Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1952

Kategorie:

Religionswissenschaft

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

70

Theologische Literaturzeitung 1952 Nr. 2

so

als ein „Kommentar" hierzu oder gar als „Darlegung"
dieses einheimischen Christentums empfunden werden, wenn
doch um 95 nachher zwar Hinweise auf Paulus zu finden sind,
aber kein genuiner Pauliuismus zu konstatieren ist. Demnach
trifft nicht die „Verfalls-Theorie" zu; die römische Gemeinde
ist nicht um 95 vom Paulinismus „abgefallen", sondern der
angestammten „apostolischen" Art des Christentums treu geblieben
— trotz dem gefeierten Paulus! Und als einen „Kommentar
" zum „apostolischen" Heimatchristentum oder geradezu
als dessen „Darlegung" hat die römische Gemeinde den
Rm immer gewertet — trotz Augustinus, Ambrosiaster und
Jansenius. Das bedeutete für den Verkündiger: „Vorsicht bei
Benützung des Rm zur Evangeliumsverkündigung! Paulum
praedica ad normam synopticorum! Und nicht etwa als norma
synopticorum!" Von hier aus wird die Reformation als ein
(innerbiblisches) Novum, ja Novissimum deutlich: Nicht mehr
„römisch" verkündigen, sondern spitz-,,paulinisch"! Und vor
dieser Wahl standen damals schon, als der Rm eintraf, die
Römer. Auch die heutige Christenheit muß sich dauernd entscheiden
: Paulus als „Anmerkung" zum „Apostolicum" in
eodem genere — oder Paulus als Deuter des „Apostolicum"

in novo, ja novissimo genere! Anders gefragt: Ist das „apostolische
" Christentum durch den Rm erst völlig geworden —
oder war es das auch ohne den Rm (und überhaupt ohne
Paulus) ? Ist der Rm „das rechte Hauptstück des NT" (Luther)
— oder nur „das Schicksalsstück der christlichen Kirche"
(Brunner) ?

Doch sind auch die Hypothesen von Etzold (ein „Generalthema
"), Brunner (ein „Lehrbrief"), Kroeker (das
Apostelbild") aller Beachtung wert. Uns scheint indes die oben
besprochene Hypothese den Vorzug zu verdienen, weil sie erklären
kann a) wieso schon um 95 ein Dokument (und es
kommen dann weitere hinzu) für den eigentlich unpaulmischen
Charakter des römischen Gemeindechristentums zeugt, b) warum
Paulus im Rm nicht alle Einzelthemen semer Missionspredigt
den Römern mitteilt, c) wieso Paulus so viele Mitglieder
der römischen Gemeinde in c. 16 grüßen läßt (er mußte
also doch einen Einblick in die Römergemeinde haben!) und
die Sache mit den Starken und den Schwachen ohne weiteres
auch in Rom für aktuell ansieht, d) wieso Luther den Rm gegen
Rom deuten konnte (trotz den von Schlatter, Luthers Deutung
des Römerbriefs, 1917, erhobenen Gegengründen).

R EL IG IONS WISSENSCHAFT

Edsman, Carl Martin: Ignis DivinUS. Le feu comme moyen de rajeunisse-
ment et d'immortalite: contes, legendes, mythes et rites. Lund: C.W.K.
Gleerup [1949], 307 S., 1 Taf. gr. 8° - Skrifter utgivna av vetenskaps-socie-
teten i Lund 34. Kr. 13.—.

In sorgfältiger und außerordentlich gewissenhafter Arbeit
hat E., schon durch sein Buch „Le bapteme de feu" (1940)
bekannt geworden, ein außerordentlich reichhaltiges Material
aus Märchen, Sagen und Legenden zusammengetragen, um
die Vorstellung von einer „Verjüngung durch eine Feuerkur"
zu beleuchten. Es kommt ihm dabei vor allem darauf an,
Motivzusammenhänge und Beeinflussungen zwischen dem germanischen
, romanischen, antiken und alt-orientalischen (Phönix
!) Bereiche zu finden. Auch islamisches (z. B. S. 137—147:
Papageien-Buch; S. 205: Ibn Fadian) und diesem voraufgegangenes
indisches Material wird dabei in sorgfältiger —
freilich aus Sekundärquellen geschöpfter — Auswahl berücksichtigt
. Für den Religionsgeschichtsforscher ist wichtig, daß
dabei auch das neuplatonische Gedankengut und der Mithras-
kult eingehend gewürdigt sowie Berührungen mit mittelalterlichen
und frühchristlichen Legenden und Märtyrerakten (besonders
ausführlich St. Eligius von Noyon und Fragen apokrypher
Evangelien) festgestellt werden. Dabei kann E. des
öftern (nicht immer!) den Weg zeigen, den die einzelnen Motive
dieser uralten Vorstellung genommen haben: eine Tatsache
, die für die Wanderung christlicher Legenden von großer
Bedeutung werden kann.

Nicht einbezogen in die innerhalb ihres Bereiches so gründliche
und durch genaueste Text-Interpretation (die hier im
einzelnen nicht erörtert werden kann) ausgezeichnete Untersuchung
— die in erster Linie den Sagenforscher und Volkskundler
angeht — sind [trotz gelegentlichen Bemerkungen,
z. B. S. 254, Anm. 15] die slawischen und die keltischen Völker,
und der Abschnitt über die „Peuplesnon civilises" (S. 151-159)
ist sehr knapp ausgefallen. Auch von entsprechenden Vorstellungen
z. B. bei den Türken und Mongolen ist in dem
Buche praktisch nicht die Rede. Eine Ergänzung in dieser
Richtung ist also möglich und erwünscht. Das Buch würde der
Forschung mit seinem reichhaltigen Material gewiß noch
wesentlich größere Dienste leisten, wenn es durch ein Register
erschlossen wäre: Das Fehlen eines solchen (und ebenso
„lebender Seitentitel") ist als ernsthafter Mangel anzusehen,
den das reiche und sorgfältige Literaturverzeichnis nicht aufzuwiegen
vermag. Ebenso wäre eine Zusammenfassung und
Würdigung der Ergebnisse am Schlüsse sehr erwünscht gewesen
.

