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Ausgabe:

1953

Spalte:

143-148

Autor/Hrsg.:

Rost, L.

Titel/Untertitel:

Der gegenwärtige Stand der in Palästina neu gefundenen hebräischen Handschriften 1953

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die sachlichen Fragen eingegangen wird. Der Verfasser stellt
heraus, daß zu Beginn der 40er Jahre in der kath. Theologie erst
der Zustand erreicht ist, daß man statt zu polemisieren den positiven
Standpunkt herausarbeitet und damit den Dekreten des
Tridentinums vorarbeitet. War hier manche Vorarbeit geleistet,
so hat für die kirchlichen Reformen die Gruppe der Reformfreunde
mit Contarini und Sadoleto nicht weniger geleistet und
teilweise den Bann erst gebrochen, so daß das Konzil die Reformfragen
tatkräftig angreifen konnte.

Nach dem Rückschlag in Regensburg 1541 mußte etwas geschehen
, um die schwebenden theologischen und prakt.-reforme-
rischen Fragen wiepler in Fluß zu bringen. Die politische Einmütigkeit
der entscheidenden Instanzen war das stärkste Motiv dabei.
Die Sendung Morones war ein wichtiger Faktor, um die Zustimmung
des Reichstages für Trient zu erlangen. Aber die politischen
Schwierigkeiten ließen die Sache des Konzils doch nicht günstig
erscheinen. Die Schwankungen in der Politik ließen allerdings auf
andere Zeiten hoffen. Die Haltung des Kaisers schlug bald um.
Als das Konzil 1542 ausgeschrieben und eröffnet werden sollte,
fand es doch kein ausreichendes Interesse, weder bei den Prälaten
noch bei den Staatsmännern, so daß der Verfasser von einem
„geradezu kläglichen" Ergebnis sprechen muß. In Deutschland
wirkten sich die „Kölner Reformation" und die unsichere
Haltung des Bischofs von Münster in dieser Richtung aus. Die
Beschickung des Konzils blieb aus. In Rom rechnete man mit der
Auflösung des Konzils und bereitet die Verfügungen dafür schon
vor. Der Widerstand der kaiserlichen Partei ließ andere Möglichkeiten
aufsteigen. Und doch mußte das Konzil im folgenden Jahr
wegen der bestehenden Schwierigkeiten suspendiert werden.
Nebeninteressen hatten in Rom dem Konzil zu stark geschadet.

Der Verfasser zeigt das ernsthafte Bemühen, allen Faktoren
gerecht zu werden und das Kräftespiel der großen Mächte hier
im Einzelnen zu zeigen. In eindrücklicher Weise werden die politischen
Schachzüge des Kaisers gegenüber den deutschen Protestanten
aufgewiesen: das Nachgeben in befristeten Erklärungen,
um sie hinzuhalten, bis er für seine gewaltsame Lösung bereit

sein würde. Die Ereignisse des Jahres 1544, die den Kaiser auf
seine Siegesbahn stellten, lassen gleichzeitig die Kurie ihre Folgerungen
von ihren Grundlagen aus ziehen. Paul III. hat deutlich
dem Kaiser seine Meinung zu verstehen gegeben, dieser wiederum
ihn im Frieden von Crepy seine eigentliche Absicht erkennen lassen
. Da die Protestanten sich dem Konzil versagten, mußte er
seine Macht dazu gebrauchen, sie zu zwingen. Es war deutlich,
daß die Schwäche der Opposition zugenommen hatte und die
Aussicht auf Erfolg für den Kaiser wuchs. Der Augenblick, in dem
alle entscheidenden Partner für die Eröffnung des Konzils eintraten
, war 1545 gekommen. Auch der Gedanke an weitere militärische
Unternehmungen konnte keinen Aufschub des Konzils
bedeuten, sondern wurde mit diesem in Verbindung gebracht, zumal
die Aktion sich gegen England und die deutschen Protestanten
richten sollte.

Die Darstellung dieses Bandes klingt aus in der Vorbereitung
zur Eröffnung des Konzils im Laufe des Jahres 1545, der
gedämpften Stimmung vor dem endgültigen Arbeitsbeginn und
der mäßigen Anteilnahme der kath. Welt. Der Band schließt mit
dem Eröffnungsakt in Trient, einem Ereignis, auf das die Christenheit
schon zu lange gewartet hatte. Nach Meinung des Verfassers
hätte das Trienter Konzil, wenn es eine Generation
früher getagt hätte, die konfessionelle Spaltung vermeiden lassen
. Diese Ansicht mutet ein wenig gewagt an und schätzt die
reformatorische Bewegung nicht als das ein, was sie war. Harnack
ist dafür nicht geltend zu machen.

Der Verfasser hat für den Band eine Fülle von archiva-
lischem Material benutzen können. Dadurch hat er einen Vorteil
vor allen anderen Forschern. Seine Akten- und Literaturkenntnis
sind einzigartig. Nur wer in Rom so lange stetig hat arbeiten
! können, vermag die Quellen so genau zu kennen. Seine Gesamtauffassung
ist einheitlich und conzinn, in allem begründet, was
auch derjenige, der manches anders sieht, durchaus anerkennt und
I womit er den Wunsch verbindet, daß die weiteren Bände dieser
j Darstellung bald dem ersten Band folgen möchten.

