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Ausgabe:

1953

Spalte:

687-688

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Beck, Kurt

Titel/Untertitel:

Die Überwindung heidnisch-dämonischer Gottheiten durch die christlich-missionarische Botschaft 1953

Rezensent:

Beck, Kurt

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687

688

Bach, Robert: Die Erwählung Israels in der Wüste. Diss. Bonn 1952.
(Ref. Kraus)

Die Untersuchung geht aus von der Frage, ob das die pentateu-
chische Wüstentradition beherrschende Motiv vom „Murren" des Volkes
immer und überall im AT mit der Wüstentradition verbunden
ist, und macht es sich zur Aufgabe, die gelegentlich auftauchende positive
Bewertung des Verhaltens Israels in der Wüste auf ihr Wesen
und ihre Herkunft hin zu untersuchen.

Im 1. Kapitel ergibt eine Untersuchung von Jer. 2, 2 f.; 3,4 f.,
daß Jeremia diese Anschauung vom Volke übernimmt, daß sie also
auf Tradition beruht. Das 2. Kapitel behandelt die im Buche des Propheten
Hosea überlieferten Zeugnisse dieser Tradition (Hos. 2, 16 f.;
9,10; 10, 11—13a; 11,1—3). Es handelt sich hier um eine besondere,
vom Pentateuch abweichende Geschichtsüberlieferung, die „Tradition
von der Harmonie zwischen Jahwe und Israel in der Wüste". Diese
Tradition wird im 3. Kapitel ihrem Wesen und ihrer Herkunft nach
untersucht. Der einzige konkrete Zug der Tradition wird dabei zum
Ausgangspunkt genommen, die Aussage nämlich, Jahwe habe Israel in
der Wüste gefunden (Hos. 9, 10). Diese merkwürdige Aussage findet
sich noch einige Male im AT: Dt 32, 10; Hes. 16, 1 ff.; cf Hos. 10, 11
(MT mit Nyberg). Eine Analyse dieser Stellen ergibt, daß hier Rudimente
einer alten Tradition vorliegen, der „Fundtradition". Diese
Tradition gibt sich als Erwählungstradition, d. h. die erklärt und begründet
den Stand der Erwählung Israels durch Jahwe dadurch, daß sie
berichtet, Jahwe habe das Volk einst in der Wüste „gefunden". Diese
Erwählungstradition weiß nichts von einem Aufenthalt Israels in Ägypten
und steht ebensowenig in einem Zusammenhang mit der Erzväter-
und der Sinaitradition. Sie konkurriert also mit den im AT herrschenden
Erwählungstraditionen. Das scheint die Ursache dafür zu sein, daß
sie bis auf geringe Reste im AT verdrängt ist. Sie hat sich nur noch
in formelhaften Aussagen erhalten. Das hinter ihr stehende Seinsverständnis
aber, das Bewußtsein Israels, einen Wert in den Augen Jahwes
darzustellen oder wenigstens in der Wüste dargestellt zu haben, hat
sich noch lange behauptet. Ein Vergleich der „Tradition von der
Harmonie zwischen Jahwe und Israel in der Wüste" mit der „Fundtradition
" ergibt nämlich, daß erstere ein Ausläufer der letzteren ist.
Die im Gegensatz zum Pentateuch das Verhalten Israels in der Wüste
freundlich wertenden Aussagen des AT sind also als Nachwirkungen
der Fundtradition zu betrachten.

Ein Anhang untersucht Hos. 2, 16 f. genauer mit dem Ergebnis,
daß Hosea den erwarteten Wüstenaufenthalt Israels nur als Durchgangsstadium
betrachtet und daß es verfehlt ist, Hos. 2, 16 f. als Ausdruck
eines „nomadischen Ideals" zu betrachten.

