Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1954 Nr. 4

Spalte:

250

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Titel/Untertitel:

Rumänische Ikonenmalerei 1954

Rezensent:

Onasch, Konrad

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

249

Theologische Literaturzeitung 1954 Nr. 4

250

Weihnachten: „Deus, qui hanc sacratissimam noctem veri
luminis fecisti illustratione clarescere") von der Begeisterung,
mit welcher diese Nachtfeier begrüßt wurde, aber auch von den
Schwierigkeiten und Plänen zur Abhilfe. Man kann eben nicht
einfach mit der mittelalterlich-späten Substanz die navvv%is
der Vorzeit bestreiten; es wird noch vieler Versuche bedürfen
und mancher Neuerung. Übrigens erführe man gern das Echo aus
dem Walde der Laien.

Was R. Schnackenberger zur Tauflehre des Ephe-
serbriefs („Er hat uns mitauferweckt") darbietet, ist willkommene
Fachexegese. Von Rm 6 sagt er: In Rm 6 hängt Paulus schwerlich
so stark am Eintauchen und Auftauchen, vielmehr ganz an
Christus; und so gehört Eph. 2, 5 f. (mit Col 1,22 f.) hierher.
Zu Eph. 1,22 f.: Daß Gott Christum der Kirche zum Haupt gab,
ist „nicht so sehr räumlich" als „dynamisch" zu verstehen. Der
aliöv ist nur Eph 2, 2 persönlich zu nehmen, sonst im Eph immer
als „Zukunft". Der Angriff Schnackenbergers richtet sich also
einmal gegen Schliers Deutung der Äonen, dann gegen Cerfaux
(die himmlische Kirche und die himmlische Liturgie auf Erden),
dann gegen Casels Auslegung der Taufe als des Brautbades der
Kirche. „So nahe die Kirche Christus ist, so nahe ist auch die
Taufe der Kirche. Wer die Liebe und Sorge Christi für die Kirche
würdigen will, muß auch über die Wohltat der Taufe nachdenken
".

J. A. Jungmann geht den „vierzig Stunden" nach, die
heute als das „Vierzigstündige Gebet" und Andacht zum Sakramente
vorhanden sind. Irenaeus weiß von einigen, welche vor
Ostern „vierzig Stunden nächtlich und täglich" fasten (Eusebius
KG V 24, 12). Bischof Peter von Schaumberg, Kardinal, hat
in Augsburg 145 3 eine Stiftung gemacht, aus welcher Scholaren
ein Stipendium empfangen, wenn sie dem Leiden und Tode Christi
zu Ehren vom Karfreitag bis zum Ostertag am sog. „Hl. Grab"
beständig das Psalterium beten (Fasten verstand sich dem Kirchenjahr
entsprechend von selbst). Dies teilt Braun in seiner Geschichte
der Bischöfe von Augsburg (III 61) mit, während der
evangelische Pfarrer Thomas Naogeorgus 1 5 53 in seinem „Reg-
num papisticum" für Mitteldeutschland die Teilnahme der Gemeinden
bezeugt. (Jungmann führt zahlreiche andere Gegenden
an). Indem man die „vierzig Stunden" vom Hl. Grab freimachte
und sie auf das Altarsakrament hinzog, kam das heutige „Vierzigstündige
Gebet" auf, zuerst bezeugt für 1527. (Ein Exempcl
für die „Wanderung" außerliturgischer Frömmigkeit/).

Balthasar Fischer („Osterfrömmigkeit als Grundstimmung
des Stundengebetes") sucht das Ostermotiv a.) im
Sonntagsbrevier, b.) in den Heiligen-Offizien, c.) im Wochen-
psalter. Der Ertrag seines Suchens ist gering. Aber der Aufsatz
bleibt wertvoll durch die hervorragende Tatsache, daß hier die
Exegese der Kirchenväter herangezogen wird, besonders in den
zahlreichen Anmerkungen. Ein Zusatz (S. 201 Anm. 2) macht
nachdenklich: „G. Dix (The shape of the Liturgy, Westminster
1945, 359) vertritt allerdings die (immerhin noch zu beweisende!)
Auffassung, der Gedanke vom Sonntag als kleinem Wochen-
Ostern habe zu keiner Zeit die Volksfrömmigkeit besonders angesprochen
". Hier stoßen wir wieder auf die Frage: Ist die Litur-
gik der Liturgiker (und der Liturgen) auch die der Gemeinde, der
-Plebs saneta"? (Hier speziell: Haben die Reformatoren das
Ostermotiv des Sonntags deshalb beiseite liegen lassen, weil das
Volk es beiseite gelegt hatte?)

Unter dem Titel „Berichte" folgen dann einige Buchbesprechungen
, darunter mit Vorzug die des Sammelwerkes „Die Messe
•n der Glaubensverkündigung", der Festschrift zu Jungmanns
60. Geburtstag 1949 (erschienen 1950), für welche Frz. X.Arnold
und Balthasar Fischer als Herausgeber zeichnen. Was hierauf
kommt, ist doppelter Aufmerksamkeit wert: eine „Liturgische
Bibliographie, Neuerscheinungen 1950/51", zusammengestellt von
Dr. Robert Samulski (Erstem Bibliotheksrat in Münster),
1443 Nummern auf 65 Seiten, eine erkleckliche bibliothekarische
Leistung (die auch die evangelische Literatur einbezieht). — Ein
Verzeichnis der Abkürzungen und das Register für den ganzen
Jahrgang beschließt den Band.

