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1952 Nr. 8

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Theologische Literaturzeitung 1952 Nr. 8

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den Bischofslisten unter Zuziehung der alexandr., jerusal. und römischen untersucht
. Mir scheint die Hypothese der Beachtung mindestens in hohem Maße
wert, daß die Gleichzeitigkeit des Jakobus-Simeon mit Euodius-Ignatius eine
später gemachte ist, daß die kurze antiochenische Bischofsliste (bekanntlich bis
Theophilus exit. saec, sec. 6 Namen) nicht bis auf die Apostelzeit, sondern bis
auf den wirklichen Anfang des Episkopats in Antiochia zurückreicht und daß
deshalb Euodius etwa unter (Trajan-)Hadrian, Ignatius unter (Hadrian-)Pius
anzusetzen ist. Ganz interessant bleibt die an sich nicht zu beweisende Beobachtung
, daß, setzt man die Zeit des Theophilus-Antiochia = Viktor von Rom =
Demetrius Alex., eine Rückrechnung um 5 Glieder für Antiochia bis auf Ignatius
, für Rom auf den Bischof Pius (139—154), für Alexandria auf Markus (145
bis 155) führt. Für Jerusalem steht die Sache bekanntlich noch ganz anders.
Für mich ist nun ein Hauptteil der Schwierigkeiten weggeräumt, wenn ich die
Briefe einerseits für echt, andrerseits nicht vor 145—150 abgefaßt halten kann.
Wichtig aber wäre mir, wie gesagt, zu wissen, ob ein andrer schon dieser Sache
nachgegangen ist. Das werden Sie ja wissen; in Ihrem Buche, wenn ich nicht
flüchtig gewesen bin, führen Sie aber eine solche Hypothese nicht an.

Ich habe noch 9 Stunden Dogmengeschichte zu lesen, schließe am 8. August
und begebe mich sofort nach Livland. Mit einem Seebad und einem damit
verbundenen Besuch bei Ihnen wird es also leider nichts. Ich bin körperlich
leider recht abgespannt und moralisch durch das dogmengeschichtliche Kolleg
mißgestimmt; denn ich habe über vieles sprechen müssen, was ich noch nicht
verstehe.

Hoffentlich befinden Sie sich wohl wie auch Ihre verehrte Frau Gemahlin
und Ihre Kinder. Ich bitte, sie bestens zu grüßen. Die Erholung der Ferien wird
auch Ihnen erfreulich sein. Gott befohlen

Ihr treuer Adolf Harnack.

VI.

(Poststempel Gießen) 1. März 1882

Lieber Herr Kollege!

Das nennt man Überraschungen! Vielen Dank für diese neue Gabe. Das
Thema interressiert mich um so mehr, als ich vor 6 Jahren in dem akademischen
Dozentenverein zu Leipzig über die altkirchlichen Grundlagen der Faustsage
einen Vortrag gehalten habe und da auch auf „Cyprian" eingegangen bin. Dann
hat mich die Arbeit an den Thekla-Akten wieder auf ihn geführt. Vor etwa 4 Jahren
gab mir Gardthausen die Abschrift eines tachygraphischen Codex, in welchem
er nur die Eigennamen vorerst bestimmt hatte (griechisch): es war nicht leicht
festzustellen, daß hier die Cyprianlegende vorlag. Interessiert Sie das noch, so

kann ich mich bei Gardthausen erkundigen. Zu Ihrer Liste der „Cypriani" (S.
101 n. 1) ist das Dictionary of Christian Biography I p. 755 zu vergleichen, wo
noch mehrere vorgeführt sind (der Diakon dort sub 5 ist wohl mit dem Diakon
bei Augustin ep. 71 identisch). Daß Fell's Hypothese unhaltbar, war auch mir
klar geworden. Daß der Held der orientalischen Sage „Cyprian" geheißen habe,
ist mir zweifellos. Merkwürdig nur, wie rasch die orientalische Legende, welche
die beiden Cypriani verknüpfte, in den Westen gekommen ist! Der Schluß der
Schlußbetrachtung (S. 133) wird Ihnen nicht unbeanstandet bleiben: darauf
sind Sie natürlich gefaßt. Ich finde auch, daß Oettingen den Faust Goethes in
ein falsches Licht gerückt hat und teile Ihre Ansicht, daß rüstige Kulturarbeit
so wenig Protestantismus ist als die Eliminierung jeder wirklichen Reue evangelisch
. Indessen verträgt der Schluß des 2. Teiles doch noch eine andere Kritik
als die harte, welche Sie in dem Satz: „ritterlich und edel ist es jedenfalls nicht
gedacht" zusammengefaßt haben.

Hoffentlich geht es Ihnen und den Ihrigen wohl. Es grüßt Sie bestens

Ihr ergebener Harnack.

VII.

Berlin-Grunewald, 9. 10. 29

Dem Senior der theologischen Wissenschaft, von dem alle ihre Jünger seit
mehr als 60 Jahren gelernt haben, und dem hochverehrten Kollegen, dem ich
seit dem Jahre 1869 in Dankbarkeit reichste Anregung, Belehrung und Berichtigung
schulde, sende ich zum Eintritt in das 92. Lebensjahr die besten und
herzlichsten Glückwünsche. Möge Ihnen auf dem Hochplateau des hyperbiblischen
Lebensalters lange noch Gesundheit und Arbeitskraft erhalten bleiben.

Verehrungsvoll
v. Harnack.

VIII.

