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Ausgabe:

1953

Spalte:

522-523

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Speiser, Werner

Titel/Untertitel:

Vorderasiatische Kunst 1953

Rezensent:

Eissfeldt, Otto

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Theologische Literaturzeitung 1953 Nr. 8/9

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gibt einen philologischen Kommentar. Michael Tarchnisvili
leitet die Praesanctificaten-Messe von Syrien her („es scheint"),
wo die Übung, Wein durch Einlegung konsekrierten Brotes zu
konsekrieren (consignatio) aufkam; in der georgischen Kirche
wurde das die Gamachleba. Martin H i g g i n s erklärt die Nachricht
, daß in Konstantinopel 602 die Hypapante ( = Lichtmeß")
am 14. II. gehalten wurde aus der Tatsache, daß damals das Geburtsfest
des Herrn am 6. L gefeiert wurde. Wenn Justinian aber
schon 542 Weihnachten auf den 25. XII. verlegt hatte, so daß
die Hypapante am 2. II. traf, so muß der Unwille des Volkes die
Nachfolger Justinians wieder zum Geburtsfest am 6. I und also
zur Hypapante am 14.11. gebracht haben. Louis Brou untersucht
die Antiphon „Maria exultavit" des Antiphonars von Com-
piegne auf ihre Herkunft und möchte die Antiphon „das letzte
Magnificat" der Mutter Jesu nennen. Leo Eizenhöfer bestreitet
es Odo Casel, daß der Hymnus „Lucis creator optime"
ein Morgenhymnus sei, und daß deshalb der Text „taetrum chaos
illabitur" zu übersetzen sei: „Das häßliche Chaos bricht zusammen
" — vielmehr handelt es sich um einen Abendhymnus, und es
ist zu übersetzen: „Das häßliche Chaos dringt herein". Jacques
Froger, der schon die Entstehung der „Prim" (im Stundengebet
) behandelte, beschäftigt sich mit der Entstehung der „novella
sollemnitas" (Cassian Inst. 3, 4), nämlich den „Laudes". Maria
C r a m e r widmet ihre Aufmerksamkeit den Mönchsniederlassungen
im Raum der Luxor gegenüberliegenden ägyptischen
Totenstadt (Epiphanias-Kloster, Phoebamon- Kloster). Hilarius
E m o n d s begrüßt die Übernahme des Lexikon Athanasianum
durch die Kommission für spätantike Religionsgeschichte (Kirchenväterkommission
) der Berliner Akademie bzw. den Verlag de
Gruyter & Co. (Guido Müller, Lexikon Athanasianum, seit 1944).
Die Terminologie: „theologische Philologie" (Casel), „Kult-
philologie" (Emonds), „liturgie-theologische Philologie" (Dü-
fig) könnte m. E. auf den Nenner „philologische Liturgik"
gebracht werden. Von Odo C a s e 1 f bringt das ALW eine zustimmende
Besprechung des 193 8 erschienenen Buches von H.
Elfers, der gegen den 1929 erfolgten Angriff von R. Lorentz auf
die Verfasserschaft Hippolyts von Rom die berühmte K. O. trefflich
als hippolytisch und römisch in Schutz nahm. Das ALW
bringt diese Caselschen Ausführungen, weil Hieronymus Engber-
ding 1948 von neuem gegen die These, Hippolyt sei der Verfasser
, losging. Der Literaturbericht, der nun folgt, kann noch
nicht „die gesamten noch ausstehenden Abschnitte" nachholen,
hofft aber, es im III. Bande des ALW zu tun. Neu ist neben
den ausführlichen Besprechungen die Einführung einer rein bibliographischen
Aufzählung (vgl. Casels „Liste der eingelaufenen
Neuerscheinungen" JLW 13 und 14).

Augsburg Leonhard Fendt

Scheide, William H.: Johann Sebastian Bach as a Biblical Interpreter
. Princeton: Princeton Theological Seminary 1952. 40 S. gr. 8°
= Princeton Pamphlets 8.

Mit der Bibel in der Hand hat sich der Verf. in Bachs
Werke vertieft. Nur vom biblischen Denken aus, das ist seine
Überzeugung, lassen sich die Kompositionen des Thomaskantors
verstehen; denn sie sind auf diesem Grunde gewachsen.
Im Mittelpunkt aber steht dabei die Gestalt Jesu. Mit einer
Fülle von Beispielen belegt Scheide diese seine Betrachtungsweise,
der wir vollauf zustimmen können. — Bach hat jedoch nicht
als Einzelner seine Bibel gelesen und musikalisch ausgelegt; sein
Werk ist vielmehr, gerade in seiner Bezogenheit auf die Schrift,
unlöslich mit dem Luthertum und seiner Liturgie verbunden.
Von dieser Erkenntnis, die die neuere theologische Bach-Inter-
Prctation beherrscht, nimmt der Verfasser keine Notiz. Als einziger
Name aus der Bach-Literatur unseres Jahrhunderts erscheint
der Albert Schweitzers, sowohl des Bach-Biographen wie
auch des Theologen. Damit ist die Gesamtrichtung, zugleich
die Grenze der Abhandlung gekennzeichnet.

Berlin Friedrich Smcnd

KÜNSTGESCHICHTE

Speiser, Werner: Vorderasiatische Kunst. Berlin: Safari-Verlag
1952. 302 S., davon 128 (S. 161—288) Taf. mit 181 Abb. 4°.

