, auf Personen
und Orte. Es kann hier freilich auf die sehr schwierigen
Fragen der Register der WA nicht im einzelnen eingegangen werden
; jedoch soll bei dieser Gelegenheit notiert werden, daß Len-
nart Pinomaa in Helsinki ein sehr nützliches „Register der Bibelzitate
in Luthers Schriften in den Jahren 1509—1519" zusammengestellt
und in Form einer Vervielfältigung der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht hat. Mit der Drucklegung von Bd. 58 1
wollte der Verlag nicht zuletzt „auch nach außen hin dartun, daß
die Arbeit an dem großen Werke tatkräftig weitergeführt wird.
Trotz aller Hemmnisse sachlicher und persönlicher Art hoffen
wir es in Bälde zu einem guten Ende zu führen".

Dieser anerkennenswerten Entschlossenheit des Verlags entsprach
freilich die Gesamtsituation des Unternehmens kaum. Die
Kommission zur Herausgabe der Werke Martin Luthers war teils
durch den Tod von Mitgliedern, teils aus anderen Gründen praktisch
verschwunden. Sie wurde dann erst 1950 neu gebildet (vgl-
den Bericht ThLZ 75, 1950, 640), wobei der Präsident der Historischen
Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
, Geheimrat Walter Goetz, bereits im Herbst 1949 eine
bisher in der Öffentlichkeit m. W. nicht erwähnte, höchst wirksame
Initiative entfaltet und die Konstituierung der neuen Koni'
mission faktisch dadurch herbeigeführt hat. Auf ihre Pläne kann
hier im einzelnen nicht eingegangen werden. Sie arbeitet jedenfalls
und hat in der Abteilung Deutsche Bibel bis jetzt einen
Band im Druck bereits fertiggestellt. Man wird ihr auch zu danken
haben, daß sie die Aufgaben der Neubearbeitung, vor allem
der exegetischen Initia Luthers, für die die Bände 56 und 57 der
WA das kaum überbietbare Muster darstellen, energisch in An'