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Ausgabe:

1954

Spalte:

513-520

Autor/Hrsg.:

Müller, Alfred Dedo

Titel/Untertitel:

Das System der Praktischen Theologie und die Bedürfnisse der kirchlichen Praxis 1954

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Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor D. Ernst Sommerlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. KURT ALAND, HALLE*BERLIN

NUIIJ1 E R 9 79. JAHRGANG SE PTE M BE R 1954

Spalte

Das System der praktischen Theologie
und die Bedürfnisse der kirchlichen

Praxis. Von Dedo Müller......513

Die Aufgabe einer Theologie des Gottesdienstes
. Von J. Beckmann.....519

Der Artikel von der Rechtfertigung in
seiner Bedeutung für die Entfaltung der

Liturgik. Von W. Nagel ...... 525

Das Problem der Entlassung im evangelischen
Gottesdienst. Von E. H e r t z s c h 531

Zur gegenwärtigen Situation der Seelsorge
. Von K. Janssen.......533

Die Krisis in der modernen Religionspädagogik
. Von E.Jahn......541

Bemerkungen zu dem theologischen Problem
der kirchlichen Trauung.

Von A. Niebergall.........545

Adam s. Dobschütz..........549

Spalte

Benz: Russische Heiligenlegenden (Oiiasch) 565

Böhl ig: Ägypten und Byzanz bis zur arabischen
Zeit (Morenz)........ 555

Bruno: Die Bücher Oenesis—Exodus (Eißfeldt) 551

— Jesaja (Eißfeldt).......... 551

— Jeremia (Eißfeldt).......... 551

Dobschütz: Die Bibel im Leben der Völker.
3. Aufl. in neuer Bearb. hrsg. v. A. Adam
(Delling).............549

Durst: Das Wesen der Eucharistiefeier und des
christlichen Priestertums (Fendt).....561

Engel: Die Wurzburger Bischofschronik des
Grafen Wilhelm Werner von Zimmern und
die Würzburger Geschichtsschreibung des
16. Jalirh., eingel. u. hrsg. (Simon) .... 559

Hei big: Die Reformation der Universität
Leipzig im 16. Jahrh. (Delius)......557

Krings: Der Mensch vor Oott (Bardtke) . . 554
Luther: Werke. Kritische Gesamtausgabe.
Briefwechsel. Bd. 11. (E.Wolf).....560

Spalte

M e I z e r: Unsere Sprache im Lichte der Christus-
Offenbarung (C. Westermann) .....567

Moriarty: Foreword to the Old Testament
Books (Eißfeldt)..........555

[Mulders-Festschrift:J Scientia Missionum
Ancilla (Rosenkranz).........569

Paton: Christian Missions and the Judgment
of God (Rosenkranz).........571

Roth: Sakrament nach Luther (Nitschke) . . 558

Siegert: Griechisches in der Kirchensprache
(Rauer).............. 556

Berichte und Mitteilungen:

Bericht über die Arbeiten der Kommission
für spätantike Religionsgeschichte (Irmscher) 571
Preisaufgabe der Haagsch Genootschap tot
verdediging van den christelijken Godsdienst 574
Frühere Jahrgänge der ThLZ gesucht ... 574

Zeitschriftenschau:

Aufsätze aus den Wissenschaftlichen Zeitschriften
der Universitäten der DDR
(v. Rabenau)............575

©eutfrfjer Cfcangeitfcfjer Cfjeoiogentag Berlin X954

PRAKTISCH-THEOLOGISCHE SEKTION

(Leitung: H. Rendtorff, Kiel, und D.Müller, Leipzig)

Das System der Praktischen Theologie und die Bedürfnisse der kirchlichen Praxis

Von Dedo Müller, Leipzig

Es ist vielleicht nicht ganz überflüssig zu sagen, daß es sidi
uns hier bei dem Verhältnis von kirchlicher Praxis und Praktischer
Theologie nicht um ein moralisches, sondern um ein sachliches,
"m ein Strukturproblem handelt. Damit ist nicht bestritten
, daß die Sache auch ihre menschlich-moralische Seite hat.
Es ist nur zu verständlich, wenn diese sich dem kirchlichen Praktiker
meist zunächst allein aufdrängt, der sich in der Bedrängnis
seines Dienstes, etwa bei seelsorgerlichen oder pädagogischen
Gegenwartsaufgaben, von der Praktischen Theologie alleingelassen
fühlt und dafür dem mangelnden Kontakt des Praktischen
Theologie mit der kirchlichen Praxis Schuld gibt. Wir wollen
diese persönliche Seite der Sache nicht übersehen. Aber hier geht
es uns zunächst um die Frage, was die Denktraditionen, die Erkenntnis
- und Arbeitszusammenhänge, in denen das Fach der
Praktischen Theologie steht, für die Auseinandersetzung mit den
Bedürfnissen der kirchlichen Praxis bedeuten. Es könnte ja recht
Wohl so sein, daß es diese strukturellen Bindungen sind, die auch
den einzelnen praktischen Theologen bei aller Bemühung um
Kontakt hindern, den Bedürfnissen der kirchlichen Praxi» die
nötige Offenheit und Beweglichkeit entgegenzubringen. Und das
umso mehr, als nicht übersehen sein will, daß die Praktische
Theologie auch zur Gesamttheologie in einem Arbeitszusammen-
hang steht, der für sie nicht nur die Würde der Teilhabe an der
Wissenschaftlichen und kirchlichen Gesamtaufgabe der Theologie,
sondern auch Bindung, Begrenzung und Einschränkung hinsichtlich
ihrer Aufgeschlossenheit für die Fragen der Praxis bedeuten
könnte.

I. Das System der Praktischen Theologie

1. Das System der Praktischen Theologie stellt sich am
greifbarsten dar in der traditionellen Aufgliederung ihrer Arbeit
in Kybernetik, Liturgik, Homiletik, Katechetik und Poimenik.

Dieser Arbeitsplan bedeutet freilich für die Durchführung
der der Praktischen Theologie gestellten Aufgabe noch nicht viel.
Seine Vieldeutigkeit zeigt die Geschichte der Disziplin und macht
nicht zuletzt ihre Fragwürdigkeit aus. Folgende Möglichkeiten
zeichnen sich ab:

1. Praktische Theologie könnte sich vor eine rein formalwissenschaftliche
Ordnungsaufgabe gestellt sehen. Sie hätte dann
— mit Luthers methodischen Ratschlägen für die Behandlung des
Katechismus in der „Deutschen Messe" zu reden — die Aufgabe,
in die Fülle der praktischen Anforderungen der Kirche dadurch
Übersicht und Ordnung zu bringen, daß sie sie in die fünf
„Säcklein" Kybernetik, Liturgik, Homiletik, Katechetik und Poimenik
aufteilte. Man braucht diese Ordnungsarbeit nicht gering
zu schätzen. Es ließe sich so eine Differenzierung des vieldeutigen
Begriffes der Praxis erreichen, die auch dem Praktiker hilfreich
sein könnte. Die kritische Funktion der Praktischen Theologie
könnte dann darin liegen, daß sie zur Wachsamkeit, zur Zurückhaltung
oder zur Abwehr Anforderungen der Praxis gegenüber

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