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1952 Nr. 3

Spalte:

154

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Richard-Hartmann-Bibliographie 1952

Rezensent:

Fück, Johann

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153

Theologische Literaturzeitung 1952 Nr. 3

154

[Schornbaum-Festschrift:] Festausgabe aus Anlaß des 75. Geburtstages
von D. Dr. Karl Schornbaum, Archivdirektor i. R., Prof. an der
Universität Erlangen, Mitglied d. Bayer. Akademie d. Wissenschaften, am
7. März 1950. Hrsg. im Auftrag d. Arbeitsgemeinschaft Landeskirchl. Archivare
, des Landeskirchlichen Arcliives Nürnberg und des Vereins für
Bayerische Kirchengeschichte von Heinrich Oürsching. Neustadt a. d.
Aisch: Verl. Ph. C. W. Schmidt [1950]. 159 S. gr. 8°. Kart. DM4.80.

Diese Festgabe kommt aus einigen der Kreise, denen der
Jubilar angehört. Daß es nicht alle Kreise sind, zeigt gleich das
Werkverzeichnis, mit dem es beginnt. Es nennt die stattliche
Anzahl von 17 Einzelwerken und 232 Zeitschriftenartikeln.
Dabei sind aber die überaus zahlreichen Besprechungen nicht
einmal mit einbezogen. Von diesen war aber kaum je eine, die
nicht eine wertvolle Bereicherung, wenn nicht gar eine richtungweisende
Weiterführung gebracht hätte. In der Zwischenzeit
wurde diese Z ahl freilich bereits wieder erheblich vermehrt. Wenn
darunter auch Artikel sind, die in Gemeinde- und Heimatblättern
erschienen shid, so weiß der Kenner, daß es sich auch dabei
um Aufsätze handelt, von denen keiner ohne gediegene wissenschaftliche
Arbeit geschrieben wurde und von denen jeder wirklich
Neues brachte. Die Beiträge sind zeitlich nach ihren Gegenständen
geordnet. Andreas Bigelmaier, der Nestor der bayerischen
Kirchengeschichtsforschung, eröffnet die Reihe. Er wirft
erneut die Frage nach dem „Jahr der Gründung des Bistums
Eichstätt" auf und entscheidet sich für etwa 745. Er bringt
dazu zwar kein neues Material, überprüft aber das Vorhandene
äußerst umsichtig neu und kommt zu dem Ergebnis, dem man
wohl zustimmen muß, daß Eichstätt nur als fränkisches Bistum
entstehen konnte, daß aber, was 740 geschah, eine rein
baierische Angelegenheit war. — Wilhelm Kraft macht aus
neuen archivalischen Funden höchst wahrscheinlich, daß das
deutschherrische Elisabethspital in Nürnberg bereits eine längere
bürgerliche Vergangenheit hatte, bevor es — wohl 1236 —
an den Orden kam. — „Neue urkundliche Nachrichten über
den Mystiker Heinrich von Nördlingen" bringt Heinrich Gür-
sching. Er findet einen „Herrn Heinrich von Nördlingen" 1379
als Zeugen bei einem Rechtsgeschäft des Klosters Pillenreuth
und in einer undatierten Urkunde, die zwischen 1350 und 1360
zu setzen ist. In der überaus umsichtigen Darstellung der verschiedensten
genealogischen und geistesgeschichtlichen Beziehungen
zwischen Nürnberg und den übrigen Lebensräumen
Heinrichs macht es Gürsching trotz der beträchtlichen Zeitspanne
, die zwischen seinen Funden und den letzten Nachrichten
vom Leben des Mystikers liegt, wahrscheinlich, daß es
sich hier um diesen handelt. Sollte es nicht möglich sein, auf
dem Wege psychologischer und schallanalytischer Durcharbeitung
des Schrifttums Heinrichs von Nördlingen zu klären, in
welchem Alter er dieses verfaßte ? — Sehr interessant ist „Das
älteste Bücherverzeichnis der Grafen vonO ttingen-Wallerstein"
aus der Zeit um 1415, das Paulus Weißenberger vorlegt. —
Auf einem geradezu neckischen Weg weist Wilhelm Jensen
nach, daß ein 1524 erschienenes Buch „Von der evangelischen
Meß. . . ", das sich als Werk des Johannes Bugenhagen gibt, in
Augsburg gedruckt wurde. — Matthias Simon beschreibt das
im Februar 1527 begonnene älteste Taufbuch des seit 1603
wieder katholischen Pfarramts Hammelburg und zeigt, daß es
von dem dortigen Mesner begonnen wurde, um den Evangelischen
den Nachweis zu ermöglichen, daß sie ihre Kinder zur
Taufe gebracht haben, also keine Wiedertäufer seien. Damit
dürfte das älteste Taufbuch im reichsdeutschen Gebiet festgestellt
sein. — Helene Burger macht für alle personenge-
sehichtliche Forschungen in Nürnberg zu beachtende, sehr
wertvolle „Bemerkungen zu den Nürnberger Totenbüchern".
Nürnberg, das bekanntlich mit die ältesten Kirchenbücher besitzt
, — ihre ersten Bände sind in der Zwischenzeit durch den
Jubilar und die Verfasserin dieser „Bemerkungen" veröffentlicht
worden —, kannte in der reichsstädtischen Zeit keine
eigentlichen kirchlichen Beerdigungsbücher. Dadurch gestalten
sich personengeschichtliche Forschungen überaus verwickelt.
Sachkundige Hilfe war hier sehr erwünscht. — Walter Lampe
veröffentlicht Berichte des Jakob Lampadius (Lampe) vom
Kurfürstenkonvent in Nürnberg 1640 („Ein niedersächsischer
Staatsmann in Nürnberg"). — Aus seinen Vorarbeiten zum
2. Band der Jenaer Universitätsmatrikel behandelt Reinhold
Jauernig den „Besuch der Universität Jena durch Studenten
aus dem rechtsrheinischen Teil Bayerns 1548 —1723" in umfassender
Weise. — Aus Andreäs Selbstbiographie und aus
handschriftlichen Quellen schildert Paul Schattenmann im
Rahmen seiner Forschungen zur Geschichte des Frühpietismus
„I. V. Andreä und seine Beziehungen zu Bayern". Johann Saubert
in Nürnberg und dadurch Andreäs Einfluß auf dieses Kirchengebiet
steht dabei im Mittelpunkt. — „Gesichtspunkte für
eine Geschichte des Pfarrkonvents" gibt Walter Schwarz. Er
zeigt, wie verschiedengestaltig dessen Wurzeln sind und wie

