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Ausgabe: | 1952 |
Spalte: | 385-390 |
Autor/Hrsg.: | Adam, Alfred |
Titel/Untertitel: | Der manichäische Ursprung der Lehre von den zwei Reichen bei Augustin 1952 |
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Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor D. Ernst Sommerlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. KURT ALAND, HALLE-BERLIN
NUMMER 7
Spalte
Der manichäische Ursprung der Lehre
von den zwei Reichen bei Augustin.
Von Alfred Adam .................... 385
Der ölberg. Exegese zu einer Ortsangabe besonders
bei Matthäus und Markus. Von
Werner Schmauch................... 391
Notwendigkeit und Grenze der Erörterung
von Echtheitsfragen innerhalb
des Neuen Testaments. Von Wilhelm
Michaelis........................... 397
Der gegenwärtige Stand der Erforschung
der in Palästina neu gefundenen hebräischen
Handschriften.
22. Die Gemeinde des Neuen Bundes und
die hebräischen Handschriften aus d. Höhle
Von Paul Kahle ..................... 401
Ammann: Abriß der ostslawischen Kirchengeschichte
(L. Müller) ................. 427
77. JAHRGANG
Spalte
Benz: Der gekreuzigte Gerechte bei Plato,
im Neuen Testament und in der alten
Kirche (Kümmel) ..................... 423
Colonat: Die Kanzelsprache (Fendt) ..... 434
[Dindinger-Festschrift:] Missionswissenschaftliche
Studien. Prof. Dindinger
zum 70. Geburtstag (Rosenkranz)........ 436
Hartke: Römische Kinderkaiser (Koch) ... 420
Heilfurth: Jugend ohne Geborgenheit
(Poelchau) ........................... 434
Hempel: Worte der Profeten (Fichtner) ... 413
Hughes: The Reformation in England. I
(Roth)............................... 426
Koch: Die christliche Wahrheit der Barmer
Theologischen Erklärung (Althaus)...... 433
Pöhlein: Wolfgang Seidel 1492—1562
(Schornbaum)......................... 425
Robertson: The Old Testament Problem
(Maaß) .............................. 411
Schaeffer: Stratigraphie Comparee et Chronologie
de l'Asie Occidentale (Eißfeldt)... 415
JULI 1952
Spalte
Schneider, A. M.: Die Bevölkerung Konstantinopels
im XV. Jahrhundert (L.Müller) 430
Schubart: Griechische literarische Papyri
(Stegmüller).......................... 422
Steidle: Sueton und die antike Biographie
(Straub).............................. 419
Vogel: Gott in Christo (Soe)............. 431
Volz: Prophetengestalten des Alten Testaments
(Rudolph)...................... 415
Von Personen:
Hans Schmidt zum 75. Geburtstag am
10. Mai 1952 .......................... 437
Bibliographie Hans Schmidt (v. Rabenau) 438
Zeitschriftenschau:
Noch mehr englische theologische Zeitschriften
. Ein Nachtrag (Nober) ........ 441
Zumal Moskovskoj Patriarchii za 1951 god
(Onasch) ............................ 444
Lelkipäsztor (Rost).................... 446
Der manichäische Ursprung der Lehre von den zwei Reichen bei Auguslin
Von Alfred Adam, Bethel
I.
Augustin hat dem Manichäismus neun Jahre lang, vom
neunzehnten bis zum achtundzwanzigsten Lebensjahre, angehört
, also üi der entscheidenden Zeit der Formung und ersten
Entfaltung seiner geistigen Persönlichkeit. Die Abwendung
von der religiösen Gemeinschaft seiner ersten Mannesjahre
wurzelte in dem Bedürfnis nach der Einheit des Geistes, und
darum konnte ihm der Neuplatonismus als die sichere Burg erscheinen
, wo die letzten Fragen nach Gott und Welt von überlegener
Sicht aus einheitlich und darum endgültig beantwortet
wurden. Als er sich dann zum Christentum bekehrte, nahm er
mit der neuplatonischen Gottesanschauung auch die neugewonnenen
Denkmethoden in seine Theologie mit, so daß sich der
Beschäftigung mit Augustin zunächst das Problem seines Verhältnisses
zum Neuplatonismus stellt.
