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Ausgabe:

1953 Nr. 5

Spalte:

286-287

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Crehan, Joseph

Titel/Untertitel:

Early christian baptism and the creed 1953

Rezensent:

Roth, Erich

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Theologische Literaturzeitung 1953 Nr. 5

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Hase, und dieses von den Wörterbüchern nicht verzeichnete
Aktiv kann man diesem Sibyllisten, der I 182 auch das Futur
yekdaoETe hat, ruhig zutrauen. Und das Aktiv findet sich z. B.
in dem fälschlich dem Johannes Gcometres zugeschriebenen Gedicht
auf den hl. Pantelcemon (qvoov V. 704). III 456 erscheint
Toxewvi für vexveo v als Konjektur von K. ;Mendelssohns
yoveo>v wird nicht erwähnt. Ebenso ist es V 270 mit xaraX-
Xd^ovai für xaXbv üp£ovot (Mdlss. evaXXdiovai). VIII 450
bringt K. lediglich seine Ergänzung äorQmv ovQa[voevT(ov],
die bessere seines Vorgängers Geffcken ovQa[vorpohwv]
erwähnt er nicht. XI 3 liest man: dXX' vtif.q vpwvvvv] K. für
dXX' äne.Q vftcöv, daneben noch uXXa neg elg v/wie Rz.,
aber nicht äXX' vjieq vfieknv N a u c k, aXX' ay viieQ f/uov
Mdlss. XI 25 wird neben orj/telov d'eoxai öeivov K. für
ofj/ia d'eami Ixetvtp fiiya Rzachs 'arj/ieiöv d'earai q^oße-
q6v nicht angeführt. Erscheint so K. als der eigentliche s o-
s p i t a t o r der Sibyllinen, so fällt auf G e f f c k e n ein viel ungünstigeres
Licht, indem fast stets nur angeführt wird, was er
vorsichtshalber im Text belassen hat, höchstselten aber seine
vielfach recht beachtenswerten Vorschläge im Apparat. Es empfiehlt
sich ferner, die Angaben von K. nachzuprüfen. So schiebt
er z. B. das Versmonstrum seines Textes Qfiova; xal Enris
ftXh/Jovrai xnl xöipttat nvXr] (V 86) Rzach in die Schuhe;
bei diesem fehlt aber das gar nicht überlieferte xai.

Zuzugeben ist, daß man aus den Abschnitten «Fortwirken»
(S. 201—279) und «Erläuterungen» (S. 280—348) manches lernen
kann — K. ist mit der die Sibyllinen betreffenden Literatur wohl
vertraut —, aber das wiegt die gerügten Mängel — das Buch ist
außerdem durch eine Fülle von Druckfehlern entstellt — nicht
auf.

Koln-Deutz Felix Sch ei d weil er

Pen na, Angclo: Principi c carattcre dcll' esegesi di S. Gcrolamo.

Rom: Pontificio Istituto Biblico 1950. XVI, 23 5 S. gr. 8° = Scripta
Pontificii Instituti Biblici 102.

Mit der Auslcgungskunst jenes Kirchenvaters, den die Liturgie
als Doctor maximus in exponendis sacris
sc<"ipturis feiert, und der in der Tat nicht nur an Umfang
llnd Mannigfaltigkeit des Wissens seine Zeitgenossen weit überragt
, sondern auch von der Aufgabe des Exegcten klarere Vorstellungen
hatte als alle übrigen, die Antiochener ausgenommen,
haben sich nach Zöckler, Hieronymus 368/381, nur A. Rochrig
in einer Genfer Dissertation (Essai sur saint Jcrömc exegete,
'891). K. Härtung in einer Festrede (Der Exeget Hieronymus,
Bamberg 1903) und L. Schade, Die Inspirationslehre des heiligen
Hieronymus, Freiburg i. B. 1910, 48/132, beschäftigt. Das Thema
jst wichtig und schwierig zugleich. Schwierig, weil wir über die
Vorgänger, auf deren Arbeit die scinige ruht, ganz ungenügend
""/"richtet sind. Wichtig, weil nur auf solchem Weg die Möglichkeit
gewonnen wird, den Einfluß des Kirchenvaters auf die
abendländische Schrifterklärung richtig zu bestimmen. So darf die
vorliegende Studie, die Pcnna einer Biographic des Hieronymus
(b. Gcrolamo, Torino-Roma 1949) folgen läßt, auf das Interesse
der Exegcten rechnen.

Ein De doc tri na christiana hat H. nicht geschrieben
, und von Principicn spricht man besser nicht bei ihm.
uenn von der Überzeugung abgesehen, daß die Bibel frei von
jedem Irrtum ist. läßt sich kaum etwas von festem Standpunkt
und sicherem Grundsatz gewahren. Die Erklärung schwankt unsicher
hin und her. Darf H. das unbestreitbare Verdienst für sich
in Anspruch nehmen, daß er der 1 i 11 c r a, der h i s t o r i a zu
ihrem Recht verholfen hat, so äußert er sich oft genug recht ab-
fa lig über die i u d a i c a i n t c r p r e t a t i o, die sich am Litc-
ralsinn genügen läßt. Tadelt er bald die allegorische Erklärung
des Origcncs, so ergeht er sich selbst nicht gerade selten oder
ungern in den schrankenlosen Gefilden „geistlicher" Deutungskunst
. Er weiß genau, daß Allegorie und Metapher verschiedene
Dinge sind, verwertet aber wiederholt die Metapher zur Rechtfertigung
einer allegorischen Erklärung. Niemals spricht er von
einem vierfachen Sinn der Bibel, wie die mittelalterliche Exegese
in dem bekannten Distichon ihn vertritt. Gelegentlich folgt er
dem großen Alexandriner in der Annahme eines dreifachen

