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Ausgabe:

1953

Spalte:

65-74

Autor/Hrsg.:

Lilje, Hanns

Titel/Untertitel:

Der gegenwärtige Stand der ökumenischen Bewegung 1953

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Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor D. Ernst Sommerlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D.KURT ALAND, HALLEsBERLIN

NUMMER 2

Spalte

Der gegenwärtige Stand der ökumenischen
Bewegung. Kritische Ergebnisse der
Dritten Weltkonferenz für Qlauben u. Kirchen-
verfassung in Lund (15. 28. August 1952).
Von Hanns Lilje.......... 65

Tradition und Interpretation.

Von Otto Michel.......... 73

Dogmengeschichte der Frühscholastik.

Von Rudolf Hermann........ 79

Das Konzil von Chalkedon.

Von Hans Freiherr von Campen hausen . 85

Bartsch: Kerygma und Mythos II. lid. hrsg.
(Michel).............. 73

Bauer: Oriechisch-Deutschcs Wörterbuch zu
den Schriften des Neuen Testaments und der
übrigen urchristlichen Literatur. 4. Aufl.
4. -10. (Schluß-) Lfg. (v. Campenhausen) . 102

Botterweck: „Oott erkennen" im Sprachgebrauch
des Alten Testamentes (Thomas) . 97

Bozzano: Übersinnliche Erscheinungen bei
Naturvölkern (Rosenkranz)....... 94

Brinktrine: Offenbarung und Kirche. 2 Bde.
2. Aufl. (Echternach).........114

78. JAHRGANG

Spalte

Buber: Israel und Palästina (Oepke) ... 95
Burckhardt: Oestalten und Mächte (Heussi) 103
Dolch: Theologie und Physik (Neuberg) . . 110
Orillmeier u. Bacht: Das Konzil von Chalkedon
. 3 Bde. Bd. 1 (v. Campenhausen) . 85

Orob: Vom Oeheimnis der christlichen Gestaltung
(Nitschke)........... 116

Hinrichs: Thomas Müntzer (Elliger) . . . 106

- Luther und Müntzer (Elliger)..... 106

Jeremias: Unbekannte Jesusworte (Kümmel) 99

Landgraf: Dogmengeschichte der Frühscholastik
. 1. Teil, Bd. I (Hermann) ..... 79

Lerl e: Voraussetzungen der neutestamentlichen
Exegese (Schweitzer)......... 98

Maurer: Ignatius von Antiochien und das |o-
hannesevangelium (J. Schneider).....101

Meschkowski: Das neue physikalische Weltbild
u. d. christliche Qlaube. 2. Aufl. (Neuberg) 112

Müller, O.: Last und Trost der deutschen
Oeschichte (Heussi).........103

Neuberg: Das Weltbild d. Physik, 5. Aufl. (Mie) 112

Ohm: Die Liebe zu Oott in den nichtchristlichen
Religionen (Rosenkranz)........ 93

FEBRUAR 1953

Spalte

Pribilla: Deutsche Schicksalsfragen (Heussi) 104
Schmidt, W.: Der Ursprung der Oottesidee

Bd. X, 3. Abt. IV (Herrfahrdt)..... 91

Schoene: Ueber das Individuelle in Menschen,

Tieren und Pflanzen (Neuberg).....112

Tausch: Bcncdiktinisches Mönchtum in Oesterreich
(Uttenweiler)..........105

T h i e I i c k e: Theologie der Anfechtung (Reisner) 113

Torrance: Calvin's Doctrine of Man (Nitschke) 108

Calvins Lehre vom Menschen (Nitschke) . 108
Wackernagel: Die Matrikel der Universität

Basel. Bd.l (Büsser) ,........ 104

Zimmer: Mythen und Symbole in indischer

Kunst und Kultur (Rosenkranz)..... 94

Berichte und Mitteilungen:

Zum jüdischen Märtyrerkult (Bammel) . . 119
Bericht über die Arbeiten der Kommission für
spätantike Religionsgeschichtc (Irmscher) . 125

Zeitschriftenschau:

ArchivoTheolögico Oranadino. Vol. 12 (Fendt) 127

Der gegenwärtige Stand der ökumenischen Bewegung

Kritische Ergebnisse der Dritten Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung in Lund (15.—28. August 1952)

Von Hanns Lilje, Hannover

Während der Tagung der Dritten Weltkonferenz für Glauben
und Kirchenverfassung ist nie anders als nur flüchtig daran
erinnert worden, daß die erste Faith and Order-Konferenz in
Lausanne genau 25 Jahre vorher stattfand. Man ist also nicht in
einer musealen oder historischen Atmosphäre beieinander gewesen
. Das Anfangsstadium der ökumenischen Bewegung ist überwunden
, die Arbeit hat sich gefestigt und ist in das Bewußtsein
der Christenheit eingegangen.

