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Ausgabe:

1954

Spalte:

254-256

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Laures, Johannes

Titel/Untertitel:

Die Anfänge der Mission von Miyako 1954

Rezensent:

Ramming, Martin

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254

So bergen die Ausführungen Ninks in den beiden genannten
Werken eine Fülle von Problemen. Und gerade dieser Umstand
macht ihre Lektüre besonders interessant. Wer aber wirklich
einen sachlichen Einblick in das Grundgefüge des aristotelisch
-scholastischen Denkens gewinnen will, wird sich immer mit
Gewinn den ungemein klar durchgeführten, exakten Analysen
des Verfassers zuwenden, auch wenn er ihrem Gesamtwurf kritisch
gegenübersteht.

Kiel Wentel Schultz

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

Pohle: Lehrbuch der Dogmatik. Neubearb. v. Prof. Josef Gummen«
bach. 1. Bd. 10. Aufl. Paderborn: Schöningh 1952. 702 S. gr. 8° =
Wissenschaftl. Handbibliothek, eine Sammlung theol. Lehrbücher.
DM 27.-; kart. DM 33.-.

Das bewährte Lehrbuch der katholischen Dogmatik von Pohle
wird uns nunmehr in zehnter Auflage vorgelegt, neu bearbeitet
von Gummersbach, der bereits den 3. Band der neunten
Auflage besorgt hat. Der Neubearbeitcr hat Wert darauf gelegt,
bei allen notwendigen Änderungen oder Ergänzungen dem Pohle
seinen Charakter als Lehrbuch zu erhalten. „So ist denn Pohle
bedacht das Lehr- und Lernbuch geblieben, das es war: in seinem
Positiven Bemühen um die Herausarbeitung des Offenbarungs-
inhaltes, in dessen spekulativer Durchdringung, in seiner Orientierung
an dem Verständnis der großen klassischen Autoren der
Theologie, in seinem Bestreben nach schulgemäßer Übersichtlichkeit
und eindeutiger Begrifflichkeit, in seiner gesonderten
Behandlung der Lehre der Kirche, der Heiligen Schrift und der
Kirchenväter" (5 f.). Ein besonderer Vorzug des Pohle ist die
breite Einführung in die Probleme, die jedoch nicht zu einem
Verzicht auf eigene Stellungnahme führt.

Die zehnte Auflage hält sich im ganzen an die neunte (besonders
an der Anlage des Buches ist kaum geändert), aber im
einzelnen finden sich einige sehr dankenswerte Verbesserungen
und Vermehrungen, so daß der Umfang von 600 auf 700 Seiten
angewachsen ist. Hervorzuheben ist vor allem die Berichtigung
und Vervollständigung der Literaturangaben, auf die der Neubearbeiter
besondere Sorgfalt verwendet hat. Im übrigen kann
es nicht die Aufgabe dieser Besprechung sein, die an Zahl und
Umfang ziemlich beträchtlichen Änderungen hier aufzuführen;
auf die wichtigsten wird im Vorwort hingewiesen (6). Ein evangelischer
Theologie besonders fremdartiges Gebiet sind die theologischen
Gewißheitsgrade und Zensuren, denen der katholische
Forscher wegen ihrer kirchenrechtlichen Bedeutsamkeit große
Aufmerksamkeit zuwendet. So wird z.B. bei dem Satz: „Das
Dasein Gottes kann von der menschlichen Vernunft mit ihrer
natürlichen Kraft bewiesen werden", der theologische Sicherheits-
grad, der seit dem Antimodernisteneid kontrovers ist, mit peinlicher
Genauigkeit erörtert (127). Im übrigen ist die Unterscheidung
der Gewißheitsgrade gegenüber der neunten Auflage verfeinert
: Häretisch ist nicht nur das konträre und kontradiktorische
Gegenteil zu einer formell offenbarten und zugleich von
der Kirche definierten Wahrheit, sondern auch das zu einer formell
offenbarten und von der Kirche irgendwie endgültig (auch
ohne feierliche Definition) vorgelegten Wahrheit. Die zehnte
Auflage stellt also gegenüber: (de fide definita, de fide divina et
catholica) - (haeretica), während die neunte den Begriff der Häresie
enger faßte: (de fide definita) - (haeretica). Das Gegenteil
2u einer unzweifelhaft offenbarten Wahrheit, über deren Offenbarungscharakter
die Kirche sich noch nicht „endgültig und damit
unfehlbar" (96) geäußert hat, ist dagegen nur „erronea in fide
Sc- divina" (100). Wenn in der neunten Auflage für eine als fidei
Proxima qualifizierte Wahrheit ein assensus absolutus fidei di-
yinae et catholicae gefordert wurde, so wird in der zehnten diese
Forderung durch den Zusatz: „si impletae essent condiciones"
e'ngeschränkt.

Der evangelische Forscher wird die Neuauflage des Pohle als
C|n wichtiges Hilfsmittel zum Studium des römischen Katholizismus
dankbar begrüßen und wünschen, daß der 2. und 3. Band
nicht zu lange auf sich warten lassen, damit bald wieder das Gesamtwerk
vorliegt.

