Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1952 Nr. 2

Spalte:

93-94

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Amand, David

Titel/Untertitel:

L' ascèse monastique de Saint Basile 1952

Rezensent:

Altaner, Berthold

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

93

Theologische Literaturzeitung 1952 Nr. 2

94

leichsam nur im Nebenamt tätig". Es erscheint um so rätsel-
after, wo er die Zeit und Kraft hernahm, quantitativ und
qualitativ so Außerordentliches zu leisten. Die feine Erhellung
der inneren und äußeren Voraussetzungen erscheint mir das
wichtigste Stück der liebevollen und sachkundigen Studie.
Zur Frage der „Edition" wäre noch auf den einschlägigen
Artikel Marrous in den Vig. Christ. 3 (1949), 2o8ff. zu verweisen
.

Heidelberg H. v. Campenhausen

Nisters, Bernhard, Dr. theol.: Tertulliatl. Seine Persönlichkeit und sein
Schicksal. Ein charakterologischer Versuch. Münster: Aschendorff 1950.
IV, 133 S. gr.8° = Münsterische Beiträge zur Theologie, hrsg. v. Prof. Dr.
Hermann Volk H.25. Kart. DM 7.20; geb. DM 8.50.

Das 25. Heft der ,,Münsterische Beiträge zur Theologie"
bietet dem Theologen etwas ganz Merkwürdiges. Mit allen
Mitteln der modernen Psychologie und Pathologie wird eine
tiefschürfende Untersuchung angelegt nach Charakter und
Temperament des Tertullian. Der Patristiker fühlt sich ein
bißchen fremd zwischen den sthenischen und asthenischen Ge-
prägen, zwischen hypomanischer Art und leptosomen Körpertypen
. Gewiß, der leidenschaftliche Afrikaner ist dem Psychologen
eine reizvolle Versuchsperson. Aber er müßte doch bedenken
, daß unsere Quellen gar nicht ausreichen für eine
solche peinlich genaue Darlegung der Psyche des ganz sicher
außerordentlichen Mannes. Wir besitzen doch nicht einmal
sein vollständiges Schrifttum; keine zeitgenössische Notiz ist
uns über ihn erhalten geblieben und von seinen Lebensumständen
weiß man fast nichts mit Sicherheit. Wie sollte
man vergleichsweise die Charakterzüge Luthers im einzelnen
festlegen können, wenn nur zwei Dutzend seiner Werke,
meist theoretischer Art, erhalten wären ? Auch hat Nisters aus
seinen Quellen weit mehr herausgelesen als wirklich vorhanden
ist. Außerdem weiß man in den meisten Fällen nicht,
ob die Ich-Stücke in Tertullians Werken wirklich ich-bezogen
oder bloß rhetorischer Art sind, z. B. Apol. 42, 4, bei Nisters
S. 30: „Ich bade an den Saturnalien rflcnt usw." Das ist eine
Allgemeinheit und man darf daraus nicht schließen, daß Tertullian
schwächlicher Gesundheit war. Ebensowenig sagt er
De cultu feminarum II, 6, daß er „zeitweise an Kopfschmerzen
litt" (Nisters, S. 31). Weil Tertullian zu den „schi-
zotymen Temperamenten" gehört und er in De ieiun. 17
schreibt: „Die Magerkeit mißfällt uns nicht usw.", „muß"
man keineswegs „mit höchster Wahrscheinlichkeit schließen",
daß er „nicht wohlbeleibt, sondern mager" war (S. 58).

Das Buch von Nisters bietet vielleicht dem Psychologen
eine reizvolle Lektüre, aber dem Patristiker hilft es wenig.
Methode und Quellen passen offenbar nicht gut zusammen.
Bescheidener Art, aber weit besser gelungen, scheint mir der
Aufsatz von P. Guilloux, welcher dem Verf. unbekannt geblieben
ist: „L'evolution religieuse de Tertullien" (in Rev.
d'hist. eccl. XIX, 1923, S. 5—24; 141—156) oder das kurze
Kapitel de Labriolles: „Seduction qu'offrait ä Tertullien le
montanisme", in La Crise montaniste, Paris 1913, S. 212
bis 216. Gerade wie von der ähnlichen psychologischen Studie
von J. M. Vis, Tertullianus' De Pallio tegen de achter-
grond van zijn overige werken (Nijmegen 1949), muß
man von Nisters Buch sagen: das Mehr an Kenntnis von Tertullians
Persönlichkeit und Schicksal, welche beide genannten
Bücher beibringen wollen, ist ebenso gering wie unsicher: die
Methode reicht nicht aus.

Steenbrugge Eligius Dekkers

Amand, Dom David, Dr.: L'Ascese monastique de Saint Basile. Essai

historlque. Editions de Maredsous 1949. XXVI, 364 S.

