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Ausgabe:

1954 Nr. 4

Spalte:

239-241

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Schwyzer, Eduard

Titel/Untertitel:

Griechische Grammatik 1954

Rezensent:

Katz, Peter

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Theologische Literaturzeitung 1954 Nr. 4

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ner Darstellung der Arbeit des Jerusalemsvereins unter den Arabern
im Heiligen Lande. Die knappen Darlegungen von Lic. B.
S c h 1 a u c k werden dem Thema „Israel heute" nicht ganz gerecht
, doch muß man wohl berücksichtigen, daß dem Verfasser
s. Zt. nicht genügend Unterlagen verfügbar waren. Von den großen
Schwierigkeiten, unter denen die Arbeit des Jerusalemsvereins
nach 1939 stand, spricht Propst Lic. J. D o e r i n g. Das Schlußwort
von Dr. v. Rabenau weist mit Nachdruck darauf hin,
daß auch in der veränderten Situation (Fehlen deutscher Gemeinden
) die Arbeit im Heiligen Lande, die der Jerusalemsverein getan
hat, nicht aufhören sollte. Möchte der Ruf nicht ungehört
verhallen und, wie dem neu einsetzenden Werk des Syrischen
Waisenhauses in Khirbet kanafar (Liban), so auch dem Jerusalemsverein
treue und neue Helfer erstehen lassenl

Mainz K. Galling

KIRCHENGESCHICHTE: SPATANTIKE

Schwyzer, Eduard f, Prof.: Griechische Grammatik. Auf der Grundlage
von Karl Brugmanns Griechisdier Grammatik. 1,2: Wortbildung
und Flexion. XLVII S. u. S. 415—842. II: Syntax und syntaktische
Stilistik. Vervollständigt u. hrsg. v. A. D e b r u n n e r. XXIII, 714 S.
10: Register. Von D. J. G e o r g a c a s. XXIII, 392 S. gr. 8°. München:
Beck 1939/1950/1953 = Handbuch der Altertumswiss. 1,2: DM 25.— ;
II: DM 48.-, Lw. DM 54.-; III: DM 32.-. Lw. DM 36.-.

Meine Anzeige der 1. Lieferung in dieser Zeitung, 64, 1939,
7—9, versuchte einen Eindruck davon zu geben, welch große
Gabe diese Grammatik auch für den Theologen darstelle. Gleiches
gilt von dem nun vollendeten Werk, an das nach dem unerwarteten
Heimgang des Verfassers A. Debrunner die letzte, Lük-
ken ausfüllende Hand gelegt und somit eine rasche Fertigstellung
ermöglicht hat. Daß diese Anzeige so spät erscheint, ist einmal
durch den Krieg verschuldet, und dann ging eine erste Fassung
auf der Post verloren. Manches, das in ihr stand, ist unterdessen
den Berichtigungen im Registerband zugutegekommen und
soll hier nicht wiederholt werden. Dieser ermöglicht auch dem,
der das Werk gut zu kennen glaubte, ein ganz anderes Eingehen
auf Einzelheiten und verdient daher ganz besonderen Dank.

Die einzige Art, seinen Dank würdig zu bezeigen, ist Nachträge
und Besserungen zu geben, die den mit Sicherheit zu erwartenden
neuen Auflagen zugutekommen. Vor einem Kreise, dem
philologische und linguistische Gesichtspunkte nicht in vorderster
Linie stehen, ist dabei einige Zurückhaltung angebracht. Hier aber
nicht zu ängstlich zu sein, gebietet die Erwägung, daß scharfe
sprachliche Durchdringung unsrer Texte, sei es nun die LXX, das
NT oder das patristische Schrifttum, die Grundlage des Verständnisses
und der Interpretation bildet.

