Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1953 Nr. 6

Spalte:

337-338

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Auer, Theodor Wilhelm

Titel/Untertitel:

Die Pharaonen des Buches Exodus 1953

Rezensent:

Bardtke, Hans

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

337

Theologische Literaturzeitung 1953 Nr. 6

338

„Und Jerusalem soll heilig sein und exempt", bemerkt Abel auf
S. 187: „Der offizielle Charakter der Heiligkeit, der mit der -
in der Regel mit äovlog verbundenen - Bezeichnung als ifqü
verliehen wurde und so häufig auf Münzen vorkommt, brachte
die Privilegien und Immunitäten mit sich, deren sich die staatlichen
Heiligtümer erfreuten". Diese Bemerkung mag manchen
Leser an den Aufsatz erinnern, den Henri Seyrig als Nr. 51 seiner
Serie „Antiquites syriennes" unter dem Titel „Tessere relative
ä l'asylie de Tyr" (Syria 28, 1951, S. 225-228) kürzlich über
die Beschriftung einer am Strande von Tyrus gefundenen bronzenen
Tessera von 27 mm Durchmesser veröffentlicht hat. Diese
Tesscra weist auf beiden Seiten phönizische Buchstaben auf, auf
der Vorderseite, in zwei Zeilen angeordnet, Txa;n*rpba? auf
der Rückseite, ebenfalls in zwei Zeilen angeordnet, öbDK/TT'fl
Dabei ist die der Vorderseite ohne weiteres klar, nämlich LeMel-
qart b'Sor „Dem Mclqart in Tyrus" zu lesen. Die Inschrift auf
der Rückseite spottet dagegen jedes Versuches, sie aus dem Phö-
nizischen zu erklären. Angesichts dieser Schwierigkeit möchte
Seyrig in in und oboN die phönizische Transkription von
Uq6 und aovkos erkennen und das 1 hinter m als das
phönizische 1 „und" erklären: „Kann man nicht in diesen geheimnisvollen
Buchstaben eine Transkription der beiden Bezeichnungen
finden, die in der hellenistischen Epoche so oft von der
Stadt Tyrus getragen worden sind, von leQ& und öavXoi'
Das erste dieser beiden Worte wäre durch die Buchstaben HYR
dargestellt, das zweite durch die Buchstaben 'SLS. Herr Dupont-
Sommer hat mir freundlichst bestätigt, daß diese Transkriptionen
korrekt sein würden. Was den Buchstaben W angeht, so
würde er einfach die dem griechischen xai entsprechende phönizische
Kopula W sein." Seyrig hat mit seiner schönen Vermutung
offenbar das Richtige getroffen, und Abels Bemerkung
zu I. Makk. 6, 32 verleiht, wenn es deren noch bedürfte, dieser
Vermutung eine weitere Stütze.

Halle/Saale Otto Eißfeldt

Auer, Theodor Wilhelm: Die Pharaonen de« Buchet Exodus. Regcn«-
burg: Pustet (in Komm.) [1951]. 55 S. m. Abb. gr. 8*. kart. DM4.—.

Die Veröffentlichung beschäftigt sich mit einem wichtigen
Problem der Frühgeschichte Israels. Sie ist von einem kath. Priester
geschrieben, der von 1938—1949 Theologieprofessor in Amerika
(Columbia) war. Er baut seine Untersuchung auf den Berichten
des englischen Ägyptologen Sir Charles Marston auf und
bespricht in der Einleitung fünf Lösungsversuche für das Datum
des Exodus. 1. Er fand statt nach 1229. 2. Nicht vor dem dreizehnten
Jahrhundert (Glueck). 3. 1487. 4. Manetho: Zeit eines
Pharao Amenophis. 5. Marston: Amenophi6 II. Seine eigene Beweisführung
, daß Amenophis IV (Echnaton) der Pharao des Auszugs
gewesen sei, will verständlich machen, daß das „für Ägypten
so beschämende Ereignis des glorreichen Auszugs des Volkes
Israel" nicht in ägyptischen Quellen erwähnt wird, das Schweigen
biblischer Quellen wird mit dem religiösen Patriotismus Israels,
mit dem mutmaßlichen Haß des Mose gegen den ägyptischen Königshof
und der orientalischen Gepflogenheit, Inschriften und
Bilder gehaßter Vorgänger auszutilgen, begründet. Auch die „historisch
-artistischen Monumente und Ausgrabungsergebnisse helfen
nicht weiter nach Meinung des Verfassers, „sie haben uns gezeigt
, was wir nicht wissen" (S. 18). So bleiben dem Verfasser
nur die Aussagen der Bibel, insbesondere die des Exodusbuches,
die er S. 18 mit den Worten einleitet: „Wissen wir von der Heiligen
Schrift wirklich nichts? Gar nichts? Müssen wir immer nur
die Wissenschaft fragen? Dürfen wir nicht aus der Bibel selbst
etwas schöpfen und das mit der bekannten ägyptischen Geschichte
vergleichen?" Niemand wird dem Verfasser das Recht hierzu
abstreiten, da er ja die Bibel als historisches Dokument befragt
und daher an das Prinzip der Quellenkritik, das für den Historiker
unumgänglich notwendig ist, gebunden ist. Deutlich ist
hier aber der Historiker durch die kirchliche Schriftautorität gebunden
, so daß er die Aussagen des AT an den einzelnen Stellen
als authentische Urkunde unkritisch verwertet. Er führt seine
Untersuchung zu dem Ergebnis, daß zwischen dem Pharao der
Bedrückung und dem des Auszugs eine Distanz von 80 Jahren

