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Ausgabe:

1952 Nr. 6

Spalte:

348-350

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

1951 1952

Rezensent:

Dörner, Friedrich Karl

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317

Theologische Literaturzeitung 1952 Nr. 6

Identifizierungen, z. B. mit dem Siegel (Abb. 46) oder mit dem
,.Wilden Mann" von Dur Sargon (Taf. 53, vgl. S. 126) fort.
Ebenso gehören die Jagddarstellungen der Könige als angebliche
Tamuzkämpfer in das Reich der Phantasie (Abb. 12
bis 18).

Ein besonderes Kapitel bildet die Behandlung der Trinkszenen
aller Art, mit Musik, die M. mit Tamuz in Beziehung
setzt, schon solche der vorgeschichtlichen Zeit (S. 19L, 38ff.,
Taf. 8—16). Es handelt sich meist um Gipssteintafeln, viereckig
mit mehreren Reliefstreifen und mit einem viereckigen
oder runden Loch in der Mitte, in das wahrscheinlich ein Weihgegenstand
, Keule oder Symbol, eingesteckt wurde, zunächst
ohne Schrift. Es handelt sich um Trinkszenen von König und
Königin, meist mit Musik, um Transport von Vasen und Gerät;
man sieht ein Ruderboot mit Bemannung, zweirädrige Streitwagen
mit Maultierviergespann. Der Wagen auf dem Relief
aus Ur (Taf. 8, b) ist nicht leer, wie M. (S. 39) meint, sondern
er trägt das Pantherfell des Königs. Die Leute sind vermummt
mit Bart- und Haarperücke. Es ist ein Leichenzug, bei dem
Wagen und Utensilien des Königs zum Grab gebracht werden.
Dies Relief stammt vom Königsfriedhof in Ur und schildert
die Beisetzung. So sind auch andre Reliefs zu erklären (Taf. 8,a
9, b). Mitunter sind auch liegende Tiere und Kampf mit einem
Löwen dargestellt. Und auch M. (S. 48) kommt es so vor, als
ob manche Bildgedanken „nicht aus dem Innin-Tamuz-Kreis
entstammen". M. (S. 79) kennt auch gleichartige Reliefs des
Königs Ur-Nanse von Lagas, und hätte er die Inschriften gelesen
, dann würde er auch Klarheit über die früheren, iu-
schriftlosen Reliefs erhalten haben. Denn es handelt sich hier
um Gründungsurkunden, auf denen Gründungszeremonien
für Tempel dargestellt sind. Man sieht den König, wie er den
Ziegelkorb trägt, wie er den Tempel durch einen Trank weiht
(Trinkszene). Vgl. Barton, a. a. O. S. i8ff. (3 „Familienreliefs
"). Ein viertes in Istanbul (Nr. 1633 = Unger, Sumer.
Akkad. Kunst, Abb. 5). Ein fünftes zeigt den Imdugud-Vogel
über den Löwen von Lagas (RLV VII, Taf. 137, b). Ein Asphaltrelief
des Dudu von Lagas (Barton, S. 54, Nr. 10) zeigt
diesen Priester mit demselben Wappen, einem liegenden Kalb
und einem Flechtband, als Unterlage für eine Keule, laut Inschrift
. So passen also diese Denkmäler, sobald sie eine Inschrift
tragen, durchaus nicht mehr, was auch M. (S. 84) wegen
der Inschrift für die „Geierstele" des Eannatum von Lagas
(Barton, S. 22f.) anerkennen muß. So erklären sich auch die
andern Symposien als Festessen nach einem Tempelbau oder
nach einer Jagd oder nach einem Siege über den Feind, wie
z.B. das große Gartenreliefbild des Assurbanipal in Ninive
(Abb. 60), das M. (S. 140f.) lediglich als kultische Handlung
bei Gelegenheit des Neujahrsfestes ansieht. Hier handelt es
sich um eine rem historische Siegesfeier. An der 2. Zypresse,
links von der Weinlaube, hängt, was auch M. bemerkt hat, ein
abgeschnittener Kopf eines elamischen Königs. Zu dieser Szene
gehören aber auch noch mindestens 3 Beischriften, zwei auf
dem links oben angeschlossenen Relief (Brit. Mus. Kmr. Gal.
Nr. 35 = VAB VII, S. 837 = f), von denen die eine, ebenfalls
dreizeilig, links, nur in Resten erhalten blieb. Weiter links
schloß sich das Relief im Brit. Museum (Kuy. Gal. Nr. 34 =
VAB VII, S. 836 = v) mit 6 Zeilen an. Es handelt sich nach
diesen Beischriften um die Gefangennahme des elamischen
Königs Umanaldasi II. im Gebirge der Stadt Murubisi, sowie
um seine Einbringung und die eines anderen Königs von Elam.
„Sie bringen ihren Besitz herbei zu einem Festmahl ihres Königtums
." Von einer Neujahrsfeier ist also hier, wie auch in
den ausführlichen Inschriften des assyrischen Königs über
diese Ereignisse keine Rede. Auch für die Bildwerke der andern
, von M. sog. „Bergvölker", ist für Tamuz und seinen Unsterblichkeitsglauben
nichts bewiesen. Es sind lediglich Vermutungen
. M. ist, gemäß seiner „Zusammenfassung" (S. 79L)
seiner Sache auch nur „sicher", solange er keine oder nur
wenig Inschriften hat. Seit Ur-Nanse, d.h. seitdem die Inschriften
sprechen, die aber über Tamuz schweigen, ist auch
für M. die Sache kritisch. Aber M. hilft sich in dieser „Zusammenfassung
" damit, daß er in den letzten 28 Zeilen hier
sechsmal behauptet, daß „es so sein muß". Aber auch kein
Tamuz muß müssen.