Demgegenüber ist das Problem, welche Nachwirkungen
des Manichäismus bei dem großen Denker festzustellen seien,
in der Forschung zurückgetreten. Die Auskunft, die Karl
Müller gibt, ist der Ausdruck der allgemeinen Überzeugung:
„Der Kampf gegen den Manichäismus hat auf Augustins Weltanschauung
nicht mehr erheblich eingewirkt"1. In diesem
Kampf, so stellt sich die Sachlage allgemein dar, hat sich Augustin
von dem Manichäismus klar und entschieden abgegrenzt
und ihn sowohl im ganzen als auch in seinen einzelnen Aufstellungen
verworfen. Als Quelle für die Scheidung der beiden
Civitates insbesondere aber wird der einsame Donatist Tyco-
nius angenommen, wenn auch nur ,,in gewissem Sinne"2, weil
es dem Historiker widerstrebt, einen derart bedeutsamen Ansatz
aus solch belangloser Wurzel abzuleiten. Letzten Endes
bleibt daher nur der Hinweis auf den schöpferischen Geist
Augustins als Erklärung für den Ursprung einer Lehre, die auf
die Jahrhunderte bis auf unsere Zeit gewirkt hat.
Harnack hat sich, soviel ich sehe, nicht mit unserem Pro-
') K. Müller, Kirchengeschichte 1,1, 2. Aufl. 1929, S. 668.
2) Ebd. S. 696.
385
blem beschäftigt. Nachdem Traugott Hahn seine „Tyconius-
Studien"1 veröffentlicht hatte, schien die Frage entschieden:
Tyconius hatte nachweislich vor Augustin von Civitas Dei und
Civitas Diaboli gesprochen, und damit war geklärt, daß Augustin
diese Begriffe nicht selbst geprägt, sondern übernommen
habe. Die naheliegende Frage, ob der Dualismus der beiden
Reiche nicht manichäischen Ursprungs sei, wurde nicht erhoben
, weil die philologische Feststellung eine geistesgeschichtliche
Untersuchung überflüssig zu machen schien. Harnack
hat daher in seinem Lehrbuch der Dogmengeschichte nur die
durch Julian von Eclanum aufgeworfenen Vorwürfe erwägen
zu müssen geglaubt: ob nicht in dem dualistischen Ansatz der
augustinischen Lehre von Sünde und Gnade, insbesondere in
seiner Auffassung der Concupiscentia und der Prädestination,
ein verdeckter Manichäismus vorliege. In der dritten Auflage
hatte Harnack noch sehr starke Gründe für diese Meinung vorgebracht2
, während er sich in der vierten Auflage dahin entschied
, daß „an den Manichäismus nicht zu denken" sei3, und
zwar deshalb, weil Augustin selbst sich an diesem Punkt von
seiner früheren Uberzeugung getrennt wisse. Aber so hatte es
ja Julian nicht gemeint: ihm ging es um die Sache, nicht um
die Absicht. Und in den anschließenden Überlegungen kam
auch Harnack zu dem Schluß, daß eine sachliche Gemeinsamkeit
zwischen Augustin und dem Manichäismus festzustellen
sei: „invito Augustino doch ein faktischer Dualismus". Harnack
scheint die Schwierigkeit seiner Position in diesem Punkt
gefühlt zu haben, denn er macht sich in einer etwas unwirschen
Weise Luft mit einer allgemeinen Sentenz: „Die Dogmengeschichte
ist die Geschichte der sich steigernden Konfusionen " 4.
') Tr. Hahn, Tyconius-Studien, ein Beitrag zur Kirchen- und Dogmengeschichte
des vierten Jahrhunderts (Studien zur Geschichte und Theologie
der Kirche, hrsg. v. N. Bonwetsch u. R. Seeberg, 6. Bd., H. 2). Leipzig 1900,
116 S.
s) III (1897), S. 196 Anm. 8.
3) III (1910), S. 211 Anm.
4) Ebd. S. 212 Anm.
386
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