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1952 Nr. 3

Spalte:

152

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Vom Wort des Lebens 1952

Rezensent:

Schneider, Johannes

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151

Theologische Literaturzeitung 1952 Nr. 3

152

FESTSCHRIFTEN

[Dhorme:] Recueil Edouard Dhorme. Stüdes bibliques et orientaies.
Paris: Imprimerie Nationale 1951. XVI, 816 S., 1 Titelb. gr. 8°.

Zum 70. Geburtstag des am 15. Januar 1881 zu Armentieres
in Nordfrankreich geborenen Orientalisten Edouard
Dhorme haben seine Freunde mit Hilfe des Centre National
de la Recherche Scientifique und der Imprimerie Nationale
die Herausgabe des vorliegenden prächtig ausgestatteten und
mit einem Bilde des Jubilars geschmückten Bandes ermöglicht
. Eröffnet wird er durch ein von Dhorme selbst herrührendes
Vorwort (zwei ungezählte Seiten) und ein chronologisch
angelegtes Verzeichnis seiner Schriften aus den Jahren
1906—1950, eingeteilt in „A. Bücher", ,,B. Artikel"; ,,C. Wichtigste
Rezensionen" (S. I—XVI). Die dann (S. 1—754) folgende
Auswahl aus Dhormes Schriften, genauer: aus seinen Zeitschriften
-Aufsätzen, also aus dem in der Bibliographie als
,,B. Artikel" bezeichneten Ausschnitt, ist in drei Gruppen gegliedert
: Geschichte (S. 1—382), Philologie (S. 383—554), Religion
(S. 555—754). Ergänzende Anmerkungen (S. 755—770)
passen die mitgeteilten Aufsätze dem gegenwärtigen Forschungsstande
an, während die ihnen folgenden Verzeichnisse
der Eigennamen (S. 771—804), der Bibelstellen (S. 805—812)
und des Inhalts (S. 813—815) die Auswertung des in den Aufsätzen
und in den Anmerkungen zu ihnen enthaltenen reichen
Stoffes erleichtern.

Der Abschnitt „Geschichte" wird eröffnet durch drei Aufsatzreihen aus
Revue Biblique 1924—1931, nämlich „Die Morgenröte der babylonischen Geschichte
" (S. 3—80), „Die Amoriter" (S. 81—190), „Abraham im Rahmen
der Geschichte" (S. 191—280), und bringt dann noch eine Reihe kleinerer Aufsätze
, darunter „Die älteste Geschichte Aleppos" (S. 273—280, aus Syria 1927)
und „Palmyra in den assyrischen Texten" (S. 291—293, aus Revue Biblique
1924). Der Abschnitt „Philologie" wird beherrscht durch die wichtige Aufsatzreihe
aus Revue Biblique 1913—1914 über „Die Sprache Kanaans" (S. 405
bis 488) und die nicht minder bedeutsame Arbeit aus Revue Biblique 1924
über „Die neuen Amarna-Tafeln" (S. 489—520) und bringt außer anderen noch
zwei Aufsätze zu den „pseudohieroglyphischen" Texten von Byblos, nämlich
„Entzifferung der pseudo-hieroglyphischen Inschriften von Byblos" (S.521
bis 526, aus Syria 1946/48) und „Die pseudo-hieroglyphischen Texte von
Byblos" (S. 527—530, aus Revue d'Assyriologie 1950), und einen zur Lesung
der Ras Schamra-Texte, „Die Entzifferung der Tontafeln von Ras Schamra"
(S.531—536, aus Journal of the Palestine Oriental Society 1931). Von den
im Abschnitt „Religion" gebrachten Aufsätzen haben es zwei, „Die Jenseits-
Idee in der hebräischen Religion" (S.644—670, aus Revue de l'Histoire des
Religions 1941) und „Der Name der Keruben" (S.671—683, aus Revue
Biblique 1926) mit der alttestamentlichen Religion zu tun, während die übrigen
neun Gegenstände aus dem Bereich der babylonisch-assyrischen, der persischen,
der arabischen und der amoritischen Religion behandeln, darunter „Das
akkadische Opfer" (S. 601—607, aus Revue de l'Histoire des Religions 1933),
„Die Religion der Achämeniden" (S. 619—641, aus Revue Biblique 1913), „Die
arabischen Religionen vor dem Islam" (S. 731—744, aus Revue de l'Histoire
des Religions 1947/48), „Die verschiedenen Gestalten des Gottes Dagon" (Les
avatars du dieu Dagon, S. 745—754, eine — inzwischen wahrscheinlich in den
Comptes Rendus dieser Akademie veröffentlichte — Mitteilung vor der Pariser
Acad6mie des Inscriptions et Belles-Lettres vom 15. Mai 1950).

