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Ausgabe:

1953

Spalte:

257-264

Autor/Hrsg.:

Oepke, Albrecht

Titel/Untertitel:

δικαιοσυνη θεου bei Paulus in neuer Beleuchtung 1953

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jlfconat^djrtft für Dais gefamte (Bebtet Der ^Ijeologte uno lUligionsüjiffenftyaft

Begründet von Emil Schiirer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor D. Ernst Sommcrlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D.KURT ALAND, HALLE.BERLIN

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NUMMER 5 78. JAHRUANU MAI 1953

Spalte

aikaiozynh 6e0y bei Paulus in
neuer Beleuchtung.

Von Albrccht Ocpke........257

Christentum und Geschichte.

Von Friedrich Delekat.......265

Aalen: Die Begriffe „Licht" und Finsternis"
im Alten Testament, im Spätjiidcntum und im
Rahbiuismus (Jeremias)........276

Itaetkc: Christliches Lchngut in der Sagareligion
. Das Svoldr-Problem (K. D. Schmidt) 271

Berg er: Barock und Aufklärung im geistlichen
Lied (üabriel)...........295

Braunfels: Die Auferstehung (Kollwitz) • ■ 300

Butterficld: Christentum und Oeschichte .
(Delekat).............265

Crehan: Early Christian Baptism and the Creed
(Roth) . .............286

Engel Und s. Melauchthons Werke in Auswahl
II, 1.............292

Oall ». Reallexikon z. deutsch. Kunstgeschichte 302

OI a s c n a p p l Die fünf grollen Religionen. 2 Bde.
(Mcnsclung)............272

Marder: Die jüdische Frage s. Zehlendorfer

Vorträge............. 280

Heidegger: Holzwege (Fisenhuth) . ... 306

Heim: Wcltschopfung und Weitende (Neuberg) 303

Hellpach: Qrundrill der Religionspsychologie
iBcth).............. 312

Hey den reich s. Reallexikon zur deutschen
Kunstgeschichte...........302

Spalte

Huizinga: Erasmus. Deutsch v. W. Kaegi.
4. Aufl. ill Bornkamm)........291

Joachimsen: Die Reformation als Epoche der
deutschen Ueschichte. Hrsg. v. U. Schotten-
loher (Lau)............288

Kasowski: Thesaurus Thosephthae. II, III
und IV (Rengstorf).........277

Kohlschmidt: Luther u. die Mystik (H. Bornkamm
) ..............291

Kritzinger: Zur Philosophie der Überwelt
(Koepp)..............311

Krusehina: Das kirchliche Eherecht in der
Seelsorgepraxis (Hupfeld).......316

Kurfell: Sibyllinische Weissagungen (Scheidweiler
) ..............283

Liungman: Traditionswanderungen Rhcin-
Jenissei. IL (Pfister).........274

Massau x: Influeiice de l'Evangile de Saint
Matthieu sur la litterature chretienne avant
saint Irenee (Fascher).........281

Melauchthons Werke in Auswahl. I: Refor-
matorische Schriften, hrsg. v. R. Stupperich.
II, 1: Loci conununeä von 1521. Loci praeci-

tui theologici von 1559 (LT.), hrsg. v. FL
ngelland (Lau)...........292

Meusching: Allgemeine Religionsgeschichte
2. Aull, (üoldanuner).........209

MUssener: Das katholische Eherecht in der
Seelsorgepraxis. 3. Aufl. (Hupfeld) .... 316

Muralt und Schmid: Quellen zur Oeschichte
der Täufer in der Schweiz. I. (Stupperich) 292

Paulus: Der Oesinnungscharakter d. Merowin-
gisch-Westfränkischcn Basilikenbaues (Wessel) 301

Spalte

Penna: Principi e carattere dell' esegesi di S.
Oerolamo (Vogels)..........285

Rabast: Die Oenesis (Westermann) .... 278

Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte,

hrsg. v. Oall u. Heydenreich (v. Campenhausen) 302
R e i s n e r: Das Dreistadiengesetz in der Oeistes-

geschichte s. Zehlendorfer Vorträge . . . 280
Ried matten: Les actes du proces de Paul de

Samosate >Altaner)..........287

Rosen- v. Hoewel n. Kühn: Kirchenrecht.

15.—19. Aufl. (Strasser)........314

Schmidt-Clausing: Zwingli als Liturgiker

(Fendt)..............293

Stein: Endliches und ewiges Sein (Hessen) . 309
S t r o h I: La Pensee de la Reforme (Chambon) 290
Stupperich s. Melauchthons Werke in Auswahl
1...............292

Weischedel: Die Tiefe im Antlitz der Welt

(Fuchs)..............298

Yogananda: Autobiographie eines Yogi . .

(Rosenkranz)............273

Zehlendorfer Vorträge (v. E. Reisner, W.