Ganz vereinzelt finden sich Versehen und Irrtümer, xavtjytog steht
nicht in der LXX (458), sondern nur in Apoc. 1210 und einem Zauberpapyrus
, „xegdvvovieg LXX" (699): nur S*B* Is. JH, Text bei Rahlfs
und Ziegler xsgavvvvieg. „rjyepoviSrie LXX" (509), II Ma 132 wird
seit Grimm als Eigenname verstanden, „xvi&eg LXX" (507): wir finden
nom. xviöti Job 3140, gen. -t]{ 2'ls 55", doch xvtdeg nur
AS' & Is 3413. „Sgdxog LXX = dgdyfia" (512): III Ma 5J muß Sga^i
statt Sgaxsat (aus Schreibung dgaxat, ögaxooi) gelesen werden.
„Koine xoviovfiai fir)viä>" (785) behauptet zu viel: das erste ist nur
die von Cohn mit Recht abgelehnte Variante xovieia&ai zu xoviea&ai
Philo, vit. Mos. II 252, das andre findet sich dreimal, nur in der LXX,
fir/rtw Jer 313, fitjvictg Lev 1918, /iTjvtei Ps 102 (103)*. Auch
„jungatt. xazaxXim (:-xXeico)" scheint unvertretbar; es steht in einem
Komikerfragment, in dem ein Barbar zu sprechen scheint, tvi (687, II
423) hat im NT, wie die nirgends fehlenden lokalen Bestimmungen
zeigen, nodi den alten Vollsinn Zveoziv (Pernot, M. S. L. 9, 1896,
178 f.), auch wo man eoztv „es gibt" übersetzen kann. In der mit allen
Früheren angeführten Stelle Sir 3 7J steht ENIEQ2 für näga' Hiph. und
ist daher in EriIE)IEQI zu bessern (Theol. Z. 5, 1949,7). Debrunner
hat nicht nur diese Emendation gebilligt, sondern nachgewiesen, daß in
der von Kretschmer (Glotta 12, 1922, 152) beigebrachten korinth.
Schaleninschrift vom VIa EMI= el/tt zu bessern ist, daß keines der wenigen
übrigen hellenistischen Beispiele für hi als einfache Kopula Stich

hält, und daß diese neugriechische Bedeutung erst in Konzilsakten des 5.
und 6. Jahrhunderts auftritt (Mus. Helv. 11. 1954, 57—64).

Itazistische Falschschreibungen sind fast ganz vermieden. Audi Liddell
-Scott6 übersieht noch, daß hebr. "VE? odntpigog (161, 308, 316)
mit -i- fordert (Bl.-Debr. § 38A; Th. L. Z. 61, 1936, 281, Nestle.
Apoc. 21" richtig). In den beiden andern Fällen bietet LS das Richtige:
doxt/icTog (-ov, 466) und ngodanov (470, dagegen richtig II 508.
vgl. P. Chantraine, B. S. L. 36, c. r. 39), das metrisch gesichert ist.

Das wohl verständliche Streben nach übersichtlicher Kürze geht
gelegentlich zu weit, auch wenn es nur zu billigen ist, daß in einer
Grammatik auf sprachvcrgleichender Grundlage vieles, das seinen rechten
Platz in einer deskriptiven Grammatik findet, ausgeschieden wird.
Für die späte Endung -eg der 2. Pers. Perf. (gebildet nach der 3. Pers.
auf -e) wird angeführt „cico&es Hyperid., djieaiaXxcg LXX, etXrj<peg
NT" (767). Das erste steht aber nur in dem vorchristl. Papyrus, nicht
in den HSS, in der LXX hat gewöhnlich nur eine HS, meist A, diese
selten auftretende Form, im NT ist es ähnlich; nirgends darf diese Bildung
auf die Autoren zurückgeführt werden (vgl. Bl.-Debr. § 83 U.A.).

