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Ausgabe:

1953 Nr. 6

Spalte:

334-337

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Les livres des Maccabées 1953

Rezensent:

Eissfeldt, Otto

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333

Theologische Literaturzeitung 1953 Nr. 6

334

Würthwein versucht in einer klaren, knappen Formulierung eine
Einführung in die Biblia Hebraica von Rudolf Kittel zu geben. In übersichtlich
-gegliederten, durch Zwischenüberschriften stark unterteilten
Ausführungen bietet er zuerst einen Überblick über die Überlieferung
in der Ursprache, unterteilt in Ausführungen zur Schrift und zum
Schreibmaterial und in solche zum masoretischen Text, dann einen
Überblick über die Übersetzungen aus der Ursprache, wobei natürlich
die Septuaginta im Vordergrund des Interesses steht, dann eine Einführung
in die übrigen Übersetzungen. Daran schließen sich Bemerkungen
zur Textkritik, die das Ziel der Textkritik, die Ursachen der Textverderbnis
und die Methode der Textkritik zum Gegenstand haben.
Eine abschließende Bemerkung weist auf die theologische Relevanz dieser
Arbeit am Text hin. 40 Bildtafeln geben fast durchwegs wichtige
Handschriften wieder. Ein Literaturverzeichnis gibt dem durch die Lektüre
Angeregten die Möglichkeit, sich weiter zu orientieren.

Ohne Zweifel ist damit ein sehr nützliches Studenten-Handbuch
geschaffen, das sich freilich in einiger Hinsicht mit Teilen
der eben in 2. Auflage erschienenen „Welt des Alten Testaments"
von Martin Noth deckt und in seinen Bemerkungen zur neuen
Jesaja-Handschrift durch Bardtke's „Die Handschriftenfunde am
Toten Meer" eine wesentliche Ergänzung findet. Denn die Ausführungen
gerade über diese Handschrift auf S. 25 f. und S. 29
sind etwas zufällig zusammengestellt. Hier hätte der Aufsatz
von Kühl in Vetus Testamentum und der von R. Meyer in
ZAW 63 (1951) 221 ff. dem etwas farblosen Bild ein stärkeres
Relief geben können. Besonders dankenswert sind dagegen die
sehr ausführlichen Angaben über die Feinheiten der Masora, wobei
nur die Akzentsetzung etwas zu kurz kommt, obwohl gerade
sie zu einigen Differenzen in den Masoretenschulen geführt haben
. Und trefflich sind die Ausführungen über die Textkritik,
wo vor allem die neue Jesajahandschrift zu interessanten Belegen
benutzt wird.

Und nun die Bilder: hier ist zwar die Mesa-Stele eindrucksvoll
, aber sie ist nicht israelitisch, und nützlicher wäre vielleicht
dafür ein Ostrakon aus Samarien, schon aus sprachgeschichtlichen
Gründen. Die Höhle von H. Qumrän könnte man unter den
Abbildungen gern missen, nicht die Krüge, die unbedingt hereingehören
. Aber vielleicht hätte man eine der Rollen in unaufge-
rolltem Zustand zeigen sollen. Wenn diese Bilder aber nicht nur
Schaubilder sein, sondern von den Lesern durchgearbeitet werden
sollen, müßte bei einer Neuauflage erwogen werden, daß schwieriger
zu lesende Texte nicht nur beschrieben, sondern auch in
Transliteration in modernen Druckbuchstaben dargeboten werden
, wie dies vorbildlich Martin Noth's „Welt des Alten Testaments
" 2. Auflage 1952, Seite 169. 175 f. tut. Auch Eugenius
Tisserant: Specimina codicum orientalium hätte dazu anregen
können.

Die Ausstattung ist gut, der Satz trefflich, die Abbildungen
leider nicht immer scharf. So hat der Verlag, der auf Seite 8 3,
Anm. l eine Konkordanz zum hebräischen Alten Testament ankündigt
, das zweckentsprechende und nützliche Buch Würth-
weins in einer weithin angemessenen Gestalt herausgebracht, wofür
alle Benutzer dankbar sein werden.

Berlin Leonhard Rost

Bardtke, Hans: Die Handschriftenfunde am Toten Meer. Mit einer
kurzen Einführung in die Text- und Kanonsgeschichte des Alten Testaments
. Berlin: Evangelische Haupt-Bibelgesellschaft 1952. 175 S.,
13 Abb. auf Taf. Lw. DM 8.40.

Das vorliegende Werk ist für weitere Kreise bestimmt. Der
Verfasser versteht es, in klaren, schlichten Sätzen in eine schwierige
Materie einzuführen, ohne der wissenschaftlichen Gültigkeit
der Aussagen Abbruch zu tun. Er hat gleichzeitig den Mut
gehabt, angesichts der sich überstürzenden Funde eine zusammenfassende
Darstellung zu geben, die im Haupttext etwa dem Stand
von Frühjahr 1952, im Schlußzusatz dem von Mitte 1952 gerecht
wird. Man wird dies bei der Beurteilung zu beachten haben.

In einem ersten Teil wird in einer sehr geschickten Form
die Frage der Textüberlicferung des Alten Testamentes behandelt
, natürlich dem Zweck des Buches entsprechend ohne zu viel
wissenschaftlichen Ballast, aber in guter Sachkenntnis das Wesentliche
herausarbeitend. Nicht ganz deutlich wird vielleicht dem
Leser werden, was es mit dem griechischen Kanon auf sich hat.

