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Ausgabe: | 1953 |
Spalte: | 129-140 |
Autor/Hrsg.: | Süss, Théobald |
Titel/Untertitel: | Nachfolge Jesu 1953 |
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Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor D. Ernst Sommerlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D.KURT ALAND, HALL Es BERLIN
NUMMER 3 78. JAHRGAN« MARZ 1953
Spulte
Nachfolge JeSU. Von Theobald Süss . . . 129
Zur Geschichte des Tridentinum.
Von R. Stupperich.........139
Der gegenwärtige Stand der Erforschung
der in Palästina neu gefundenen hebräischen
Handschriften.
24. Der „Lehrer der Einung" und der
»Lehrer der Gerechtigkeit". Von L. Rost 143
Bonkamp: Die Psalmen nach dem hebräischen
Qrundtext übers. (Eilifeldt)......151
Bovet: Die Angst vor dem lebendigen Oott
(Trillhaas).............171
Byzantion Tome XX und XXI (Schubart) 160
Concilium Tridentinum Tom. VI,3 Vol. I
Ed. S. Merkte, Th. Frendenberg« (Stupperich) 139
E h r h a r d : Überlieferung und Bestand der hagio-
graphischen und homiletischen Literatur der
griechischen Kirche von den Anfängen bis zum
Ende des 16. Jahrhunderts. Teil I, Bd. III,
2. Hälfte, Lfg. 1/2 (v. Campenhausen) ... 159
Freudenberger s. Concilium Tridentinum . 139
Hartmann: Das Problem des geistigen Seins
2. Aufl. (Hessen)..........165
Spalte
Heschel: Man is not Alone (Beth) .... 167
Hinz: Der Naumburger Meister (Jursch) . . 163
Honigmann: Eveques et Eveches monophy-
sites d'Asie antc'rieure au Vle siede (Eiert) 157
Jacobi: Langeweile, Muße und Humor und
ihre pastoral-theologische Bedeutung (Quaatz) 172
Jahrbuch der Österreichischen Byzantinischen
Oesellschaft I (Irmscher).......161
Jedin: Oeschichte des Konzils von Trient. I
1. u. 2. Aufl. (Stupperich;.......139
Jursch: Hände als Symbol und Ocstalt (Wessel) 164
Liturgisches Jahrbuch II, 1 (Fendt) .... 173
Merkle s. Concilium Tridentinum .... 139
Mitton: The Epistle to the Ephesians (Käsemann
) .............. 152
Moe: The Apostle Paul (Kümmel)..... 156
Pantschowski: Ethische Autonomie und religiöse
Theonomie (Noack)....... 166
R e i c k e: Diakonie, Festfreude und Zelos in Verbindung
mit der altchristlichen Agapenfeier
(Jeremias).............174
Rosenkranz: Weltmission und Weltende
(Kruska) .............179
Spalte
Schlier: Der Brief an die Oalater übers, und
erkl. 10. Aufl. (Delling)........154
Schneider: Die Kuppelmosaiken der Hagia
Sophia zu Konstantinopel (Kollwitz) ... 162
Wagnerund Zähringer: Eucharistiefeier am
Sonntag (Söhngen)..........176
Warren: The Christian Mission (Rosenkranz) 178
Weiser: Die Psalmen übers, u. erkl.
(Würthwein)............147
Wurm: Fünfzig Jahre im Dienste der Kirche
(Jänicke).............168
Zöckler: Oott hört Qebet (Kammel) ... 170
Von Personen:
Herbert Preisker in memoriam (Delling) . . 181
Bibliographie Herbert Preisker (Walter) . . 181
Berichte und Mittellungen:
Zur Reform des Theologiestudiums. Ein Outachten
der Theologischen Fakultät Berlin . 183
Feurige Kohlen auf dem Haupt (Morenz) . 187
Ergänzung zu Nobers Nachtrag englischer
theol. Zeitschriften (Katz)....... 192
Berichtigung............ 192
Nachfolge Jesu
Von Theobald Süss, Paris
Adolf Köberle hat sich in „Rechtfertigung und Heiligung'"
die Klage Runestams zu eigen gemacht: „Der Begriff der Nachfolge
ist das Stiefkind der evangelischen Ethik." Wir dürfen hinzufügen
, daß dieser Begriff auch heute noch mit starken Widerständen
und Hemmungen zu kämpfen hat. Dafür drei Beispiele aus
meinem Erfahrungsbereich. An unserer theologischen Fakultät in
Paris hat kürzlich ein Kandidat in einer öffentlich zu verteidigenden
Dissertation den Begriff „akoluthein" in den synoptischen
Evangelien behandelt. Er hat versucht, diesen Begriff scharf gegen
den des „mimeisthai" abzugrenzen, und ist mit voller Waffenrüstung
gegen die Vermengung von Nachfolge und Nachahmung zu
Felde gezogen. Ein verheißungsvoller, leider früh vollendeter
clsässischer Theologe, Theo Preiß, hat in einem Aufsatz über die
Mystik der Imitatio Christi bei Ignatius von Antiochien2 streng
zwischen der Imitatio bei Paulus und bei Ignatius unterschieden
und bei Ignatius gnostische Einflüsse finden wollen, die sich auch
anderes bedeuten sollen als was sie bedeuten, so könnte ja
schließlich auch der Verfasser mit seinen Sätzen etwas anderes
sagen wollen, als was er zu sagen scheint.