Der gegenwärtige Stand der Erforschung der in Palästina neu gefundenen hebräischen Handschriften

24. Der „Lehrer der Einunsr" and der „Lehrer der Gerechtigkeit"

Von L. Rost, Berlin

In ThLZ 77 (1952) Sp. 723-7261 habe ich die Hypothese
aufgestellt, daß die Damaskusschrift jünger sei als die „Sektenrolle
" und die Gruppe der Damaskusschrift die ältere Gruppe für
ihre Reihen zu werben versucht habe2. Dabei war mir folgende
meine Vermutung bestätigende Stelle entgangen, die ich nunmehr
mit einer kurzen Auslegung als weitere Stütze für meine
Ansicht beibringen möchte.

Die Stelle findet sich Dam (B) 19, 26—20, 15. Sie lautet in Übersetzung
: „Und was Mose /27/ zu Israel sagt: «Nicht um deiner Gerechtigkeit
und der Redlichkeit deines Herzens willen trittst du ein,
um diese /28/ Völker zu beerben, vielmehr um seiner Liebe willen zu
deinen Vätern und um seines Festhaltens am Eide willen» so ist /29;
das Recht für die aus Israel Umkehrenden: sie sind vom Weg des (gemeinen
) Volkes (= V"Wl ÖS") abgewidicn, da Gott die „Früheren"
liebte, hol die gegen das Volk im Gefolge Gottes Zeugnis abgelegt
haben: er liebt nämlich die nach ihnen (in den Bund) Eingetretenen;
— denn ihnen gilt /3l/ der Bund der Väter, — und Gott haßt und verabscheut
die die Wand Bauenden, und sein Zorn ist gegen sie ent-

') In diesem Artikel (Sp. 723) befindet sich ein Irrtum; wie mir
P. R. de Vaux liebenswürdigerweise mitteilt, hat er aus Versehen in
seinem Brief an P. Kahle den Fund von Bruchstücken des hebräischen
Sirach mitgeteilt. In Wirklichkeit handelt es sich um die ersten hebräischen
und aramäisdien Bruchstücke des Buches Tobit, damit also um
ein völliges Novumf

2) Vgl. dazu schon Miliar Burrows: The Discipline Manual of the
Judaean Covenanters = Oudtestamentische Studien, Deel VIII (1950)
S. 156 ff., hier S. 184 „Die einzigen beachtlichen Unterschiede, die man
zwischen Damaskusschrift und Sektenrolle finden kann, sind solche, auf
die man bei der aus anderen Gründen sehr wahrscheinlichen Annahme
redinen kann, daß die Damaskusschrift eine spätere Periode in der Geschichte
der Bewegung darstellt."

brannt und gegen alle, llll die ihnen folgen. Und entsprechend diesem
Recht wird (verfahren) mit allen Veräditcrn der Rechtssätze Gottes
/33/ und er (Gott) verläßt sie und sie wenden sich der Hartnäckigkeit
ihres Herzens zu So verhält es sich mit allen Männern, die in den
neuen '34/ Bund im Lande Damaskus eingetreten sind, aber wiederum
nbecfallen und vom Brunnen lebendigen Wassers gewichen sind. /35/
Nicht sollen sie dem Vcrcinsvcrband des Volkes zugerechnet, und
wenn dieser registriert wird, nidit registriert werden von dem Tag des
Heimgangs /20, l/ des Lehrers der Einung dies 1PP statt *Pt"P) an bis
zum Auftreten des Messias aus Aharon und Israel. Und so ist auch das
Recht Iii für alle in die Gemeinde der Leute der vollkommenen Heiligkeit
Eingetretenen, die Widerwillen gegen das Tun der Anweisungen
der Rcdlidicn haben, /3/ — das ist der Mann der im Schmelzofen geschmolzen
wird; — wenn seine Taten offenbar werden, dann werde er
aus der Gemeinde entlassen hl wie einer, dessen Los nicht unter die
Schüler Gottes gefallen ist. Entsprechend seiner Tat sollen ihn die Leute
/;/ des Wissens notieren bis zu dem Tage, da er wiederum am Orte
der Leute der vollkommenen Heiligkeit steht. Iii Und wenn seine
Taten entsprechend der Auslegung des Gesetzes offenbar werden, nach
dem die hl Leute der vollkommenen Heiligkeit wandeln, so willfahre
ihm niemand in Geld oder Dienstleistung: Iii denn verflucht haben
ihn alle Heiligen des Höchsten. Und entsprechend diesem Recht geschehe
jedem Verächter unter den „Früheren" hl und den „Späteren", die
sich Greuel in ihrem Herzen vorgenommen haben und in der Verstocktheit
ihres Herzens hol wandeln. Sie haben keinen Teil am Haus
des Gesetzes. Entsprechend dem Recht ihrer Gefährten, die /ll/ mit
den Leuten der Lästerung umgekehrt sind, sollen sie eerichtet werden:
denn sie haben Irrtümer gecen die Satzungen der Gerechtigkeit geäußert
und Uli den beständigen Bund verworfen, den sie im Lande
Damaskus aufgerichtet haben, nämlich den neuen Bund. /l3/ und nicht
sollen sie Anteil haben am Hause des Gesetzes. Und seit dem Tag /14/
des Heimgangs des Lehrers der Einung bis zum Ende aller Kriegslcutc.
die /15/ mit dem Mann der Lüge gezogen sind, sind es ungefähr vierzig
Jahre."