Hamburg Bertold Spuler

Rosenkranz, Gerhard, Prof. Dr.: Die Bahä'l. Ein Kapitel neuzeitlicher
Religionsgeschichte. Stuttgart: Kreuz-Verlag [1949]. 62 S. gr. 8° = Schriftenreihe
„Lebendige Wissenschaft", H. 11. Kart. DM 1.50.

Zu einer Zeit, wo die deutsche Zentrale des Behaismus
(„Weltunion für universale Religion und universalen Frieden")
in Waiblingen bei Stuttgart (seit 1945) mit erneuter Aktivität
werbend auftritt und durch naive Broschüren (wie Hermann
Zimmer: Die Wiederkunft Christi, von der die Propheten
sprechen ... [Punkte im Original!], Waiblingen 1950) diese Religion
als Vollendung des Christentums hinzustellen sucht (wie

der Behaismus das in andern Kulturkreisen für andere Religionen
tut), ist es gut, daß ein erfahrener Religions- und
Missionswissenschaftler eine Beurteilung dieser Lehre von
christlichem Standpunkte aus vorlegt. Er beginnt mit einer
Darstellung der Geschichte und der Lehren dieses Glaubens,
die sich im wesentlichen auf Hermann Roemers Arbeit von
1912 und dann auf eine Werbeschrift des derzeitigen „Hüters"
der Bewegung, Schoghi Efendi, „God passes by", Wilmette
1945, stützt. Stellen aus dem Originalschrifttum des Bäb, des
Bahä' Allah und des Abd al-Bahä' (seines Sohnes) sind also
nur als Zitate aus diesen Schriften gegeben, und das bedeutsame
Werk Edward Granville Brownes erwähnt R. (S. 27)
zwar, benützte es aber nach Ausweis der Anmerkungen nicht.
So ließe sich das an sich klare und einleuchtende Bild der Entwicklung
und Lehre des Behaismus, das infolge der Benützung
von Schoghi Efendis Darstellung teilweise einen etwas hymnischen
Charakter angenommen hat, in manchen Punkten noch
erweitern und vertiefen.

Daneben ist für die Gegenwart die Beurteilung dieser Bewegung
nach ihrem religionsgeschichtlichen Standorte und
ihrem theologischen Gehalt (S. 50—59) von besonderer Wichtigkeit
. Sie macht den Anspruch des Behaismus, die Religion
der Menschheit schlechthin zu sein, in seiner inneren Hohlheit
deutlich und zeigt ihn als einen Ableger der „uralten Lehren
östlicher Theosophie", der — „aus einer echt prophetischen
Bewegung hervorgegangen" — unter den Einfluß von Spätströmungen
des abendländischen aufklärerischen Rationalismus
geraten ist und sich heute — entgegen seiner Selbstschilderung
— auf dem Wege dogmatischer Erstarrung befindet
.

Hamburg Bertold Spuler

Herrigel, Eugen: Zen in der Kunst des Bogenschießens. Konstanz:

Weller [1948]. 92 S. kl. 8°. Pp. DM4.—.

Itkonen, T. i.: Heidnische Religion und späterer Aberglaube bei den

finnischen Lappen. Helsinki: Suomalais-Ugrilainen Seura 1946. IV, 320S.
gr. 8° = Suomalais-ugrilaisen Seuran Toimituksia LXXXVII. Finnmark
300.—.

Liungman, Waldemar: Der Kampf zwischen Sommer und Winter.

Helsinki: Suomalainen Tiedeakatemia; Academia Scientiarum Fennica (in
Komm, für Deutschland bei Harrassowitz, Leipzig) 1941. IV, 187 S., 1 Kte.,
1 Tab. gr. 8° = FF Communications. Edited for the Folklore Fellows by
W. Anderson, F. Boehm, U. Harva, K. Liestl, C. W. v. Sydow, A. Taylor.
Vol. LIV.2. Nr. 130. Fmk. 50.—.
Mensching, Gustav, Prof. Dr.: Buddha. Kevelaer: Butzon & Bercker
1949. 32S. kl. 8° = Berckers Kleine Volksbibliothek Nr.511. DM—.25.

— Mahatma Gandhi. Kevelaer: Butzon & Bercker 1949. 32 S. kl. 8° =
Berckers Kleine Volksbibliothek Nr. 514. DM —.25.

— Die Weltreligionen I. Kevelaer: Butzon & Bercker 1949. 32 S. kl. 8° =
Berckers Kleine Volksbibliothek Nr. 501. DM —.25.

Schmidt, Kurt: Buddhistisches Brevier. Konstanz: Weller [1948]. 64 S.
kl. 8° = Edition Asoka. Pp. DM 2.50.

Schumacher, Wolfgang: Die Edikte des Kaisers Asoka. Vom Wachstum
der inneren Werte. Aus dem Prakrit übers, u. eingel. Konstanz: Weller
[1948]. 51 S. 8° = Edition Asoka. kart. DM 2.—.

Zucker, Friedrieb, Prof. Dr.: Das Menschenbild im antiken Griechentum
. Berlin-Spandau: Wichern-Verl. 1950. 27S. 8° = Erkenntnis und
Glaube. Schriften d. Evang. Forschungsakademie Ilsenburg.