wichtig es wäre, ihnen einmal nachzugehen. — Ebenso wichtig
wäre die Bearbeitung des Gebietes, das durch den folgenden
Artikel angeschnitten wird. In ihm behandelt Johannes Bischof
„Die alten Erlanger Gotteshaussiegel". — Ludwig Tur-
tur führt uns den Weg „Von der devotio domestica zum exer-
citium privatum religionis der Protestanten in München zu
Beginn des 19. Jahrhunderts". Man geht ihn nur mit dem
ständigen Gefühl des Bedauerns darüber, daß die jahrzehntelangen
Forschungen des Verfassers über die Münchener Kir-
chengeschichte nur so spärlich für die Öffentlichkeit nutzbar
geworden sind. — In die neueste Zeit führt Hans Liermann,
wenn er „Kirchliches Archivwesen und evangelisches Kirchenrecht
" miteinander in Beziehung setzt und nach dem Dienst
fragt, den sie sich gegenseitig leisten können und sollen. Angefügt
ist ein Verzeichnis der Archive der evangelischen Landeskirchen
. Unter ihnen ragt nach jeder Hinsicht das von dem
Jubilar begründete Archiv der bayerischen Landeskirche hervor
. — Die ganze Festgabe zeigt erneut, was das ganze Lebenswerk
des Geehrten in so bedeutender Weise bewies, wie die
allgemeine Kirchengeschichte erst durch örtliche Forschungen
anschaulich lebendig wird und wie diese ihrerseits nur im Licht
der allgemeinen Entwicklung richtig sehen kann.

