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Ausgabe:

1952

Spalte:

83-84

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Hertzberg, Hans Wilhelm

Titel/Untertitel:

Das Buch Hiob 1952

Rezensent:

Bardtke, Hans

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 1952 Nr. 2

84

freund mit reichem Gewinn gelesen werden. Dazu tragen die
über diesen Halbband verstreuten prächtigen 131 Abbildungen
, die größtenteils nach eigenen Aufnahmen Gluecks,
sonst nach solchen der britischen Royal Air Force hergestellt
sind, wesentlich bei, indem sie dem Leser die jeweiligen Stätten
und Landschaften und manche der dort erhaltenen Altertumsdenkmäler
, darunter mächtige Dolmen aus dem 6. Jahrtausend
v. Chr. und sinnvoll konstruierte Bewässerungsanlagen aus
nabatäischer, römischer und byzantinischer Zeit, anschaulich
vor Augen führen. Ganz wichtig sind sodann die Abschnitte
des Buches, die es mit der Identifizierung biblischer Orte zu
tun haben, sowohl die hierher gehörigen grundsätzlichen Darlegungen
als auch deren Anwendungen auf die einzelnen Fälle.
Was das Grundsätzliche angeht, so sei hier nur auf das hingewiesen
, was S. 374 über die Vorbedingungen, die vor jedem
Versuch der Identifizierung einer alten Ortslage mit einer in
der Bibel genannten Stätte erfüllt sein müssen, gesagt wird.
Erstens — so heißt es hier — muß Klarheit gewonnen sein
über die Art aller alten Ortslagen des Bereichs, in dem die betreffende
biblische Stätte zu suchen ist. Zweitens müssen die
an dieser Stelle gefundenen Scherben sorgfältig daraufhin geprüft
werden, ob sie ihrem Alter nach zu dem passen, was die
biblischen oder sonstigen literarischen Nachrichten über die
Besiedelungszeiten des Ortes sagen oder erschließen lassen.
Drittens ist festzustellen, ob sich für die Hervorhebung der
zur Identifizierung mit einem biblischen Ort in Erwägung gezogene
Stätte die Gründe, die sonst für die biblischen Schriftsteller
bei der Nennung bestimmter Orte maßgebend sind, aufzeigen
lassen. Was aber die Identifizierung einzelner biblischer
Orte angeht, so seien hier als besonders eindrücklich die von
Teil el-Maqlüb mit Abel-Mehölah (S. 211—223) und die von
Teil el-Meqbereh-Tell Abü-Charaz mit Jabesch-Gilead (S. 211
bis 223. 261—275) sowie die der vier in den Arböth Moab gelegenen
Orte Beth ha-Jeschimöth (Teil el-Azeimeh), Beth-
Haram (Tell-Iktanü), Abel ha-Schittim (Teil el-Hammäm) und
Beth-Nimrali (Teil Bleibil) genannt'.

Dem Verf. der „Explorations in EasternPalestine", Nelson
Glueck, und ihren Förderern, den American Schools of
Oriental Research, gebührt herzlicher Dank und aufrichtiger
Glückwunsch zur Vollendung des großen Werkes, das sich den
älteren großen wissenschaftlichen Palästina-Werken würdig
anreiht.

Halle/Saale Otto Eißfeldt

Hertzberg, Hans Wilhelm, Prof. D.: Das Buch Hiob. Übers, u. ausgelegt.
Stuttgart: Oncken 1949. 173 S. 8° = Bibelhilfe für die Gemeinde, eine
volkstümliche Einführung für Bibelleser, hrsg. v. D. Erich Stange. Alttesta-
mentliche Reihe. Pp. DM 4.80.