Berlin-Grunewald, 20. 12. 29

Hochverehrter Herr Kollege!

Besten Dank für Ihr „Altes und Neues", das ich mit Freude empfangen
und gern und mit Nutzen gelesen habe. Ihr Brunnen spendet aus vielen Röhren;
da hält man gerne sein Glas unter!

Mit herzlichem Weihnachtsgruß
stets Ihr ergebenster
v. Harnack.

VON PERSONEN

Zum 75.Geburtstag Waller Bauers

am 8. August 1952

wurde außer der von Fachgenossen vorbereiteten Festschrift und den Glückwünschen
der Göttinger Kollegen von Prof. Anton Fridrichsen/Uppsala eine
Adresse übergeben. Sie ist unterzeichnet von 18 skandinavischen Neutesta-
mentlern und einer großen Zahl englischer und amerikanischer Kollegen und
bringt dem inter sacrae philologiae neotestamenticae investigatores et prae-
ceptores louge principi ordinis theologorum Gottingensis lumini ac decori die
herzlichsten Glückwünsche dar. Herausgeber und Verleger der Theologischen
Literaturzeitung schließen sich diesen Glückwünschen von ganzem Herzen an
und gedenken besonders der aufopferungsvollen Arbeit Walter Bauers, welcher
lange Jahre als Herausgeber der Zeitschrift verantwortlich zeichnete.

Bibliographie Walter Bauer

(zusammengestellt von Claus-Hunno Hunzinger)

1. Selbständige Veröffentlichungeu:

1. Mündige und Unmündige bei dem Apostel Paulus. Diss. Theol. Marburg
1902: Bauer, 44 S.

2. Der Apostolos der Syrer in der Zeit von der Mitte des vierten Jahrhunderts
f bis zur Spaltung der syrischen Kirche. Gießen: Ricker 1903. IV, 80 S.

3. Das Leben Jesu im Zeitalter der neutestamentlichen Apokryphen. Tübingen
: Mohr 1909. XV, 568 S.

4. Die katholischen Briefe des Neuen Testaments. Tübingen: Mohr 1910. 64 S.
(= Religionsgeschichtl. Volksbücher I 20).

5. Die Evangelien. II. Johannes. Tübingen: Mohr 1912. IV, 189 S. (» Handb.
z. N.T. II 2).

6. Pea (Vom Ackerwinkel). Text, Übersetzung und Erklärung. Nebst einem
textkritischen Anhang. Gießen: Töpelmann 1914. V, 74 S. (= Die Mischna,
hrsg. v. G. Beer u. O. Holtzmann. I. Seder. Zeraim. 2. Traktat).

7. Die Apostolischen Väter. II. Die Briefe des Ignatius von Antiochia und der
Polykarpbrief. Tübingen: Mohr 1920. II u. S. 185—298 (= Handb. z. N.T.
Erg.-Band 2).

8. Das Johannesevangelium. 2., völlig neubearb. Aufl. Tübingen: Mohr 1925.
III, 244 S. (= Handb. z. N.T. 6).

9. „Jedermann sei Untertan der Obrigkeit." Festrede zur Reichsgründungsfeier
der Georg August - Universität am 18. Januar 1930. Göttingen:
Dieterich 1930. 19 S.

10. Der Wortgottesdienst der ältesten Christen. Tübingen: Mohr 1930. 64 S.
(= Sammlung gemeinverst. Vorträge und Schriften aus d. Gebiet d. Theol.
u. Religionsgesch. 148).

11. Dammai (Vom Zweifelhaften). Text, Übersetzung und Erklärung. Nebst
einem textkritischen Anhang. Gießen: Töpelmann 1931. VI, 70 S. (= Die
Mischna, hrsg. v. G. Beer, O. Holtzmann, S. Krauß. I. Seder. Zeraim.
3. Traktat).

12. Heinrich Julius Holtzmann (geb. 17.'Mai 1832). Ein Lebensbild. Gießen:
Töpelmann 1932. 50 S. (= Aus d. Welt d. Religion. Bibl. Reihe. 9).

13. Das Johannesevangelium. 3., verb. u. verm. Aufl. Tübingen: Mohr 1933.
253 S. (= Handb. z. N.T. 6).

14. Die Oden Salomos. Berlin: de Gruyter 1933. 81 S. (= Kl. Texte. 64).

15. Rechtgläubigkeit und Ketzerei im ältesten Christentum. Tübingen: Mohr
1934. VII, 247 S. (= Beitr. z. hist. Theol. 10).

16. Griechisch-Deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments
und der übrigen urchristlichen Literatur. 3., völlig neu bearb. Aufl. Berlin:
Töpelmann 1937. XII S., 1490 Sp. [vgl. Nr. 20].

17. Dasselbe. 4., völlig neu bearb. Aufl. Berlin: Töpelmann 1949ff. Bisher erschienen
: Lieferung 1—6. A-fivoTrjgiOV. S. VII—XIV, Sp. 1—960.

2. Neubearbeitungen:

18. H. J. Holtzmann: Evangelium, Briefe und Offenbarung des Johannes. 3.,
neubearb. Aufl., besorgt v. W. B. Tübingen: Mohr 1908. XIII, 504 S.
(= Hand-Commentar z. N.T. 4).

19. H. J. Holtzmann: Lehrbuch der neutestamentlichen Theologie. 2 Bd. 2.
neu bearb. Aufl., hrsg. v. A. Jülicher u. W. B. Tübingen: Mohr 1911. XX,
580 u. XV, 615 S.