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Ausgabe: | 1953 |
Spalte: | 193-200 |
Autor/Hrsg.: | Fohrer, Georg |
Titel/Untertitel: | Die wiederentdeckte kanaanäische Religion 1953 |
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iüonatsfdjrift für Das gesamte (Bebtet Der djeologte und Kelißionsünffenfdjaft
Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor D. Ernst Sommcrlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. KURT ALAND, HALLE.BERLIN
N U H M E II 4 ?8- JAHRGANG
Spalte
Spalte
Die wiederentdeckte kanaanäische
Religion. Von Oeorg Fohrer .... 193
Komplexe Psychologie und theologischer
Realismus.
Ein Literaturbericht über C. O. Jung und seinen
Kreis. Von Otto Haendler .....199
Beus s. Waszink ..........225
Campenhausen, v.: Polykarp von Smyrna
und die Pastoralbriefe (Kümmel) .... 227
Dauber: Die Geschichte der Christenheit in
Oestalt einer Zeittafel (Jursch).....223
°°garten: Die Verkündigung Jesu Christi
(Schulze-Kadelbach).........237
°oldbrunncr: lndividualioii (Haendler) . • 211
Günter: Psychologie der Legende (Schott) • 225
Qy'lenkrok: Rechtfertigung und Heiligung
■n der frühen evangelischen Theologie Luthers
(Schott)..............235
r'cyer: Vom Kraftfeld der Seele (Haendler) • 202
H'lpisch: Das Benediktinertum im Wandel
der Zeiten (Uttenweiler)........223
Jacobi: Die Psychologie von C. O- Jung
3- Aufl. (Haendler).........204
Jalabert (Mouterde : Inscrlptions Orecqucs
et Latines de Ia Syrie (Eißfeldt)..... 215
Jung: Aion (Haendler)......... 206
— Antwort auf Hiob (Haendler)..... 20S
— Die Beziehungen der Psychotherapie zur
Seelsorgc (Haendler)......... 210
— Psychologie und Religion (Haendler) . . . 205
— Psychologische Betrachtungen (Ha«ndler) . 204
— Symbolik des Geistes (Haendler) .... 207
Morenz s. Schubart-Festschrift..... 216
Mouterde s. Jalabert......... 215
Neu mann: Ursprungsgcschichte des Bewußtseins
(Haendler)........... 201
Newman: Apologia pro vita sua (Stuppcricl») 230
Nickalls: The Journal of Oeorge Fox (Roth) 229
Pfahl er: Der Mensch und seine Vergangtn-
heit (Haendler)........... 203
Spalte
Schär: Erlösungsvorstellungen und ihre psychologischen
Aspekte (Haendler)......201
— Religion und Seele in der Psychologie C. O.
Jungs (Haendler)..........210
Schmaus: Katholische Dogmatik. Hl, 2. 3. und
4. Aufl. (Schultz)..........233
Schubart-Festschrift: Aus Antike und
Orient. Hrsg. v. S. Morenz (Kießling) ... 216
Smith: Tannaitic Parallels to the Gospels
(Jeremias).............222
Trüb: Heilung aus der Begegnung (Haendler) 212
Uhsadcl: Der Mensch und die Mächte des
Unbewußten (Haendler)........203
Unnik s. Waszink..........225
Waszink, Unn ik , B eus: Het oudsteChristendom
en de antieke cultuur (Foerster) . . . 225
Von Personen:
Georg Buchwald in memoriam (Jauernig) . 239
Bibliographie Oeorg Blichwald (jauernig) . 240
Ragaz: Mein Weg. I. (Merkel).....231
Die wiederentdeckte kanaanäische Religion*
Von Georg F o h r e r, Marburg/L.
Stadt Ugarit, ein kanaanäischer Stadtstaat und Hafen an der
nordsyrischen Küste; seine Blütezeit fällt in die 2. Hälfte des
2. Jahrtausends v. Chr., bis er um 1200 der Überflutung des westlichen
Alten Orients durch die sog. Seevölker erlegen ist.