Wenigstens wird kaum die ganze kirchengeschichtliche Bedeutung
dieses Kanons bis zur Gegenwart klar, erst recht nicht die noch
kaum berührten Spannungen, die das Nebeneinander der verschiedenen
Kanonabgrenzung in der Ökumene mit sich bringt,
auch nicht der durch Luthers humanistische Beziehungen geschehene
Bruch mit der Tradition, wie ihn der allerdings schon von
Hieronymus angestrebte Übergang zur Hebraica veritas mit sich
gebracht hat.

Nachdem so durch den ersten Teil die Gesamtsituation auf
dem Gebiet der Textüberlieferung abgezeichnet ist, wird in diesen
Rahmen mit einem vielleicht etwas abrupten Neuansatz der
Handschriftenfund hineingestellt, indem zuerst die biblischen,
dann die außerbiblischen Handschriften beschrieben, die letzten
auch vollständig übersetzt werden. In besonders gründlicher Weise
wird über die Bedeutung einer Geniza unter Heranziehung
entlegenen Materials verhandelt und die These, es handle sich
in H. Qumrän um eine solche, abgelehnt. Die Frage einer Fälschung
wird untersucht, wobei die „moabitischen Funde" als
Musterbeispiel auf palästinischem Boden vorgeführt werden. Gut
wird die Bedeutung und Eigenart der Jesajahandschrift herausgestellt
. Aber auch die außerbiblischen Texte werden nicht nur
in sorgfältiger Übersetzung geboten, sondern auch in ihrem Inhalt
charakterisiert. Dagegen ist der Nachtrag S. 166 ff. nicht so
glücklich gestaltet, da offensichtlich diese zuletzt in die Hände
des Verfassers gekommenen Nachrichten nicht mehr in das Gesamtbild
eingeordnet werden konnten und ihre Bedeutung zum
Teil nicht voll erkannt worden ist. Alles in allem ein sehr erfreuliches
Buch, das in seiner Materialfülle und der umsichtigen
Sorgfalt der Untersuchungen nicht nur weitere Kreise an diese
Fragen heranführt, sondern auch den Forscher vor manche neue
Fragen stellt und zum neuen Durchdenken der Probleme nötigt.

Der Verlag hat dem Buch ein sehr gediegenes Gewand angezogen
. Nicht ganz so gut wie der Druck und die Ausstattung
sind die Abbildungen. Hier hätte man etwa für Abbildung 3, ein
Flugbild der Jerichostraße aus Dalmans 100 Flugbildern, lieber
aus dem gleichen Werk Abbildung 74 gesehen, zumal dabei am
oberen Bildrand gerade noch der Wädi ed-deradsche sichtbar
wird, in dessen Unterlauf von Norden her der auf der Abbildung
gerade nicht, mehr sichtbare naqb el-murabba' einmündet, in dem
eine weitere Höhle mit Funden entdeckt worden ist, auf die der
Verfasser S. 168 noch hinweist.

Berlin Leonhard Rost

Abel, F.-M., P., O. P.: Les livres des Maccabees. Paris: Libr. Lecoffre
J. Gabalda 1949. LX1V, 492 S. gr. 8° = fitudes Bibliques. ffr. 1400.

Eine 64 S. umfassende Einleitung handelt zunächst (Kap. I,
S. I—V) von dem Titel der beiden ersten Makkabäerbücher, die
allein von dem vorliegenden Buche berücksichtigt werden, während
auf das III. und das IV. Makkabäcrbuch nur gelegentlich ein
Seitenblick fällt, sowie von ihrer Kanonizität und ihren Schicksalen
in Kirche und Synagoge (Kap. II, S. VI-XX). In Kap. III
und IV werden sodann die mit I. Makk. (S. XXI-XXXII) und
II. Makk. (S. XXXII-XLVIII) gegebenen Probleme literarischer
und historischer Art erörtert. Kap. V (S. XLIX-L1I) hat es mit
der Chronologie, also mit der von I. und II. Makk. gebrauchten
Seleukidcnära, zu tun und bietet unter anderem ein Verzeichnis
der in I. Makk. vorkommenden Seleukidenära-Jahre mit Angabe
der ihnen entsprechenden Jahre aus unserer Ära sowie eine synoptische
Übersicht der jüdischen, der syromacedonischen und der
julianischen Monatsnamen. Kap. VI (S. LIII-LIX) hat „Texte und
Übersetzungen" zum Gegenstand, führt die für den griechischen
Text sowie für die lateinische, die syrische und die anderen Übersetzungen
vorliegende Überlieferung vor, kommt auf die bei jüdischen
und christlichen Autoren vorkommenden Zitate zu sprechen
und legt dar, wie behutsam diese Überlieferung zur Textherstellung
zu verwerten ist. Eine Bibliographie (S. LX-LXIV)
beschließt die Einleitung.

S. 1—481 bieten den griechischen Text und seine französische Übersetzung
sowie die Kommenticrung von I. Makk (S. 1—283) und II. Makk
(S. 285—481) in der Weise, daß — durchschnittlich immer das oberste
Drittel der Seiten einnehmend — der griechische Text jeweilig auf der
linken, die französische Übersetzung auf der rechten Seite steht und