Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1953

Spalte:

1-10

Autor/Hrsg.:

Fendt, Leonhard

Titel/Untertitel:

Der heutige Stand der Forschung über das Geburtsfest Jesu am 25. XII. und über Epiphanias 1953

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2, Seite 3, Seite 4, Seite 5

Download Scan:

PDF

C^eologtfdie Itteratittjetttmg

#onat5f*nft für im* gefamte ©ebict Her Cfieologte unü töeUgionsüJtffenfd&aft

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor D. Ernst Sommerlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D.KURT ALAND, HALLEsBERLIN

NUMMER 1

Spalte

Der heutige Stand der Forschung über
das Geburtsfest Jesu am 25. XII. und
über Epiphanias.

Von Leonhard Fendt........ 1

Theologie als kirchliche Wissenschaft.

Zum Problem einer theologischen Enzyklopädie
heute. Von Götz Harbsmeier . ... 9

Zur Bedeutung des Analogiegedankens

bei Karl Barth. Eine Auseinandersetzung
mit Urs von Balthasar. Von Wolf hart Pannen-
berg.............. 17

Balthasar: Karl Barth (Pannenberg) ... 17
Benz: Die abendländische Sendung der östlich-
orthodoxen Kirche (Winter)...... 35

Berdjajew: Existentielle Dialektik des Göttlichen
und Menschlichen (L. Müller) ... 37
Dante-Jahrbuch, Deutsches. 29./30. Bd.
Hrsg. v. F. Schneider (Knevels)..... 34

Diem: Theologie als kirchliche Wissenschaft
(Harbsmeier)............

78. JAHRGANG

Spalte

Ed 1 und: Das Auge der Einfalt (Schweizer) . 25
Qilson: Der Oeist der mittelalterlichen Philosophie
(Hessen)........... 31

Hauck: Rudolf Sohm und Leo Tolstoi
(Schönfeld)............. 39

Hildebrandt: Das Gemeindeprinzip der christlichen
Kirche (Erik Wolf)....... 38

Karpp: Probleme altchristlicher Anthropologie
(Elliger) ............. 30

Klostcrmanu: Die slavische Überlieferung

der Makariusschriften (Perl)...... 28

Leisegang: Denkformen. 2. Aufl. (Schultz) . 44

Lohse: Die Ordination im Spätjudentum und
im Neuen Testament (Schoeps)..... 25

Moore: Essays in East-West Philosophy (Bcth) 42

Mott: Laienaufgebot der Christenheit (Quaatz) 53

Noske: Helfende Kirche (Hertzsch) .... 52

Reiner: Pflicht und Neigung (Hessen) ... 51

Schweitzer: Die Herrschaft Christi und der
Staat im Neuen Testament (Braun) .... 27

JANUAR 15)0:5

Spalte

Steinbüchel: Die philosophische Grundlegung
der katholischen Sittenlehre. I. Halbbd.
4. Aufl. (.Wehrung).......... 46

— Religion und Moral im Lichte personaler
christlicher Existenz (Wehrung)..... 46

— Zerfall des christlichen Ethos im XIX. Jahrhundert
(Trillhaas)......... 51

Wellner: Drei liturgische Reimhistorien
(Eßer).............. 32

Zcnkowsky: Das Bild vom Menschen in der
Ostkirche (Stupperlch)........ 38

Von Personen:

Herbert Oirgcnsohn zum 65. Oeburtstage . 53

Berichte und Mitteilungen:

Herzog Albrecht von Preußen als Osiandrist

(Roth).............. 55

Ein verschollener Wittenberger hochdeutscher
Psalterdruck von 1525 gesucht (Volz) ... 64

Zum vorliegenden Heft....... 63

Der heutige Stand der Forschung über das Geburtsfest Jesu am 25. XII. und über Epiphanias

Von Leonhard Fendt, Augsburg

Bis heute weiß man weder, wann die beiden Christusfeste,
Weihnachten und Epiphanias, entstanden, noch wie sie entstanden
. Hypothesen zu beiden Fragen sind interessant, aber nicht
abschließend. Das geht eindrucksvoll aus den Studien hervor, die
uns die Jahre 1951 und 1952 gebracht haben1, und aus der
Überlegung, welchen Weg die Forschung genommen hat.

