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Ausgabe:

1952 Nr. 7

Spalte:

415

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Volz, Paul

Titel/Untertitel:

Prophetengestalten des Alten Testaments 1952

Rezensent:

Rudolph, Wilhelm

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415

Theologische Literaturzeitung 1952 Nr. 7

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neuen Bund, gibt ihr den König, der sie zum Heil führt, zur
Anbetung des Einen in einem Geiste, in seinem Geiste, der
sie heiligt." Die sachliche Bezogenheit des Neuen Bundes auf
den Alten und des Alten auf den Neuen Bund hätte m. E. (gerade
für den offenbar angenommenen Leserkreis!) noch deutlicher
herausgestellt werden müssen. Vielleicht kann eine
zweite Auflage hier noch weiterführen, die angedeuteten Linien
breiter ausziehen und dafür manches weniger Wichtige beiseite
lassen.

Bethel Johannes Fichtner

Volz, Paul, Prof. d.: Prophetengestalten des Alten Testaments. Sendung

und Botschaft der alttestamentlichen Gotteszeugen. Mit 7 Taf. nach Bildnissen
von Michelangelo. Stuttgart: Calwer Verlag 1949. 368 S., 7 Taf. gr. 8°.
Lw. DM 10.80.

Das Buch ist ein unveränderter Abdruck der 1938 erschienenen
Ausgabe. Es ist sehr zu begrüßen, daß es wieder
aufgelegt worden ist, denn es handelt sich um das letzte und
reifste Werk von Paul Volz, in dem der Ertrag eines langen
Forscherlebens zusammengefaßt ist, und das er, wie ich aus
seinem eigenen Munde weiß, mit großer innerer Freudigkeit
niedergeschrieben hat. Es gibt wenig Darstellungen, die so wie
diese einem weiteren Kreis die bleibende Bedeutung der großen
Propheten eindrücklich machen und dabei auch dem Fachmann
Wesentliches zu sagen haben.

Münster i. W. W.Rudolph

Schaeffer, Claude f. a.: Stratigraphie Comparee et Chronologie de

I'Asie Occidentale (IIIe et Iie millenaires). Syrie, Palestine, Asie Mineure,
Perse et Caucase. London: Oxford University Press 1948. XIV, 886 S.
mit 324 Abb. (davon 1—43 im Text, 44—324 auf S. 655—886), 70 Taf.,
9 Falttaf. (Tableaux Synoptiques), 1 Kt. gr. 8° = Veröffentlicht im Auftrag
des Griffith Institute, Ashmolean Museum, Oxford. Lw. £ 4. 4.—.

Der vor allem durch seine erfolgreichen Ausgrabungen im
nordsyrischen Ras Schamra und in Enkomi auf Zypern aller
Welt bekannt gewordene Archäologe Claude F. A. Schaeffer
ist, wie er in dem Vorwort (S. VII—XIII) dieses ganz prächtig
ausgestatteten Werkes darlegt, in den Jahren 1939—1945 aufs
stärkste von mancherlei militärischen Verpflichtungen in Anspruch
genommen und dadurch zunächst an der Vollendung
des damals schon geplanten Buches gehindert worden. Aber
dann ist die Tatsache, daß sein Kriegsdienst ihm London und
Oxford als Aufenthaltsorte zuwies und ihn dazu noch in den
Orient führte, der Wiederaufnahme der Arbeit an seinem
Buche zugute gekommen. Denn der Aufenthalt in London und
Oxford sowie im Orient hat ihn mit Persönlichkeiten, mit
Bibliotheken, mit Museen und auch mit Ausgrabungsstätten
in engere Verbindung gebracht, die ihm für diese Arbeit
mannigfache Anregungen geben konnten.

Eine sehr große Rolle bei der Ansetzung der einzelnen archäologischen
Schichten in den verschiedenen Ausgrabungsstätten
, mit den es unser Buch seinem Titel nach zu tun hat,
spielt die Tatsache, daß eine ganze Reihe der an den einzelnen
Stätten zu beobachtenden Zerstörungen offenbar durch Erdbebenkatastrophen
verursacht worden sind. Derartige, dem
stratigraphischen Befund nach in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts
v. Chr. anzusetzende, Zerstörungen hat Sch. gleich
bei Beginn der Ausgrabung in Ras Schamra, also vor nunmehr
zwei Jahrzehnten, festgestellt, und die durch archäologische
Argumente nahe gelegte Zurückführung dieser Schäden auf
eine Erdbebenkatastrophe fand dabei ihre Bestätigung durch
einen von Abimilki von Tyrus etwa 1365 v. Chr. an Ame-
nophis IV. gerichteten Brief, in dem von einer solchen Heimsuchung
der Stadt Ugarit die Rede ist. Bei einem 1936 in
Hissarlik, der Stätte des antiken Troja, gemachten Besuch
konnte Sch. dann feststellen, daß Troja VI ebenfalls um die
Mitte des 14. Jahrhunderts v. Chr. anzusetzende Erdbebenschäden
zeigt, und genaueres Studium des Ausgrabungsbefundes
ergab, daß noch eine ganze Reihe anderer Stätten
Spuren der Erdbebenkatastrophe von 1365 v. Chr. aufweisen,
nämlich Beit Mirsim1, Jericho, Megiddo, Beth-Sean, Hesy,
Askalon, Tarsus und wohl auch Boghazkeuy in der Mitte
Kleinasiens und Teil Chagar Bazar und Teil Brak in Obermesopotamien
. Ähnliche Erdbebenkatastrophen, die ebenfalls
weite Bereiche Vorderasiens in Mitleidenschaft gezogen haben,
lassen sich für den Ausgang des 18. Jahrhunderts v. Chr. sowie
für die beiden Jahrhunderte 2400—2300 und 2100—2000