Diese drei Beispiele beziehen sich nun zwar nicht direkt auf
den Begriff der Nachfolge, sondern auf den der Nachahmung. Die
Idee der Nachfolge Jesu ist durch die Einwendungen gegen die
Idee der Nachahmung erst dann getroffen, wenn feststeht, daß in
den vorliegenden Tatbeständen des Wortgebrauchs wie in der
Notwendigkeit der Sache beide Gedanken zusammengehören,
wenn die Tatsache der Nachfolge Jesu von selbst zur Lebensangleichung
an ihn, zur Imitatio führt. In der Literatur zu unserm
Thema wird gelegentlich ein Satz Augustins angeführt: Quid
est enim sequi nisi imitari, „Was heißt nachfolgen
anders als nachahmen?" ' Damit stehen wir vor einer ersten Frage,
und wir möchten zunächst den Nachweis führen, daß schon in den
synoptischen Evangelien die Nachfolge zur Gleichgestaltung führt.
weiterhin im christlichen Frömmigkeitsideal der Imitatio Christi In den Worten über die Kreuzesnachfolge in Mark. 8 ist
auswirkten. Das Band zwischen dem Neuen Testament und der j diese Beziehung ganz deutlich: „Wer mir will nachfolgen, der verkirchlichen
Tradition ist damit zerschnitten, und der zeitgenössische
Kandidat der Theologie hält sich auf Grund eines solchen
Aufsatzes für berechtigt, diese Tradition zu kritisieren und keinen
guten Faden an ihr zu lassen. Erwähnen wir noch Wilhelm
Michaelis, der in seinem Aufsatz über „mimeisthai" und verwandte
Begriffe im Theologischen Wörterbuch zum Neuen Testament
einen außerordentlichen Fleiß darauf verwendet, nachzuweisen,
daß diese Wortgruppe bei Paulus nicht nachahmen und nachmachen
, sondern folgsam sein und nach gegebenen Weisungen handeln
bedeutet. Der Leser ist verblüfft und fragt sich, ob er recht
verstanden hat; denn wenn die Worte in solcher Weise etwas
') 3. Aufl. S. 309.
J) La mystique de l'imitation du Christ et de Turnte chez Ignace
d'Antiochc. In Revue d'Histoire et de Philosophie religieuse, 1938,
S. 197—242: neu abgedruckt in Theo Preiss, La vie en Christ, Dela-
chaux et Niestlc, Neudiätel et Paris, 1951, S. 7—45.
leugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir
nach . . . Wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es behalten
". Diese Worte folgen unmittelbar der Ankündigung, daß
Jesus selbst, der Christus, leiden und sterben und durch Auferstehung
ins Leben gehen müsse. Also wer ihm nachfolgen will,
der soll ihm gleich werden, indem auch er wie Jesus zur Selbstverleugnung
und zum Kreuztragen bereit ist. Denselben Sinn
haben die Antworten Jesu an die dreierlei Nachfolger in Luk. 9.
Daß des Menschen Sohn nicht hat, wo er sein Haupt hinlege, wird
dem ersten gesagt; Sinn hat dieser Spruch als Antwort auf ein
Angebot der Nachfolge nur, wenn auch der Nachfolger wie der
Meister zu solchem Verzicht bereit sein soll. Den zweiten schickt
Jesus das Reich Gottes verkündigen; das war aber auch eine
Hauptaufgabe Jesu selbst. Der dritte wird gefragt, ob er auch
fähig sei, nicht mehr rückwärts zu schauen, wenn er einmal die
*) Set. Virg. 27, laut ThWNT I, 214, Anm. 29.
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