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Ausgabe:

1952 Nr. 3

Spalte:

166-167

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Titel/Untertitel:

Baden und Pfalz 1952

Rezensent:

Stupperich, Robert

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Theologische Literaturzeitung 1952 Nr. 3

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usw., würden wir jetzt lieber von i-Epenthese als von »'-Umlaut sprechen.
An Ythan-caettir ist ganz sicher keltisch-altbritisch („Themse" S. 597). Daß
der Name Beda altenglisch-germanischen Ursprungs sei, wie bisher allerdings
allgemein angenommen wird, scheint mir nicht so sicher, zumal er aus germanischem
Sprachgut bisher nicht gedeutet werden konnte. Dagegen ist der
Name Beda — so oder in Ableitungen — auf ursprünglich keltischem Boden
auf dem Festlande weit verbreitet (Holder, Altkeltischer Sprachschatz, 1896,
I, 364 S.) und hier auch leicht deutbar aus altkeltisch betvä „Birke" (kymrisch
bedw, akorn. bedeuten, bret, brezwen).

Dankenswerterweise hat Anderson seinem Buche dre i
Faksimiles aus der neuen Handschrift beigegeben: zwei davon
um ein Drittel verkleinert, aber die untere Hälfte von 107 a
mit der altnordhumbrischen Fassung von Cxdmons berühmtem
Hymnus in Originalgröße.

Wasserburg a. Inn Max Förster

Mayer, Theodor: Fürsten und Staat. Studien zur Verfassungsgeschichte
des deutschen Mittelalters. Weimar: Bühlau 1950. XVI, 327 S.gr. 8°.
DM 13.20; geb. DM 16.—.

Wir lassen das Vorwort mit seinen Andeutungen über die
Auseinandersetzung innerhalb der Mon. Germ. Hist. auf sich
beruhen. Das Buch selbst ist ein wertvoller Beitrag zur inneren
Entwicklung des Mittelalters, weil es die mittelalterliche
Staatsbildung mit den Kämpfen um die politische Macht —
König, werdende Landesfürsten, Dynasten und Kirche (sowohl
Objekt wie Subjekt in diesen Auseinandersetzungen) —
in Anknüpfung an die früher und bisher geltenden Anschauungen
untersucht und in den einzelnen Abschnitten
kritische Beiträge bietet, die sich zu einem eindrucksvollen
Gesamtgemälde zusammenfügen. Diese kritischen Untersuchungen
sind es, die den Verf. als Kenner ausweisen:
Staat und Kirchenvogtei; Königsschutz und Immunität;
Königsklöster und freie Klöster im 11. Jahrhundert; Das Privileg
Heinrichs IV. für das Kloster Hirsau; Die consuetudines
monasticae; Die rechtliche Bedeutung des Hirsauer Privilegs
und seine Vorlagen; Die ältesten Papsturkunden für Hirsau;
Die ältesten Urkunden für das Kloster Muri; Die gefälschten
Urkunden des Klosters St. Maximin in Trier; Königsbaim und
Blutgerichtsbarkeit; Zur Geschichte der Vogteipolitik in
Frankreich und Deutschland; Reich, Reichsgut, Reichs-
fürstenstand; Die Anfänge des Bistums Bamberg; Herzogtum
und Landeshoheit.

Am Ende äußert der Verf. mit Recht, daß Fortschritte in
der Erkenntnis der mittelalterlichen Verfassungsgeschichte
nur noch durch eindringende Urkundenforschung zu erreichen
sind. Dafür weist er die Wege, und die Territorialgeschichte
wird davon viele Anregungen erfahren können. Der Verf. hat
früher besonders aus den Reihen der deutschen Historiker der
Schweiz scharfe Ablehnung erfahren. Wahrscheinlich wird das
Echo dieses Mal freundlicher klingen. In jedem Falle hat der
Verf., um mit seinen Worten zu reden, „statt Programme aufzustellen
, weitergearbeitet". Darum wünschen wir die Vollendung
des angekündigten zweiten Bandes.