Backhaus, Günther: Kerygma und Mythos bei David Friedrich
Strauß und Rudolf Bultmann. Diss. Mainz 1951 (Ref. Dinkler,
Korref. Wiesner)

In der wisssenchaftlichen Methodik und den historischen Ergebnissen
steht Bultmann Strauß sehr nahe, kann aber an vielen Stellen mit
Modifizierungen glaubwürdiger darlegen, was Strauß im Grunde nur
postuliert. In der theologischen Bewertung scheiden sich die Wege.
Strauß will zwar den Text interpretieren, aber er eliminiert
, weil sein Mythos-Begriff vorgefaßt und schon inhaltlich umrissen
ist, bevor eine Exegese als Auslegung auch nur versucht wird.
Mythos ist ihm keine Hülle, sondern seine Entstehung läßt erkennen,
was die Straußsche Christologie ausspricht. Diese aber hat die Einheit
von göttlichem und menschlichem Selbstbewußtsein zum Inhalt. Strauß
ist kein Theologe. Er könnte als Philosoph angesprochen werden, ist
aber Historiker. — Im Gegensatz dazu ist Bultmanns Mythos-Begriff
ein rein formaler. Hand in Hand mit der dogmatischen Übernahme
und der exegetischen Erstellung des biblischen Offenbarungs-Begriffes
respektiert Bultmann den Tatbestand, daß in der Schrift alle mythologischen
Stoffe theologische Aussagen machen und als solche interpretiert
werden müssen. Bultmann treibt Exegese und interpretiert dabei
den Text. Wenn dabei Verarmungen oder Fehler unterlaufen (etwa
in der Christologie und der Eschatologie), so ist das nicht auf eine
philosophische Grundeinstellung zurückzuführen. Vielmehr hat an diesen
Stellen das historische Ergebnis noch das Übergewicht über die
theologische Interpretation. Manche Mythologumena fallen uninterpre-
tiert fort (und in Bezug auf diese schillert Bultmanns Mythos-Begriff),
manche Teile des Kerygma bleiben aus historischen Gründen unberücksichtigt
(z. B. die Interpolationen des Johannes-Evangeliums). Diese
Nachwirkungen des 19. Jahrhunderts (und damit Strauß') warten auf
ihre Korrektur. Das Ergebnis bleibt davon unberührt: Strauß entwirft
historisch-philosophische Theorien, Bultmann interpretiert — mindestens
im Grundsatz — das Kerygma.

Beck, Kurt: Die Überwindung heidnisch-dämonischer Gottheiten
durch die christlich-missionarische Botehaft. Diss. Tübingen 1952.

Es ist das umfassende Ziel der Arbeit, an historischen Missionscr-

eignissen zu zeigen, wie auf allen Missionsfeldern dämonische Gottheiten
durch die christlich-missionarische Verkündigung überwunden
wurden. So will sie für die Zukunft missionarischer Arbeit den „Botschaftern
an Christi Statt" durch umfangreiches Quellenmaterial den
Blick für die nichtchristliche Religiosität schärfen und diese in das Licht
der christlichen Botschaft stellen. Sie unterläßt die wissenschaftliche
Beleuchtung missionarischer Arbeit in einzelnen Missionsgebieten
und -Feldern, z. B. Indien, Afrika, China, Japan, Indonesien u. a. und
versucht, die allgemein gültigen Phänomene christlich-missionarischer
Arbeit gegenüber den Erscheinungsweisen nichtchristlicher Religiosität
in Theorie und Praxis zu vermitteln. Indem sie den Versuch macht, die
nichtchristlichen Gottheitsvorstellungen und die mit ihnen verbundenen
beherrschenden Phänomene heidnisch-religiösen Lebens in das Licht
des Evangeliums von Jesus Christus zu stellen, soll die Prägnanz des
christlichen Glaubens gegenüber aller nichtchristlichen Religiosität in
besonderer Weise deutlich werden.

Zum Zwecke einer solchen Prägnanz werden die Hauptgegenstände
christlicher Verkündigung — die Lehre von Gott, die von der
Erlösung und die von den letzten Dingen — mit ihren Entsprechungen
in den nichtchristlichen Religionen in Antithese gebracht. Zur Bestätigung
einer so gewordenen Prägnanz und gleichsam als Zeugnis einer
„Überwindung" heidnischer Religiosität dienen die unter den drei symptomatischen
„Kolumnen" jeweils in dem Abschnitt „Die Gnadengabe
Gottes" angeführten Erfahrungs- und Erlebnisberichte vom Missionsfeld
.

