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Ausgabe:

1953

Spalte:

174-176

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Autor/Hrsg.:

Reicke, Bo

Titel/Untertitel:

Diakonie, Festfreude und Zelos in Verbindung mit der altchristlichen Agapenfeier 1953

Rezensent:

Jeremias, Joachim

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173 Theologische Literaturzeitung 1953 Nr. 3____„174

daß der Verfasser viel mehr hätte bringen können, aber Meister catione populi - aber die Durchführung praktischer Reformen
des Stoffes geblieben ist. Aber ich muß schließen mit der Bitte, ganz und gar dem Papst, dem Konzil, den Ordinarns locorum
dies Büchlein, das - wie gesagt - zugleich leicht und gewichtig uberlassen müssen? Sei dem wie ihm wolle: Luthers Stimme ist
ist, selbst zu lesen. Man wird Freude davon haben. nicht verstummt, und ein zutraulicher Kommentar zu Luthers

Liturgie-Schriften von 1 523 wäre den Männern des „Lit. Jahr-

Berlin KannolaQnattz • ' _ . . . .... , „ ■ ,. .____

buchs" wie auf den Leib zugeschnitten. (Wie der Katholizismus

sich davon absetzte und absetzt, wissen wir zur Genüge). —
Balthasar Fischer kritisiert Übersetzungsfehler in deutschen
Ausgaben päpstlicher „Verlautbarungen" zur Liturgie. Er gibt
drei Beipiele, die geradezu den Sinn verändern — zugunsten der
inhaltloseren Alltäglichkeit. - Alfons Kirchgässner spricht
so vom Kulte, seiner Eigenart, seinen Gefahren, seiner Entfernung
und Nähe im Kreise der persönlich-individuellen Frömmigkeit
, daß ein Evangelischer vieles, wenn nicht mutatis mutandis
alles, sich zu Gemüte führen kann. — Theodor B o g 1 e r steuert
einen 2. Aufsatz bei, der (mit Casel) als den „Hauptskopus" von
Epiphanias die „Regales nuptiae" nennt, wie sie die Antiphon
zum „Benedictus" besingt: „Hodie coelesti Sponso iuneta est
Ecclesia" und die Magniticat-Antiphon unter den tria miracula
im zweiten „Hodie" verborgen aufweist: „Hodie vinum ex aqua
factum est ad nuptias". Wohlverstanden: es handelt sich für
Bogler geradewegs und ausschließlich um Epiphanias, wie es in
den römischen liturgischen Texten heute angesprochen wird! Und
Bogler geht auf ein ganz bestimmtes Ziel hin: den einzelnen
Tagen der Oktav von Epiphanias in der Messe Charakter zu geben
—aus der Fülle der Texte zu Epiphanias! Hingegen uns
interessiert der historische Sinn von Epiphanias (der ja mit
den Texten der Liturgie zusammenhängt — aber wie?). — Jos.
Pascher gibt dem Osterprediger Material durch eine „mysta-
gogische Erklärung" der katholischen Gebräuche, die eigentlich
in die Osternacht gehören: Das neue Feuer — Die Kerze — Die
Wundmale — Kerze und Flamme. Indem Pascher das Bild Christi
(„ein Standbild des auferstandenen Christus") zum Leitmotiv der
Liturgie-Exegese nimmt, genügt er der homiletischen Forderung
„Bibeltext" mehr, als es den Augenschein haben könnte. — Es
folgen „Berichte", das sind hier Buchanzeigen — und wir freuen
uns, darunter Gerhard Kunzes Bücher „Die gottesdienstliche
Schriftlesung" und „Lehre, Gottesdienst, Kirchenbau" zu
finden; ebenso das „Handbuch der evangelischen Kirchenmusik"
von Ameln, Mahrenholz, Thomas, Gerhardt; auch Heilers „Deutsche
Messe" und Jordahns „Das kirchliche Begräbnis". — Das
„Lit. Jahrbuch" wird auch dem evangelischen Liturgiker eine sympathische
Lektüre sein — bei aller Andersartigkeit der liturgischen
Begehungen hier und dort.

Augsburg Leonhard Fendt

R c i c k e, Bo: Diakonic, Festfreude und Zclos in Verbindung mit der
altchristlichcn Agapenfeier. Uppsala; Lundcquist; Wiesbaden: Harras-
sowitz 11951 ]. 444 S. gr. 8° = Uppsala Universitcts Arsskrift 1951:5
— Acta Universitatis Upsalicnsis. skr. 22.—.

Diese liturgicgeschichtlichc Untersuchung behandelt auf
breitester Basis die Nachrichten über die altchristliche Agapenfeier
auf dem Hintergrund des religions- und zeitgeschichtlichen
Materials. Die.Quellen werden dankenswerterweise durchgängig
im Wortlaut (in deutscher Übersetzung) gebracht, und die einschlägige
Literatur ist in erstaunlichem Umfang beherrscht, gleichviel
ob es sich um Arbeiten über die verschiedenen Formen der
Agape oder um Untersuchungen der antiken Totengedächtnisfeiern
und des hellenistischen Korporationswesens handelt. Hier
liegt die Stärke des Werkes; das mehr als 20 Seiten Kleindruck
umfassende Literaturverzeichnis ist ein neuer und eindrucksvoller
Beleg dafür, daß die nordischen theologischen Arbeiten in dieser
Hinsicht schlechthin vorbildlich sind.