Zimmerli U. O. Härder) (Bardtke) .... 280
Ziegler, A. W.: Stimmen aus der Völkerwanderung
(K. D. Schmidt).......287

Ziegler, J.: Ezechiel cd. (Eißfeldt) .... 274
Zimmerli: Oericht und Heil im alttestament-
lichen Prophetenwort s. Zehlendorfer Vorträge 280

Von Personen:

Walter Windfuhr zum 75. Oeburtstag (Bardtke) 317
Zum 70. Oeburtstag v. Otto Schmitz (Obendiek) 317

AIKAI02YNR (->euy bei Paulus in neuer Beleuchtung

Von Albrecht O e p k e, Leipzig

Es ist ein alter Streit, ob dixaioovvr] fteov bei Paulus
(Rom. l, 17 u.ö.) das göttliche Verhalten der Gerechtigkeit
meine oder ein von Gott dem Menschen beigelegtes Prädikat bezeichne
. Für beide Auffassungen lassen sich gewichtige Gründe
angeben.

Rom. 1, lg: anoxaXvnxtxai oqY>) 0*>ü läuft V. 17:
dixaioovvr] tfeoü . . . anoxakvmexai gegensätzlich parallel.
oQyrj fttov ist ein göttliches Verhalten. Also wohl auch dixaioovvr
} fteov. 1, 18-3, 20 sind das Negatfv zu 1, 17. 3, 21 ff.
bringen die Rückkehr zur Position, sind also authentischer Kommentar
zum Thema 1,17. Nun gipfelt dieser Kommentar in der
Zweckbestimmung: ek t6 elvai avxdv dtxatov. Gott wollte
gerecht sein. Also muß dixaioovvr] üeov in v. 25 und vorher
•n v. 21 f. wohl ebenfalls im Sinn göttlichen Verhaltens verstanden
werden. Dann aber auch in 1, 17. Endlich bezeichnet
Veov dixawovvt) in 3, 5 als Synonym zu motu (v. 3) und
öh'jüua (v. 7, vgl. ahiihjq v. 4), im Gegensatz zu menschlicher
odixia (vgl. i]>t:vou]t; v. 4, ifjuvo/ia v. 7) und etwaigem göttlichen
Sdxov elrcu handgreiflich ein göttliches Verhalten. Sollte
die Sache in 1, 17 anders liegen?

Für dixaioovvr] üeoü als dem Menschen beigelegtes Prädikat
läßt sich aber doch auch manches sagen. 6 dixaioz in dem
Habakukzitat v. 17 b ist zweifellos der Mensch. In 3, 21 f. steht
dxaioovvt] Dt:ov im Gegensatz zu ov Öixuiorthjoexai Tiäoa
Das dem Menschen von Gott richterlich beigelegte Prädikat
der Gerechtigkeit wird v. 20 für die Gesetzesreligion ver-

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neint, dann auf neuem Wege bejaht. Und in der Zielangabe des
„authentischen Kommentars" 3, 21 steht neben dem elg xö elvai
avtdv dtxatov das xal dixatovvxa xöv ix nloxeco; 'Irjoov,
das wieder sichtlich von der Gerechtsprechung des Menschen
handelt.

Die Gründe für beide Auffassungen scheinen sich etwa die
Waage zu halten. Bedeutet das nicht vielleicht, daß in der Tat —
beide richtig sind? Ist der Sprachgebrauch des Apostels „schillernd
" (Lietzmann)? Diese Auffassung ist heute nahezu die herrschende
. Alfred Schmitt hat im Natalicium für Johannes Geffckcn
geradezu ein Loblied der Zweideutigkeit des Begriffs gesungen.
Zu ihrer Begründung ist auch sonst viel Geistvolles und Sinniges
gesagt worden. So von Gottlob Schrenk im Theol. Wörterbuch
zum NT (II, 194 ff., bes. 205 ff.) und von Paul Althaus im NTD.
Sachlich ist es natürlich völlig richtig, daß zwischen dem göttlichen
Üben und dem menschlichen Empfangen der Gerechtigkeit
enge Zusammenhänge bestehen. Gott ist der gerechte Richter
, als solcher aber zugleich der Treue und Barmherzige, der
sein Wort hält und seine Verheißungen erfüllt. Es liegt in seinem
Wesen, daß er sich schenkt. So läßt er „seine Gerechtigkeit" gewissermaßen
auf den Menschen übergehen. In der Doppelbedeutung
des Begriffs „Gerechtigkeit Gottes" spiegle sich, so
meint man, die ganze paulinische Gottesauffassung, das Unerhörte
seiner Heilserkenntnis. Dagegen ist sachlich nichts einzuwenden
. Es fragt sich nur, ob diese Auffassung das zunächst
unbedingt zu fordernde Maß von philologischer Akribie erreicht,
ob sie der Feuerprobe einer wirklich eindringenden sprachlichen
und begriffsgeschichtlichen Analyse standhält.

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