In der äußeren Anlage entspricht diese Hiobauslegung den
anderen Bänden der „Bibelhilfe". Eine Einleitung von fünfeinhalb
Druckseiten führt kurz und treffend in das Wesen der
Literatur, zu der das Buch Hiob gehört, der Weisheitsliteratur,
ein und gibt einen Einblick in die theologische und literar-
kritische Problematik des Hiobbuches. Dann folgen Übersetzung
und Auslegung, wobei die Kapitel nach der inneren
Gliederung des Ganzen zusammengenommen werden. Wichtig
ist, daß alle Kapitel ausgelegt werden. Eine Beschränkung auf
Inhaltsangaben ist bewußt vermieden worden, da der Ausleger
mit Recht die Einheitlichkeit des ganzen Buches Hiob,
in dem alle Stücke ihren notwendigen Platz und ihren theologischen
Sinn haben, vertritt. Neu ist, daß hinter den Auslegungsabschnitten
sachliche Erklärungen zu einzelnen Versen
geboten werden unter der Überschrift „Zum Einzelnen". Ich
halte diese Zusammenstellung der textkritisch-philologischen
und historisch-theologischen Anmerkungen für sehr glücklich,
insbesondere die Angabe der abweichenden Lesungen in Umschrift
. Die theologische Exegese wird dadurch entlastet und
im Zusammenhang nicht unterbrochen. Die bisher üblichen
Querschnitte am Ende des Buches, die die einzelnen Aussagen
des Buches unter Stichwörtern zusammenfassen und bei Pro-
phetenbüchern dem Leser oft den Zugang zum Buch erleichtern
können, sind fortgefallen. Mit Recht! Das Buch Hiob ist
„kein Labyrinth, sondern ein Bau, ein Dom" (S. 10). Man
muß es kapitelweise durcharbeiten. Auch in dieser Forderung
wird man dem Ausleger zustimmen müssen.

Die Ubersetzung ist leicht lesbar, mehr auf Verständlichkeit
als auf ästhetische Sprachgestalt angelegt, obwohl auch
diese zu ihrem Recht kommt. Die metrischen Stücke sind
durch besonderen Druck gekennzeichnet. Die Auslegungen
sind sehr lebendig, plastisch und mit größter innerer Anteilnahme
geschrieben. Das spürt man beim Lesen deutlich.
Immer wieder weiß der Ausleger ungezwungen aktuelle Gegenwartsbeziehungen
zu finden, so daß sich der Leser in die

Fragen und Spannungen des Hiobbuches aufs stärkste hineingezogen
empfindet. Dabei fehlt ebenso wie in den Hertzberg-
schen Jesajaauslegungen dieser Reihe jede Erbaulichkeit und
jedes falsche Pathos. Die Texte werden in ihren Aussagen aufgeschlossen
und wirken in ihrer Aktualität selbst. Auch an
den wissenschaftlichen Fragen, etwa der Literarkritik, läßt der
Ausleger den Leser teilhaben und mutet ihm etwas zu. Derartige
Ausführungen wirken aber nicht als ein Fremdkörper,
sondern als ein organischer Bestandteil des Ringens um die
Probleme des Hiobbuches, etwa bei der Herausarbeitung der
dritten Zopharrede 27, 7—10. 13—23 (S. iooff.), aber auch
S. 129, 136t., 167.

