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Ausgabe:

1954 Nr. 4

Spalte:

238-239

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Palästina und wir 1954

Rezensent:

Galling, Kurt

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Theologische Literaturzeitung 1954 Nr. 4

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9. Die Bildung einer dritten, gesetzlichen Form der Ehe, die
zwischen der Ehe nach afrikanischem Brauch und der Ehe nach
europäischem Vorbild vermittelt und die afrikanischen Christen
instand setzt, „ihre religiösen Pflichten mit der Erhaltung ihres
Zivilstandes als Glieder einer Gemeinschaft, die durch ein im
afrikanischen Brauch wurzelndes Gesetz regiert wird, in Einklang
zu bringen", ist überaus schwierig; es gibt aber „gewisse Entwicklungen
, die, obschon noch im Versuchsstadium, so wichtig
sind, daß sie in dieser Hinsicht ernste Aufmerksamkeit verdienen
".

Tübingen Gerhard Rosenkranz

ALTES TESTAMENT *

iVermes, Geza, Dr.: Les Manuscrits du Descrt de Juda. Toumai.
Belg.: Desclee&Co., 1953. 216 S., 9 Taf. 8°.

Den in der Wüste Juda, genauer: in den am Nordwestendc
des Toten Meeres gelegenen Höhlen von Qumrän sowie in der
Chirbet Mird, die 10, und in den Höhlen von Murabba'at, die
18 km südwestlich von ihnen liegen, seit 1947 gemachten Funden
, d. h. vor allem den dort zu Tage gekommenen Texten und
Textfragmenten gilt das vorliegende Buch. Sein erstes Kapitel
..Die Entdeckungen in der Wüste Juda" (S. 7—33), das im übrigen
die sehr bewegte Geschichte dieser Entdeckungen darlegt,
gibt am Schluß (S. 28—33) ein nach ihrer Sprachzugehörigkeit
(Hebräisch, Aramäisch, Griechisch, Syrisch, Arabisch) gegliedertes
Verzeichnis der Textfunde mit Nennung des Fundortes, des
Eigentümers und — soweit das schon möglich ist — der Veröffentlichungsstelle
. Weiterhin bleiben die biblisdien Texte aber außer
Betracht, wie denn das Vorwort (S. 5—6) sich im Hinblick auf
sie an der Feststellung genügen läßt, daß diese Rollen die maso-
retische Textüberlieferung im wesentlichen bestätigten und daß
darin ihr Hauptwert liege. Um so eingehender werden die nichtbiblischen
Texte, also vorab der Habakuk-Kommentar, die Sektenregel
samt der ihr nah verwandten Damaskusschrift aus der
Geniza von Kairo, die Danklieder und das Buch von den Kriegen
der Kinder des Lichts gegen die Kinder der Finsternis gewürdigt
. Von ihnen und von dem in der Revue Biblique LVII, 1949,
Taf. XVII veröffentlichten Fragment eines bisher unbekannten
Apokryphon sowie von zwei Murabba'at-Texten wird dazu im
zweiten Teil des Buches (S. 125—201) noch eine französische
Übersetzung mit textkritischen und exegetischen Anmerkungen
gegeben. Die übrigen Kapitel des ersten Teils haben es also nur
»it den genannten nicht-biblischen Texten zu tun. Das zweite,
-Problem des Alters der Handschriften" (S. 34-38), kommt zu
dem Ergebnis, daß die Rollen zwischen 100 v. und 50 n. Chr.
geschrieben und daß sie während des jüdischen Aufstandes gegen
die Römerherrschaft 66—70 n. Chr. in Sicherheit gebracht worden
sind. Das dritte Kapitel, „Die Gemeinschaft von Qumrän"
(S. 39—66), gibt das, was der Scktcnregel über diese Gemeinschaft
zu entnehmen ist, wieder und handelt weiter zunächst von der
Gemeinde des Neuen Bundes, wie die Damaskus-Schrift sie erkennen
läßt, dann von den religiösen Genossenschaften(/i"faürö/j,
die in rabbinischen Quellen genannt werden, und schließlich auf
Grund von Nachrichten bei griechisch-römischen Autoren von
den Essenern, vermeidet also bewußt die vorzeitige Zusammenbau
jener Gruppen und kombiniert sie erst nach solcher Einzeluntersuchung
mit allem Vorbehalt in der Weise, daß es die Damaskus
-Schrift, die Sektenregel von Qumrän und die Angaben
"ber die Essener als Zeugnisse von drei Phasen einer Entwicklungslinie
betrachtet, also die Gemeinde des Neuen Bundes an
den Anfang stellt, nämlich um die Mitte des zweiten Jahrhunderts
v. Chr. entstanden sein, ihr die Gemeinschaft von Qumrän
folgen läßt und den Essenismus um die Mitte des ersten Jahrhunderts
n. Chr. ansetzt. Das vierte Kapitel, „Der geschichtliche Rahmen
der Handschriften von Qumrän" (S. 67-89), stellt als den
Anfang des Zeitraums, der sich in diesen Texten spiegelt, den
Kampf gegen die unter Antiochus Epiphanes IV. drohende Hel-
jenisierung des Judentums hin und als sein Ende das Heranrük-
ken der Legionen des Pompejus gegen die Grenzen Judäas. Das
fünfte Kapitel, „Das Werk des Lehrers der Gerechtigkeit" (S. 90
sieht die dem Lehrer der Gerechtigkeit feindlichen gottlosen
Priester in den Makkabäern Jonathan und Simon, legt
dar, daß die von dem zur priesterlichen Zadokiten-Familie gehörenden
Lehrer der Gerechtigkeit gegründete Zadokitische Gemeinschaft
in der Bekämpfung der dem Judentum von Antiochus
IV. Epiphanes drohenden Gefahr trotz einiger von vornherein
vorhandenen Spannungen zunächst mit den Makkabäern
gemeinsame Sache gemacht, seit der Übernahme des Priesteramts
durch Jonathan im Jahre 152 v.Chr. aber mit ihnen gebrochen
hat und so zur oppositionellen Sekte geworden ist, zeigt, daß
nach dem zwischen 142 und 134 v. Chr. anzusetzenden — gewaltsamen
oder natürlichen — Tode des Lehrers der Gerechtigkeit ein
Teil der Zadokiten-Gemeinschaft nach Damaskus ausgewandert
ist und hier die „Lieder", die „Damaskus-Schrift" und den „Habakuk
-Kommentar" hervorgebracht hat, und hält es für wahrscheinlich
, daß im 1. Jahrhundert v.Chr. die Zadokiten aus Damaskus
nach Judäa zurückgekehrt sind, sich hier mit Anhängern
des Lehrers der Gerechtigkeit, die in Judäa geblieben waren, zu
den „Essenern" vereinigt und das Kloster von Qumrän als ihr
Zentrum gegründet haben. Das sediste Kapitel, „Das .Suchen
nach Gott' in der Gemeinschaft" (S. 109-122), schließlich gibt
eine von tiefer Einfühlung beseelte Schilderung der in der Gemeinschaft
lebendigen Frömmigkeit.

