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Ausgabe:

1953 Nr. 7

Spalte:

418-419

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Mercer, Samuel Alfred Browne

Titel/Untertitel:

The pyramid texts 1953

Rezensent:

Schott, Siegfried

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Theologische Literaturzeitung 1953 Nr. 7

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von Piggaja, nicht nur geduldet, sondern sogar unterstützt, und
dieser den Vorwurf damit zurückweist, daß bisher weder Arnu-
wanda noch sein Vorgänger Zypern als unmittelbaren hethitischen
Besitz in Anspruch genommen habe, sich aber trotzdem zur Rückgabe
der auf Zypern gemachten Gefangenen bereit erklärt.

Kap. V, ,,Un groupe de statuettes en bronze d'Enkomi de
l'epoque des Peuples de la Mer" (S. 371—377), führt zwei kleine
bronzene Götter-Statuetten vor, von denen die eine isoliert, die
andere auf einem kleinen bronzenen Thron sitzend aufgefunden
worden ist, weist sie der Zeit der Seevölker-Herrschaft über Enkomi
-Alasia (12. — 11. Jahrhundert v.Chr.) zu, stellt ihre Beeinflussung
durch syrisch-ägyptische Stilelemente und das Fehlen
mykenischer Einwirkungen fest und gibt von dem Schicksal der
Objekte an Hand des Ausgrabungsbefundes dieses Bild: Bei
einem um 1100 v.Chr. über Enkomi-Alasia hereingebrochenen
Erdbeben ist der kleine Thron samt der von Haus aus zu ihm gehörenden
Statuette verschüttet worden. Der Thron wurde später
wieder aufgefunden, aber die zu ihm gehörige Statuette nicht.
So ist für ihn eine neue Statuette angefertigt worden, die aber
weder ihrer Größe noch ihrer Form nach völlig zu ihm paßt.
Diese Gruppe ist angesichts der um 1050 v. Chr. der Stadt drohenden
Gefahr vergraben worden und, da die Gefahr auch wirklich
eintrat und der Stadt ein Ende machte, bis zum 28. September
1950 in der Erde geblieben.

Kap. VI, „La coupe en argent niellee et incrustee d'or du
caveau 2" (S. 379—389), beschreibt eine im Durchmesser 15 cm
breite, 6 cm hohe, mit einem Griff versehene Silberschale, die —
mit Einlagen aus schwarzem Schmelz und aus Gold geschmückt -
Muster von Stierköpfen, Blüten, Arkaden, Rosetten sowie einen
schwarzen, von goldenen Kreisen unterbrochenen Streifen als
Randverzierung aufweist, macht auf ihre große Ähnlichkeit mit
einer in Dendra, 11 km südöstlich von Mykene, zu Tage gekommenen
Schale aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. aufmerksam und
spricht sie als die in Zypern gefertigte Kopie eines mykenischen
Modells an. H. J. Plenderleith vom Research Laboratory des
Britischen Museums in London steuert eine genaue technische
Beschreibung des Stückes bei.

Im Anhang, „Nouvelles Inscriptions en caractere Chypro-
Minoens" (S. 391—409), behandelt Olivier Masson nach einem
Überblick über den bisherigen Gang der Entzifferungsarbeit an
den zyprisch-minoischen Schriftzeichen und einigen Bemerkungen
über deren Transkription und phonetische Interpretation Inschriften
auf Tonkugeln und einem Krughenkel, die bei Schaeffer's
jüngsten Grabungen in Enkomi-Alasia zu Tage gekommen sind,
und beschließt seine Ausführungen mit diesen Sätzen: „Diese
Erwägungen über die zyprisch-minoische Schrift führen uns kaum
weiter in der Kenntnis der unbekannten Sprache, die sich hinter
diesen Zeichen verbirgt. Es darf aber doch nicht vergessen werden
, daß sich das zyprisch-minoische Material seit 1935, als
Arthur Evans diese ,minoische Schrift Zyperns' zum letzten Male
untersucht hat, stark vermehrt hat. Man muß hoffen, daß neue
Funde eine weitere Zunahme unserer Kenntnisse ermöglichen und
Untersuchungen, deren Bedeutung für die Geschichte der mittel-
meerländischen Schriften nicht unterstrichen zu werden braucht,
eine festere Grundlage geben werden."

„Resume en langue Anglaise" (S. 411-421), „Bibliographie"
r 4213_n?26)'(,"IIldex General" (S. 427-430), „Table des Figures
damile Texte (S. 431-434), „Tables des Planches" (S. 435-441),
„Table des Matieres (S. 443-448) und 116 Tafeln beschließen
das an Stoff und Gedanken gleichmäßig reiche Buch, während die
besonders gut ausgefallenen vier „Planches supplementaires en
couleur" mit Darstellungen der kostbarsten Fundobjekte, darunter
der schönen Silberschale, zwischen den Seiten 128 und 129,
210 und 211, 380 und 381, 382 und 383 eingeschaltet sind. Hoffentlich
sind der vereinigten französisch-zyprischen Mission in En-
komi weiterhin so glänzende Ergebnisse beschieden, wie sie sich in
ihrem ersten Bericht, dem soeben gewürdigten stattlichen Bande,
spiegeln, so daß diesem ersten Bande bald weitere mit ebenso
reichem Inhalt folgen können.