Im 1. Kapitel der Arbeit werden die heidnisch-dämonischen Gottheiten
in ihrem Wesen und ihren Erscheinungsformen „typologisiert".
Das 2. Kapitel zeigt, daß auch die Botschaft der Bibel dämonische
Gottheiten kennt und wie sie sie zu überwinden sucht. Im 3. Kapitel
wird der Versuch gemacht, die christlich-missionarische „Methode"
der Antithese gegenüber den nichtchristlichen Religionen zu begründen.
Das 4. Kapitel bringt uns den christlichen und heidnischen Gottesbegriff
in der Antithese. Im 5. Kapitel begegnen uns die mannigfachen
nichtchristlichen Erlösungswege im Lichte des Kreuzes Christi, des Heilandes
der Welt. Das 6. Kapitel zeigt die nichtchristlidie Vorstellung
vom Leben nach dem Tode im Licht des christlichen Ewigkeitsglaubens.
Einleitung und Schluß bringen Einführung in die Problematik missionswissenschaftlichen
Bemühens und Ausblick auf die einer solchen Bearbeitung
noch harrenden „Sachgebiete" religiösen Lebens.

Beintker, Horst: Die Überwindung der Anfechtung bei Luther im
Lidite der Operationes in Psalmos 1519—21. Diss. Greifswald, 1951.
XIII, 240 gez. Bl.

Die Diss. nimmt das in den letzten Jahrzehnten vielfach von der
Lutherforschung behandelte Thema der Anfechtung bei Luther auf.
Dabei ist aber nicht nur die Anfechtung, sondern gerade ihre Überwindung
in die Mitte gestellt.

Nach einer kritischen Einführung in die Literatur über das Anfechtungsproblem
bei Luther bis in die neueste Zeit hinein kommt die
Anfechtung bei Luther in Analyse des durch die angegebene Hauptquelle
gebotenen Materials zur Darstellung. Das geschieht unter dem
Titel „Die vorläufige und die wahre Gestalt der Anfechtung" im
ersten Teil der Arbeit. Die ernsteste, wahre Anfeditung bei Luther,
die Anfechtung durdi Gott, wird unterschieden von der satanischen,
mehr auf das Feld des Vordergründigen gehörenden Anfechtung.

Der zweite Teil behandelt dann „Die Überwindung der Anfechtung
durch den Glauben" und stellt gegenüber der These von Rudolf
Thiel von der Heilsungewißheit bei Luther als einer steten Ange-
fochtenheit — mit der Thiel übrigens nicht allein geblieben ist — die
Heilsgewißheit Luthers heraus. Die Gewißheit des Glaubens besteht,
trotzdem der Christ Sünder bleibt. Das ist das Thema des dritten
Teiles. Die Überwindung der Anfechtung hängt mit dem „Gerecht und
Sünder zugleich" und mit der Rechtfertigung durdi den Glauben bei
Luther eng zusammen.

Beyreuther, Erich: Bartholomäus Ziegenbalg, Theologie und
Sendungsbewußtsein. Diss. Leipzig 1951. In Mikrokopie erschienen:
Mittelstelle für Mikrokopie, Göttingen 1952, 176 S. DM 10.60.

Beyschlag, Karlmann: Die Bergpredigt bei Franz von Assisi und
Luther. Diss. Erlangen 1953. XXIII, 294 S.

Die Arbeit ist eine problemgeschichtliche Untersuchung zur Ethik
der Bergpredigt, in deren Mittelpunkt Franz von Assisi steht. Sie
gliedert sich in einen 1. exegetischen Teil „Die Bergpredigt", einen
umfangreichen 2. quellenkritischen Teil „Die wichtigsten Schriften der
ältesten franziskanischen Literatur", einen 3. untersuchenden Teil
„Die Bergpredigt bei Franz von Assisi", einen 4. vergleichenden Teil
„Franz von Assisi und Luther", dazu, als Schluß, eine „Kritik der
Kritik an Franz von Assisi".