I.

Gesamteindruck.

Ausdruck der organisatorischen Kräftigung und Festigung ist
die Tatsache, daß die Konferenz von Lund, die dritte ihrer Art
nach Lausanne (1927) und Edinburgh (1937), eine neue Organisationsform
darstellte. Sie tagte unter der weisen, zurückhaltenden
und durch ihr großes Verständnis ermutigenden Leitung von
Erzbischof Brilioth, Uppsala, nicht mehr als selbständige Weltkonferenz
, sondern als Unterorganisation des 1948 begründeten
Weltrats der Kirchen. Diese organisatorische Veränderung ist von
der Herder-Korrespondenz als eine Form der „Gleichschaltung"
kritisiert worden, mit der die Subordination der Theologie unter
das kirchliche Handeln vollzogen sei. Aber wie fast alle kritischen
Bemerkungen dieses Artikels, sofern sie nicht einfach falsch sind,
geht auch diese weit über das Ziel hinaus1. Im Gegenteil verdient
der entschlossene organisatorische Wille der ökumenischen

') Herder-Korrespondenz VII, 1, 38 ff., 24 ff. VII, 2, 89 ff. Mit
Verlaub —der ökumenische Berichterstatter der Herder-Korrespondenz
hat sich im Verlauf dieses ökumenischen Sommers vielfach der Gespen-
sterscherei schuldig gemacht. Im Zusammenhang mit der hannoverschen
Tagung des Lutherischen Weltbundes, von der er übrigens
nicht kritisdi, sondern geringschätzig berichtet, erwähnt er z. B. eine
zahlenmäßig unbedeutende Gruppe von dissenters mit erstaunlicher

65 U".t>. i uib:

2F.HRZ.1955

Bewegung zu stärkerer Zusammenfassung Beachtung. Gewiß verfügt
der Weltrat der Kirchen im allgemeinen nicht über eine
straffe doktrinäre Uniformität der Organisation; wenn man aber

Ausführlichkeit, während sich positive Urteile so gut wie überhaupt
nicht finden.

Von der Auswirkung der hannoverschen Tagung auf die Konferenz
von Lund wird folgender staunenswerte Zusammenhang berichtet
: „Ihre nächste Wirkung auf die Weltkirchenkonferenz von Lund
war die abrupte Wahl des Landesbischofs D. Lilje zum Vorsitzenden
der Kommission für „Formen des Gottesdienstes", was eine nicht sehr
formvollendete Absetzung von Landesbischof D. Wilhelm Stählin bedeutete
, einem Repräsentanten des „rechten" Flügels der Lutheraner"

In di esem Satz ist außer den beiden Namen buchstäblich alles
falsch:

1. Der Vorsitzende für die Kommission für „Formen des Gottesdienstes
" war schon Monate vor dem Zusammentritt der hannoverschen
Tagung bestimmt; von einer Wirkung der hannoverschen Tagung
auf die Weltkirchenkonferenz kann schon deshalb keine Rede sein;
noch weniger stimmt der Ausdruck „abrupte Wahl".

2. Ebenso falsch ist die Behauptung von der formvollendeten
Absetzung. Hier liegt einfach Unkenntnis der ökumenischen Praxis vor.
Es ist allgemeine Übung, daß der Leiter der Sektion bei einer solchen
Weltkirchenkonferenz eine andere Persönlichkeit als der bisherige
Vorsitzende der dazu gehörigen Kommission ist.

Phantastisch aber sind die Enthüllungen über das Zurückschieben
von Oliver Tomkins oder die Behauptung, hier habe Visser't Hooft ein
abgekartetes Spiel getrieben. Beide „Betroffenen" haben inzwischen
ebenso humorvoll wie deutlich diese phantasievollen Darstellungen
zurückgewiesen.

Man wird vielleicht nicht erwarten dürfen, daß eine katholische
Korrespondenz über die beiden erwähnten Tagungen Jubelhymnen
anstimmt; aber genau sollte die Berichterstattung doch seinl In einem
auch auf evangelischer Seite geschätzten Unternehmen wie der Herder-
Korrespondenz wirkt diese fast tendenziöse Ungcnauigkeit nicht erfreulich
.

66