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1952

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Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

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4S

Theologische Literaturzeitung 1952 Nr. 1

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Es ist hier also ein ähnlicher Tatbestand zu beobachten, wie
bei der Weihnachtsfeier: ein besonders volkstümliches heidnisches
Fest wird dadurch verchristlicht, daß man es zu einem
christlichen Gedenktage macht. Joseph und Osiris (denn der
Nil ist Osiris), Maria und Isis: es liegt eine gewisse Folgerichtigkeit
in dem gesamten Sachverhalte. Denn es kommt noch
weiteres hinzu. „Jesus und Maria stehen bei dem sterbenden
Joseph, wie Horus und Isis bei dem toten Osiris; in beiden
Fällen ist es der Platz des Sohnes zu Häupten des Vaters, die
Gattin steht jeweils zu Füßen" (S. 61) usw.

Der Verf. bringt zuerst die Übersetzungen. Es folgen ausführliche
Erläuterungen, die mancherlei für die Religionsgeschichte
und die frühe katholische Kirche bieten. Da ist die
Rede von Maria und Marienverehrung, von den Engeln, vom
Zauber, von der Auffassung des Todes, vom Begräbnisse usw.
übrigens bringt der Text auch einen (negativen) Beitrag zum
letzten katholischen Dogma. Jesus sagt zu seiner Mutter
(18, 5I): ,,Der Tod ist der Herrscher der ganzen Welt mit Einschluß
deiner, o meine gesegnete Mutter Maria; auch du mußt
sterben wie alle Menschen". Dann wird die Sprache untersucht
, das Verhältnis der beiden Kopten untereinander, die
Komposition des Buches, das nicht einheitlich ist, sein Zweck,
sein Entstehungsort und seine Entstehungszeit. Weiter geht
der Verf. auf die religionsgeschichtliche Stellung der Josephsgeschichte
ein, auf die Benutzung der Bibel und der neu-
testamentlichen Apokryphen (des Jakobus-Protevangeliums
und des Thomasevangeliums), auf die Beziehung zum Juden-
tume, die vor allem in dem Berichte über Josephs Sterben zutage
tritt (vgl. Midrasch Deut. Rabba, Test. Abrahams), auf
das Verhältnis zur Gnosis und zum Ägyptertume. Der Quellenwert
des Apokryphons scheint mir in den wertvollen Erörterungen
des Verf.s nahezu ausgeschöpft.

Großpösna b. Leipzig J.Leipoldt

Altaner, Berthold: Der Liber de fide, ein Werk des Pelagianers Ru-
finus des „Syrers". Tübingen: Laupp 1950. 8° = Sonderdruck aus der
„Tübinger Theologischen Quartalschrift" 1950 S. 432—449.

[Ambrosius:] Des heiligen Kirchenvaters Ambrosius Schrift: Der Tod —
ein Gut (De bono mortis [iat. u. dt.]. Übers, u. mit Erklärungen versehen
v. Prof. D. Dr. J. Huhn. Fulda: Parzeller [1949]. 122 S., 2 Taf. 8°. Kart.
DM6.—.

Augustinus, Aurelius: Das Gut der Ehe. Übertr. v. Dr. Anton Maxsein.
Würzburg: Augustinus-Verlag 1949. XXIV, 89 S. 8° = Sankt Augustinus
— Der Seelsorger. Deutsche Gesamtausgabe seiner moraltheologischen
Schriften, i.A. der Deutschen Provinz d. Augustiner-Eremiten hrsg. v.
P. Dr. Lect. A. Kunzelmann O. E. S. A. u. P. DDr. Lect. A. Zumkeller
O. E. S. A. HIw. DW 6.50.

Guardini, Romano: Die Bekehrung des Aurelius Augustinus. Der

innere Vorgang in seinen Bekenntnissen. [2. Aufl.] München: Kösel-Verlag
[1950]. 294 S. 8° = Hochland-Bücherei. Lw. DM9.80.

Herz, Johannes, [Prof. DJ: Der Kampf für den Frieden in der antiken

Welt. = Sonderdruck aus der Sammelschrift „Wissenschaftler kämpfen für
den Frieden", hrsg. v. Staatssekretariat für Hochschulwesen. S. 52—72 m.
1 Abb. 8°.

Schoeps, Hans Joachim: Astrologisches im pseudoklementinischen

Roman. (Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Astrologie.) Erlangen:
Junge & Sohn o. J. gr. 8° = Sonderdruck aus Heft 1: Astrologie — Trugschluß
oder Wissenschaft? Beiträge zur Grundlagenforschung S. 74—85.

DIE OSTKIRCHE

Symeon der Theologe: Licht vom Licht. Hymnen. Deutsch von Kilian
Kirchhoff. 2. Aufl. München: Kösel-Verlag [1951]. 309 S. 8°= Hochland-
Bücherei. Lw. DM 12.50.

Nachdem uns erst jüngst Biedermann eine Studie über
das Menschenbild bei Symeon gegeben hat (vgl. ThLZ 1951,
Nr. 5, Sp. 305), beschenkte uns der Köselverlag mit einer
zweiten Ausgabe der von Kirchhoff verdeutschten Hymnen
dieses von Holl seinerzeit entdeckten bedeutsamen byzantinischen
Mystikers. Das Buch bringt die 40 Hymnen, ein
Nachwort des Ubersetzers, in dem ein ausführlicher Abriß des
Lebens Symeons sowie eine kurze Dankadresse geboten wird,
und schließlich ein Nachwort des Herausgebers Chrysologus
Schollmeyer. In diesem wird vor allem des Lebens und des
Zeugnistodes Kirchhoffs gebührend gedacht. Außerdem enthält
es noch Bemerkungen zur Übersetzungsarbeit.

Der Übersetzung liegt zugrunde der von Jakob Pontanus besorgte latei"
nische Text (Ingolstadt 1603). Pontanus hat nach Holl, Enthusiasmus und
Bußgewalt, S. 36 „treu übersetzt, jedenfalls nichts gefälscht und nur weniges
als zu anstößig weggelassen". Hierzu gehört cap. 15 mit der mystischen
Gleichung unseres Leibes mit dem Leibe Christi. Pontanus sagt (MG 120, 531,
Anm. 19): Latinisque auribus non satis dignam censuimusl Diese Verse, die
ebenfalls bei Kirchhoff fehlen (s. die Anm. S. 305, 306), sind von Maas herausgegeben
(Festgabe für A. Ehrhard, Bonn u. Leipzig 1922, S. 337ff.; s. auch
Biedermann, S. 15, Anm. 4, S. 115, 116 u. Holl, S. 18). Der lateinische Text
des Divinorum Amortim Liber(griechisch, nach Holl weit poetischer: egcoies
twv &eio)V vftptov) steht bei MG 120, 507—602. Kirchhoff verglich ihn mit
dem von Dionysios Zagoraios edierten Originaltext(Venedigl 790). Im Pontanus-
text befindet sich in der zwölften Hymne eine Lücke, pagina fortasse una
(MG 120,524). Sie ist nach der Zagoraios-Ausgabe, und zwar dem Exemplar
der Bibliotheca Regia Berolinensis (4° Ba 4840) übersetzt worden, s. Anm.
S. 303. Die Photokopie dieses, sich noch immer nicht an Ort und Stelle befindlichen
Exemplars — des einzigen in Deutschland! —- hat der inzwischen verstorbene
Prof. D. Dr. Wunderle zur Verfügung gestellt. Zur Vorzüglichkeit
der Übersetzung, die ich nach Stichproben aus Migne und Holl verglichen
habe, wird kaum etwas Kritisches zu sagen sein. Die Leidenschaftlichkeit der
mystischen Ekstasen, vor allem in der berühmten 21. Hymne, ist gut zum Ausdruck
gekommen. Wenn Kirchhoff MG 120, 556: Deum, natura geminum,
hypostasi unum, duplicem enim me fecit, et, ut cernis etiam geminum mihi
nomen indidit. En distinetionem, homo sunt natura, Deus gratia übersetzt:
Zu einem Gott hat er in zwei Naturen mich gemacht und eins in der Person,
zu einem Doppelwesen. Und, wie du siehst, gab er dazu mir einen Doppelnamen
. Schau den Unterschied: Mensch bin ich von Natur und Gott durch
Gnade (S. 139, 140), so ist das meines Erachtens weit besser und genauer übersetzt
als es Buber tut — ohne dessen Sammlung im Gesamtwert herabzusetzen
—: Gott, von Natur doppelt, von Wesen eins, macht auch mich zwiefach,
und wie du siehst, gab er mir auch einen doppelten Namen ein. Dies ist die
Scheidung: Mensch bin ich von Natur, von Gnaden Gott (Jena MDCCCCIX,
S. 48). Schön ist z. B. die Übersetzung gleich in der 1. Hymne: Veni, Lumen
nunquam occidens. Veni, omnium salvandorum vera exspectatio (MG 120,
508): Komm abendloses Leuchten. Komm, ersehnt von allen, die nach Erlösung
dürsten (S. 7). Ob man aber, die Güte der Kirchhoffschen Übersetzung
uneingeschränkt, diese „ohne Bedenken" Seminarübungen zugrunde legen
kann (S. 296), möchte ich doch in Abrede stellen. Ich sehe einmal davon ab,
dall man eigentlich neben den lateinischen Text den griechischen wegen seiner
unübersetzbaren Intimitäten legen müßte. Er ist gewiß kaum zu beschaffen,
indessen Holl bringt ja eine ganze Blütenlese der wesentlichsten Stellen. Aber
selbst aus dem lateinischen Text lassen sich einfach manche Spezifica nicht ins
Deutsche übersetzen, wodurch dem Studenten Wesentliches im Inhalt und in der
Formulierung verloren geht. Ich bringe nur ein Beispiel: das Wortspiel
zwischen monachus und /wtd^ei)' MO 120, 542; Kirchhoff, S. 99) und seine
damit zusammenhängenden tieferen Bedeutungen sind im Deutschen nicht
wiederzugeben. Außerdem würden dadurch unbestreitbare Unterschiede im
griechischen und lateinischen theologischen Denken und seiner Frömmigkeit
(s. auch Holl, S. 220) allzu billig nivelliert werden.

Wer aber, des Griechischen nicht mächtig, etwas vom Geist der byzantinischen
Mönchsmystik erfahren will, oder wer ohne wissenschaftliche Nötigung
dasselbe tun möchte, dem sei diese Übersetzung Kirchhoffs empfohlen.

Halle/Saale Konrad Onasch

Handbuch für rechtgläubige (orthodoxe) Christen. Hersbruck: orthodoxer
Kirchenverein „Petrus und Paulus" 1948. 220 S. 8°.

Nach dem zweiten Weltkrieg war ein Bedürfnis nach einer
deutschen Fassung der orthodoxen (griechischen und slawischen
) Gottesdienstordnung spürbar, wie man es vorher nicht
bemerkt hatte. Die verdienstvollen liturgischen Übersetzungen
des orthodoxen Propstes A. Maltzew (Berlin) um die Jahrhundertwende
waren im wesentlichen Interessenobjekt einiger
Spezialisten geblieben. Sie waren außerdem stilistisch nicht
zureichend und überdies vergriffen. Ein Handbuch für den
Gottesdienst in deutscher Sprache war nicht nur zu einem
orthodoxen, sondern zu einem gesamtkirchlichen Erfordernis
geworden. So ist die Energie zu begrüßen, mit der ein kleiner
Kreis in Deutschland lebender Orthodoxer mit kirchlicher
Genehmigung diese Lücke zu schließen versuchte. Der erste,
im Jahre 1948 herausgegebene Band enthält 3 Teile: 1. Das
Gebet („Das Gebet zu Hause"; „Der Gottesdienst"; dazwischen
eingeschoben: „Das Lesen des Wortes Gottes"), 2. Die
Sakramente, 3. Erläuterungen über einige Punkte der Lehre.
Das Buch ist — als einziges vorhandenes Hilfsmittel — in den
praktischen Gebrauch übernommen worden und hat schon
manche Dienste der Verständigung geleistet. Doch wird voö
maßgeblicher orthodoxer Seite mitgeteilt, daß eine Fortsetzung
des vorliegenden ersten Versuchs in dieser Form nicht
beabsichtigt ist. Die Ausarbeitung der Ubersetzungen und der
Erläuterungen wird von derselben Stelle aus als nicht ausreichend
bezeichnet. So erübrigt es sich, an dieser Stelle auf
sachliche und grammatische Fehler, sowie auf stilistische Un-