') Ich behalte die von Sch. gebrauchten Namensformen im allgemeinen
bei und verwende die im Deutschen gebräuchlichen Formen nur da, wo es sich
um eingebürgerte Namen wie Tarsus und Troja handelt.

v. Chr. nachweisen. Aber so große Dienste die Berücksichtigung
dieser Erdbebenkatastrophen Sch. bei der Erklärung
bestimmter Erscheinungen in den einzelnen Schichten vorder^
asiatischer Ausgrabungsstätten leistet, so hat es das vorliegende
Buch doch keineswegs nur mit derartigen Beobachtungen
zu tun. Vielmehr will es darüber hinaus Ordnung
bringen in die chaotische Masse stratigraphischer und chronologischer
Feststellungen, die von den Ausgräbern der alten
Städte Vorderasiens im letzten halben Jahrhundert gemacht
worden sind. Der Weg, den Sch. dabei einschlägt, ist dieser:
Durch Zusammenstellung der als sich entsprechend anerkannten
„Schichten-Zeugen" (couches-temoins) der verschiedenen
Ausgrabungsstätten gewinnt er feste Punkte für
deren relative Chronologie. Da sich nun die relative Chronologie
von Ras Schamra zu der historischen Chronologie von
Ägypten, Mesopotamien und Kleinasien sowie zu den archäologischen
Ordnungssystemen von Kreta, vom protohistorischen
Griechenland, von Zypern und von Palästina in Beziehung
setzen läßt, ergeben sich für bestimmte „Schichten-Zeugen"
absolute Daten, die eine Berichtigung oder Verbesserung der
bronzezeitlichen Chronologie mancher vorderasiatischen Ausgrabungsstätten
ermöglichen.

Da die in Ras Schamra gewonnenen Ergebnisse die Grundlage
für die einen viel weiteren Bereich, nämlich ganz Vorderasien
, angehende Untersuchung bilden, beginnt — nach dem
der „Beschreibung der Methode" gewidmeten I. Kapitel
(S. 1—7, Abb. 1—3) — die Darstellung auch mit Ras Schamra:
„Stratigraphie und Chronologie der bronzezeitlichen Schichten
von Ras Schamra-Ugarit" (II. Kap. = S. 7—39, Abb. 4—5,
44—56, 305—307, Taf. I—XIII). In klarer und überzeugender,
frühere Ansetzungen gelegentlich korrigierender Beweisführung
, die — was auch von den folgenden Kapiteln gilt —
in vorbildlicher Weise durch die reichlich und in bester Ausführung
mitgeteilten Abbildungen verständlich und anschaulich
gemacht wird, werden die erste, die zweite und das Ende
der dritten Schicht von Ras Schamra samt ihren Unterschichten
bestimmt, die Gründe für diese Ansetzungen dargelegt
und einige Hinweise auf Geschehnisse gegeben, die für
einzelne Abschnitte bedeutungsvoll sind. Die Ergebnisse werden
am Schluß in ein Schema zusammengefaßt, wie das auch
bei den wichtigsten der anderen Ausgrabungsstätten geschieht.
Für Ras Schamra sieht das Schema so aus:

Schichten

Perioden

Daten '

RS III, 2

Alt-

?—2300



Ugaritisch 2



RS III, 3

Alt-

2300—2100



Ugaritisch 3



RS II, I

Mittel-

2100—1900



Ugaritisch 1



RS II, 2

Mittel-

1900—1750



Ugaritisch 2



RS II, 3

Mittel-

1750—1600



Ugaritisch 3



RS I, 1

Jung-

1600—1450



Ugaritisch 1



RS I, 2

Jung-

1450—1365



Ugaritisch 2



RS I, 3

Jung-

1365—1200



Ugaritisch 3



Bemerkungen

Für das Anfangsdatum dieser Periode
siehe die Fortsetzung dieser
Arbeit

Zerstörung und Einäscherung zwi-
schen2400 und 2300. Stadt teilweise
verlassen

Zerstörung zwischen 2200 und 2000.
Einebnung eines Teils der Stadt
vor dem Wiederaufbau

Seit 1950 ägyptische Denkmäler des

mittleren Reiches
Gegen 1750 Ende des ägyptischen

Übergewichts in Ugarit

Archäologische Spuren der Periode
zwischen 1700 und 1550 sehr
spärlich

Seit 1450 Zuwanderungen nach
Ugarit, Einfuhr von mykenischer
Keramik, Aufkommen der Leichenverbrennung
in Syrien-Palästina
, Strafexpedition Ameno-
phis' II. nach Ugarit (1494). Erdbeben
und Einäscherung Ugarits
gegen 1365

Endgültige Zerstörung der Stadt
zwischen 1250 und 1200 (?).

In den Kapiteln III—IX werden sodann die Stratigraphie und Chronologie
der wichtigsten Ausgrabungsstätten des gesamten Vorderen Orients unter
ständiger Heranziehung der für Ugarit gewonnenen Ergebnisse erörtert, wobei
besonders die RS 111, 2 bis RS I, 3 entsprechenden, also der zweiten Hälfte des
3. und dem 2. Jahrtausend v. Chr. angehörenden Schichten und Einzelfunde
Berücksichtigung finden. Kap. III (S. 40—79, Abb. 6—8, 57—78, Taf. XIV
bis XV111) gilt den Stätten an der Syrischen Küste, vor allem Byblos; Kap. IV
(S. 80—121, 568—577, Abb. 9, 79—106, 308—312, Taf. XIX—XXV) den
Stätten im Inneren Syriens, darunter Karkemisch, Teil Chagar Bazar, Teil
Brak, Atschana, Hama; Kap. V (S. 122—214, Abb. 10—12, 107—159, Taf.