Diese literarkritischen Probleme kommen aber für den
Ausleger in zweiter Linie in Betracht. Vorgeordnet ist ihnen
die Frage nach dem theologischen Sinn des ganzen Buches.
Er ist bestimmend für das Verständnis, das vom Aufbau des
Buches zu gewinnen ist. In den Wechselreden zwischen Hiob
und seinen Freunden Kap. 3—27 stellt der Ausleger den
Kampf Hiobs gegen seine Freunde und gegen Gott fest. Hiob
führt also einen Zweifrontenkrieg gegen die geistige Gesamthaltung
der Chokhma und gegen den „gewaltigen gewaltsamen
Gott". Von dieser Auffassung aus kommt er zur Anerkennung
der Originalität des Kap. 28 an dieser Stelle als
„der Bankrotterklärung der zünftigen Weisheit" in Parallele
zu Qoheleth. Dabei läßt er die Frage offen, ob der Verfasser
des Hiobbuches es selbst geschaffen hat oder es übernommen
hat. Die literarische Andersartigkeit des Stückes wird dabei
voll gesehen und gewürdigt. Die Überschrift, unter der er es
in der Auslegung bringt, „das Zwischenstück", will zugleich
hervorheben, daß dieses Kapitel die „Atempause" darstellt
zwischen dem Redewechsel mit den Freunden und der kommenden
Auseinandersetzung mit Gott, die im Redewechsel
vorbereitet war. Auch die Elihureden sieht der Ausleger in
ihrer literarischen Problematik, ohne sich von dieser bestimmen
zu lassen, sie als unecht auszuscheiden. In seinem
Aufsatz über „Der Aufbau des Buches Hiob" (Bertholet-Fest-
schrift 1950, S. 233—258) hat sich der Verf. noch entschiedener
über die Elihureden unter Hinweis auf Budde geäußert. Aber
er weiß glücklicher als Junker, der die Elihureden als die
Stimme der jüngeren Generation wertet (Das Buch Job,
Echterbibel 1951, S. 7), sie als den seelsorgerlichen Dienst darzustellen
, den Elihu an Hiob leistet, indem Elihu den Hiob
in seiner Lage ernst nimmt und ihm seine Lage nicht von der
Vergangenheit, sondern von dem Zweck und der Absicht
Gottes zu deuten unternimmt. Dabei arbeitet der Ausleger
sehr glücklich den andersartigen Tenor der Elihureden heraus.

Die für seine Auffassung schwierige Stelle 34,7 überwindet er dadurch,
daß er la'ag mit „Höhnung, Spott im Sinne der Schmach" faßt, die Hiob erleidet
, und Vers 7 und 8 in einem Zitat eines Ausspruches Hiobs als indirekte
Rede ansieht. Für beides bringt er aus dem AT und dem Hiobbuch Belege.
Damit verbunden ist die Umstellung von 34,9 hinter 35,3, die auch Hölscher
vollzieht. Man wird diese Textdeutung wohl annehmen dürfen, wenn der Tenor
der übrigen Elihureden damit übereinstimmt. Freilich enthalten auch 34,
35—37 und 35, 15. 16 scharfe Ausfälle gegen Hiob, bei denen man fragen kann,
ob sie wirklich so artverschieden von den Reden des Bildad und Zophar sind.
Der Ausleger ist sich dessen auch bei der Auslegung von 36,2f. bewußt. Trotz
dieser Bedenken stimme ich aber dem Verf. in der Auffassung der Elihureden
zu, da das Gesamtverständnis der Elihureden in seiner Auffassung unmittelbar
überzeugend ist.

Aus der Auslegung der Gottesreden will ich hervorheben,
daß der Abschnitt über den Strauß (39, 13—18), über Behe-
moth und Liwjathan für echt gehalten werden, wobei der Abschnitt
über Behemoth noch um die Verse 40, 31. 32; 41, 1—3
erweitert wird. Der zweite Redewechsel zwischen Gott und
Hiob ist in der Auslegung ganz besonders kraftvoll und
lebendig bearbeitet. Die Auslegung bringt am Anfang das
treffliche Zitat von Bergengruen und führt zu dem prägnant
formulierten Ergebnis am Ende: „Hiob ist von dem Menschen
wider Gott zum Menschen unter Gott geworden und damit —
zum Menschen."

Der bibellesenden Gemeinde ist mit diesem Kommentar
zum Hiobbuch eine äußerst wertvolle, dankbar aufzunehmende
Gabe beschert worden.

Leipzig Hans Bardtke

Coche de la Ferte, ßtienne: Essai de Classification de la Cframique

Mycfnienne d'Enkomi (Campagnes 1946 et 1947). Avec une preface de
C. F. A. Schaeffer. Beyrouth: Institut Francais d'Archeologie de Bey-
routh. 66 S., 11 Taf. 4° = Bibiiotheque Archeologique et Historique.
Tome LIV.

Der Verf., der 1946 und 1947 an den von C. F. A. Schaeffer
in Enkomi auf Zypern, der Stätte des antiken Alaschia, veranstalteten
Grabungen teilgenommen hat, sucht hier die da-