Der Verf. des vorliegenden Werkes ist in der wissenschaftlichen
Welt besonders durch seine große für die Philosophie-
und Theologiegeschichte wichtige Schrift: Fatalisme et liberte
dans l'antiquite grecque, Louvain 1945, bekannt geworden,
das jedoch, so weit ich sehe, in der deutschen gelehrten Welt
kaum Beachtung gefunden hat. Da Amand, wie andere
Arbeiten dies bereits anzeigten, der Gestalt des großen Basilius
sein besonderes Interesse zuwendet, ist das Erscheinen der
großen Basiliusstudie nicht überraschend. Die Absicht des
Autors geht dahin, eine quellenmäßig unterbaute Einführung
in die vom Kirchenvater in seinen Mönchsregeln und sonstigen
Ascetica vertretenen Anschauungen zu bieten. Angesichts der
Tatsache, daß die asketischen Lehren dieses Mönchsvaters bis
in die Gegenwart in der griechisch-orientalischen Kirche maßgebend
und in Geltung sind, ist eine wissenschaftlich immer
besser fundierte Horausarbeitung seines Gedankengutes dankbar
zu begrüßen. Daß es dem Verf. gelungen ist, mit historischer
Unbefangenheit die seit längerer Zeit eifrig betriebene
Spezialforschung weiter vorwärtszutreiben, beweist ein vergleichender
Blick auf die von P. Humbertclaude, La doctrine
ascetique de S. Basile de Cesaree, 1932 veröffentlichte Schrift,
deren Darstellung an nicht wenigen und wesentlichen Punkten
ergänzt und korrigiert wird. Da Amand in der Darbietung des
Stoffes auch auf die Bedürfnisse eines weiteren historischtheologisch
interessierten Leserkreises Rücksicht nimmt, hat
er, ähnlich wie dies A. Zumkeller in dem von mir in der ThLZ
1951, 4if. angezeigten Werk über „das Mönchtum des hl.
Augustinus" tat, in seine Darstellung fortlaufend besonders
markante Textstellen aus basilianischen Schriften in wörtlicher
Übersetzung eingeflochten.

Der Verf. beschränkt sich streng darauf, die theoretischen
Anschauungen des Kirchenvaters in gut disponierter Anordnung
vorzulegen. Dabei war er vor allem auch darum bemüht,
die historische Bedingtheit dieser Lehren und ihrer Abhängigkeit
von Origenes, Antonius, Pachomius, Eustathius von Se-
baste, der griechischen Philosophie und dem kirchlichen Glauben
zu klären und ins rechte Licht zu stellen. Die von Basilius
für seine Klöster vorgeschriebenen praktischen Übungen (liturgisches
und privates Gebet, körperliche und geistige Arbeit,
Mittel der Fortbildung, karitative Werke, asketische Übung
der Beichte, Empfang der Eucharistie usw.) werden nicht behandelt
. Im Interesse des historischen Verständnisses mancher
Gedanken des Mönchsvaters ist es zu begrüßen, daß Amand
in einem Anhang (S. 356—364) eine Ubersetzung der Kap. 29
bis 38 und 57 aus dem Traktat des Philosophen Porphyrius
„Uber die Enthaltung von Fleischspeisen" (neql äitoxfjs e/.tyvx(üv)
bringt.

Würzburg Berthold Altaner

Madoz, Jose, Prof., s. j.: Secundo Decenio de Estudios sobre Patristica

Espanola (1941—1950). Ediciones Fax.-Apartado 8.001. Madrid 1951.
210 S. = Estudios Onienses, Serie I, vol. V.

Der durch zahlreiche Untersuchungen zur altchristlichen
und mittelalterlichen Theologie- und Literaturgeschichte Spaniens
rühmlichst bekannte Verfasser (vgl. z. B. ThLZ 1948,
676) setzt in seiner neuesten Schrift seinen ersten verdienstlichen
Literaturbericht, der in der Revista Espanola de Teo-
logia 1941, 919—962 für die Jahre 1930—1940 erschienen ist,
fort. Wir erhalten jetzt für das nächste Dezennium eine zuverlässige
Ubersicht und kritische Würdigung aller im In- und
Ausland publizierten Beiträge, die sich mit Fragen der spanischen
Literatur- und Dogmengeschichte bis ins 9. Jahrhundert
beschäftigen. Die hier gebotene Vollständigkeit
konnte erklärlicherweise in der neuesten Bearbeitung meiner
Patrologie nicht erreicht werden. Auf diese Weise wird der
Benützer in den Stand gesetzt, die auch an entlegenen Stellen,
zumal in Spanien und Portugal, veröffentlichten Arbeiten
kennenzulernen.

Das Material ist übersichtlich nach Autoren und Sachgebieten
geordnet. Auch Publikationen, die sich mit historisch
-theologischen Dokumenten wie Konzilsakten, Kanones-
sammlungen, Liturgien, Hymnen, Inschriften, Kaiendarien
usw. befassen, wurden berücksichtigt. Madoz schenkt damit
dem Forscher ein dankbar zu begrüßendes, eine schnelle Orientierung
ermöglichendes Hilfsmittel für seine Arbeiten. Hoffentlich
findet dieser wie auch die übrigen Bände der Estudios
Onienses einen Weg in die heute an ausländischer Literatur
so armen deutschen Bibliotheken.

Würzburg Berthold Altaner

Altaner, Berthold: Augustinus und Epiphanius voii Salamis. Eine

quellenkritische Studie. Melanges Joseph de Ohellinck (Museum Lessianum
— Section Historique No. 13), Gembloux 1951, S. 265—275.

— Augustinus und EusebiOS von Kaisareia. Eine quellenkritische Untersuchung
, Byzantinische Zeitschrift 44, 1951, S. 1—6.

— Augustinus und Origenes. Eine quellenkritische Untersuchung, Historisches
Jahrbuch der Görres-Gesellschaft 70, 1951, S. 15—41.

Campenhausen, H. v.: Tradition und Geist im Urchristentum. Studium
Generale 4, 1951, S. 351—357.

Chadwick, H.: Eucharist and Christology in the Nestorian Contro-
versy. Journal of Theological Studies, N.S. 2, 1951, S. 145—164.

Schneemelcher, Wilhelm: ChalkedOll 451—1951. Evangelische Theologie
6, 1951/52. S. 241—259.

Unnik, w. c. van: 1 Clement34and the „Sanctus". Vigiliae Chrittlanae,

5, 1951, S. 204—248.