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1952 Nr. 2

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Kirchengeschichte: Neuzeit

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1952 Nr. 2

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herstellung des Bischofsamtes in der evangelischen Kirche I
angeregt wird, und die ausführliche Denkschrift des E.O. vom
8.12.1917 zu dieser Anregung mit den Randbemerkungen des
Kaisers abdruckt. Der E.O. hat damals das Bischofsamt abgelehnt
, weil es glaubensmäßig nicht notwendig und historisch
— anders als in England und in Schweden — mit dem
landesherrlichen Kirchenregiment unvereinbar sei; die Selbständigkeit
eines Bischofs gegenüber dem Summepiskopat
würde der erste Schritt zu dessen Abschaffung sein. Weitblickend
fügt der damalige E.O. hinzu: wenn etwa der Staat
von sich aus die letztere Maßnahme betreiben sollte, dann
werde die Kirche vielleicht genötigt sein, das Bischofsamt als
Träger des Kirchenregiments wiederherzustellen.

Berlin-Zehlendorf Ernst Loycke

Vischer, Gustav-Adolf, Oberkirchenrat Dr.: Die Evang.-Luth.Kirche in
Bayern von 1800 bis 1920. Ihre Staats- und kirchenrechtliche Entwicklung.
München: Evang. Presseverband f. Bayern 1951. 20 S. 8°. DM 1.20.

Schriften, die die immerhin eigenartige rechtliche Stellung
der ev.-luth. Kirche in Bayern beleuchten, hat es schon mehrere
gegeben. Sie sind veraltet, die neue Entwicklung wurde
ja nicht berücksichtigt. Die Männer, die den Ubergang vom
Alten zum Neuen schufen, sind fast alle schon gestorben. So
ist es berechtigt, wenn die Entwicklung der rechtlichen Stellung
in der ev. Kirche in Bayern von neuem beleuchtet und bis zur
Gegenwart fortgeführt wird. Der Verfasser schildert zuerst die
Vielheit der ev. Territorien, die sich um die Jahrhundertwende
einst im damaligen, neu errichteten Königreich zusammenfanden
, weist dann auf die Prinzipien hin, die die damalige
Regierung bei der rechtlichen Fixierung der Stellung der ev.-
luth. Kirche im Staate befolgte, die in der Gründung des Oberkonsistoriums
zu einem länger dauernden Abschluß kamen,
und schildert dann, wie sich allmählich die Gedanken der
Selbständigkeit der Kirche immer mehr regten, aber erst 1920
durch die neue Verfassung ihr Ziel erreichten. Die Bewährung
derselben samt weiterem Ausbau bildet den Abschluß. Die
Arbeit hat den Vorzug, immer genau die Quellen für die wichtigen
Gesetze anzugeben. Aber bei einem sorgsamen Lesen der
Darstellung drängt sich immer mehr die Erkenntnis auf, wie notwendig
eine genaue D arstellung dieses Prozesses ist. Aus den kurzen
Aufführungen über Kirchensteuern, Gesamtkirchenge-
meinde, Kirchengemeindeordnung ist z. B. nicht zu entnehmen,
welche Kämpfe der Erlassung dieser Gesetze vorausgingen. Und
dadurch würden doch erst dieselben recht beleuchtet. Ja nur
eine genaue Kenntnis der Vorgänge läßt oft erst die Beschlüsse
recht verstellen. Der Verfasser redet von den Maßnahmen der
ersten bayr. Zeit. Er hätte da vor allem auf die Besitzergreifungspatente
der einzelnen neuen Gebiete hinweisen sollen.
Aus diesen geht deutlich hervor, daß man sich strenge hüten
wollte, in die Lehre der Kirche einzugreifen. Schon Seeberger
hat in seinem amtsgeschäftlichen Handbuch darauf verwiesen.
Der Staat tat es nicht bei Katholiken und Protestanten. Ihm
kam es nur auf die Regelung der Stellung der Kirche im Staate
an. Und da man in der Kirche ein aufbauendes Moment für
den Staat erblickte, hatte man ein besonderes Interesse, seinen
Einfluß möglichst weit auszudehnen. Diese Gedanken liegen
den Verhandlungen mit dem heil. Stuhl aber auch den Beratungen
über die Gestaltung der ev. Kirche zu Grunde: sie
finden ihre gesetzliche Fixierung im Religions- und Protestantenedikt
. Der Widerspruch gegen diese Bindung durchzieht
das ganze 19. Jahrhundert bei beiden Konfessionen.