Die eben gegebene Übersicht über den Inhalt seines Buches
zeigt, wie Vennes die mit den „Manuskripten der Wüste Juda"
gegebenen mannigfachen Probleme lösen möchte. Eine Erörterung
und Würdigung dieser seiner Lösungen ist hier ganz unmöglich.
Es muß vielmehr die Feststellung genügen, daß sie in gründlicher
und besonnener Untersuchung des Tatbestandes gewonnen worden
sind, wie auch die im zweiten Teil des Buches enthaltene
Übersetzung der Texte bei aller — vom Verfasser ausdrücklich
anerkannten — Abhängigkeit von Vorgängern eine beachtenswerte
selbständige Leistung darstellt. So hat das Buch, das —
ähnlich wie H. Bardtke, Die Handschriften vom Toten Meer,
1952; 2. Auflage 1953 — zunächst einen weiteren Leserkreis mit
den neuen Funden und ihrer Bedeutung bekannt machen und ihm
durch Beigabe einer gut ausgewählten und zweckmäßig gegliederten
Bibliographie den Weg zu gründlicherer Beschäftigung
mit dem Gegenstand bahnen will, audi dem Fachgelehrten mancherlei
zu geben. Einen besonderen Dank verdient schließlich die
Bebilderung des Buches, die seine Verständlichkeit wesentlich erhöht
. Die Tafeln 7, 8 und 9 stellen Teile von Handschriften dar,
die bereits anderswo abgebildet waren. Aber die von den
Tafeln 2—5 gebrachten und auf Aufnahmen von Prof. Star-
cky beruhenden Bilder der Umgebung von Qumrän, der ersten
Höhle von Qumrän, der Ruinen des Hauptgebäudes von
Qumrän, seiner großen Zisterne und eines Saales aus ihm sind
nicht nur neu, sondern vermitteln auch von dem Hauptschauplatz
des Buches eine so lebendige Anschauung, wie sie sonst kaum
zu finden ist. Sehr dankenswert ist schließlich audi die Beigabe
einer Karte der „Wüste Juda" (Tafel 1), die alle hier in Betracht
kommenden Stätten (Qumrän, Mird, Murabba'at usw.) deutlich
verzeichnet.

Halle/Saale Otto Ei ß fei dt

Karnatz, Bernhard, D. Dr.: Palästina und wir. Festschrift zum hun- ^
dertjährigen Bestehen des' Jerusalemvereins. Im Auftrage des Vorstandes
hrsg. v. seinem Vorsitzenden. Berlin: Christi. Zeitsdiriften-
verlag [1953]. 95 S. m. Abb. 8°. kart. DM 2.50.

Die Entsendung des deutschen Pfarrers W e i g e 11 nach Jerusalem
mit dem Auftrage, die Aufgaben des Propstes an der Erlöserkirche
in Jerusalem wahrzunehmen und insbesondere den
arabisch sprechenden evangelischen und vom Jerusalemsverein
betreuten Gemeinden in Bethlehem und Beth dschala zu dienen,
erinnert an die zeitweilig weiter ausgedehnte Arbeit des Jerusalemsvereins
, dessen Geschichte in dem vorliegenden
Erinnerungsband ausgebreitet wird. Der frühere Propst von Jerusalem
E. Rhein beriditet über die deutsche evangelische Arbeit
in Palästina. Speziell von den Templern, von denen einige
Gruppen nach 1945 in Australien eine Heimstatt fanden, gewährt
der Aufsatz von Dr. v. Rabenau (früher Jaffa) „Die deutschen
Ansiedlungen in Palästina" eine lebendige Anschauung. Den
ausführlichsten Beitrag liefert Pfarrer G. Jentzsch mit sei-