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Ausgabe:

1953 Nr. 3

Spalte:

159-160

Kategorie:

Kirchengeschichte: Territorialkirchengeschichte

Autor/Hrsg.:

Ehrhard, Albert

Titel/Untertitel:

Überlieferung und Bestand der hagiographischen und homiletischen Literatur der griechischen Kirche 1953

Rezensent:

Campenhausen, Hans

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159

Theologische Literaturzeitung 1953 Nr. 3

160

bezogen. Das ist möglich, es kann im syrischen Text aber ebenso gut
Plural sein und würde dann die jiaoeftßoXai aller Sarazenen in dem bezeichneten
Gebiet meinen. Außer Zweifel steht jedenfalls, daß die Zuständigkeit
Theodors, eines Arabers von Geburt, ethnisch begrenzt gedacht
war. Die durch Johann von Ephesus und andere bezeugte Tatsache,
daß alle ghassanidischen Araberstämme (anders als die Lachmiden auf
der persischen Seite) Monophysiten waren, dürfte von Honigmann nicht
recht gewürdigt sein. Der Dank gegen den hochverdienten Forscher wird
dadurch nicht beeinträchtigt.

Es wäre zu wünschen, daß die Leitung des CSCO auch das Erscheinen
der von ihm bereits abgeschlossenen Untersuchung
über das Kloster Barsauma und über die Ausdehnung des jako-
bitischen Patriarchats „von Antiochien und von Syrien" unter der
arabischen Herrschaft ermöglichte.

Erlangen Werner El ert

E h r h a r d, Albert (f): Überlieferung und Bestand der hagiographi-
schen und homiletischen Literatur der griechischen Kirche von den

Anfängen bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. Erster Teil: Die Überlieferung
. III. Band, 2. Hälfte, 1./2. Lfg. Berlin: Akademie-Verlag in
Arbeitsgemeinschaft mit dem J. C. Hinrichs Verlag, Leipzig 1952.
S. 723—1034. gr. 8° = Texte und Untersuchungen zur Geschichte
der altchristlichen Literatur, hrsg. v. W. Eltester u. E. Klostermann,
Bd. 52, II, 1/2. DM 18.-.

Als Albert Ehrhard im Jahr 1940 von uns ging, war der
Drude seines Riesenwerkes noch nicht bis zur Hälfte des 3. Bandes
vom Überlieferungsteil vorgeschritten. Der Bonner Studienrat
Peter H e s e 1 e r übernahm als Freund und langjähriger Mitarbeiter
des Verstorbenen sein Erbe und konnte in den Jahren
1941 und 1943 noch je eine Lieferung herausbringen. Am 1. Mai
1948 ist auch er seinem langjährigen Leiden erlegen, und jetzt
hat sich Abt Johannes H o e c k von der Abtei Ettal des zum
zweiten Male verwaisten Werkes angenommen. Als ersten Erfolg
dieser Regelung begrüßen wir das Erscheinen einer stattlichen
Doppellieferung, die in diesem Jahre erschienen ist, mit
aufrichtiger Freude.

Ich habe die beiden ersten Bände in den Jahrgängen 1938
(Sp. 397 ff.) und 1940 (Sp. 89 ff.) dieser Zeitschrift besprochen
und möchte das dort über den Sinn, die Anlage und Bedeutung
des Werkes Gesagte nicht wiederholen. Im folgenden sei nur der
Inhalt des nunmehr fast vollständig vorliegenden dritten Bandes
kurz angezeigt und für die dabei vorausgesetzten technischen Begriffe
ebenfalls auf den früheren Bericht verwiesen.