Jena Friedrich Schneider

Grundmann, Herbert: Neue Forschungen über Joachim von Fiore.

Marburg: Simons Verl. 1950. 121 S. gr. 8° = Münsterische Forschungen,

hrsg. v. J. Trier u. H. Orundmann H. 1. DM 6.50.

Seit seiner Dissertation im Jahre 1925, die „Studien über
Joachim von Fiore" [nicht: Floris] brachte, hat sich Gr. immer
erneut dem Leben und den Schriften des calabresischen Sehers
und Propheten zugewendet, so daß die vorliegende Schrift von
niemandem übersehen werden darf, der sich mit der Geistes-
geschichte des Mittelalters, auch Dantes vor allem (vgl. S. 21
und 72), beschäftigt. Thomas von Aquino und andere Scholastiker
haben Joachim als theologischen Sonderling gering geschätzt
. Dante hat ihn in den Sonnenhimmel des Paradieses
versetzt. So führt Gr. mit sicherer Hand in die wissenschaftliche
Forschung um Joachim von Fiore ein, an der natürlich
die italienischen Gelehrten neben Frankreich, England und
Amerika besonderen Anteil haben. In Deutschland führt Gr.,
der die kritische Ausgabe der drei Hauptschriften Joachims
für die Mon. Germ, vorbereitet. „Joachims Zeitbewußtsein
unterscheidet ihn einzigartig von seiner Umwelt und läßt ihn
für die folgenden Jahrhunderte bis heute immer wieder zum
Problem werden" (S. 115). Gr. fügt seinem wertvollen Forschungsbericht
eine Untersuchung über den merkwürdigen
Entwurf zu einer Ordensverfassung an, der sich in Joachims
Figurenbuch findet (S. 12). Die Ausführungen darüber
(S. 85ff.) bringen uns der Gedankenwelt Joachims näher: es
ist echtes, südliches Mittelalter, das uns entgegentritt, wobei
Joachim wahrscheinlich eigene Erfahrungen über das Klosterleben
verwertet.

Jena Friedrich Schneider

Bergenthal, Ferdinand: Das Sein, der Ursprung und das Wort. Der

Gottesgedanke des Heiligen Anselm. Mit dem lat. u. dt. Text des Pros-

iogion. Augsburg: J. W. Naumann [1949]. 173 S. 8° = Stimmen der

Meister, hrsg. v. E. Wewel, 3. Buch. DM 2.70.
Fischer, Eugen Heinrich: Gregor der Große und Byzanz. Ein Beitrag

zur Geschichte der päpstlichen Politik. Weimar: Böhlau 1950. S. 15—144.

8° = Sonderdruck aus Zeitschrift der Savignystiftung für Rechtsgeschichte,

Bd. 67, Kanon. Abt. Bd. 36 (im Buchhandel einzeln nicht käuflich).
Hartmann von Aue: Erec. In Auswahl hrsg. v. Wolfgang Baumgart.

Augsburg: Naumann [1949]. 78 S. 8° = Dichtungen deutscher Frühzeit,

hrsg. v. Christian Drexel, 3. Bd. Kart. DM1.80.
Hartmann von Aue: Der Arme Heinrich. Augsburg: Naumann

[1948]. 48 S. 8° = Dichtungen deutscher Frühzeit, hrsg. v. Christian Drexel.

1. Bd. kart. DM 1.70.
Thieme, Karl: Geschichte der abendländischen Völkerfamilie. Von

Karl dem Großen bis zu Karl V. 2., verb. Aufl. Köln: Bachem [1949]. 83 S.

u. 1 Zeittaf. 8°. kart. DM 2.80.

KIRCHENGE SCHICHTE:
REFORMATION UND GEGENREFORMATION
Krebs, Manfred, Dr.: Quellen zur Geschichte der Täufer, iv. Bd.:

Baden und Pfalz. Gütersloh: Bertelsmann 1951. XVI, 574 S. gr.8° =
Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte Bd. XXII. DM 36.—,
Lw. DM38.50.