Die historischen Angaben auf S. 3 bedürfen der Nachprüfung. So war
Lindau, als es zu Bayern kam, keine Reichsstadt mehr, sondern wurde von
einem Fürsten von Bretzenheim regiert; Schweinfurt und Windsheim waren
nur 1803—1806 bayrisch, dann Würzburgisch und Bayreuthisch; erst 1814 bzw.
1810 wurden sie endgültig Bayern einverleibt. 1803 kamen etliche evangelische
Gemeinden durch den Kurpfalz- bayr. Grenzvertrag zu Bayern. Auch
Redwitz kam erst 1816 von Böhmen zu Bayern. Die Gründung eines Konsistoriums
in Ansbach 1560 entspricht nicht den Tatsachen. Laut Reichstagsbeschluß
1555 hätten die Reichsritter in causa religionis Reichsunmittelbar-
keit erlangt. Es konnte also der Bischof von Würzburg wie der Bischof von
Bamberg kein evangelisches Kirchenregiment ausüben; nur die Stadt Kitzingen
hatte eine besondere Regelung erhalten. Eine gute Übersicht über diese nicht
ganz lichte Materie bietet Michael Jäck, Statistik des Königsreichs Bayern.
Bamberg 1828. Noch besser allerdings, man mustere die jährlich bis 1848 erscheinenden
Regierungsblätter..

Nürnberg Karl Schornbaum

Bartholdy, Martin: Bruder Michael. Die Geschichte eines Gottsuchers-
Berlin: Evang. Verlagsanstalt [1949]. 118 S. 8°. Pp. DM3.90.

Brinkmann, Elisabeth: Der letzte Gang. Ein Priesterleben im Dienste
Todgeweihter. Erinnerungen an meinen Bruder. Münster: Aschendorff 1PE0.
103 S. 8°. kart. DM 3.25, geb. DM 4.25.

Clark, Glenn: Der Mann, der mit den Blumen spricht. Die Lebensgeschichte
Dr. George Washington Carvers von einem Freunde erzählt. Bad
Pyrmont: Friedrich [1950], 90 S. kl. 8°. DM —.80.

Frey, Arthur: Kirchenkampf? Eine Antwort an Regierungsrat Dr. M. Feldmann
.. Zollikon-Zürich: Evang. Verlag 1951. 48 S. 8°. DM 2.—.

Ganzert, Klaus: Zucht aus Liebe. Kirchenzucht bei Wilhelm Löhe. Neuen-
dettelsau: Freimund-Verlag 1949. 42 S. 8° = Bekennende lutherische
Kirche, eine Schriftenreihe, hrsg. im Auftrag des kirchl.-theol. Arbeitskreises
der „Gesellschaft für Innere und Außere Mission im Sinne der lutherischen
Kirche" von Dr. theol. W. v. Krause. H. 2. DM 1.—.

Gerhardt, Paul: Wach auf mein Herz. Die Lieder des Paul Gerhardt.
Vollständige Ausgabe, hrsg. v. E. von Cranacli-Sichart. München: Paul
Müller [1949]. 253 S., 1 Titelb. gr. 8°. Hlw. DM 9.50.

Hopf, Friedrich Wilhelm: August Vilmar als Lehrer der betenden Kirche.

Gütersloh: Bertelsmann 1950. 32 S. 8°. kart. DM 1.80.
Jaccard, L.-Frederic, Privat-docent Dr.: Saint Cyran. Precurseur de Pascal
d'apres les sources manuscrites et imprimees des grandes bibliotheques
de Paris. 2« Ed. Lausanne: Editions La Concorde 1945. 348 S. m. 1 Taf.
gr. 8».

Kühne, Johannes: Vom Aufbruch echter Liebe. Zum Gedächtnis an die
Gründung des Zentralausschusses für die Innere Mission der Deutschen
Evangelischen Kirche. Tübingen: Furche-Verlag [1949]. 94 S. 8°. kart.
DM 2.40.