Sie begann zum Teil im 17., ernstlich im 18. Jahrhundert.
Es war I.C.L.G ie s e 1 e r, welcher 1831 (Lehrbuch der KG. I:,575.
154. 302) über den damaligen Stand der Forschung referierte.
Er stützte sich dabei besonders auf Paul Ernst J a b 1 o n s k i
(f 175 7), den Sohn des Bischofs Daniel Ernst Jablonski, nämlich
auf Paul Ernst Jablonskis Abhandlung De origine festi nativita-
tis Christi (im 3. Bande der 1804 ff. von te Water herausgegebenen
Opuscula Jablonskis), und auf den Jesuiten Jean H a r-
douin (t 1729), nämlich auf dessen Bemerkung in den Acta
Sanctorum des Juni (tom. IV p. 702)a. Gieseler vertritt demgemäß
die Ansicht: „Wahrscheinlich" wurde der 25. Dezember von
Roms Christenheit zum Geburtstag und Geburtsfest Jesu gemacht
, weil an diesem Tage das heidnische Rom den natalis solis
invicti feierte; geschehen sei das im 4. Jahrhundert unter dem
römischen Bischof Julius (341-352), und die erste Erwähnung
dieses römischen Geburtsfestes Jesu vom 25. Dezember finde sich
bei Ambrosius De virg. III 1 (also in der Liberiuspredigt
von 353; darüber siehe unten bei Frank). Aus dem Sermo
XXII, 6 (G. schrieb XXI) L e o s des Großen schließt Gieseler auf
die Anfälligkeit der römischen Christen noch des 5. Jahrhunderts
für die Sonnenverehrung (aber Th. S t e e g e r, der Übersetzer
Leos in der Bibl. d. K'. Bd. 54 sagt S. 85: Gemeint sind die Mani-

') Archiv f. Liturgie Wissenschaft (ALW) II [1952]
cd. Em o n d s S. 1-43. — „Vom Christlichen Mysterium"
ed. Neunheuser 1951, S. 192 ff.

Bfis,!el St- der 1907 in seinem bekannten Buche „Die Entstehung
der Perikopen des römischen Meßbuches" über unsere Fragen
berichtete führt aus dem 17. Jhdt. noch Cotelier an, aus dem
18. Jhdt. Francois Pagi, Couitant, Papst Benedikt XIV.

1

chäer, nicht die katholischen Christen)3. Von Rom aus habe sich
dann die Geburtsfestfeier des 25. XII. im Occident verbreitet.—
Über Epiphanias am 6. I. urteilt Gieseler (mit Jablonski): Im
2. Jhdt. treffen wir in Ägypten auf eine Feier der Basilidianer,
welche nach Clemens AI. Strom. III (es muß heißen: Strom.
I 146,1 f.) am 11. Tybi (nach Clemens: „einige" am 15. Tybi,
„andere" am 11. Tybi) die Taufe Jesu im Jordan begingen; und
da hält es Gieseler wieder für „wahrscheinlich", daß diese Basilidianer
sich diesen Tag „von den Ägyptiern borgten, welche an
demselben die inventio Osiridis begingen" (nämlich der „Aion"
des Festes scheint in Ägypten „irgendwie mit Osiris in Verbindung
gebracht worden zu sein" — Lietzmann, Geschichte d.
Alten Kirche 3, 328). Gieseler berichtigt hier seinen Gewährsmann
Jablonski, der schon die Basilidianer des 2. Jhdts. neben
der Taufe Jesu auch die Geburt Jesu am 6.1. feiern ließ. Gieseler
nimmt das erst für das 3. Jhdt. an, für die koptischen Katholiken
sogar — aber dafür gibt es keinen Beweis*. Für das 4. Jhdt.
kann sich aber Gieselcr auf C a s s i a n (Coli. X 2) dafür berufen,
daß man im Ägypten des 4. Jhdts. am 6. I. so Geburt wie Taufe
Jesu feierte; wieso freilich Gieseler diesen Festinhalt auch auf
den „Orient" überhaupt übertragen kann, das leuchtet aus Cas-
sian nicht ein — so wahrscheinlich es ist. Im Occident findet
Gieseler die erste Spur des Epiphaniasfestes, und zwar mit dem
Festinhalt Geburt und Taufe Jesu, im Jahre 360 (Lietzmann:
361) in Vienne (Lietzmann: Paris), wo nach Ammianus

') Dagegen in dem Sermo XXVII 4 f. Leos ist eine Sonnenverehrung
der Christen gemeint — und Leo nennt als den Grund nicht
bloß Unwissenheit, sondern auch „heidnische Gesinnung".

*) K i e f f e r, Lex. f. Theol. u. Kirche III 726 f. führt freilich Gregor
den Wundertäter an (f270), von dem eine Predigt «/cid
ayia 9to<pdveia (Migne P. G. 10, 1177—1190) überliefert ist, aber nach
Bardenhewer (Altkirchl. Lit. II 3 32) ist sie sicher nicht vom
Wundertäter, sondern wohl von Gregor v. Antiochien
(570-593, P. G. 88, 1865-1872). - Über Pilippus v. Heraklea
(t304) siehe JLW 12, S. 324!