Die Funde in den Ruinen dieser Stadt gewähren zunächst
neue Erkenntnisse in staatlichen, sozialen, wirtschaftlichen und
künstlerischen Fragen sowie in sprach- und schriftgeschichtlicher
Hinsicht; vor allem aber haben sie religionsgeschichtliche Bedeutung
. Es handelt sich sowohl um Statuen und Reliefs von Gottheiten
, Tempel und Altäre mit Kultgeräten, Grabanlagen mit
Beigaben und Vorrichtungen für bestimmte Riten1, als auch um
zahlreiche Tontafeln mit Texten, die in einer bis dahin unbekannten
Keilschrift geschrieben waren. Entgegen der in Mcso-
Die Religion der Kanaanäer ist niemals völlig tot gewesen;
manche ihrer bezeichnenden Vorstellungen und Gebräuche wir-
ke" in der modernen Kultur nach oder leben in ihr fort, wenn
auch so umgestaltet und umgebildet, daß sie nicht leicht zu erkennen
sind. Dies wird noch dadurch erschwert, daß bis vor kurzer
Zeit nur wenig über die kanaanäische Religion bekannt war
und dieses Wenige zudem aus zweiter Hand stammte: aus den
meist polemischen Äußerungen des Alten Testaments über die
kanaanäer; aus ägyptischen und mesopotamischen Texten, den
Amarna-Briefen und späten phönikischen Inschriften, die einige
Anspielungen auf kanaanäische Gottheiten und kultische Bräuche , Kannie„ Miuuu*» s«..*,.wv*.—
enthalten; und aus einigen griechischen Schreibern, die gelegent- j potamien gebräuchlichen war sie alphabetisch, und nach ihrer
einige Bruchstücke kanaanäischer Mythologie überliefern. J schnell gelungenen Entzifferung' erwies sich die Sprache als ein
A"es in allem war es äußerst wenig und mit fremden, nichtver- j kanaanäischer Dialekt, der als solcher dem Hebräischen nahegehenden
oder gar übelwollenden Augen gesehen. Die Wissenschaft
befand sidi etwa in der gleichen Lage wie gegenüber den
mesopotamischen Kulturen und Religionen, bevor die Keilschnft-
texte aufgefunden und entziffert worden waren.
Diese Lage hat sich seit 1929 plötzlich grundlegend geändert
. Es ist vielleicht übertrieben zu sagen, daß wir nun von Angesicht
zu Angesicht sehen und nicht mehr nur wie in einem Spie-
|el- aber immerhin sprechen die Kanaanäer einer bestimmten
Zeit und Gegend nunmehr durch ihre Urkunden selber zu uns.
Der Boden Syriens hat die ersten wirklichen Überreste der kanadischen
religiösen Literatur hergegeben, und immer noch fördern
die Ausgrabungen, die im Auftrage der Pariser Academie
des Inscriptions et Belies Lcttrcs in Ras Schamra vorgenommen
Werden, Neues zutage. Ras Schamra ist die frühere phönikische
*) Auf der 11. Religionswissenschaftlichen Jahrestagung (J1.7.—2.1.
,952 in Bonn) gehaltenes Referat.
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steht. Die religiösen Texte sind kultisch-rituelle Formulare (z. B.
Aufzählungen von Göttern mit ihren Heiligtümern, Listen von
Opfern, rituelle Vorschriften) und mythologische Dichtungen, die
teilweise recht umfangreich sind.
Freilich enthüllt sich sogleich eine zweifache Problematik.
Es handelt sich 1. um religiöse Texte und Denkmäler, die aus
dem Ugarit des 15./14. Jh. v. Chr. stammen, zunächst also lediglich
ein örtlich und zeitlich begrenztes Bild geben können. Inwieweit
sind Rückschlüsse auf die kanaanäische Religion anderer
Orte und Zeiten zulässig? Es handelt sich 2. vielfach um Dichtungen
, die sich der herrschenden religiösen Vorstellungen und
Bräuche als ihres Stoffes bedienen. Inwieweit sind sie als Dich-
') Vgl. Cl. Schaeffer, Ugaritica I, II, Paris 1939, 1949.
*) Vgl. H. Bauer, Entzifferung der Keilschrifttafeln von Ras
Schamra, Halle 1930; Das Alphabet von Ras Schamra, ebda 1932.
Gleichzeitig gelang E. Dhorme die Entzifferung.
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