Au(j«bur(£ Leonhard Fendt

GESCHICHTE DER CHRISTLICHEN KUNST

Wendt, C.Heinrich: Rumänische Ikonenmalerei. Eine kunstgeschichtliche
Darstellung. Eisenach: Erich Röth-Verlag [1953). 67 S., 7 färb,
u. 31 einfarb. Taf. gr. 8°. Hlw. DM 13.—; Lw. DM 14.50.

Dieses vornehm ausgestattete Buch des bekannten Ikonensammlers
hat seinen ganz besonderen Reiz darin, daß Wendt
nicht die klassischen Denkmäler der byzantinischen oder russischen
Zeit bringt, sondern die Ikonenkunst einer kunstgeschichtlichen
Provinz. Das setzt natürlich eine Beherrschung der allgemeinen
Probleme der „Holzbrettmalerei" voraus, die der Verf.
in reichem Maße mitbringt. In der Begrenzung auf einen materiell
und historisch nicht sehr umfangreichen Gegenstand aber
zeigt Wendt seine Meisterschaft, die bedeutsamen Fragestellungen
byzantinischer und russischer Ikonenmalerei in dieser provinziellen
Kunst sich mannigfach spiegeln und brechen zu lassen.
Darüber hinaus wird einem weiteren Publikum, so weit ich sehen
kann, zum ersten Mal eine Darstellung der rumänischen Ikonenkunst
geboten. Dabei wird der Beobachtung westlichen Einflusses
gebührender Raum gegeben. Was wir bei der späten russischen
Malerei etwa eines Usakov feststellen, gilt auch hier: die Auflösung
der liturgischen Bezüge. „Es handelt sich zwar meist um
Darstellungen, für die es byzantinische und sogar altchristliche
Vorbilder gibt. Sie entstammen aber nicht der eigentlichen ostkirchlichen
Ikonographie, in die sie nicht übernommen wurden,
sondern sie sind zweifellos unmittelbar unter westlichem Einfluß
wieder aufgenommen worden" (S. 37). Mit Beginn des 18. Jhdts.
entwickelte sich in Rumänien die volkstümliche Ikonenmalerei.
Das muß um so mehr überraschen, als in dieser Zeit in
Rußland ihre Impulse längst erschöpft und sie selbst erstarrt war.
Nach Wendt liegt der Grund für das Aufblühen der volkstümlichen
rumänischen Ikonenmalerei darin, daß im Gegensatz zur
aufgeklärten Oberschicht das einfache und arme Landvolk sich
Ikonen wünschte. Mannigfache Modifikationen finden nun statt.
„Und doch rückt in dieser Malerei das Göttliche nie ganz in den
Bereich des Menschlichen herab, und niemals wird wie auf den
prunkhaften Ikonen der Spätzeit das schmückende Beiwerk zum
Selbstzweck" (S. 50). Mit viel Verständnis und Liebe geht der
Verf. dieser Kunst nach und schildert schließlich die in Rumänien
vom 18. zum 19. Jhdt. aufkommende Hinterglasmalerei, über
deren Herkunft nichts bekannt sein soll. Er versteht es auch hier,
zu zeigen, wie die Künstler von Nicula — weshalb die Erzeugnisse
der Hinterglasmalerei auch Nicula-Ikonen genannt wurden — in
ihrer neuen Technik sich mit der Holzbrettmalerei der Orthodoxie
auseinandersetzen, wie alte und klassische Typen der Ikonenmalerei
eine eigentümliche Belebung erfahren und Zeugnis
ablegen, wie der Verf. meint, von dem „etat d'äme" der Rumänen
(S. 61).

Das Buch ist zweifellos eine Bereicherung der Literatur über
die Ikonenmalerei. In seiner verständlichen und wissenschaftlich
unterbauten Art der Darstellung, die nicht nach enthusiasmierten
Effekten hascht, darf man es neben den Fachforschern gerade auch
Liebhabern dieser dogmatischen Kunst bestens empfehlen.

Halle/Saale Konrad ü n a s c h

PHILOSOPHIE UND RELIGIONSPHILOSOPHIE

N i n k, Caspar, S. ]. : Sein und Erkennen. Untersuchungen zur inneren
Einheit der Philosophie. 2., verb. Aufl. München: Kösel-Verlag [1952].
400 S. 8°. Lw. DM 19.50.

N i n k, Caspar, S. J.: Ontologie. Versuch einer Grundlegung. Freiburg:
Herder 1952. XII, 495 S. gr. 8°. DM 24.80; Lw. DM 28.—.

Beide Werke des Frankfurter Religionsphilosophen sind entscheidend
bestimmt von der „Philosophie des Aristoteles und
der allgemeinen Metaphysik der scholastischen Schulen". In beiden
Werken wird der Versuch unternommen, die große Thematik
der aristotelischen Philosophie in Beziehung zu setzen zu der
Transzendentalphilosophie Kants und den „Ergebnissen der
Existentialontologie der Gegenwart". In der „Ontologie" wird
außerdem diese Thematik zu einer Grundlage der Theologie er-