Die Dreiteilung der Überschrift gibt den Aufbau der Untersuchung
an. Drei Faktoren sind es danach, die der altchristlichen
Agapenfeier ihr Gepräge geben: 1) das caritative Moment, 2) die
festliche Freude und 3) der immer wieder zu beobachtende liber-
tinistische und vor allem (nach Meinung des Verf.) der politische
Mißbrauch der Agapen. Was 1) die Diakonie anlangt, so
werden uns in diesem ersten Teil der Arbeit die verschiedenen
Formen der Agapenfeier — immer mit besonderer Betonung der

LITVH GIEWISSEN SCHAFT

Liturgisches Jahrbuch. Im Auftrage des Liturgischen Instituts
'n Trier hrsg. v. Joseph Pascher. 2. Bd., l.Halbbd. Münster.
Aschendorff 1952. 134, 10'S. gr. 8". kart. DM9.—.

Auch dieser Halbband (vom 2. Jahrgang ab erscheint das
-Liturgische Jahrbuch" jährlich in zwei Halbbänden) hält die
Linie ein: Durch die Liturgiewissenschaft Dienst an der liturgischen
Praxis! Wobei dieser Dienst an der liturgischen Praxis im
Vordergrunde steht (aber ohne den Hintergrund, eben die Liturgiewissenschaft
, nicht stehen könnte). Was z. B. Theodor B o g -
'e r von der „Liturgischen Erneuerung im heiligen Jahr 1950"
berichtet, zeigt die „Erneuerer" auf dem Wege von der Liturgie-
Wissenschaft zur Volks-Liturgie und zur Volks-Liturgik. Die
Schwierigkeiten, die ein Franzose aufzählt (die aber nach der Ansicht
Boglers allgemeine Geltung haben), sind groß: der Individualismus
der heutigen Christen — die lateinische Kultsprachc —
die mangelnde Kenntnis der Hl. Schrift — das Fehlen des Verständnisses
für die liturgische Symbolik — der allzu große Abstand
der heutigen Lebensebene von derjenigen, auf welcher „die
gewordene Liturgie" entstand (G. Mollard). In den weiblichen
Kongregationen (nicht in den alten Orden) wird ein deutsches
Brevier eingeführt, verfaßt von Hildebrand Fleischmann
y->B. Erfreulich ist an dem Aufsatz Boglers für uns die Erwähnung
er liturgischen Lage der evangelischen Kirche; der Tod G. van
er Leeuws wird bedauert; ein Stück der neuen reformierten
gende Frankreichs wird abgedruckt: „Service de Sainte Cenc
e 1 l'-glisc Reformee de France". — Philipp Hofmeister
Sctzt seinen Aufsatz (vgl. Lit. Jahrb. I 75 ff) über das Pontitikal-
Pnvileg more abbatum fort und führt ihn zu Ende. Man bekommt
hier ein Muster der Exegese des Kirchenrechts, so fremd
"ns auch die Materie ist. Zugleich gehört der Aufsatz in die
eschichte der neueren Liturgie und der Gewänder und anderen
'tUrgischcn Sachen. Im Anhang druckt H. aus den Statuten des
fierer Abts Johannes Rode (1435) „ein Pontifikalamt more
a batum im 15. Jahrhundert" ab (aus einem MS der Trierer Se-
^"narbibliothck fol. XV r - fol. XVI v). - Gerhard von H ü 1-
11 tritt für eine liturgische Ausformung des Verlöbnisses ein;
r?Xl:mPlifiziert auf die griechische Verlöbnis-Ektenie (I. Goar,
be^ol°g'°n, Venedig, 3. Aufl. 1730). - Heinz Schürmann
dies ' ""^ cntwirfr einc dreijährige Pcrikopenordnung für
den S°nr Uncl Fcsttage- ~ Pau' L o r r y handelt von einer für
Ho s°rgcl<1erus nötigen Brevier-Reform. Die traditionellen
tende" P I crha,ten bleiben, aber die Zahl der täglich zu be-
das can pe'i S°" dadurch wesentlich vermindert werden, daß
wird Die 2?, rium crst im Ablauf eines Monats absolviert
gibt einen PI j Lcsungcn wird auf täglich drei gesenkt. L.
in usum I S ••Brcviarium Romanum private recitandum

gerichtet>C [JCOrum saecularium" und schildert die so neu ein-
Br*v 1 Horen. - Diese Bemühungen um einen Neubau des
um VMi T Cl" dcutschc-s Brevier für weibliche Kongregationen,
L» •i-Il*Urgie Und Volksliturgik sind für uns deshalb so
von ,7-, f Wdl ja D' Martin Luthcr sich mit den Schriftcn
mi.l m ' Ordnung Gottcsdicnsts", „Taufbüchlein", „For-
uua Missac et Communionis" auf derselben Bahn bewegte. Und
Dentalis die Schwierigkeiten, welche G. Mollard sieht, mit Ausnahme
vielleicht der ersten, nachdrücklich empfand. Wir fragen
«Mi War damals die Zeit bei den festbleibendcn Katholiken nicht
c,r rur solche „Erneuerungen"? Oder hat, wie das im Ketzer-
Kampfe ja leider allerorten vorkommt, der böse Wille Luther
gegenüber die „echten" Klänge seiner Liturgie-Erneuerung nicht
noren lassen? Oder aber: hätte Luther zwar schöne Bücher schreien
dürfen de reformatione Missac et Brcviarii nec non de edu-