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Ausgabe: | 1952 Nr. 9 |
Spalte: | 564-565 |
Kategorie: | Systematische Theologie: Allgemeines |
Autor/Hrsg.: | Schneider, Friedrich |
Titel/Untertitel: | Kennen und Erkennen 1952 |
Rezensent: | Werner Schultz |
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Theologische Literaturzeitung 1952 Nr. 9
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arbeitete Buch des reichbelesenen Autors seinen Wert behalten.
Es ist die erste, umfassende Darstellung von Gregors Bildtheologie
, die den ganzen Fragenkomplex sachlich behandelt
und somit eine brauchbare Zusammenfassung unserer bisherigen
Erkenntnisse darstellt.
Mainz Walther Völker
Mohrmann, Christine: Tertullianus, Apologeticum en andere Geschritten
uit Tertullianus' voor-montanistischen Tijd. ingeleid, ver-
taald en toegelicht. Utrecht: Het Spectrum 1951. CXII, 365 S. 8° =
Monumenta christiana eerste reeks Deel III.
Balthasar, H. Urs von: OrigeneS, Geist und Feuer. Ein Aufbau aus seinen
-Schriften. 2., durchgs. Aufl. Salzburg: Otto Müller 1951. 542 S.
Perl, C. J.: Augustinus, Der Gottesstaat. In deutscher Sprache mit einer
Einführung. Salzburg: Otto Müller 1951. 1. Bd. (Buch I—VII). 446 S.
Daß in der Gegenwart das Interesse für die Literatur,
Kultur und Frömmigkeit der Väterzeit in außerordentlichem
Maße gewachsen ist, bezeugen nicht nur die unerhört reichen,
in allen Kulturländern betriebenen einschlägigen fachwissenschaftlichen
Forschungen, sondern ebenso auch das Erscheinen
von zahlreichen Ubersetzungen von Väterschriften, die in
vielen Ländern, sei es in Serien, sei es als Einzelgänger auf den
Markt geworfen werden.
1. Die bekannte Spezialistin für altchristliche Latinität
Ch. Mohrmann legt in einer neu begründeten holländischen
Serie die Ubersetzung von acht Tertullianschriften vor (Apologeticum
, De praescriptione haereticorum, Ad martyres, De
spectaculis, De baptismo, De paenitentia, De patientia, Ad
uxorem). Ich mache auf diesen Band deshalb aufmerksam, weil
die Verf. in der ausführlichen Einleitung (S. XIII—CXII) sowohl
wie in den kommentierenden Anmerkungen, die u. a.
auch beachtliche textkritische Vorschläge bringen, manches
zu sagen weiß, was auch den Fachmann interessieren wird.
2. Weiteren Kreisen ist das Schrifttum des großen Ori-
genes bis heute fast unbekannt. Nur wenige seiner Schriften
sind in Ubersetzungen zugänglich. U. von Balthasar schenkt
uns in der durchgesehenen zweiten Ausgabe seiner das gesamte
Schrifttum berücksichtigenden, nach systematischen Gesichtspunkten
getroffenen Auswahl eine dankbar zu begrüßende Einführung
in die religiös-theologische Gedankenwelt des genialen
Alexandriners. Die von einem Kenner gebotenen Texte werden
auch auf ihrem zweiten Gang interessierte Leser finden.
3. C. J. Perl ist längst als zuverlässiger Augustinus-Ubersetzer
bekannt. Dem jetzt erschienenen 1. Band der auf drei
Bände verteilten Übertragung der Civitas Dei Augustins, der
die Bücher 1—7 bringt, ist S. 5—38 eine ausführliche Einleitung
vorausgeschickt, die in die Zeit und Gedankenwelt des
Kirchenvaters, aus der das berühmte Werk erwachsen ist,
weitere Kreise trefflich einführt.
Würzburg Berthold Altaner
Green, William M.: Initium omnis peccati SUperbia. Augustine on Pride
as the First Sin. Berkeley u. Los Angeles: University of California Press
1949. S. 407—432. gr. 8° = University of California Publications in classical
Philology. Vol. 13, No. 13.
In seiner moralgeschichtlichen Studie zeigt der Verf. zunächst
, daß Augustinus im Verlauf seiner langen schriftstellerischen
Laufbahn immer wieder und konsequent die Sünde
des Hochmuts nicht nur als Hauptsünde, sondern auch als
Quelle aller anderen Sünden nachgewiesen und herausgestellt
hat. Die Beurteilung ist für Aug. in der Hl. Schrift Grund gelegt
. Green verfolgt dann dieselben Gedankengänge im He-
nochbuch, in der antiken griechischen Literatur und bei Irenaus
und vor allem bei Origenes, der wohl auf dem Wege über
Ambrosius auf Augustinus eingewirkt hat. Schließlich macht
der Verf. auf die eigenen von Augustinus in seinen Confessiones
berichteten Erfahrungen, die im Zusammenhang mit seiner
Tätigkeit als Rhetor und seinen Auseinandersetzungen mit
Manichäern (Faustus) stehen, aufmerksam. Mit Recht macht hier
Chr. Mohrmann in ihrer Anzeige dieses Aufsatzes in den Vigi-
liae Christianae 1950, 127L unter Anführung von 3 Textstellen
ergänzend geltend, daß Augustinus auch auf Grund eigener
seelischer Erlebnisse und Versuchungen die Gefährlichkeit
der superbia kannte.
S. 426 A. 92 zitiert Green Confess. 7, 9, 13, wo von einem
„maßlos aufgeblasenen Neuplatoniker", der Augustinus auf
neuplatonische Schriften hingewiesen hat, die Rede ist; hierzu
sind die wichtigen Feststellungen von P. Courcelle, Les lettres
grecques en Occident, 1948, 126—128 und seine Recherches
sur les Confessions de S. Augustin, 1950, 153—155, 208—210,
253—255 über den Philosophen und Staatsmann Mallius Theo-
dorus zu vergleichen. Die Diss. von C. A. Oberstar, S. Augustini
Doctrina de vitio capitali superbiae, Lubljana 1940 ist dem
Verf. erklärlicherweise unbekannt geblieben.
Würzburg Berthold Altaner
Rüther, Theodor, Dr: Die sittliche Forderung der Apatheia in den
beiden ersten christlichen Jahrhunderten und bei Klemens von Alexandrien
. Ein Beitrag zur Geschichte des christlichen Vollkommenheitsbegriffes.
Freiburg: Herder 1949. X, 117 S. gr. 8° = Freiburger Theologische Studien,
hrsg. v. A. Allgeier u. J. Vincke, 63. H. Kart. DM 5.—.
Eine mit Fleiß und Akribie, guter Sachkenntnis und reifem
Urteil verfertigte Arbeit, die eine angenehme Lektüre bietet
. Ein reiches Material ist verarbeitet: hellenistische Philosophie
, AT und NT, das altchristliche Schrifttum bis c. 200;
etwa die Hälfte des Buches (S. 50—102) ist Clemens Alexandri-
nus gewidmet, zu dem der Verf. schon vor einem Menschenalter
eine Monographie beigesteuert hat (vgl. ThLZ 1923, Sp.36f.).
Jena Karl Heussi
SYSTEMATISCHE THEOLOGIE
Matthews, w. R., k. C. v.o., d.d., d.Litt., Dean: The Problem of Christ
in the Twentieth Century. An Essay on the Incarnation. London: Oxford
University Press 1950. IX, 88 S.8°. = The Maurice Lectures, 1949. geb.7s.6d.
Verfasser entwickelt m den beiden ersten Kapiteln seines
Schriftchens (The Historical Jesus und The Classical Theology
— gemeint ist Christologie) die These, daß die altkirchliche
Form der Christologie (Zwei-Naturen-Lehre) durch die historische
Forschung überholt sei. Diesem kritischen Teile stimme
ich weitgehend zu.
Der Versuch zur Entwicklung einer neuen Christologie
(Towards a modern Christology) legt die Forschungen der modernen
Psychologie zugrunde (Tiefenpsychologie, Gestaltpsychologie
, Behaviourism, Strukturpsychologie). Jesus hat „Libido
" wie andere Menschen (sonst wäre er kein wirklicher Mensch
gewesen), aber eine durch ein vollkommenes „Gottesbewußtsein
" (Anlehnung an Schleiermacher) kontrollierte Libido. Er
war versuchlich, aber ohne Sünde. Er besaß „telepathische"
Kräfte, ein übersinnliches Empfindungsvermögen (extra-sen-
sory perception) und die Gabe der göttlichen Inspiration, die
folgendermaßen beschrieben wird: „The .inspired' person . . .
is enabled to reach a level of skill, insight, or perception of the
wül of God which is not possible for him in Iiis normal existence
and, when under the influence of the inspiration, he cannot
doubt that what he creates, thinks or Utters is inevitable and
right" (S. 80). Insofern ist er das „pattern" (das englischeÄqui-
valent für den Begriff der „Gestalt" in der deutschen Gestaltpsychologie
) Gottes. Er ist der wahre Mensch, weil er der Gottmensch
ist. Denn „it is not man who is human but God"; Gott
allein ist wirklich menschlich. Auf den Begriff der Persönlichkeit
angewendet, folgt daraus, daß sie a matter of degree ist.
Man kann mehr oder weniger „Person" sein, und niemand von
uns ist es im Vollsinn des Wortes. „Ein Personleben, von dem
man sagen könnte, daß es gestalthaft den innerzeitlichen Willen
Gottes repräsentiert, würde die vollkommene Offenbarung
Gottes sein" (S. 71).
Den Mangel dieses Versuchs einer neuen Christologie sehe
ich (abgesehen von der Verwendung der erwähnten psychologischen
Begriffe, die in mehr als einer Hinsicht problematisch ist)
darin, daß sie zu sehr im allgemeinen bleibt, genau so wie die
alte Zwei-Naturen-Lehre. Richtig ist, daß wir vom historischen
Jesus ausgehen müssen (ich teile die skeptische Ansicht nicht,
daß wir so gut wie nichts von ihm wissen können). Einen Menschen
historisch verstehen, heißt ihn von gewissen allgemeinmenschlichen
Kategorien aus verstehen. Es könnte aber sein,
daß sie bei Jesus nicht ausreichen. Dann entsteht die Frage: Ist
Jesus aus der Geschichte zu verstehen oder muß die Geschichte
von ihm her verstanden werden ? Kann er von einem allgemeinen
(psychologischen oder soziologischen oder historischen) Begriff
des Menschen und des Menschenmöglichen verstanden
werden oder ist er der Maßstab des wahrhaft Menschlichen und
Menschenmöglichen ? Eine Christologie von heute sollte auch
eine Kritik der methodischen Voraussetzungen des „historischen
Denkens" und der ja sehr verschiedenen Psychologien
sein. Verfasser klagt über die Zusammenhanglosigkeit (in-
consistency) der heutigen Philosophie und Wissenschaft, diedem
Theologen von heute keine allgemein anerkannten Begriffe liefert
. Vielleicht ist die Christologie dazu berufen, ihr das Zentrum
zu geben, das sie sucht, aber von sich aus nicht zu finden vermag.
Sympatisch berührt die große menschliche Bescheidenheit
des Verfassers, als Theologe ist er viel zu bescheiden.
Immerhin: Sein Buch ist ein begrüßenswerter Vorstoß.
Mainz Friedrich Delekat
Schneider, Friedrich: Kennen und Erkennen. Ein Lehrbuch der Erkenntnistheorie
. Gütersloh: Bertelsmann 1949. 556 S. gr. 8". DM16.—;
Hlw. DM 19.—.
Das Anliegen des Verfassers ist zutiefst ein theologisches.
Es ist ausgerichtet gegen das neuzeitliche, „nicht mehr Ab-
f