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Ausgabe:

1953

Spalte:

518-519

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Hellekant, Bengt

Titel/Untertitel:

Engelsk uppbyggelsellitteratur i svensk översättning intil 1700-talets mitt 1953

Rezensent:

Schmidt, Martin

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Theologische Literaturzeitung 1953 Nr. 8/9

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Bei einer Prüfung der zahlreichen Zitate fällt zunächst die
ungenaue und uneinheitliche Art auf, die Fundorte anzugeben.
Bald werden die Väter nach Migne zitiert ohne Angabe der jeweiligen
Schrift, bald wird nur diese erwähnt ohne Hinweis auf
Migne, bald führt Verf. wie bei Irenaeus nur das Kapitel an,
bald entnimmt er das Zitat einer Monographie (S. 14 ff.). Die Belege
folgen auch keiner chronologischen Reihenfolge, sondern
werden beliebig miteinander verbunden. Die Folgerungen, die
aus den Quellen gezogen werden, sind oft anfechtbar. So kann
man nicht ohne weiteres die älteren Väter als Vertreter der
Passionsandacht bezeichnen, indem man aus ihrem reichen Erbe
einige Stellen herauspickt. Diese hätten vielmehr aus der Gesamthaltung
der frühchristlichen Frömmigkeit heraus verständlich
gemacht und in ihrer Besonderheit charakterisiert werden müssen.
Nichts wäre hierfür lehrreicher gewesen als Darbietung und Analyse
von Melitos neuentdeckter Predigt ,,de passione". die doch
Campbell Bonner bereits 1940 ediert hat. Auch das Bild des Guten
Hirten paßt nicht in das Gemälde hinein, das Verf. von der
frühen Zeit zeichnet. Er hätte nur die materialreiche Dissertation
von Th. K. Kempf zu lesen brauchen (Christus der Hirt....
Rom 1942), um zu erkennen, wie fehl seine eigene Interpretation
am Platze ist. Der Hirt ist gerade der Logos, der den gefallenen
Menschen seiner Heimat zuführt.

Aber diese Anfangsseiten sind am wenigsten gelungen, im
späteren Mittelalter beherrscht Verf. den Stoff in ganz anderer
Weise, hier kommen ihm seine früheren Arbeiten zugute, trägt
das Studium von hundertundsieben Handschriften manche schöne
Frucht, wenngleich auch hier einiges nur Skizze bleibt.

So ist der Eindruck ein zwiespältiger. Man wird Fleiß, Belesenheit
und große Liebe zum Gegenstand gern anerkennen, aber
man wird zugleich urteilen müssen, daß die gestellte Frage, vom
wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen, nicht beantwortet
•st, ja bei dieser Arbeitsweise des Verf's. auch gar nicht beantwortet
werden kann.

Mainz Walther Völker

Runzel, Ulrich, Lic. Dr.: Kleine Kirchcngeschichte. Der evang. Gemeinde
dargeb. Gütersloh: Rufer-Verlag 1951. 62 S. 8°. DM 1.—.

Die gesamte Gesdiichte der christlichen Kirche auf 62 Oktavseiten
darzustellen, ist natürlich eigentlich eine Unmöglichkeit.
Und man muß den ursprünglichen Zweck berücksichtigen, den der
fleißige schlesische Kindergottesdienstmann im Auge hatte, wenn
er diesem Unmöglichen zu trotzen versucht hat. Ihm lag an der
Durchbildung der Helfer des Kindergottesdienstes für ihre Arbeit
. Sie bedürfen ja nicht nur der allwöchentlichen sorgfältigen
Vorbereitung auf den jeweiligen sonntäglichen Bibeltext, sondern
sie müssen mit den notwendigen Kenntnissen der Bibel, der
Glaubenslehre und auch der Gesdiichte der Kirche ausgerüstet
werden, damit sie nicht nur von der Hand in den Mund leben.
Für das Gebiet der Kirdicngcschiditc hat Ulrich Bunzel das in
dem vorliegenden Heftchen versucht. Eine entsprechende „Kleine
Bibclkunde" und eine „Kleine Glaubenslehre" müßte eigentlich
noch folgen.

Wenn man diesen Zweck der Helferzurüstung im Auge behält
, möchte ich ihn mit der vorliegenden „Kleinen Kirchen-
Reschichtc" als erreicht bezeichnen. Ich möchte auch für den
Dienst unserer Katecheten das Heft empfehlenswert nennen,
Wenngleich wir für deren Dienst natürlich gründlichere Durchbildung
erwarten müssen. Mit seiner „Kleinen Kirchengeschichte"
hi'ft Bunzel allem durch „Laien" ausgeübten Dienst. So mögen
auch unsere „Kirchenältesten", unsere Frauenhilfsleiterinnen
u- a. danach greifen. Vor allem wünsche ich sie aber in die Hände
unserer Kindcrgottcsdicnsthelfer. Es ist erstaunlich, wie der Verfasser
in kürzester Form den Werdegang unserer Kirche unter der
Führung des HErrn der Kirche zur Darstellung bringt, - „erbauten
" nicht im abgebrauchten Sinne, sondern wirklich im neu-
testamentlichen Sprachgebrauch: aufbauend, nötigste Kenntnisse
vermittelnd und zu Glauben und Dienst „führend", wertvoll für
jeden „Laienarbeiter".

