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Ausgabe:

1952

Spalte:

705-710

Autor/Hrsg.:

Black, Matthew

Titel/Untertitel:

Zur Geschichte des syrischen Evangelientextes 1952

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Cfyeologtftye ittetatur jettting

H&onatsfdjrift für Das gefamte (Bebtet der Sljeologte und Keltgtonsünffenfcljaft

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor D. Ernst Sommerlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. KURT ALAND, HALLE-BERLIN

NUMMER 12

Spalte

Zur Geschichte des syrischen Evangelientextes
. Von M. Black ................ 705

Das Problem des Todes in Gencsis2 und 3.

Von W. Vollborn .................... 709

Kerygma und Kerygmatisch. Von zweideutigen
Ausdrücken der Predigt der Ur-
kirclic — und unserer. Von Krister Stendals
................................ 715

Mission in schwedischer exegetischer und
systematischer Theologie.
Von Herman Schlyter................ 719

Der gegenwärtigeStand der Erforschung
der in Palästina neu gefundenen hebräischen
Handschriften.

23. Das Verhältnis von „Damaskusschrift"

und „Sektcnrollc". Von L. Rost........ 723

Bach: Choralgesänge, hrsg. v. A. Adrio und

Q. Grote............................. 744

Baucrreiss: Kirchengcschichtc Bayerns.

3. Bd. (Schornbaum) .................. 737

77. JAHRGANG

Spalte

Cnattingius: Johannes Rudbeckius och
hans europeiska bakgrund (Fendt)...... 741

Dörries: Die Vita Antonii als Geschichtsquelle
(Völker) ....................... 738

Gabriel: Das deutsche evangelische Kirchenlied
von Martin Luther bis zur Gegenwart
. 2. Aufl. (Söhngen) ............... 743

Gustafsson: Kyrkoliv och Samhällsklass I
Sverige omkring 1880 (Fendt) .......... 735

Hauck: Die Erwählten (Jacobs) ......... 740

Higglns: The Christian Significance of the
Old Testament (Westermann) .......... 730

Kantate-Mappe 1950 .................... 744

Kolping: Sacramentum Tertullianeum 1
(Altaner)............................. 739

Lindblom: The Servant Songs in Deutero-
Isaiah (Eißfeldt) ...................... 725

[Lohmeyer-Gedenkschrift:] In memoriam
Ernst Lohmeyer, hrsg. v. W. Schmauch
(Fascher) ............................ 731

Malone: The Monk and the Martyr (Altaner) 738

DEZEMBER 1952

Spalte

[Matthäus:] Das Leiden unseres Herrn Jesu

Christi nach dem Evangelisten Matthäus 744
Rowley: The Servant of the Lord and other

Essays on the Old Testament (Eißfeldt) .. 728
Schütz: Geistliches Konzert: Freuet euch

mit mir.............................. 744

— Herr, höre mein Wort ................ 744

Singt Lob und Dank. Ev. Jugend- u. Schulgesangbuch
.......................... 744

Söhngen: Die Zukunft des Gesangbuches

(Doerne)............................. 743

Stier: Fünfzig geistliche Kanons und eine

kanonische Motette ................... 744

Vööbus: Studies in the History of the Gospel
Text in Syriac (Black)................. 705

Von Personen:

Bibliographie Friedrich Gogarten (Runte). 745

Berichte und Mitteilungen:

Zur Jenaer Lutherausgabe (Jauernig) ... 747
Thüringer Kirchengeschichte 1933—1945
(Pabst).............................. 761

Zur Geschichte des syrischen Evangelientextes

Von M. Black, Edinburgh

Arthur Vööbus' kurze Untersuchungen über „Syriaca",
besonders über die Geschichte des syrischen Neuen Testamentes
, sind den Fachgenossen wohl bekannt. In dem vorliegenden
Buch1 faßt er die Ergebnisse seiner Forschungen
über die Geschichte der syrischen Evangelien zusammen und
bietet sie einem weiteren Publikum dar. Wenn man diese Ergebnisse
anerkennt, muß man zugleich sagen, daß dies ein
epochemachendes Buch ist. Und selbst wenn man sie im gan-
2en oder zum Teil nicht anerkennen kann, muß man das Buch
doch als bedeutend bezeichnen.

a) Die Geschichte des syrischen Evangeliums wird von seinen dunklen
Aniängen bei Tatian bis ins 12. Jahrhundert und darüber hinaus verfolgt. Daß
Jemals syrische Elnzelevangclien vor dem Diatessaron existiert haben (oder gar
Ableger von solchen sich in syr. sin. und syr. cur. erhalten hätten), wird verneint
, obwohl der Verfasser annimmt, daß irgendein schriftliches Evangelium
Was Evangelium an die Hebräer?) dem Diatessaron auf syrischem Boden vor-
ausgegangcn ist. Das Diatessaron wurde syrisch erstmalig vor 172 n.Chr. in
Rom zusammengestellt und dann von Tatian — nicht nach Edessa — sondern
v'elleicht nach Adiabene gebracht.

