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Ausgabe:

1954

Spalte:

193-194

Autor/Hrsg.:

Ebeling, Gerhard

Titel/Untertitel:

Deutscher Evangelischer Theologentag zu Berlin 1954

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Seite 1

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Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor D. Ernst Sommerlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. KURT ALAND, HALLE.BERLIN

NUMMER 4

Spalte

Deutscher Evangelischer Theologentag

ZU Berlin. Von Oerhard Ebeling . . . 193

Stellung and Aufgabe der Theologie in
der evangelischen Kirche.

Von Wolfgang Trillhaas ......195

Das hermeneutische Problem des Alten

Testaments. Von Friedrich Baumgärtel 199
Abba. Von J. Jer emias........213

Offenbarung und Überlieferung.

Von Oerhard Oloege........213

Barion: Recht, Staat und Oesellschaft (Adam) 254
Debrunner s. Schwyzer........239

79. JAHRGANG

Spalte

Ecclesia Apostolica 1951 (Rosenkranz) . 256

Oeorgacas s. Schwyzer........ 239

Oöransson: Canutus Hahn (M. Schmidt) 247

Oummersbach s. Pohle........ 253

Höfler: Oermanisches Sakralkönigtum. 1.

(Outenbrunner)........... 242

Jahrbuch, Liturgisches, II, 2 (Fendt) . 248

Karnatz: Palästina und wir (Oalling) . . . 238

Knudtzon: Vermischte Texte (Schubart) . . 241

L a u r e s: Die Anfänge der Mission von Miyako

(Ramming)............. 254

Nink: Sein und Erkennen (W. Schultz) . . 250

— Ontologie (W. Schultz)........ 250

APRIL 1954

Spalte

Philipps: Survey of African Marriage and
Family Life (Rosenkranz).......235

Pohle: Lehrbuch der Dogmatik. Neubearb.
v. J. Oummersbach. I. 10. Aufl. (Schott) . . 253

Schwyzer: Griechische Orammatik. I, 2; II
u. III. Hrsg. A. Debrunner u. D. J. Oeorgacas
(Katz)........... . 239

Tanner: Die Ehe im Pietismus (M.Schmidt) 244
Urner: Die außerbiblische Lesung im christlichen
Oottesdienst (J. Beckmann) .... 247

Vermes: Les Manuscrits du Desert de Juda
(Eißfeldt).............237

Wendt: Rumänische Ikonenmalerei (Onasch) 250

Zum vorliegenden Heft.......255

©eutfrijer Cfcangeltfc&er Cfteologentag Berlin 1954

Deutscher Evangelischer Theologentag zu Berlin

3.-6. Januar 1954

Die Evangelischen Theologentage in Deutschland sind eine
noch wenig gefestigte Einrichtung. Der Berliner Theologentag ist
der fünfte in einer Reihe, die zwischen den beiden Weltkriegen
zunächst in enger Folge begann — 1927 Eisenach, 1928 Frankfurt
a. M., 1930 Breslau —, dann eine zwanzigjährige Unterbrechung
erfuhr, an der nicht nur die äußeren Verhältnisse Schuld
trugen, sondern mehr als sie die innere Verwirrung, bis schließlich
im Jahre 1950 durch den Marburger Theologentag die so
schnell abgerissene Tradition erneut aufgenommen und durch den
Erlanger Fakultätentag im Jahre darauf ein Statut beschlossen
wurde, das für die Theologentage weiterhin einen etwa zweijährigen
Turnus vorsieht.