Die Aufsätze sind alle in dem Wortlaut ihrer Erstveröffentlichung
belassen worden. Wo seitdem gewonnene neue
Erkenntnisse Änderungen von Einzelheiten als wünschenswert
erscheinen ließen, werden diese in den „Ergänzenden Bemerkungen
" von S. 755—770 mitgeteilt. Im übrigen verweist
Dhorme in seinem Vorwort auf seine Beiträge zu dem 1950
erschienenen Band ,,Les premieres civilisations" der Sammlung
„Peuples et Civilisations", in denen er einen sehr erheblichen
Teil der von den Aufsätzen des Recueil berührten
Gegenstände aufs neue behandelt und sein gegenwärtiges Urteil
über sie darlegt.

Dhormes Freunde, die den Anstoß zu der Veröffentlichung
des Recueil gegeben haben, und Dhorme selbst, der
die dabei nötige und nicht leichte Auswahl aus seinen Aufsätzen
getroffen und sie zudem um die Ergänzenden Bemerkungen
vermehrt hat, dürfen des aufrichtigen Dankes
aller Freunde des Alten Testaments und des Alten Orients gewiß
sein. Denn diese Aufsätze, die bleibenden Wert haben, und
daher nach wie vor bei der Weiterarbeit an den von ihnen berührten
Gegenständen berücksichtigt sein wollen, können nun,
da sie so bequem zugänglich und ausschöpfbar gemacht sind,
aufs neue die Forschung befruchten. Ein anderer Gesichts-

gunkt ist aber mindestens ebenso wichtig. Das halbe Jahr-
undert, in dem die Aufsätze des Recueil entstanden sind, die
ersten fünf Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, haben — namentlich
dank der lebhaften, selbst durch die beiden in diesen Zeitraum
fallenden Weltkriege kaum unterbrochenen, Ausgrabungstätigkeit
— eine bisher unerhörte Ausweitung und

Vertiefung der Kenntnis des Alten Orients gewonnen und den
an dieser Arbeit Beteiligten eine Forscliungs- und Entdeckungsfreudigkeit
ganz besonderer Art verliehen. Von
diesem hochgemuten Geist sind auch die im Recueil wieder
vorgelegten Aufsätze Edouard Dhormes beseelt, die so gut
wie alle durch neue Funde und Fundveröffentlichungen angeregt
sind und mehrfach — man denke nur an die Entzifferung
der Ras Schamra-Texte und der „pseudo-hieroglyphischen
" Schrift von Byblos! — zu ihrer Auswertung entscheidende
Beiträge geliefert haben. So darf man zuversichtlich
hoffen, daß das von den im Recueil vereinten Aufsätzen ausstrahlende
Forschungsethos auf die kommenden Forscher-
Generationen Eindruck machen und sie zur Wahrung und
Mehrung der in ihnen beschlossenen geistigen Güter tüchtig
machen wird.

Halle/Saale Otto Eißfeldt

[Me inert z-Festschrift:] Vom Wort des Lebens. Festschrift für Max Mei-

nertz zur Vollendung des 70. Lebensjahres 19. Dez. 1950. Dargeboten von
seinen Freunden, Kollegen und Schülern. Hrsg. v. N. Adler. Münster:
Aschendorff 1951. 167 S., 1 Titelb. gr. 8° = Neutestamenti. Abhandl., hrsg.
v. M. Meinertz. l.Erg.-Bd. kart. DM 10.—, geb. DM 12.—