Schriftsinnes; in der Regel begnügt er sich mit einem zweifachen,
dem historischen und dem geistlichen (in unsicherer Terminologie
auch tropologisch oder mystisch genannt). Der erstere muß die
Grundlage liefern für den höheren, der sonst ja jedes Fundamentes
entbehrt und sich in willkürlicher Phantasie verliert. Aber
diese Erkenntnis hindert H. nicht, hin und wieder dem Origenes
in der Meinung beizupflichten, das AT erzähle Dinge, die Gottes
unwürdig und lächerlich seien, also nicht im Literalsinn verstanden
werden dürften, sondern allegorische Deutung heischten.

Im Ganzen fällt bei Penna das Bild so aus, wie auch einer
unserer besten Hieronymuskenner, O. Bardcnhcwer, Gesch. d.
altkirchl. Lit. III 627<'629, es mit etwas schärferem Griffel gezeichnet
hat. Eine Berichtigung dürfte nur vielleicht in dem Punkt
erforderlich sein, daß B. im Anschluß an Schade (116) von einem
„LImschwung" oder „bewußtem Principienwechsel" spricht, der
gegen 392 erfolgt sei. Seit dieser Zeit sei H. mehr und mehr aus
einem Alexandriner zum Antiochener geworden. In Wirklichkeit
hat doch die Abkehr von Origenes keineswegs dahin geführt,
daß er der allegorischen Deutung entsagt hätte, wenn auch die
ernste Beschäftigung mit der 1 i 11 e r a und die wachsende Vertrautheit
mit derhebraica veritasihn immer eindringlicher
auf den Litcralsinn hinwies und an die grammatisch-historische
Methode band.

Der Wert der fleißigen Studie Penna's wird etwas herabgemindert
durch den Umstand, daß die zitierten Stellen aus H. und
anderen Schriftstellern vielfach ungenau angeführt werden und
wiederholt mit sinnstörenden Fehlern belastet sind, so daß eine
Nachprüfung niemals überflüssig ist. Auch dem Druck hätte
größere Sorgfalt zugewandt werden müssen.

Bonn Huinricli Vogels

Crchan, Joseph, S. J.: Early Christian Baptism and the Crecd.

A study in ante-Nicene theology. London: Bums Oatcs & Wnsli-
bourne 1950. X, 189 S. 8° = The Bellarminc Scrics XIII. Geb. 21s.

Dieses Buch eines britischen Jesuitenpaters und Lehrers am
Heythrop College ist in seinem Kern ein Versuch, die bekannte
Schwierigkeit zu lösen, daß einerseits dem Taufbefehl Mt. 28, 19
zufolge im Namen der Trinität getauft werden soll, andererseits
in der Praxis nach Ausweis der Acta die Taufformel im Namen
Jesu gebraucht wird. Da diese Frage neben dem NT auch die Lln-
tersuchung der vornieänischen Literatur notwendig machte, hat
sich die Arbeit von selbst in die Entstehungsprobleme des Symbols
ausgeweitet.

Nach einer Einleitung über die Vorgeschichte der Taufe, in
der unter recht unvollständiger Benutzung der Literatur gesagt
wird, daß irgendwelche Zusammenhänge zwischen Proselytcn-
taufe und Johannestaufe nicht nachweisbar seien, befaßt sich das
erste Kapitel mit der Taufe „im Namen Jesu". Von der außerbritischen
Literatur, die Verf. in diesem Teil auch heranzuziehen
bestrebt gewesen ist, hat er u. a. Heitmüllers Untersuchung „Im
Namen Jesu" ebenso übergangen wie Dölgers „Sphragis" und
Boussets „Kyrios Christos", und also auch die Lesart, die Nennung
des Namens sei wahrscheinlich nur eine abgeschwächte sakramentale
Form für die ursprünglichere, robustere Sitte, dem
Einzuweihenden das Namenszeichen oder Symbol des Gottes,
dem er geweiht wurde, aufzuprägen oder cinzuätzen. Im übrigen
stellt Verf. hier nur die Weichen für die Symbolstudien, denen
die folgenden Kapitel gewidmet sind, mit Ausnahme des fünften
, in dem die Taufe unter dem Gesichtspunkt des Kontraktes,
des pactum fidei (Tertullian), beleuchtet wird.

Der Hauptteil der Arbeit gruppiert sich um die Entstehung
der regula fidei, und zwar des Christusbekenntnisses (Kap. II),
der trinitarischen Formel (Kap. III), des zweigliedrigen Bekenntnisses
(Kap. IV) und des Passus über den Heiligen Geist (Kap. VI).
Ohne sich sonderlich um die Meinung der reichen Literatur zu
kümmern, ist Verf. bemüht, das Problem ,,a stage further than
the point at which it was left by the death of Lietzmann" voranzubringen
. Lietzmanns Auffassung ist ja, es habe verschiedene
isolierte Formen des besonders in der Taufliturgie verwendeten
trinitarischen, des vornehmlich aus der Abcndmahlsliturgie stammenden
christologischen und auch des zweigliedrigen Symbols gegeben
, die sich in mannigfacher Weise vermischten, ohne daß sich