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Ausgabe:

1954 Nr. 5

Spalte:

309-312

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Rehm, Berhard

Titel/Untertitel:

Die Pseudoklementinen 1954

Rezensent:

Stauffer, Ethelbert

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Theologische Literaturzeitung 1954 Nr. 5

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'm ganzen unversehrt vor, wofür insbesondere der Treuhänderschaft des
Lutherischen Weltbundes und der liebevollen Pflege durch Propst Dr.
Doering hoher Dank gebührt.

Von den kürzlich beendeten oder unterbrochenen Ausgrabungen
der verwandten Institute sahen wir z. B. die der Franzosen in Kumran
und teil fara* nordöstlich Nablus, die der Amerikaner in Diban und
die der Libanesen in Tyrus und Byblos. Unser besonderes Glück war es,
daß wir die 17. Campagne der französischen Ausgrabung auf ras esch-
schamra unter Schaeffers Leitung bei der Arbeit erlebten. So wurden
wir unter K. Gallings kundiger und sorgsamer Führung in die Ergebnisse
, Unternehmungen und Fragestellungen der Altertumsforschung im
gegenwärtigen Palästina und Syrien in Museen wie an Ausgrabungsstätten
eingeführt.

(3.) Daneben aber wollten wir mit den Mitteln der Oberflächenforschung
selbst einigen Fragen nachgehen. Hier kann nur angedeutet
werden, was in Aufsätzen demnächst auszuführen ist. K. Galling beschäftigten
die alten Siedlungen im Raum Tarablus und in der weiten
Mündungsebene des nahr el-kebir, ferner die Gegend südwestlich Hebron
mit chirbet rä üd und die zwischen teil en-nasbe und betin gelegenen
Orte Ramallah und el-bire im Zusammenhang der von Albrecht Alt
in ZDPV 69 (1953) S. 24 f. neu aufgeworfenen Frage nach dem alten
Gibeon. In dem kleinen muslimischen Bethaus unter der Südostecke des
Jerusalemer Tempelplatzes, durch das man in „Salomos Ställe" geführt
wird, erkannte er die als Wiege Jesu (cradle of Christ) gezeigte liegende
Nische mit Muschel als eine nachträglich umgelegte Thora-Konche. Doch
über dies und anderes wird er selbst näher berichten.

A. Kuschke hatte die Untersuchung bronze- und eisenzeitlicher
Siedlungen im nördlichen Ostjordanland vom Dscholan bis zum Hauran
gründlich vorbereitet. Die Straßenverhältnisse erlaubten uns aber nur
einen kleinen Teil der notwendigen Fahrten, da unser Wagen nicht genügend
geländegängig war. Um so besser konnte er den alten Siedlungen
in der gesamten bekä" zwischen Libanon und Antilibanon nachgehen
, wozu wir ihn hören werden.

Mir hatte sich in erster Linie die Aufgabe gestellt, den durch Alts
Arbeit zum „Stützpunktsystem der Pharaonen an der phönikischen
Küste und im syrischen Binnenland" (BBLAK 1950, 97 ff.) und durch
Noths Aufsätze zu den Pharaonenlisten in ZDPV 60 (1937), 61 (1938)
und 64 (1941) aufgeworfenen topographischen Fragen nachzugehen. Im
Rahmen unserer Bewegungsfreiheit konnten vor allem im Bereich der
bukeV am Oberlauf des nahr el-kebir und östlich davon auf dem Sattel
, der zum See von Horns führt, einige kleine neue Beobachtungen

zusammengetragen werden. Ferner interessierte mich der Übergang von
der fruchtbaren Orontesebene südlich des Sees von Horns in das Ödland
zwischen nördlichem Libanon und Antilibanon und dabei besonders
die Lage und Funktion, die das alte Riblah hier hatte. Schließlich beschäftigte
mich von Hosea 2, 17 her die Lage des 'emäk 'äkör. Ich
hoffe, überzeugend nachweisen zu können, daß er nicht — wie Noth
noch in der 2. Auflage des Josuakommentars (1953) S. 88 annimmt --
in der kleinen Fläche beim heutigen nebi-Müsa-Heiligtum südlich des
wadi kelt zu suchen ist, sondern in jener größeren, schön umgrenzten
Ebene nordwestlich von teil es-sultän, nördlich des dschebel karantal,
• westlich von chirbet mefdschir, also in unmittelbarer Nähe des alten
Jericho und Gilgal, dort, wo das wadi en-nu'eme aus dem Gebirge heraustritt
, das aus der Gegend von et-tell und betin herkommt. Diese
Lage scheint mir nicht nur zu der Bezeichnung "emäk besser zu passen,
sondern auch zu seinem biblischen Vorkommen. Doch darüber wird
noch genauer zu handeln sein3.

Sinn dieses Berichts war es lediglich, einem Wunsche Herrn Alts
entsprechend, den Fachkollegen einen kleinen Einblick zu gewähren in
den Wiederbeginn unserer Institutsarbeit in Palästina mit dem Sommerkursus
19 53. Den Kundigen ist vor Augen, daß er sich deutlich von
früheren Kursen unterscheidet. Dadurch, daß uns das Gebiet des heutigen
Staates Israel verschlossen war, lag unsere Arbeit im restlichen
West- und im Ostjordanland, ihr Schwergewicht aber im Bereich Libanons
und Syriens, wo für die Oberflächenforschung noch viel zu tun
bleibt.