Ich möchte noch einige archäologische Bagatellen anmerken: Es gab
keine vierrädrigen Streitwagen, sondern nur zweirädrige (M. S. 18, 24, 39).
Auf dem Tongefäß (Abb. 32, Taf. 7), sowie auf dem Mosaik von Ur (Taf. 36)
sind zwar 2 Räder nebeneinander gezeichnet, aber auch die Wagenbrüstung
vorn ist in Vorderansicht wiedergegeben und das linke Rad ist vorgezogen.
Dagegen hat der Künstler bei dem Relief aus Ur (Taf. 8, b) dieselbe Wagenbrüstung
in Seitenansicht und nur ein Rad gezeichnet. — Der Baum auf
dem Siegel (Abb. 13, vgl. Unger, Sumer. Akkad. Kunst, Abb. 31, Phot.) geht
durch den Körper des Rindes hindurch, das als Köder für den Löwen aufgestellt
ist. — Auf dem Relief (Taf. 12, c) wird das Bier aus dem Krug mittels
eines Stechhebers heraufgesaugt, wie bei dem Fabelmosaik aus Ur (Taf. 24,
unten), nicht durch eine Schöpfkelle (M. S. 42). — Auf letzterem Bild, oben,
schützt der „Wilde Mann" die Wisente als die Wappentiere des Mondgottes
von Ur (S.59). — NIN (S.61) heißt stets „Königin" und steht immer in Parallele
mit LUGAL („König"). — Gott Assur ist nur mit Enlil gleichzusetzen,
der ursprünglich auch Weltordner war, aber nicht mit Marduk (S. 124, 126).
— Die sog. „Geflügelte Sonne" — in Wirklichkeit sind es keine Flügel,
sondern Wolken, da sie keine Federn zeigen — ist, mit und ohne „Mann
in der Sonne", der Sonnengott samaä, niemals Assur (S. 137). Der Sonnengott
ist Kriegsgott und überreicht dem König den Kriegsbogen auf dem „Zerbrochenen
Obelisken". Links daneben sieht man das Erkennungszeichen des
Assur, die Hörnerkrone (Unger: RLV IV, S. 439, § 42, b—c, Taf. 207, b).

Neubrandenburg Eckhard Unger

Schmidtke, Friedrich: Der Aufbau der babylonischen Chronologie.

Münster: Aschendorff 1952. 104 S., 4 Taf. 8° = Orbis Antiquus H. 7, hrsg.
v. F. Beckmann u. M. Wegner. Schriften d. Altertumswiss. Gesellsch. a. d.
Univ. Münster. Kart. DM 6.50.