LeibniZ, (Gottfried Wilhelm): Werke. Hrsg. v. W. E. Peuckert. Bd. 1. PrO-
togaea. [dt. u. lat.]. Ubers, v. W. v. Engelhardt. Stuttgart: Kohlhammer
1949. 182 S., 12 Taf. 8°. Lw. DM 8.40.

Pfleger, Karl: Dialog mit Peter Wust. Briefe und Aufsätze. Heidelberg:
Kerle (1949). 429 S. 8°. Lw. DM 9.80.

Rauterberg, Gustav: Johann Hinrich Wichern und Oberschlesien.

Ein soziales und pädagogisches Hilfswerk vor 100 Jahren. Ein Beitrag zur
Geschichte der Inneren Mission. Lüchow i.Hann.: Köhring & Co. [1949].
122 S. 8°. Kart. DM 2.60.

Schlunk, Barbara, Lic: Amt und Gemeinde im theologischen Denken

Vilmars. München: Chr. Kaiser 1947. 92 S. 8° = Beiträge zur Evang. Theologie
. Theolog. Abhandl., hrsg. v. E. Wolf. Bd. 9. DM 3.30.

Sticker, Anna: Theodor Fliedner der Diakonissenvater. Kaiserswerth:

Verl. d. Diakonissenanstalt 1950. 127 S. kl. 8°. DM 2.10; Pp. DM 3.—.
Stolberg, Friedrich Leopold, Oraf zu: Mensch Und Christ. [Werke,
Ausz.] Ausgew. u. eingel. von E. Laslowski. Freiburg: Caritasverl. [1949]
111 S. 8° - Antwort d. christl. Herzens. Lw. DM 4.10.

Vernekohl, Wilhelm. „Ich befinde mich in absoluter Sicherheit". Gedenkbuch
der Freunde für Peter Wust hrsg. Münster: Regensberg 1950.
184 S., 1 Titelb. 8°. Lw. DM 6.80.

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

Watts, Alan W.: The supreme Identity. An essay on Oriental Metaphysic
and the Christian Religion. New York: Pantheon Books 1950. 204 S. Geb.
$3.—.

Ein Buch geschrieben aus weiter Sicht, tiefer Schau,
festem Mute und ernstem Verlangen. Der Verf., der in früheren
Büchern Ergebnisse seiner Studien über indische und
chinesische Mystik niedergelegt hat, versucht in diesem neuen
Buche auf verhältnismäßig geringem Raum zu zeigen, was
die christliche Religon mit Nutzen sich aus der „orientalischen
Metaphysik" aneignen kann. Durch diese Fragestellung
wird das Werk lebhafte Aufmerksamkeit beanspruchen
. Alan Watts beabsichtigt in „The supreme Identity"
nicht weniger als einen im kirchlichen Christentum, wie er
meint, gar zu wenig beachteten und doch unveräußerlichen
Punkt zu beleuchten, und dadurch einer neuen Erörterung
zuzuführen, nämlich das reale Verhältnis der menschlichen
Person zu dem lebendigen Urgründe aller Existenz.

Watts sucht dieser Aufgabe gerecht zu werden, indem er
die einzelnen von ihm herausgehobenen Desideria um zwei
Mittelpunkte aufrollt: die Tatsächlichkeit und Historizität des
Fundaments des christlichen Glaubens und das substantielle
Verhältnis des Christentums zu den Religionen und Denkweisen
des fernen Ostens. Auf diese Weise führt seine Untersuchung
mitten in die unmittelbaren theologischen Gegenwartsprobleme
hinein, welche durch die sich vollziehende Neuordnung
der Völker des Erdballs gegeben erscheint und
dringend die regste Beteiligung der Fachwissenschaft erfordert.
Verf. bemüht sich, die verschiedenartigen bzw. komplimen-
tären Eigenheiten der Ost- und Westkulturen in grundleg-
lichen Schichten religiösen Erlebens und metaphysischer Einsichten
aufzuzeigen; daher ist es ratsam, zunächst seinem Gedankengange
zu folgen, ehe wir eine Würdigung seiner Vorschläge
unternehmen.