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Ausgabe:

1953

Spalte:

385-392

Autor/Hrsg.:

Hermelink, Heinrich

Titel/Untertitel:

Die Welt des freien Protestantismus 1953

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H&onatsfdmft für Das gefamte 6ebtet Der €l)eologte und töelt'gionsfmffenfüjaft

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor D. Ernst Sommerlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D.KURT ALAND, HALLE«BERLIN

NUMMER 7

78. JAHRGANG JULI 1953

Spalte

Die Welt des freien Protestantismus.

Von Heinrich Hermelink......385

Theologische u. geistesgeschichtliche Probleme
der gegenwärtig. Bacht'orschung.

Von Walter Blankenburg......391

Bach-Gedenkschrift 1950. Im Auftr. d.
Intern. Bach-Oes. hrsg. v. K. Matthaei
(Blankenburg)...........394

Besch : Johann Sebastian Bach — Frömmigkeit
und Glaube. 1. 2. Aufl. (Blankenburg) . . 393

Blume: Johann Sebastian Bach im Wandel der
Geschichte (Blankenburg).......392

Botterweck: Der Triliterismus im Semitischen
(Brockelmann)...........420

Cantimori: Italienische Häretiker der Spätrenaissance
(Stupperich)........428

[Casel-Oedenkschrift:) Vom christlichen
Mysterium. Hrsg. v. A. Mayer, J. Quasten,
B. Neunheuser (Fendt)........429

D e h n e r t: Das Weltbild Johann Sebastian Bachs
2. Aufl. (Blankenburg)........396

Spalte

Dinkler: Bibelautorität und Bibelkritik
(Wiesner).............422

Eißfeldt: El im ugaritischen Pantheon
(R. Meyer).............419

Engel: Johann Sebastian Bach (Blankenburg) 394

Festschrift zur Feier des zweihundertjährigen
Bestehens der Akademie der Wissenschaften
in Oöttingen. II. Phil.-hist. Klasse (Wessel) 412
Outwenger: Wertphilosophie mit besonderer

Beriicksichtigungd. ethischen Wertes (Hessen) 433
Hamel: Johann Sebastian Bach (Blankenburg) 395
Jauernig s. Luther in Thüringen .... 426
Kahler: Karlstadt und Augustin (Lau) . . . 427

Kukenheim: Contributions ä l'Histoire de la
Grammaire Grccque, Latine et Hebraique
ä l'Epoque de la Renaissance (Eißfeldt) . . 423

Luther in Thüringen. Bearb. v. R. Jauernig
(Matthes).............426

March: Kernfragen des Lebens (Hupfeld) . 435

Mercer: The Pyramid Texts in translation and
commentary. 4 Bde. (S. Schott).....418

Merki: 'O/Wcuotc Oeü> (Altaner). ... 424

D i e m : Grundfragen der biblischen Hermeneutik
(Wiesner) .............421 I Preiß: La Vie en Christ (Kümmel) .... 409

Spalte

Preuß: Johann Sebastian Bach, der Lutheraner
. 2. Aufl. (Blankenburg)......394

Rath je: Die Welt des freien Protestantismus

(Hermelink)............385

Schaeffer: Enkomi — Alasia (Eißfeldt) . . 415

Schmitz: Die Bildlichkeit der wortgebundenen
Musik Johann Sebastian Bachs (Blankenburg) 399

Schult es: Hölderlin, Christus, Welt (Seebaß) 431
Smend: Bach in Kothen (Blankenburg) . . 397
— Luther und Bach (Blankenburg) . . , . 396

Vanderbilt Studies in the Humanities. I.Ed,
by R. C. Beatty, J. Ph. Hyatt and M. K. Spears
(Eißfeldt).............413

Vetter: Der Kapellmeister Bach (Blankenburg) 398

V ö ö b u s: Celibacy, a requirement for admission
to baptism in the early Syrian church (Spuler) 425

Von Personen:

Heinrich Frick in memoriam (Wünsch) . . 435
Bibliographie Heinrich Frick (Neumann) . . 440

Berichte und Mitteilungen:

Zur Übersetzung Kierkegaards (W. Wolf) . 443
- Schlußwort (L. Richter).......446

Die Welt des freien Protestantismus1

Von Heinrich H e r m e 1 i n k

Eine Biographie Martin Rades wurde dem Verfasser, dem
zum Naumannkreis gehörigen Journalisten Johannes Rathje, von
selbst zu einer Geschichte der „Christlichen Welt" während ihres
5 5jährigen Bestehens und Entwicklungsgangs vom 21. November
18 86 bis zum 24. Juni 1941. Dabei erweiterte sie sich zu einer
Gesamtschau über „Die Welt des freien Protestantismus". Das
neue umfangreiche Werk ist eine notwendig dazugehörige Ergänzung
zu den beiden anderen schon erschienenen Biographien, der
von Friedrich Naumann durch Theodor Heuß und der von Adolf
Harnack durch dessen Tochter Agnes von Zahn-Harnack. Drei
Lebensläufe von Theologen, die um die Wende des 20. Jahrhunderts
gewirkt haben, alle drei geschrieben von Nichttheologen.

as ist wohl schon als Manko bemerkt worden, zum mindesten
gegenüber dem Buche über Harnack, daß bei allen sonstigen
Vorzügen des Werkes der Agnes von Zahn-Harnack die Theologie
narnacks nicht genügend zur Darstellung gekommen sei. Am
wenigsten wird man in der Darstellung von Heuß über Naumann

■e nichttheologische Verfasserschaft zu bemerken Anlaß haben.
L>enn einerseits sind in der Tat von Naumann selbst die theo-
ogischen Schranken seines Lebenswerkes weit überschritten wor-
°r 'St nie so se'lr "Theologe" gewesen, wie Harnack und
auch wie Rade. Andererseits ist die mehr religiöse als im engeren
Sinn fachtheologische Entwicklung des Sozialethikers und

olitikers Naumann, wie sie in den Hilfe-Andachten und in den
Auswirkungen seiner Palästinareise (im Spätsommer 1898) sich
vollzog und wie sie in Naumanns Auseinandersetzung mit dem

arwinismus und mit der Machtpolitik des nachbismarckischeii
Zeitalters sich abspielte, von seinem Biographen Heuß in voll-
8 em Verständnis der theologischen Problematik jener Jahre dar-

Be t ^ ^atn'c> Johannes: Die Welt des freien Protestantismus. Ein

1 "g zur deutsdi-cvangelischen Geistesgeschichtc, dargestellt am Leen
.', Werk von Martin Rade. Stuttgart: Ehrenfried Klotz Verlag
t'952]. 540 s gr 8« DM 32 60< Lw DM 36 6Q

gestellt worden, so daß Naumanns Bedeutung in der Geschichte
der deutschen Frömmigkeit durchaus klar herausgearbeitet worden
ist. Nur in wenigen Akzentverschiebungen könnte der Theologe
der Darstellung von Heuß etwa einige ergänzende Striche
beifügen.

Ähnliches gilt auch von dem neuen Buch über Rade. Es
konnte keine theologische, dogmenhistorische Monographie werden
, wie das Buch von Walther Köhler über Ernst Troeltsch
(Tübingen 1941). Wenn man auch an einigen Stellen die fachtheologische
Beurteilung vermissen wird, so steht einem etwaigen
Mangel solcher Art der große Vorzug gegenüber, daß ein religiös
wirklich interessierter „Laie", ein begeisterter und liebenswürdiger
Anhänger von Rade und von Naumann, dazu ein Verehrer
Harnacks hier das Wort führt und in vollendeter Bearbeitung
aller Jahrgänge der „Christlichen Welt" ein vorzügliches Bild der
deutsch-evangelischen Geistesgeschichte um die Jahrhundertwende
vor uns erstehen läßt. Wir werden hineingeführt in die Siegestage
der Ritschlschen Theologie, welche die Mitbegründer der
„Christlichen Welt" (Loofs, Drews und Bornemann) aus dem
kirchenhistorischen Seminar des Leipziger Privatdozenten Harnack
zusammengeführt hatte mit Rade, dem jungen Pfarrer von Schönbach
in der Lausitz. Durch sein volkstümliches Lutherbuch (1883)
hatte er schon sein schriftstellerisches Können bewiesen und
wurde unter steter Mitarbeit der drei anderen der geeignete
Schriftleiter des neuen „Evangelisch-lutherischen Gemeindeblattes
für die gebildeten Glieder der evangelischen Kirchen".

Zu gleicher Zeit, als die ersten Probenummern der „Christlichen
Welt" hinausgingen, fand im Sommer 1886 die erste Vorberatung
über die Gründung des „Evangelischen Bundes" statt,
zu der die vier Begründer des neuen „Gemeindeblattes" als jüngste
Teilnehmer eingeladen waren. Sie wissen ihr Blatt fern davon
zu halten, Organ des Bundes zu werden, so eng auch die Beziehungen
in den ersten Jahren der Neugründung wurden. Noch

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38G