Die Festschrift gilt einem Mann, der zu den führenden
Gestalten unter den katholischen Exegeten zählt und der in
einer mehr als 40 jährigen Tätigkeit an der Universität Münster
Tausenden von Theologen das Neue Testament erschlossen
hat. Eine Reihe von Gelehrten des In- und Auslandes haben
Beiträge für diese Ehrengabe beigesteuert. O.Schilling
(Mainz) untersucht die at. Auffassungen von Gerechtigkeit und
Liebe, H. Eising (Münster) die theologische Geschichtsbetrachtung
im Weisheitsbuche; P. Benoit, O.P. (Jerusalem)
geht der Frage nach, ob die Septuaginta inspiriert ist. Den
größten Teil der Festschrift bilden Aufsätze über Textfragen
und exegetische Probleme des NT. K. Th. Schäfer (Bonn)
behandelt die Zitate in der lateinischen Irenäusübersetzung
und ihren Wert für die Textgeschichte des Neuen Testamentes.
J. Crehan, S. J. (Chipping Norton, England) bietet eine Untersuchung
zu Matth. 16, 18 unter dem Titel „Peter the Dispenser
". J. Schmid (Dillingen) kommt in seinem Aufsatz über
das textgeschichtliche Problem der Parabel von den zwei
Söhnen, Matth. 21, 28—32, nach einer eingehenden Erörterung
der drei überlieferten Textformen zu dem Ergebnis, daß im
LTrtext der Parabel der Jasager den ersten Platz eingenommen
haben muß. Zu einzelnen Textworten nehmen U. Holz-
meister, S. J. (Rom): „Jesus lebte mit den wilden Tieren"
Mark 1,13, und H.Vogels (Bonn): „Mark 14,25 und Parallelen
" Stellung. In seiner Studie: „Die Belehrung der
Apostel durch den Auferstandenen nach Apg. 1,3" stellt
A. Wikenhauser (Freiburg i. Br.) fest, daß die Erscheinungsberichte
reichhaltige Mitteilungen über die Aufträge, Anordnungen
und Verheißungen des Auferstandenen geben, daß der
Auferstandene seinen Jüngern aber keine ins einzelne gehenden
Anweisungen über die Organisation der Kirche, Hierarchie,
Kultus, Sakramente usw. hinterlassen hat. Einen umfassenderen
Gegenstand behandelt P.Bläser, M. S.C. (Oeventrop):
„Glaube und Sittlichkeit bei Paulus". Der Verf. charakterisiert
die paulinische Ethik als Glaubensethik, ohne auf den Begriff
der Geistethik näher einzugehen. Die Begriffe jtArjQOvv und
itXrjßcofia im Kolosser- und Epheserbrief sind Gegenstand der
Untersuchung von J. Gewiess (Münster). Gewiess stellt mit
Nachdruck fest, daß das All nirgends „Fülle" (Christi oder Gottes
) noch „Kirche" noch „Leib" genannt wird. Diese Begriffe
werden nur auf die Gemeinde der Gläubigen, der Erlösten angewendet
. Uber den Geist als Garanten des rechten Glaubens
schreibt J. Michl (Freising) und betont den sensus fidelium,
das vom Hl. Geist getragene Glaubensbewußtsein, durch das
die Kirche den unfehlbaren Besitz der christlichen Wahrheit
hat und bezeugt. Der letzte Beitrag von W. Koester, S. J.
(Frankfurt a.M.) ist dem Thema: „Lamm und Kirche in der
Apokalypse" gewidmet. Von dem Gedanken ausgehend, daß
das Lamm Mittelpunkt der johanneischen Theologie ist, stellt
der Verf. die Fülle der Aussagen der Apok. über Christus, das
Lamm dar. Den Abschluß bildet ein Verzeichnis des Schrifttums
von M. Meinertz, das N. Adler (Mainz) als Herausgeber
der Festschrift zusammengestellt hat.

Die einzelnen Beiträge sind unterschiedlich nicht nur im
Umfang, sondern auch in ihrem wissenschaftlichen Wert; die
einen mehr, die anderen weniger dogmatisch gebunden. Aber
alle zusammen geben Zeugnis von dem Reichtum exegetischer
Arbeit im Bereich der katholischen Theologie. Sie sind zugleich
ein Zeichen der großen und dankbaren Verehrung, die dem verdienten
Forscher und Meister der Bibelwissenschaft, dem sie
gewidmet sind, gebührt.

Berlin Johannes Schneider