Der zweite Band schloß mit der Beschreibung des Menelogiums
Symeons des Metaphrasten, welches aus dem Ende des 10. Jhd.s stammt.
Der neue Band beginnt mit der entsprechenden Darstellung der nach-
metaphrastisdien Überlieferung. Sie zerfällt — abgesehen von den Spe-
zialpanegyriken und -homilarien — in fünf Hauptgruppen, je nach der
Art und Weise, in der das metaphrastische Menelogion nach den wechselnden
liturgischen Bedürfnissen verändert wurde oder neue Sammlungen
ihm an die Seite traten. E. unterscheidet eine Überlieferung, die
den Metaphrasten kürzt, eine andere, stärkere, die ihn erweitert, und
einen „vermischten Metaphrasten", d. h. ältere Sammlungen, die mit
metaphrastischem Gute versetzt worden sind. Dazu kommen an vierter
Stelle zwei neue „kaiserliche Menelogien", so genannt, weil die Texte
hier jeweils mit einem Gebet für einen namentlich nicht bezeichneten
Kaiser schließen. Sie stammen aus Konstantinopel; im übrigen ist ihr
Ursprung umstritten. E. zeigt, daß der Verfasser jedenfalls nicht Johannes
Xiphilinos gewesen sein kann, beide Menologien aber ein und
denselben Kaiser im Auge haben. Das eine Menologium (B) scheint dabei
die literarische Vorstufe des zweiten (A) gebildet zu haben. Der
dem Schutz der Heiligen empfohlene Kaiser muß nach E.s Darlegungen
der kränkelnde Michael IV. Paphlagon (1034—41) gewesen sein. Bei
ihrer durchgängigen Abhängigkeit von älteren Texten sind beide Sammlungen
überlieferungsgeschichtlich nur dort von Wert, wo jene verloren
sind. Übrigens haben sie keine große Verbreitung gefunden — ein deutliches
Symptom für den starken Traditionalismus der byzantinischen
Kirche. Noch bezeichnender ist in dieser Hinsicht eine fünfte Gruppe
der nachmetaphrastischen Überlieferung, die durch eine Reihe von Menologien
und Panegyriken gebildet wird, die auch der metaphrastischen
Tradition ausweicht und zu den älteren Texten zurückstrebt. Es muß in
bestimmten kirdilichen und mönchischen Kreisen des 12. Jhd. eine in li-
turgicis geradezu reaktionäre Stimmung geherrscht haben.

Der letzte Abschnitt betrifft einige „Nebenwege der Überlieferung
". Es handelt sich in erster Linie um „Miszellenhandschriften", die
im Gegensatz zu den großen liturgischen Sammlungen im Dienste der

Volksfrömmigkeit und Volksbildung standen, vielfach neutestamentliche
Apokryphen benutzen und auch für die Entstehung der vulgärgriechischen
hagiographischen Literatur bedeutsam sind. Sie sind nicht nur
überlieferungsgeschichtlich sondern auch kulturgeschichtlich interessant,
weil sie einen ganz unmittelbaren Eindruck von dem durchschnittlichen
geistigen Leben innerhalb der byzantinischen Klöster vermitteln können.
Weiter gehören zu den „Nebenwegen" die Spezialsammlungen für einzelne
Heiligengruppen und Heilige, sodann Einzelüberlieferungen im
strengen Sinne, die jedoch aus liturgischen und paläographischen Gründen
sehr selten sind, „Akoluthien", d. h. „kleine liturgische Bücher, die
das am Festtage eines bestimmten Märtyrers oder Heiligen zu verrichtende
kirchliche Offizium in extenso enthalten," und endlich die hagiographischen
Texte aus direkter, nicht liturgischer Überlieferung als Biographien
von Kirchenvätern und Theologen. Der Brauch, einem bestimmten
Autor ausschließlich gewidmete Handschriften mit dessen Biographie
auszustatten, ist hierbei von den griechischen Klassikern auf die
Kirchenschriftsteller übertragen worden.