Halle,Saale Otto Eißfei dt

Mercer, Samuel A.B.: The Pyramid Texts in translation and com-
mentary. 4 Bde. New York: Longmans, Green & Co. 1952. XII +
320, 953, 327 S., 6 Taf. u. 1 Kt. 8°. Bd. 1 $ 6.50, Bd. 2—4 je $ 8—.

Die letzten Könige des Alten Reiches der altägyptischen Geschichte
ließen in Hieroglyphen an die Wände der Grabkammern
ihrer Pyramiden lange Spruchsammlungen schreiben. Mit einigen
Steinsärgen und den Pyramidenbauten selbst sind sie als wertvoller
Rest der kostbaren Ausstattung dieser Grabdenkmäler erhalten
. Mehrere tausend Zeilen Text haben uns die Stimme des
Kultes bewahrt, der einst die Pyramidentempel während der Bestattung
ihrer Könige und die Opferstellen der Gedenkstätten
belebte. In regelmäßiger Ordnung in Gänge und Kammern verteilt
, geben sie uns Sprüche, die während des Begräbnisses von
Vorlesepriestern über Sarg, Eingeweidekrüge und der dem Leichnam
folgenden Grabausstattung — Ornat, Besitz und Gaben —
vorgetragen wurden. Wir hören, wie die Pyramide mit ihren
Bauten und Gärten geweiht und gegen Menschen und Geister
geschützt wird, wie der tote König am Kai des Taltempels landet,
gereinigt, vor einer zum Schweigen ermahnten Menge den Göttern
vorgestellt und neu gekrönt wird. Wir folgen den vielen
Riten, die den Leichnam durch die Pyramidentempel bis in die
Sargkammer führen, seine Seele verklären und die Statuen beleben
, so daß sie Libationen, Räucherungen und Opfergaben
entgegennehmen können. Auch das Ritual, mit dem hierbei jedesmal
die Statue gekleidet und gesalbt, ihr „Mund geöffnet", vor
ihr die Opferstelle gereinigt, der Opfertisch hingestellt und die
vielen Gerichte aufgetragen werden, gestattet mit einer Reihe
anderer Rituale, wesentliche Teile des Pyramidenkultes zu rekonstruieren
. Da die Sprüche diese Handlung zauberhaft für die
Ewigkeit weihen und den König in die Welt der Götter versetzen
sollen, enthalten sie eine Fülle von Nachrichten über Gottesvorstellungen
und altägyptische Mythen, soweit sie bis zum Ende
der Pyramidenzeit entwickelt sind. Die Pyramidentexte sind so
eine frühe, ergiebige Quelle religiöser Bräuche und Vorstellungen,
die rätselvoll und umfangreich erst allmählich erschlossen und
ausgeschöpft werden kann.

Die Texte wurden 18 80 in Pyramiden bei Sakkara entdeckt
und von 1882 bis 1893 von G. Maspero veröffentlicht. 1908 und
1910 folgte die Ausgabe der „Altägyptischen Pyramidentexte"
K. Sethes in zwei Bänden, in denen Paralleltexte aus den verschiedenen
Pyramiden untereinandergestellt sind. Sie liegt mit
zwei Bänden Kritischen Apparats und Epigraphik (1922) allen
Untersuchungen dieser Literatur zugrunde. Sethe selbst hat weitere
Vorkommen der Texte, die in Königinnenpyramiden, auf
Särgen des Mittleren Reiches, Totenbüchern und anderswo bekannt
wurden, gesammelt und in „Übersetzung und Kommentar
", die nach seinem Tode seit 1935 erschienen, bearbeitet, ein
Werk, das 1939 bis Spruch 506 — von 714 Sprüchen der Setheschen
Ausgabe — gediehen war. Schon vorher hatte der belgische
Ägyptologe L. Speleers eine fortlaufende Übersetzung der Pyramidentexte
(1923/24) versucht, die er 1934 revidierte. Nun liegt
vierbändig ein Werk Samuel A. B. Mercers über die Pyramidentexte
vor, das Übersetzung (Bd. 1), einen zweibändigen Kommentar
(Bd. 2,3) und einen Band Exkurse (Bd. 4) umfaßt. Mercer hat
auch jüngere Vorkommen des Textbestandes benützt, die kürzlich
T. G. Allen, in Occurances of Pyramid Texts with cross-
indexes of these and other Egyptian Mortuary Texts (1950) zusammengestellt
hat. Die vielen Zusätze und Änderungen in der
Bezifferung, die hierdurch gegenüber Sethes Ausgabe notwendig
wurden, füllen mehrere Seiten Nachweise (Bd. 1 S. 12—19). Eine
ausführliche Einleitung führt in die Geschichte von Entdeckung,
Veröffentlichung und Bearbeitung ein. Die schwierige Aufgabe,
welche die Übersetzung dieser zum Teil schon zur Zeit ihrer Ein-
meißlung altertümlichen Textsammlung stellt, wird hervorgehoben
(S. 8 ff.). Mercer ist sich bewußt, daß zur Zeit noch keine
endgültige Übersetzung gewonnen werden kann. Weitere Varianten
und neue Abschriften, Spezialuntersuchungen und zunehmende
Kenntnisse dürften auf lange Zeit hinaus Einzelheiten
jeder Übersetzung richtigstellen. Die vorliegende Übersetzung
gestattet einem weiteren interessierten Publikum, sich mit dem
in den Pyramidentexten erhaltenen Textgut bekanntzumachen,
wobei der beigegebene Kommentar, der für den ersten Teil sich
auf Sethes Kommentar stützen konnte, auf Varianten verweist