Die Erforschung der Täufergeschichte wird seit fast 100
Jahren intensiv betrieben. Dabei ist es erklärlich, daß dieses
Bestreben zuerst in den Gebieten aufgekommen ist, die in ihrer
Vergangenheit mit dem Täufertum am stärksten in Berührung
gekommen sind: Westfalen und Hessen. Nachdem Cornelius
in seinen „Berichten von Augenzeugen" (GQBM Bd. 2) 1853
und in semer „Geschichte des Münster sehen Aufruhrs" 1855/60
Materialien aus Landesarchiven verwendet und zahlreiche Urkunden
veröffentlicht hatte, war auch weiterhin das Interesse
geweckt worden, den Neben- und Unterströmungen der Reformationszeit
weiter nachzugehen. In den späteren Jahren hatte
vor allem Heinrich Detmer, Oberbibliothekar an der UB
Münster, zahlreiche Texteditionen durchgeführt und eme Fülle
von Beiträgen zur Erforschung der Täufergeschichte geliefert.
Um dieselbe Zeit bemühte sich Ludwig Keller, die Täuferakten
im Staatsarchiv Münster zu ordnen, die er für eine große dreibändige
Publikation vorzubereiten begann. Leider ist seht Plan
nicht verwirklicht worden und harrt noch neuer Inangriffnahme
. Lediglich in seiner „Geschichte der Wiedertäufer"
1880, S. 293—328 ist eine Auswahl von Urkunden veröffentlicht.

In Hessen begann Pfarrer E.W.H.Hochhuth mit Publikationen
zur Täufergeschichte, wobei er zuerst die Schriften Roth-
manns herauszugeben unternahm. Dieser Versuch scheiterte.
Das 185 7erschienene Bändchen war so mangelhaft ediert, daß an
eine Fortsetzung nicht gedacht werden konnte. Erst um die Jahrhundertwende
wandte sich Walther Köhler, damals in Gießen,
der hessischen Täufergeschichte zu und begann die Akten dafür
zu sammeln und zu sichten. Diese Arbeit haben nach ihm
Walter Sohm, Theodor Sippel und zuletzt Günther Franz betreut
, bis sie endlich 1951 in ihrem ersten Teil in den „Urkundlichen
Quellen z. Ref-Gesch." Bd. 4 gedruckt vorgelegt worden
ist. Zwei weitere Bände sollen folgen.

Gleichzeitig ist auch in Süddeutschland das Bestreben
aufgekommen, das Material für die Täufergeschichte zu sammeln
und zu publizieren. Für das Herzogtum Württemberg,
das ein besonders reichhaltiges Material aufwies, hatte diese
Arbeit Gustav Bossert geleistet. Der erste Teil seiner Arbeit
ist in einem starken Bande von über 1200 Seiten 1930 von
seinem Sohn vorgelegt worden. Dieser Band leitete das große
vom Verein für Reformationsgeschichte in die Wege geleitete
Unternehmen der „Quellen zur Geschichte der Wiedertäufer"
ein. über die Entwicklung dieses Unternehmens in den zurückliegenden
zwei Jahrzehnten berichtet Heinrich Bornkamm in
seinem Geleitwort zum vorliegenden IV. Bande dieser Reihe.
Trotz der großen Verluste, die wir auf anderen Gebieten in den
letzten Jahren erlitten haben, muß die Lage auf dem Gebiete
der Täufergeschichte und ihrer Bearbeitung als besonders günstig
angesehen werden. Nahezu für ganz Süddeutschland ist
das Material der Täuferakten gesammelt. Die Manuskripte aus
den Nachlässen von Gustav Bossert, Johann Adam und Lydia
Müller bedürfen nur der letzten Durchsicht, um zum Druck
befördert zu werden. Dasselbe gilt von der Schweiz, wo Leonhard
von Muralt die Täuferakten in einer eigenen Publikation
demnächst zugänglich machen wird.

Auch der vorliegende IV.Band der „Quellen zur Geschichte
der Täufer" hat seine eigene Geschichte. Vor einem
Menschenalter vom verdienten Straßburger Archivdirektor