Das vorliegende Buch will die während der letzten hundert
Jahre durch die Arbeit der Archäologen dem Boden Vorderasiens
abgewonnenen Kunstdenkmäler einem für Kunstwerte aufgeschlossenen
weiteren Leserkreis zugänglich machen und scheut
dabei die Gefahr nicht, daß das hier entworfene Gesamtbild
durch weitere Funde wenigstens in Einzelheiten bald in Frage gestellt
werden kann. Die Denkmäler, die es zu würdigen gilt,
verteilen sich über vier Jahrtausende, reichen nämlich von der
um 3 500 v. Chr. anzusetzenden „Halaf-Zeit" bis zum Ende des
Partherreiches 226 n. Chr., nach dem es „sasanidische, christliche,
islamische Kunst in Vorderasien, aber keine vorderasiatische
selbst mehr, die ein eigenes und nur ihr eigentümliches Gepräge
zeigt ". gegeben hat (S. 15 3). Dieser Zeitraum wird in elf Perioden
— I. Länder, Völker, Vorzeit (4. Jahrtausend), II. Frühsume-
rische Zeit (rd. 2900—2600), III. Hochsumerische Zeit (rd. 2600—
2350), lV. Akkadische Zeit (2350-2170), V. Neusumerische
Zeit (2170-1955), VI. Westsemitische Zeit (1955-1686),

VII. Hurrisch-Kassitische Zeit (1686-rd. 1200), VIII. Zeit der
Kleinfürstentümer (rd. 1200—900), IX. Assyrer-Zeit (rd. 900—
600), X. Neubabylonisch-Persische Zeit (rd. 600-300), XI. Se-
leukiden und Parther (rd. 300 v. bis 200 n. Chr.) — eingeteilt,
deren Kunstdenkmäler in Wort (I. S. 7-24, II. S. 25-33, III. S.
34-43, IV. S. 44-52, V. S. 53-60, VI. S. 61-74, VII. S. 75-93,

VIII. S. 94-106, IX. S. 107-124, X. S. 125-136, XI. S. 137-
156) und Bild (I. Taf. 1-7, II. Taf. 8-13, III. Taf. 14-25,
IV. Taf. 26-3 3, V. Taf. 36-41, VI. Taf. 42-53, VII. Taf. 54-
71, VIII. Taf. 72-87, IX. Taf. 88-105, X. Taf. 106-115, XI. Taf.
116—128) gleichmäßig gewürdigt werden. Eine S. 157 abgedruckte
„Karte zur Kunstgeschichte Vorderasiens" orientiert den Leser
über die Lage der vielen im Text und in den Bildunterschriften
genannten Orte, während S. 289—296 ein Bilderverzeichnis mit
Quellenangaben und ein Schriftenverzeichnis, S. 297—302 ein
Sachregister und das Inhaltsverzeichnis bieten.

Der Verfasser hat sich in den Jahren 1945—1948, als er in
England im Norton Camp interniert und an der hier vom Christlichen
Verein Junger Männer (YMCA) eingerichteten Theologischen
Hochschule mit der Abhaltung von Vorlesungen beauftragt
war, dank der ihm dort zur Verfügung stehenden reichhaltigen
Bibliothek und später dank der ihm dann zugänglichen
Literatur — S. 296 empfiehlt er seinen Lesern außer The IIlu-
strated London News die hierher gehörigen Arbeiten von Akur-
gal, Bittel, Bossert, Contenau, Eißfeldt, Erdmann, Finegan,
Godard, Grousset, Herzfeld, Hitti, Hogarth, Marshall, Moortgat',
Olmstead, Parrot, Pope, Rutten, Scharff, von Soden, Spuler',
Waldschmidt, Wright and Filson - gründlich in das weite Gebiet
der antiken Geschichte Vorderasiens und insbesondere in die
Geschichte der Kunst dieses Bereiches eingearbeitet und so eine
Darstellung schaffen können, die, durch gut ausgewählte und
trefflich wiedergegebene Abbildungen unterstützt, in der Tat
geeignet ist, nicht nur einem weiteren Kreis diese Welt nahe zu
bringen, sondern auch dem Fachmann manche Anregung zu geben.

Daß man von der Auffassung des Verfassers hier und da glaubt
abweichen zu müssen, versteht sich bei einer kunstgeschichtlichen Darstellung
, bei der Geschmacksurteile eine so große Rolle spielen, ganz
von selbst, und ebenso ist es angesichts der Weite des zu überschauenden
Gebietes ganz selbstverständlich, daß einige Ungcnauigkeiten und
Fehler eingedrungen sind. So klingt der auf S. 8 stehende Satz: „Den
Süden des Unterlandes nannte man lange Sumcr, das Sinear d^r Bibel
(l.Mose 10,10; 14,1)" so, als ob auch die spradilidie Identität von
„Sumer" und „Sinear" behauptet werden sollte, was nicht zuträfe. Zu
ähnlichen Bedenken gibt S. 17 Anlaß, wo die Rede ist von „Ugarit, wo
man im 15./14. Jahrhundert ein Alphabet aus einer Auswahl </on 30
Keilschriftzeichen schuf". Denn die Schriftschöpfung, um die es da geht,
setzt in Wahrheit keine größere Zahl von Keilschriftzeichen voraus,
aus der eine Auswahl getroffen wäre, sondern hat für die 30 Konsonanten
, die es darzustellen galt, diese Zeichen gestaltet. Die S. 9 5 ausgesprochene
Vermutung, die von den Assyrern genannten Muschki, die
bei Herodot (111,94) als Moscher, in der Bibel (l.Mose 10,2 u. ö.) als