Fremdwörter werden überall sorgsam als solche gekennzeichnet. Die
Form, in der sie übernommen wurden, ist durch die Sprachgesetze des
Griechischen bestimmt, für die sie wertvolle Belege darstellen. „v:i >X:t
in att. Xhgov für das fremde vizgov" (259) trifft den Sachverhalt
nicht ganz. Xizgov ist die einzige alte Form und findet sich außer im
Attischen bei Herodot und in den besten Hippokrates-HSS (Crönert,
Memoria Graeca Herculanensis, 98, n. 1) und darnach in dem Nachahmer
Galen. Das Ursprungswort lautet im äg. nfrj, im sem. ntr. Wir
müssen zwei zeitlich getrennte Übernahmen ansetzen. Die erste geschah
,,naiv" und unterstand damit den Lautgesetzen. Die zweite stellt man
sich am besten in Ägypten vor, wo ntr und die Nizgia eine große
Rolle spielten; sie beließ den Anlaut, wie sie ihn vorfand. Die LXX
(Jer. 2", Symm. Prov. 2 5 20) hatten angesichts Inj vollends keinen Anlaß
, daran etwas zu ändern. Ganz Entsprechendes zeigen die griechischen
Formen für 5J|$: Xenophon, Anab. 1. 5.6 sagt alyXog, die LXX and
Icsephus exakter, mit x=p, ai'xXog. Gleicherweise scheint das Nebeneinander
von ptolemäischem Cvtog und späterem £Ci?oc für ein ausländisches
Produkt, ägypt., aber auch nordisches, Bier, trotz indogermanischer
Anknüpfungsmöglichkeiten (3 30, auch LS) für ein Fremdwort zu
sprechen. Für tvdov Is 19"' ist die zu erwartende Schreibung aus der
der Modernisierung entgangenen Korruptel Zvyov in S* (Th. L. Z. 61,
1936, 283) und 198 c 534 (Ziegler zur Stelle) erschlossen worden. Darnach
fand A. Vaccari, daß Cviov von P.S. 1.1273, dem nach Italien
gekommenen Blatt von Chester Beatty 96 5, bezeugt wird. Ebenso
möchte man annehmen, daß bei Theophrast, der ins 4. Jhdt. zurückreicht
, £v&og in de causis plantarum 6. 11. 2 korrigiert ist.

Es folgen weiter einige lose aneinandergereihte Ergänzungsvorschläge
, av, sv werden neugriechisch zu af, ef (199 f.). Ein Beispiel für
die Zwischenstufe av, ev ist die Kurzmessung des e in anoaxs—vt'j
in der Exagoge des Ezechiel Tragicus v. 209 (LS). Für £=nd (330 f.)
gibt es noch eine Reihe sdiöner Beispiele. Ad. Wilhelm, Glotta 14, 71 f .
hat Nsfteatg Ztxia (Brit. Mus., Greek Inscr. iv 2 n. 1079) als
Nefieatg~oSixaia mit verschobener Silbengrenze erklärt. Kenyon liest

in Chester Beatty 963 Deut. 3l" Uli Q2IN. Wenn das Facsimile

veröffentlicht wird, werden wir mit ziemlicher Sicherheit (il'IN
finden, wobei beide Schreibungen die Aussprache ad meinen. Noch im
V P liest A in Ez 4039 nvXtjg tvo=odvo. f=o<S oder mindestens spirantische
Aussprache von c5 können wir auch aus den „umgekehrten"
Schreibungen (Hyperurbanismen) avnoöiov uojiadinv = ov^nooiov zond-
Ciov (160) koptischer Bibel-HSS (Rahlfs, Griech. Wörter im Koptischen,
S.B.A. 1912, 1036 ff.) erschließen. Ebenso erklären sich Ez 2813 zonaöwv
(Pap. 967), topadiü (Tyconius cod V). Auch der Monatsname £ioi> = "1T>
der in den an Umstellungen reichen Baubericht des salomonischen Tempels
III Rg 6 von der hexaplarischen Rezension O und unabhängig davon
von der nachhexaplarisdien Rezension R (Rahlfs, S.-St. III, 20 f.;
Philo's Bible, 98—103, 114 f.) an verschiedenen Stellen in den LXX-Text
eingefügt wird, lautet in je einer Minuskel der beiden Rezensionen
dfsjiov. Zum Übergang von Barytona auf -1 - in solche auf - «5 - sowie
den Resten der -<- Flexion bei Oxytona auf - «5 - (464 f.) einige
Berichtigungen und Nachträge. Es gibt zwei, bis auf Einzelheiten der
Flexion, homonyme Fremdwörter ßägig (LS falsch). Neben das aus dem
ägypt. stammende „Flachboot" mit gemischter Flexion tritt ßägig
„Schloß, Burg", das wie hebr. !TV3 mit assyr. b i r t u zusammenhängt
und ganz wie ndXig flektiert wird. Der accus, egiv ist keineswegs
„nur Od.", vgl. die vielen Beispiele in LS 689a. tgmg auch I Gern
356 465 (keine NT ZitateI). kaum Ps. 138ao (Swetc). Richtig ist, wegen
des acc. ßüiv, ßdig und ßdlov betont (582; Th.L.Z. 61, 1936, 284);
ebenso LS, wo aber das Stoffadjektiv /toiVo? end- statt anfangsbeton: