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Ausgabe:

1952 Nr. 9

Spalte:

559-560

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Driver, Godfrey Rolles

Titel/Untertitel:

The Hebrew scrolls from the neighbourhood of Jericho and the Dead Sea 1952

Rezensent:

Rost, Leonhard

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559

Theologische Literaturzeitung 1952 Nr. 9

560

unter besonderer Berücksichtigung der neuen Arbeiten, von
S.N.Kramer. — G. J. Botterweck, Der sog. hattische Bericht
über die Schlacht bei Qades, ein verkannter Brief Ramses' II.
(S.26—32), behandelt und ergänzt den Text KBo I 15 + 19
mit Hilfe einer Reihe von Paralleltexten. — E.Pritsch, Zur
juristischen Bedeutung der subanti-Formel (S.172—187), verweist
auf die rechtsgeschichtliche Bedeutung des Darlehensvertrags
im alten Zweistromland. — R.Paret, Die Bedeutung
des Wortes baqiya im Koran (S. 168—171), bietet das Material
zu diesem seiner Herkunft nach noch unerklärten Begriff dar.
— O. Spies, Uber den Ursprung des Freitags als Gottesdiensttag
im Islam (S.246—264), zeigt, wie eine ,,Versammlung" in
Medina schon vor der Hidschra üblich wurde und wie die Bestimmung
des Freitags als „Versammlungstag" auf eine Weisung
Muhammeds zurückging, der dabei an die „Paraskeue"
des Judentums und an die Bedeutung des Freitags im östlichen
Christentum (als Kreuzigungstag), vor allem aber an altara-
bisch-mekkanisches Brauchtum anknüpfte. — W.Hoener-
bach, IsaiasbeiTabari (S. 98—119), stellt eine Fülle von Material
apokrypher Traditionen über Jesaja im frühen Islam zusammen.

Die Festschrift wird abgeschlossen mit einer von G.J.
Botterweck zusammengestellten Bibliographie Friedrich
Nötschers (S.289—292).

Bonn Martin Noth

Eichrodt, Walther: Gottes Ruf im Alten Testament. Die alttestament-
liche Botschaft im Lichte des Evangeliums. Zürich: Zwingli-Verlag [1951].
128 S. kl. 8°. kart. sfr. 5.70.

In einem gefälligen, auf seinem Umschlag mit Holzschnitten
eines Dürerschülers geschmückten Bändchen der Zwingli-
bücherei legt Eichrodt die Auslegung von 5 alttestamentlichen
Texten vor. Unter den Stichworten Offenbarung (Ps. 24), Erwählung
(Gen. 12, 1—3), Glaube (Jes. 7, 1—17; so ist auch die
Uberschrift S. 59 richtigzustellen), Dienst (Jer. 7, 1—15) und
Vollendung (Ps. 96) sollen sie die bedeutsamsten Gehalte der
alttestamentlichen Verkündigung behandeln und so, .GottesRuf
im Alten Testament'' in einer knappen Skizze zu Gehör bringen.

Die Arbeit ist als Dienst praktischer Schriftauslegung für
die Gemeinde gedacht. Sie verficht kerne neuen wissenschaftlichen
Thesen. Doch verwertet sie wissend die Erkenntnisse der
neueren Auslegungsarbeit und vermag manche Feinheit der
biblischen Aussagen an den Tag zu bringen. Alle Aufmerksamkeit
ist darauf gerichtet, die biblischen Gehalte auch für den
Christen in ihrem bleibenden Anredecharakter hörbar zu machen
. Die Aktualisierung des alttestamentlichen Wortes im Zusammenhang
der Christusbotschaft wird nachdrücklich herausgearbeitet
. Eine gelegentliche paraenetische Breite mag mit
der besonderen Abzweckung der Arbeit, die zuerst auf einer
Lehrertagung vorgelegt wurde, zusammenhängen.

Zu fragen ist dagegen, ob die Thematisierung der Texte
nicht da und dort zu leichten Verzeichnungen zwingt. Ist es
glücklich, Ps. 24 unter das Stichwort Offenbarung zu rücken ?
Ist die Feststellung, daß das Einzugslied Ps. 24, 8—10 „der altberühmten
Kanaanäerburg den bisher unbekannten und verachteten
. . . Gott Israels gegenüberstellt", wirklich exegetisch
aus dem Text gewonnen und nicht vom heimlichen Skopus der
Christusverkündigung her eingetragen ? Auch die Unterstellung
von Ps. 96 unter das Stichwort Vollendung dürfte eine einseitige
Betonung der dem Psalm gewiß nicht fehlenden eschatolo-
gischen Komponente im Gefolge haben und darin die Viel-
dimensionalität des Psalms verkürzen. Das führt zu der weiteren
Frage: Ist die Gefahr einer verchristlichenden „Hochdeutung"
und im Zusammenhang damit einer Verwischung der alttestamentlichen
Eigenart der Texte ganz vermieden ? Das „Verfluchen
" von Gen. 12, 3 ist sehr beiläufig abgetan. Die massive
, im späteren Alten Testament in ihrer Erfüllung gezeigte
„LohnVerheißung" der Volkwerdung Abrahams (Gen. 12, 2) ist
zu schwach bewertet. Die Einmaligkeit der prophetischen Situation
von Jes. 7 ist schnell im Sinn des Allgemeingültigen ausgewertet
. Hinter all diesen Einzelbemerkungen steht die zusammenfassende
Frage, ob nicht der streng in seinem Eigenwort
gelesene alttestamentliche Text das geschichtliche Volk
Israel als das Volk der Verheißung viel dringlicher zu Gesicht
bringt, als es die vorliegende Auslegung verrät. So daß, wer den
„Ruf Gottes im Alten Testament" hört, sich sehr dringend zuerst
vor die Frage „Israel" gestellt sieht.

Göttingen Walther Zimmerli

Driver, G. R., M. A., F. B. A., Prof.: The Hebrew ScrollS from the Neigh-
bourhood of Jericho and the Dead Sea. London: Geoffrey Cumberlege, Oxford
University Press 1951. 51 S.,3Taf.8° = Friends of Dr. Wiliiams's Library
, Fourth Lecture 1950. kart. s 3.6.

Der unverändert im Druck erscheinende Vortrag ist am
10.10. 50 gehalten worden. Er gibt eine sehr ausführliche Fundgeschichte
der hebräischen Rollen von H. Qumrän am Toten
Meer mit besonderer Betonung der ungeklärten und kaum mehr
aufzuklärenden Punkte. Das Hauptproblem ist für den Verf.
das Alter der Rollen. Mit großer Sorgfalt und zum Teil zu weitgehendem
Mißtrauen untersucht er die verschiedenen Wege,
diese Frage zu beantworten, und sieht auch hier vor allem die
Schwächen. Dabei steht er unter starkem Einfluß der Einwände
Zeitlins und hält die Jesajarolle, die er in den Mittelpunkt
seiner Erwägungen stellt, für nachchristlich. Der terminus post
quem liege nach der tannaitischen Periode zwischen Mischna
und Talmud, und den terminus ante quem setzt er auf rund
800 n. Chr. Nun lagen ihm außer dem Jesajatext nur die ersten
Proben des Manual of Discipline und des Habakkuk-Kommen-
tars vor und außerdem die Auswahlveröffentlichungen Suke-
niks, denen leider immer noch nicht die Ausgabe der gesamten
Texte gefolgt ist Noch nicht bekannt waren ihm auch die Ergebnisse
der Ausgrabung von Hirbet Oumräu. So hält der
kluge Vortrag eine wichtige Etappe in der Erforschung fest und
mahnt zur Vorsicht und Behutsamkeit, ist aber in seinen Ergebnissen
überholt. Und das ist schade; denn gerade von Dri-
vers kenntnisreicher Sorgfalt ist in diesen Fragen noch viel zu
erwarten. Aber augenblicklich jagen sich auf diesem Gebiet die
Funde (vgl. zuletzt ThLZ 77 (1952) Sp. 277 ff. und Sp. 317 ff.).
Berlin Leonhard Rost

ALTE KIRCHE

DÜrig, Walter, Prof. D. Dr.: ImagO. Ein Beitrag zur Terminologie und
Theologie der römischen Liturgie. München: Zink 1952. XX, 190 S. gr. 8°
= Münchener Theol. Studien. Im Auftr. d. Theol. Fak. München hrsg. v.
F. X. Seppelt, J. Pascher, K. Mörsdorf. II. Syst. Abt., 5. Bd. DM 12.—.
Unter dem Einfluß der in erster Linie von klassischen
Philologen betriebenen Forschungen wurde auch im Bereich
der historischen Theologie die Bedeutung und die Wichtigkeit
von exakt philologisch durchgeführten begriffsgeschichtlichen
Arbeiten erkannt, und zunächst waren es Exegeten und Patro-
logen, dii in dieses Neuland der Forschung vorstießen. Die
liturgische Theologie, die auf diesem Gebiet noch im Rückstand
ist, sucht in jüngster Zeit langsam aufzuholen; vgl. dazu
den instruktiven Forschungsbericht von W. Dürig im Liturgischen
Jahrbuch I 1951, 32—47.

Der Verf. der hier anzuzeigenden Schrift hat sich bereits
durch mehrere einschlägige Beiträge als zuverlässig arbeitenden
Spezialisten ausgewiesen. Jetzt legt er eine umfangreiche
Monographie über den Imago-Begriff vor, mit dem sich die
Exegeten für ihren Bereich schon mehrfach beschäftigt haben.
Zunächst wird S. 9—47 der Sprachgebrauch von Eikon-Imago
in der griechisch-hellenistischen Literatur, ferner bei Paulus,
in der römischen Profanliteratur, üi der Vulgata und schließlich
bei einzelnen hierfür wichtigen kirchlichen Autoren der
Väterzeit (Tert., Ambrosius, Cassian, August, und Leo d. Gr.)
untersucht.

Wie vielseitig und nuanciert die mit dem Imago-Begriff
in den liturgischen Quellen verbundenen Vorstellungen sind,
läßt bereits eine Aufzählung der von D. gemachten Feststellungen
ahnen. Imago-Bild oder Abbild-Zeichen-Bildwirklichkeit
im Kultmysterium-Gleichgestaltetwerden des Christen
mit Christus-Aussage über die Gottebenbildlichkeit des Logos.
Um in der Ausdeutung der Texte sicher zu gehen, ist der Verf.
bemüht, seine Behauptungen durch ständige Querverbindungen
zu der hierfür in Betracht kommenden zeitgenössischen
Literatur zu illustrieren und zu kontrollieren. Da sich die weitaus
meisten Imagotexte der liturgischen Quellen auf die
Gottesebenbildlichkeit des Menschen beziehen, wird diese vorherrschende
Bedeutung erklärlicherweise am ausführlichsten
behandelt (S. 82—180). Hier werden deshalb die in der Bibel
und in der Väterliteratur nachzuweisenden parallelen oder verwandten
Aussagen einleitend herausgestellt. Wir erfahren in
der wohl dokumentierten Darstellung, was über die Seele als
Trägerin der Gottesebenbildlichkeit, d. h. als Abbild der
höchsten Vernunft, Gerechtigkeit und Heiligkeit gelehrt wird.
Die Seele wird aufgefaßt als Ausprägung der von Gott geschaffenen
Imago Dei, und deshalb ist sie ausgestattet mit
einer besonders intensiven Gotteserkenntnis und der Glückseligkeit
eines dauernden Anblicks des Schöpfers. Weiterhin
sprechen die Quellen von der Herrscherstellung des Menschen
als einer Ausstrahlung der Gottesebenbildlichkeit, und schließlich
lassen sich eine Reihe von Aussagen darüber zusammenstellen
, in welchem Sinn und LTmfang der Leib an der Gottesebenbildlichkeit
teilzunehmen vermag. Gerade die zuletzt erwähnten
Darlegungen werden in besonderem Maße den theologischen
Systematiker interessieren.

Drei verschiedene sorgfältig gearbeitete Register, dar-