Berlin A. Lichtenstein

KIRCHENGESCHICHTE: NEUZEIT

Schwarz, Walter: Paul Pilgram. Ein Leben für die Diakonie. Berlin.
Christi. Zeitschriftenverlag [1952]. 168 S., 1 Titelb. 8° = Die Schwesterngemeinde
, Buch- und Schriftenreihe aus der Evang. Diakonie,
hrsg. v. F. Mieth, 3. Hlw. DM 5.80.

Von 1910—1946 hat Pfarrer Paul Pilgram den von Friedrich
Zimmer im Jahre 1894 gegründeten evangelischen Diakonie-
verein geleitet, zunächst neben Pfarrer Großmann, dessen Nachfolger
er 1935 wurde. W.Schwarz schrieb in der Buch- und
Schriftenreihe der evangelischen-Diakonie eine ansprechende Biographie
. Wir verfolgen das Leben des Bremer Kaufmannssohnes,
des Theologiestudenten, für den der Wingolf ebensoviel bedeutet
wie die theologischen Anstöße durch Hermann Krämer und
Martin Kahler, des jungen Pfarrers, der nach den Lehrjahren im
Rheinland seine erste Lebensaufgabe als Seemannspastor in Marseille
und Antwerpen findet, und dann des Mitarbeiters und
Leiters des .Diakonievereins, für den er vor allem durch seine
große organisatorische Begabung viel bedeutet hat. Die Biographie
bleibt oft in der Schilderung kleiner Einzelzüge stecken.
Man vermißt die Scheidung des Wesentlichen vom Unwesentlichen
. Es ist auch nicht zu verkennen, daß dies Lebensbild den
Pfarrertypus einer vergangenen Zeit schildert. Es ist nicht zufällig
, daß Pilgram wie viele Männer der Inneren Mission im
Kirchenkampf der dreißiger Jahre die Losung der Neutralität
ausgegeben hat. Hier liegt eine Grenze seiner Wirksamkeit. Das
schließt nicht aus, daß man mit großer Achtung und warmem
Interesse in ein Leben hineinschaut, das, getragen von einer tiefen
und männlichen Frömmigkeit, sich ganz für das anvertraute
Werk eingesetzt hat. Es wird für die Werke der Diakonie und
der Inneren Mission freilich entscheidend sein, daß neben der
organisatorischen Begabung und vor ihr die theologische Klarheit
und Zielsidierheit nicht zu kurz kommt.

Kaiserswerth R. Frick

H e 11 e k a n t, Bengt: Engelsk Uppbyggelselittcratur i Svensk Över-
sättning intill 1700 —talets mitt. Stockholm: Svenska Kyrkans
Diakonistyrelses Bokförlag [1944]. XXVI, 295 S. 8° = Samlingar
och Studier tili Svenska Kyrkans Historia 10. skr. 7.—.

Der Verfasser bietet, von Hilding Plejel, dem verdienstvollen
Erforscher des schwedischen Pietismus, angeregt, eine genaue
Übersicht über die Aufnahme englischer Erbauungsliteratur
in Schweden. In einem Einleitungskapitel stellt er die kulturelle
und kirchlidie Verbindung zwischen beiden Ländern im 17. und
in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts dar, wobei zwar die überragende
Anziehungskraft der britischen Naturwissenschaft und
Aufklärungsphilosophie (Newton, Halley, Boyle, Harvey, Hob-
bes Henry More, Locke) hervortritt, jedoch auch als Vermittler von
Glaubenswerten, insbesondere für den Grundsatz der Religionsfreiheit
, die Namen Jesper Swedberg, Jacob Serenius, Erik Björk,
Georg Wallin d. J. genannt werden. Seit 1730 drang die mit den
moralischen Wochenschriften geistig zusammenhängende Literatur
ein, während der eigentliche Siegeszug des englischen Schrifttums
erst nach 1730 begann. Die Erbauungsliteratur hat indessen
weit früher Eingang gefunden, entsprechend dem im 17. und
frühen 18. Jahrhundert noch andauernden „Zeitalter des Glaubens
", wie im 1. Teil des Buches statistisch vorgeführt wird.
Die Reihe eröffnet das auch in Deutschland einflußreiche „Güldene
Kleinod der Kinder Gottes" (schwedisch Gudz barns gyl-
lende klenod 163 5), dessen deutsche Ausgabe einen bisher nicht
identifizierten Emanuel Sonthomb als Übersetzer, Herausgeber
oder auch Verfasser nennt, nach den eindringlichen Untersuchungen
des Verfassers aber auf den bekannten englischen Jesuiten
Robert Parsons (A book of Christian Exercise 1582) zurückgeht
. Hellekants Ergebnisse sind inzwischen durch Bror
Olsson in Nordisk Tidsskrift för bok-och biblioteksväsen XXII
(1945), 1—6 bestätigt worden. Es folgt Lewis Baylys Practice of
Piety 1643, das Grundbuch des mittleren Puritanismus (vgl.
I dazu August Lang, Puritanismus und Pietismus 1941, 187 ff., —