Damit ist das erhaltene Manuskript E.s zu Ende geführt.
Es fehlt zum Abschluß des ersten Teils nur noch ein zusammenfassender
Rückblick, wie er zweifellos geplant war und uns jetzt
vom neuen Bearbeiter für die Schlußlieferung in Aussicht gestellt
wird. Diese soll außerdem Nachträge und Berichtigungen und
nicht weniger als 3-400 Seiten Indices enthalten. Bis das Erscheinen
des zweiten, den „Bestand" betreffenden Teiles beginnt,
werden wir noch einige Geduld haben müssen. E.s Manuskript
ist „bis auf kleine Reste ein Opfer der Nachkriegswirren geworden
"; aber da sein ganzes Material erhalten ist, kann es rekonstruiert
werden, und wir wissen, daß die Arbeit daran in
guten Händen liegt.

Heidelberg H. v. Campenhausen

Byzantion. Revue internationale des etudes byzantines. Publiee
sous la direction de H. Gregoire. Tome XX (1950): Actes du VIIe
Congres des etudes byzantines Bruxelles 1948.11. 403 S. m. Abb.,
4Taf. — Tome XXI (1951) Fase. I. 283 S. Bruxelles: Fondation Byzan-
tine et Neo-Grecque. gr. 8°.

Es versteht sich von selbst, daß diese beiden Bände der berühmten
und bewährten Zeitschrift eine ganze Reihe wertvoller
Arbeiten enthalten, ebenso aber darf man nicht erwarten, Gegenstände
und Gesichtspunkte theologischer Wissenschaft berücksichtigt
zu finden. Honigmann bringt 20, 63 eine noch nicht veröffentlichte
Liste der 318 Väter von Nikaia, aus cod. Vatic.
1 587, fol. 355; sie stimmt mit Vatic. 44 überein und ergänzt
es. Derselbe Vf. behandelt die Frage, ob ein Bischof von Adu-
lis auf der Synode von Chalkedon zugegen gewesen sei, und
nimmt gegen E. Schwartz wie gegen E. Stein Stellung, 20, 295.
Christliche Inschriften auf der Insel Cypern gibt es erst seit Con-
stantin. Mitford sammelt 20, 105 einige neue, dazu auch eine
jüdische Synagogen-Inschrift beim Barnabas-Kloster. Ein Geistlicher
, vielleicht ein Bischof, hat das Apanteterion von Soloi hergestellt
, 20,151; apanteterion ist Absteigequartier. Der Rest
eines kaiserlichen Edikts an einen Bischof, 20, 162, ist so kümmerlich
, daß man nur vermuten kann, es handele sich um Asylrecht
. Psalmstellen treffen wir zweimal: 25,18 und 35,4. Die
älteste christliche Inschrift in Alt-Paphos, 20, 154 lautet: Herr,
hilf Deinem Knecht Kerykios. Zwei schon bekannte Inschriften
werden neu behandelt 20, 165: die eine, auf einem Sarkophag,
ist ins Christliche umgewandelt worden, die andere enthält
Psalm 15. Sataville spricht 20, 223 von den Neuheiligen, (Neo-
saints) der Orientalischen Kirche des byzantinischen Ritus, bis
zur Gegenwart. Neben der officiell-kirchlichen Heiligsprechung
geht die canonisation populaire sehr lebhaft einher. E. Biker-
man untersucht 21,63 die verworrene und entstellte Geschichte
der Makkabäer beim Chronisten Malalas und erklärt ihre Entstehung
. Die Armenierpforte der Hagia Sophia hat, wie Ber-
berian 20, 5 nach einer armenischen Quelle zeigt, den Namen im
10. bis 11. Jahrhundert erhalten.

Unter denen, die es mit Gegenständen außerhalb des theologischen
Bereichs zu tun haben, führe ich den Bericht an über eine
byzantinische Gesandtschaft vor dem fatimidischen Kalifen AI-
Muizz 957/8 n.Chr., wie ihn M.Stern 20,219 aus einer arabischen
Quelle darstellt, die den Kalifen als weit überlegen schildert
. Und endlich das Verhältnis Mohameds IL, der Konstantinopel
eroberte, zu Italien 21,127: genaue LIntersuchung lehrt,