Ilalle,Saale E. Schott

Barion, Jakob: Recht, Staat und Gesellschaft. Krefeld: Scherpe-Ver-
lag 1949. 202 S. gr. 8°. Pp. DM 6.70.

In Anknüpfung an eine gleichbetitelte Schrift G. v. Hert-
lings, die 1907 in erster und 1918 in achter Auflage erschien,
legt der Kölner Rechtsphilosoph einen Überblick über die Grundfragen
des Rechtslebens vor, wie ihn im gleichen Jahre von
evangelischer Seite etwa Fr. Delekat in seiner Thesenreihe
„Kirche und Recht" (ThLZ 1949, 599-606) und A. Nygren in
dem Aufsatz „Christentum und Recht" (ebenda 641—648) gegeben
haben. Ausgehend von dem Grundsatz, daß positives Recht,
Naturrecht und göttliches Recht wohl unterschieden, aber nicht
auseinandergerissen werden dürfen, wird in positiver Auseinandersetzung
mit Aristoteles und Thomas von Aquino, Karl
Marx und Fr. Engels, G. v. Hertling, P. Jostock, W. Schwer und
E. Wclty, geleitet von dem berufsständigen Ideal, eine Reihe
wohlabgewogener Definitionen entfaltet, die auch dem evangelischen
Theologen bei kritischem Gebrauch nützlich sein können.
Einige Beispiele: „Die Sphäre des Rechts umfaßt nur jenen Teil
der sittlichen Ordnung, der sich aus der Stellung des Individuums
innerhalb der menschlichen Gemeinschaft ergibt" (S. 25); „das
natürliche Recht ist der ethische Geltungsgrund des positiven
Rechts" (S. 35); „die besondere Aufgabe des Rechts besteht...
in der Herbeiführung und Erhaltung eines Zustandes des äußeren
Friedens zwischen den Menschen" (S. 43); „der Staat bestraft
den Übertreter seiner Rechtsvorschriften, um die Sicherheit der
sozialen Ordnung im Staate zu gewährleisten" (S. 8 5).

Bethel bei Bielefeld Alfred Adam

MISSIONSWISSENSCHAFT

Lautes, Johannes, S. J.: Die Anfänge der Mission von Miyako. Münster
/W. :Aschendorff 1951. 164 S. gr. 8° = .Missionswissenschaftliche
Abhandl. und Texte, hrsg. v. Th. Ohm O. S. BTNr. 16 Kart. DM 9.50.

Dr. P. Johannes Laures S. J., Professor an der Jüchi Daigaku
(Sophia Universität) in Tokio, ist bekannt als hochgeschätzter
Forscher auf dem Gebiet der frühen Missionsgeschichte in den
Ländern des Fernen Ostens. Sehr aufschlußreich sind vor allem
seine Untersuchungen über die in der alten Bibliothek der Jesuitenmissionare
an der Pekinger Domkirche entdeckten seltenen
und kulturgeschichtlich außerordentlich wertvollen Werke der
Missionspresse, welche die Jesuiten gegen Ende des 16. und zu
Anfang des 17. Jahrhunderts in Japan besaßen. Auch die christliche
Literatur während der Gründungszeit der neuen japanischen
Mission gegen Ende des 19. Jahrhunderts hat Laures in einer umfangreichen
Bibliographie ausführlich behandelt.

Mit der Veröffentlichung der vorliegenden Arbeit hat sich
Vf. erneut großes Verdienst um die Erforschung der ältesten Geschichte
der Mission in Japan erworben. Das 16. Jahrhundert ist
eine der trübsten Perioden japanischer Geschichte. Infolge, endloser
Wirren und ständiger Kämpfe um die Herrschaft befand sich
das Land damals im Zustand völliger Anarchie: 1567 gab der
Kaiser Oda Nobunaga, der später Patres und Christen seine Gunst
schenkte, den ausdrücklichen Auftrag, Ruhe im Lande herzustellen
, und wenige Jahre später wurde tatsächlich der letzte Shögun
aus dem Hause Ashikaga abgesetzt. Das 16. Jahrhundert ist aber
auch die Zeit der ersten Berührung Japans mit dem Abendlande,
die wohl den sich befehdenden Territorialfürsten als etwas Neues
die Feuerwaffen, zugleich aber auch den verzweifelten Volksmassen
die tröstende Botschaft des Christentums brachte. Schien
so infolge der völligen Anarchie die politische Lage für die Ausbreitung
des christlichen Glaubens die denkbar ungünstigste zu
sein, so darf man andererseits nicht vergessen, daß unter normalen
Verhältnissen es dem P. Vilela kaum möglich gewesen
wäre, beim Shögun Zutritt und Gehör zu finden, ebenso wie die
denkwürdige Begegnung von 1569 zwischen Oda Nobunaga und
P. Frois wahrscheinlich nie stattgefunden hätte.

Die dramatische Geschichte der Missionsgründung in der alten
Hauptstadt Japans, Miyako, dem heutigen Kyoto, umfaßt die
Zeit von 1559 bis 1570. Nach dem mißglückten Versuch Franz
Xavers, in Miyako Fuß zu fassen, vergingen acht Jahre, bevor
P. Vilela nach unsäglich großen Anfangsschwierigkeiten und trotz
ernster Anfeindungen 1 559 die Gründung der Kirche von Miyako