Wenn Herr Professor Alt, der von uns allen hoch verehrte langjährige
Leiter des Jerusalemer Instituts, nicht unter uns sein kann, weil
er einer bedeutsamen Sitzung des Verwaltungsrats des Instituts in diesen
Tagen beiwohnen muß, so erhebt sich der lebhafte Wunsch, daß
dabei Entscheidungen fallen, die vielen Kollegen zu einer guten Kenntnis
der Schauplätze biblischer Ereignisse und ihrer archäologischen Probleme
verhelfen. Jedenfalls hat uns, als wir dankerfüllt vom 15.—20.
Oktober mit der „Esperia" heimkehrten, die Hoffnung bewegt, daß mit
diesem ersten Nachkriegskursus ein dritter Abschnitt der Arbeit des
deutschen evangelischen Instituts für Altertumswissenschaft des Heiligen
Landes begonnen haben möchte. Möchte er eine gute Friedenszeit
erleben und ähnlich fruchtbar werden für das Verständnis des Alten
und Neuen Testaments wie die ersten beiden unter Gustav Dalman und
dem jüngeren Albrecht Alt. Möchte er aller falschen Spiritualisierung
der biblischen Botschaft kräftig wehren helfen.

3) vgl. ZDPV 70 (1954).

Beiträge zur Siedlungsgeschichte der Biqa'

Von A. Kuschke, Erlangen
(Resume)

Der erste Nachkriegskursus des Deutschen Evangelischen Instituts
für die Altertumswissenchaft des Heiligen Landes im Sommer 1953
unter der Leitung von Prof. D. K. Galling hatte sich u. a. die Aufgabe
gestellt, die Aufhellung der bronze- und eisenzeitlichen Sicdlungs-
geschichte der Biqä', der Hochtalebene zwischen Libanon und Antilibanon
, durch Obcrflächcnuntersuchungen wieder in Gang zu bringen und
voranzutreiben. Das Referat begann mit einigen grundsätzlichen Feststellungen
über die Ausdehnung der Biqä' als Siedlungsgebiet. Vom
geologischen Gesichtspunkt aus wird man die herkömmliche Auffassung
nicht bezweifeln können, daß die Biqä' sich von dschubb dschenin im
Süden bis in die Gegend des Sees von höms erstreckt; aber siedlungsgeographisch
gesehen, liegt das Nordende der Biqä' in dem Dreieck
ba'albek — budäje — scha'äte. Die Gesamtanbaufläche dieser wasserreichen
, fruchtbaren Hochebene beträgt rund 500 qkm. —

Es folgte ein Bericht über die Lage und die Ausmaße des teil

haschbe, 15,8 km SW von ba'albek und 4 km SO von schmistär; der
Scherbenbefund war zwar wenig eindeutig, doch lassen Größe und Konturen
des teils es als möglich erscheinen, daß es sich um eine spätbronze-
zeitliche Ortslage handelt. Und 5 km NO von teil haschbe liegt der
teil hizzin, der als mittel- und spätbronzezeitliche Ortslage ausgewiesen
ist (vgl. K. Galling, ZDPV 69, 1953, H. 1, S. 88 ff.). Unter dem
Vorbehalt, daß eine neuerliche Untersuchung von teil haschbe den eindeutigen
Nachweis spätbronzezeitlicher Besiedlung ergibt, wurde die
Identifizierung von teil haschbe und teil hizztn mit haschabu (EA 174)
und hazi (EA 175) vorgeschlagen; sie stützt sich auf den während des
letzten Krieges in Memphis gefundenen Feldzugsbericht Amenophis' IL
(vgl. A. Alt, Forschungen und Fortschritte 1950, S. 85 ff.; Y. Aha-
roni, Israel Exploration Journal 1953, S. 157 f.).

(Erscheint in ZDPV 70, 1954, 1)

KIRCHEN GESCHICHTE: ALTE KIliCHE

R c h m, Bernhard (f): Die Pseudoklementinen. I. H o m i 1 i e n. Hrsg. j
im Auftrage d. Kommission für spätantike Religionsgeschichte der J
Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Zum Druck be- (
sorgt durch Johannes 1 r m s c h e r. Berlin: Akademie-Verlag in Arbeitsgemeinschaft
mit dem J. C. Hinrichs Verlag, Leipzig 1953. XXI.
281 S. gr. 8° = Die Griechischen Christlichen Schriftsteller der ersten
Jahrhunderte Bd. 42. DM 32.—.

Seit Jahr und Tag plant die Berliner Kirchenväterkommis-
Sl°n bzw. die Kommission für spätantike Religionsgeschichte
eine Neuausgabe der Pseudoklementinen. Männer wie Franz Xa-
^er Funk, Gerhard Loeschkc, Werner Heintze haben nacheinander ;
dle Edition übernommen. Jedesmal hat der Tod ihrem Planen
ein Ende gemacht. 1937 hat Wilhelm Frankenberg die Syrischen

Clementinen ediert. Zuletzt ist Bernhard Rehm in die
Arbeit eingetreten. 1939 lagen seine Manuskripte der griechischen
Homilien und lateinischen Recognitionen druckfertig vor.
1942 wurde Rehm ein Opfer des Krieges. Nunmehr hat Johannes
Irmscher in Gemeinschaft mit zahlreichen Mitarbeitern der Berliner
Arbeitsstelle das Rehmsche Homilienmanuskript herausgegeben
und mit einer Einleitung versehen, die auf Rehms gedruckten
Vorarbeiten und handschriftlichen Notizen fußt. Wie dankbar
die Wissenschaft für diese Ausgabe ist, bedarf keines Wortes.
Es ist bekannt genug, wie empfindlich die Erforschung der Ur-
kirdhe, des Judenchristentums, der Gnosis durch das Fehlen einer
modernen Edition der Pseudoklementinen gehemmt war. Nun
haben wir wenigstens für die Homilien den Text, auf den wir so
lange gewartet haben — genau hundert Jahre nach Dresseis Ausgabe
.

Die Rehmsche Ausgabe bietet keine sensationellen Über-