Diese kurze, aber wechsel volle Geschichte der Theologentage
spiegelt den Weg von Theologie und Kirche in Deutschland seit
der Mitte der zwanziger Jahre wider: die starken aus der theologischen
Neubesinnung nach dem ersten Weltkrieg entspringenden
Impulse, die die Theologentage zu einem offensichtlichen Bedürfnis
machten, die dann eintretende Zeit des Kampfes und der
Scheidungen, der Versuchungen und Entfremdung, in der die Begegnung
in freier Diskussion nicht mehr möglich war, und endlich
die mühevolle Aufgabe, aus dem eingetretenen Chaos zu
neuem Aufbau zu gelangen, wieder zueinander zu finden und die
dabei entstehenden Probleme mit Geduld und wachsam durchzustehen
. Ein einfaches Wiederanknüpfen an die Verhältnisse
vor 1930 war nicht mehr möglich, nicht nur weil inzwischen un-
aufgebbare Erfahrungen gemacht und Erkenntnisse gesammelt
waren, sondern auch weil die theologische Schwungkraft jener
Jahre erlahmt war und die neue Lage, in der man sich vorfand,
zur Bescheidenheit mahnte. Das kam auch in einem Strukturwandel
der Theologentage zum Ausdruck. Während in jener ersten
Periode der Tcilnehmcrkreis sehr weit gezogen war und die Vorträge
und Diskussionen vor einer breiten theologischen Öffentlichkeit
stattfanden, hatte man sich im Jahre 1950 auf die Dozenten
an den Theologischen Fakultäten und Kirchlichen Hochschulen
sowie einzelne theologische Forscher beschränkt. Diese
zunächst aus der Notlage der Nachkriegszeit hervorgegangene
Regelung hat das Erlangcr Statut beibehalten. Man mag die Reduktion
auf einen rein wissenschaftlichen Kongreß bedauern, wie

193

auch Stimmen laut geworden sind, die den Verzicht auf ein Generalthema
, wie man es beim Frankfurter und Breslauer Theologentag
hatte, und die Verlegung des Schwerpunktes in die einzelnen
Fachsektionen als einen Mangel beklagen. Aber es ist doch
wohl so, daß die gegenwärtige Ordnung des Theologentages, so
viel an ihr auch auszusetzen sein mag, der tatsächlichen Lage, in
der sich die evangelische Theologie heute in Deutschland befindet
, nüchtern Rechnung trägt. Es ist nicht die Stunde großliniger
systematischer Konzeptionen und mitreißender theologischer Parolen
, darum auch nicht eine Zeit, in der der Unterschied von
Theologie und Verkündigung nicht stark empfunden würde. In
allen Disziplinen gilt es mit methodischer Strenge, mit unerbittlicher
Selbstkritik und entsagungsvoller Kleinarbeit überkommene
Positionen zu überprüfen und ohne alle Hast, unter Verzicht auf
vorschnelle Lösungen und unangefochten durch den Vorwurf, es
fehle an der unmittelbaren praktischen Verwertbarkeit, theologische
Grundlagenforschung zu treiben und warten zu können,
was sich daraus ergibt. Ein Theologentag, der in solcher Situation
zusammentritt, ist keine imponierende Schaustellung, sondern
bestenfalls eine anstrengende Arbeitsgemeinschaft, in der jeder
sich selbst und den andern einiges zumutet im gegenseitigen Hören
und in der Übung des wissenschaftlichen Gesprächs.

Der nach Überwindung vieler Hindernisse unter starker Beteiligung
zustande gekommene Berliner Theologentag und dessen
allerseits als erfreulich empfundener Verlauf haben das Vorhandensein
einer echten Bereitschaft zur Begegnung, zum Austausch
und zur Zusammenarbeit erwiesen und wohl alle Teilnehmer in
dem Willen dazu bestärkt. Der Fakultätentag der Evangelischtheologischen
Fakultäten in Deutschland hat in seiner anschließenden
Sitzung einstimmig beschlossen, den nächsten Theologentag
im Jahre 1956 abzuhalten.

Es ist mir ein Bedürfnis, allen denen zu danken, die zu dem
Gelingen des Berliner Theologentages beigetragen haben, insbesondere
der Leitung des Evangelischen Johannesstifts in Berlin-
Spandau für die Aufnahme und die fürsorgliche Betreuung der
Tagung.

Der Präsident des Fakultätentages
Gerhard Ebeling

194

UrB.TÜB.