b) Burklttl Theorie, daß das Evangelion da-Meparreie das Werk Paluts,
cine» „katholischen" Bischofs von Edessa, um 200 n.Chr. war, wird entschieden
abgelehnt und durch die These ersetzt, daß die Einzelevangelien im
zisanmicnhang der Reformbestrebungen eines BischofsQune (289?-3l3n.Chr.)
el|igeführt worden seien. Ihre Einführung war eine Folge der fortschreitenden
^ellenisicrung des christlichen Orients, die in Ostsyrien durch die häufigen
Deportationen der Sassaniden aus dem Westen beschleunigt wurde.

c) Das Hauptanliegen des Buches betrifft die Entstehung, die Autorschaft
, den Einfluß und die Autorität der Peschitta-Evangelien und ihr Ver-
SjUtnll zu ihren Konkurrenzversionen in der Syrus vetus. Ihre Anfänge werden
" das 4. Jahrhundert verlegt. (V. gibt kein näheres Datum an, erwähnt aber
"•'"eana» Vermutung, daß die P. entstand, als die Verfolgung durch Schapor II.
*jen Zusammenhang der Ostchristen mit ihren Brüdern im römischen Reich
,cs'igte. S. 54.)

T ') Vööbus, Arthur, Prof.: Studies in the History of the Gospel

^c*t in Syriac. Louvain: Impr. Orient. L. Durbecq 1951. XXV, 219 S. gr. 8°
"* Corpus Scrlptorum Christianorum Orientalium. Ed. Consilio Univ. Catho-
cac Amerlcae et Univ. Cathollcae Lovanicnsis. Vol. 128. Subsidia. Tome 3.
b,r- 300.—.

705

Den weithin anerkannten Thesen F. C. Burkitts, daß die P. im Bistum
Rabbulas (411—435 n.Chr.) entstanden sei und eine Revision der Syrus vetus
darstelle, die Rabbula selbst durchgeführt habe, tritt er energisch entgegen
und weist sie als unwissenschaftlich und unhaltbar zurück. (Burkitts Hypothese
war „pseudowissenschaftlich" [scientlfic-artistic], weil die Belege für sie
willkürlich aus dem Material ausgewählt und dazu noch zurechtgebogen worden
seien. S. 8). Die P. war überhaupt nicht das Werk eines einzelnen, sondern die
Gemeinschaftsleistung einer graeco-syrischen Schule, vielleicht in Antiochien.

Burkitts These von der absoluten Vorherrschaft der P. im 5. Jahrhundert
und später wird als ganz unbegründet hingestellt. Eine umfassende „Siebung"
syrischer Zeugnisse, wie sie V. vorgenommen hat, führt (so behauptet er) zu
dem Schluß, daß im 5. Jahrhundert und noch später die P. nur als eine unter
vielen Fassungen des syrischen Neuen Testamentes umlief (tatsächlich so
vielen, wie sie Hieronymus für die Latina vetus annahm). Nicht einmal im
9. und 10. Jahrhundert hatte die P. die autoritative Stellung In der syrischen
Christenheit erlangt, die wir gewöhnt sind, ihr für das 5. Jahrhundert zuzuschreiben
.

d) In Ergänzung der Anführung syrischer Schriftsteller aus jeder Hauptperiode
der Entwicklung (Periode des Rabbula, seiner Nachfolger, Periode vor
der Invasion des Islam, der Omayyaden, der Abbassiden usw.) wird die These
durch ein zusätzliches Kapitel über den Text der Syrus vetus auf armenischem,
äthiopischem und arabischem Boden unterbaut (XIII). Kapitel X und XI
erörtern ferner einige historische Faktoren, besonders die Bedeutung des
Mönchtums, die (nach Meinung des Verfassers) zu der dauernden Popularität
der „Textformen der Syrus vetus" führte.

e) Das Buch schließt mit vier Anhängen, in denen ausgewählte Beispiele
von Lesarten der Syrus vetus aus Quellen des 5. Jahrhunderts die Beispiele
ergänzen, die im Text zur Stützung des Hauptargumentes angeführt sind.

Was a) und b) angeht, so würde V. wohl als erster zugeben,
daß wir uns hier in dem Zwielichtbereich von Möglichkeiten
und Wahrscheinlichkeiten bewegen, wo sich wenig mit Sicherheit
aussagen läßt.

Einige seiner Annahmen werden Zustimmung finden. Indem
er im Anschluß an Kahle die Anfänge der Tätigkeit Ta-
tians in Syrien nach seinem Heimatort Adiabene verlegt,
nimmt er einen Standpunkt ein, der viel für sich hat. Aber
nicht alle Forscher, jedenfalls nicht auf der britischen Seite
des Kanals (oder jenseits des Atlantik), werden geneigt sein

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