besteht. Im Abschnitt „Innere Argumente" prüft er die Pharaonen
von Ahmose I an mit dem Ergebnis, daß für ihn Thutmo-
sis III der Pharao der Bedrückung und Amenophis IV (Echnaton)
der des Auszugs war. Für die Annahme des Echnaton werden
drei Gründe angeführt, sein Charakter, seine monotheistische
Einstellung und das Fehlen eines Stammhalters (S. 35). Sein Charakterbild
wird aus Ex 5—14 gewonnen, aus Ex 12,29 wird gefolgert
, daß der Thronnachfolger Amenophis' IV starb, und der
Beweis für die monotheistische Einstellung wird aus dem Vergleich
des bekannten Sonnengesangs mit alttestamentlichen Stellen
gewonnen. Sieht man von den Beweisgründen ab, die offensichtlich
durch die kirchliche Gebundenheit des Verf. bestimmt
sind, bleiben nur die Erwägungen über die Pharaonen, unter denen
der Auszug hätte stattfinden können. Diese an die ägyptische
Geschichte von Breasted-Ranke angeknüpften Erwägungen
büßen an Schwerkraft ein, wenn er nur von einem glorreichen
Auszug spricht, ohne sich über die mutmaßliche Zahl der Israeliten
in Ägypten zu äußern. Leider geht auch der Verf. nicht auf
die Frage ein, wann Joseph anzusetzen sei und unter welchem
Pharao seine Installierung zu denken sei und wie lange der Aufenthalt
gedauert haben könnte, ohne daß das Volk bezw. die
Stammesgruppe die Nomadenfähigkeit verlor. Das Zeitalter der
achtzehnten Dynastie ist schon vor ihm von anderen Forschern
als die Epoche des Auszugs gewählt worden. Neue historische
Gesichtspunkte hat Verf. nicht beigebracht, und es erscheint überhaupt
fraglich, ob die Spezialfrage nach den Pharaonen des Auszugs
abgehandelt werden kann, ohne daß wenigstens in einem
chronologischen Aufriß dargestellt wird, wie sich nach Meinung
des Verf. die Frühzeit Israels abgespielt hat. Vielmehr als für
den Auszug scheint mir Echnaton als Pharao der Josephzeit in
Frage zu kommen, wie dies Rowley und andere annehmen.

Das gut gedruckte Heft bietet auch fünf nicht sonderlich
klare, aber für den Zweck erster Orientierung ausreichende Abbildungen
.

Leipzig Hans Bardtke

NEUES TESTAMENT

Taylor, Vincent, Ph. D., D.D.: The Gospel aecording to St. Mark,

The Greek Text with Introduction, Notes, and Indexes. London;
Macmillan 1952. XX, 696 S. 8°. Lw. s 50.—.

An neueren Kommentaren zum Markusevangelium ist, auch
in englischer Sprache, kein Mangel, aber die meisten dieser Kommentare
sind nicht streng fachwissenschaftlich ausgerichtet. Ganz
besonders aber sind die reichen Resultate der Arbeit der letzter
30 Jahre (Formgeschichte, Rcligionsgeschichte, Gleichnisforschung
Muttersprache Jesu usw.) noch wenig in die Kommentarliteratui
eingearbeitet worden. Es ist darum ein großes Verdienst von
V. T a y 1 o r, daß er einen umfangreichen Kommentar zum Mar
kusevangelium geschrieben hat, der diese Resultate in reichen
Maße verwertet und sich zugleich bemüht, das Verständnis de
Markusevangeliums und die Einsicht in seinen geschichtlichei
Wert entscheidend zu fördern. Das Buch ist so angelegt, daß au
eine umfangreiche Einleitung, die die literarischen, geschichtlichei
und theologischen Fragen behandelt (149 S.), der griechische Tex
des Evangeliums folgt, in Perikopen aufgeteilt, die jeweilen voi
einer analytischen Einleitung und einem sehr genauen Kommen
tar begleitet sind (465 S.). Die angehängten Exkurse behandel:
geschichtliche und literarische Einzelfragen; ein Verzeichnis alle
im Markusevangelium begegnenden griechischen Wörter mit Stel
lenangaben, der zitierten Autoren und behandelten Gegenständ
bildet den Beschluß. Der griechische Text wird in der Hauptsach
nach Westcott-Hort geboten, die nicht sehr zahlreichen Abwci
chungen von deren Text werden im Kommentar begründet. Di
wissenschaftliche Literatur ist in großem Umfang herangezoge
und zu jeder Einzclfrage zitiert, auch die deutschsprachige Liters
tur (besonders Schniewind, Lohmeyer, K. L. Schmidt, Bultmant

Dibelius, J. Weiß) wird immer wieder angeführt.

Daß hier Vollständigkeit nicht erreichbar und nicht einmal wünsd

bar ist, leidet keinen Zweifel; doch vermißt man gelegentlich au.

wirklich unentbehrliche Arbeiten, die für die Auslegung wichtig f