Nürnberg Matthias Simon

Richard Hartmann-Bibliographie. Festgabe zum 70. Geburstag. Zusammengestellt
von Heinz H. Oiesecke. Leipzig: Harrassowitz 1951.
28 S. gr.8°. DM 2.70.

Dem Vertreter der Semitistik und Islamkunde an der Berliner
Universität und Direktor des Instituts für Orientforschung
der Deutschen Akademie der Wissenschaften Richard
Hartmann, welcher weiteren Kreisen vor allem als Herausgeber
der Orientalistischen Literaturzeitung bekannt geworden
ist, wurde zu seinem 70. Geburtstag am 8. 6. 1951 die hier vorliegende
Bibliographie überreicht. Von Heinz H. Giesecke
sachkundig und sorgsam zusammengestellt, verzeichnet sie den
Ertrag einer fast fünfzigjährigen Forschertätigkeit, und zwar
zunächst die selbständig erschienenen Schriften (Nr. 1 —15),
dann Unternehmungen, an denen H. als Mitarbeiter und Herausgeber
beteiligt ist (Nr. 16 —22), weiter Aufsätze und Beiträge
(Nr.23 —119), darauf Rezensionen (120 —412) und schließlich
Nachrufe (413—416). Der Bibliographie vorangestellt ist ein
Vorsprach, in welchem H. Grapow ein ansprechendes Bild
der wissenschaftlichen Persönlichkeit des Jubilars zeichnet.

Halle J. W. Fück

Barnikol-Bibliographie 1917—1950. Zusammengestellt von Lic. theol.
Fritz Strachotta. Zum 21. Mai 1950. Halle [1950]. 32 S. 8°.

Hellpach, Willy: Universitas Litterarum. Gesammelte Aufsätze. Stuttgart
: Enke 1948. VIII, 381 S. gr. 8°. DM 22.— ; geb. DM 25.50.

Samulski, Robert, Bibliotheksrat Dr.: Kardinal-Bertram-Bibliographie.

Hildesheim: Lax 1949. 8° = SA aus Archiv f. schlesische Kirchengeschichte
Bd. 7, S. 189—265.

Schütz, Paul: Der Anti-ChristUS. Gesammelte Aufsätze. Kassel: Stauda
[1949]. 136 S. 8°. Kart. DM4.80.

Bernhard Weißenborn. Verzeichnis seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen
. Text: Dr. Willi Göber. Leipzig: Harrassowitz in Komm. 1951.
16 S., 1 Titelb. 8° = Schriften zum Bibliotheks- und Büchereiwesen in
Sachsen-Anhalt, hrsg. v. d. Univ.- u. Landesbibl. u. d. Landesstelle f.
Bibliothekswesen Sachsen-Anhalt 4. DM—.50.

ALTES TESTAMENT

Soisalon-Soininen, f.: Die Textformen der Septuaginta-Über-
setzung des Richterbuches. Helsinki 1951. 123 S. gr. 8° = .Suomalaisen
Tiedeakatemian Toimituksia. Annales Academiae Scientiarum Fennicae.
Sarja-Ser. B, Nide-Tom. 72, 1. .

Diese Erstlingsarbeit ist warm zu begrüßen. Sie zeugt von
guter Schulung und seltenem Wagemut. Denn der neue Mitarbeiter
auf dem solcher so sehr bedürftigen Feld der LXX-
Philologie hat sich das fraglos schwerste Thema ausgesucht.
Sein neuer Beitrag ist die Einbeziehung der sprachlich-syntaktischen
Seite der Ubersetzung, von der aus er Maßstäbe
zur Beurteilung des relativen Werts der verschiedenen Uberlieferungszweige
zu gewinnen sucht. Hiermit wird in der Tat
eine Lücke ausgefüllt.

Stellen wir indes, wie sichs gebührt, die Fragen: was ist
schon geleistet ? und was bringt die neue Arbeit hinzu, weiterführend
oder korrigierend ? — dann ist bedauerlich viel zu erinnern
, bedauerlich darum, weil sich Verf. durch den einmal
gewählten Ansatz um vieles gebracht hat, was er bei andrer
Blickrichtung wohl hätte finden können.