Daß die Darstellung der altorientalischen Geschichte
überhaupt und der Geschichte Israels insbesondere weithin
von den chronologischen Angaben, die ägyptische Nachrichten
einerseits, babylonisch-assyrische anderseits enthalten, abhängig
ist, weiß jeder, der sich mit diesen Dingen auch nur
oberflächlich beschäftigt hat. So haben denn, wie alle für die
Geschichte des Alten Orients Aufgeschlossenen, auch die Alt-
testamentler und Theologen die durch neu gefundene oder neu
veröffentlichte Texte in den letzten zwei Jahrzehnten ermöglichte
Vertiefung unserer Kenntnisse von der assyrisch-babylonischen
Chronologie mit Aufmerksamkeit verfolgt. Ein genaueres
Eindringen in die hier in Betracht kommenden Fragen
und ein selbständiges Urteil über sie ist freilich bei der Schwierigkeit
der Materie nur wenigen möglich geworden. Das vorliegende
Buch eröffnet den Weg dahin, indem es unter ,,I. Die
Quellen" (S. 9—40) das hier in Betracht kommende Material
(1. Königslisten, 2. Datenlisten, 3. Eponymenlisten, 4. Chroniken
, 5. Königsinschriften) und die mit ihm gegebenen Probleme
sowie die ihre Lösung ermöglichenden Mittel erörtert,
unter „II. Die Königsreihe" (S. 41—69) die durch kritische
Auswertung jenes Materials für die einzelnen Bereiche gewonnenen
Ergebnisse darlegt (1. Babylon, 2. Assyrien, 3. Larsa und
Isin, 4. Sumer und Akkad im 3. Jahrtausend) und im Anhang
(S. 70—99) die wichtigsten der in I. erörterten und in II. ausgewerteten
Quellen in deutscher Ubersetzung mitteilt, nämlich
: Die altbabylonische Königsliste WB 444 mit Ergänzungen
nach den Paralleltexten, Das Ende der Dynastie von Isin
(im Inhaltsverzeichnis auf S. 7 wohl versehentlich ausgelassen),
Die Königsliste von Larsa, Die babylonische Königsliste A,
Die babylonische Königsliste B, Die Königsliste aus Chorsä-
bäd, Die Synchronistische Geschichte, Die Babylonische Chronik
, Der Ptolemäische Kanon. Das S. 100—101 gegebene Verzeichnis
der wichtigsten wissenschaftlichen Literatur weist
dem Leser den Weg zu gründlicherer Beschäftigung mit dem
Gegenstand, und die am Schluß des Buches stehenden guten
Tafelabbildungen der altbabylonischen Königsliste WB 444,
der Babylonischen Königsliste A und der Babylonischen Königsliste
B ermöglichen ihm, sich von dem Material, mit dem
hier zu arbeiten ist, eine anschauliche Vorstellung zu machen.

Von den Vorschlägen zur Lösung strittiger Probleme, die
der Verfasser z. T. im Anschluß an Vorgänger hier vorlegt, verdient
wohl besondere Beachtung die Art, wie er (S. 59—69)
die historisch-greifbaren Dynastien, die WB 444 hintereinander
ordnet — die von Uruk, von Kis, von Ur, von Lagas,
von Awan, von Hamasi, von Adab, von Mari, von Aksak, von
Akkad und die der Gutäer — nebeneinander stellt und in dem
halben Jahrtausend zwischen 2500 und 2000 v. Chr. unterbringt
.

Halle/Saale Otto Eißfeldt

Jahrbuch für kleinasiatische Forschung. Internationale orientalistische
Zeitschrift. Hrsg. von H. Th. Bossert u. Fr. Steinherr. Bd. I, März 1950,
H. 1. Heidelberg: Winter [1950]. 112 S. m. Abb., 16 Taf. gr. 8°. Je Bd.
(= 3 Hefte) DM 55.50.

Anatolian Studies. Journal of the British Institute of Archaeology at Ankara.
Published annually by the British Institute of Archaeology at Ankara.
56 Queen Anne Street, London, W. 1. Bd. I [1951]. 147 S. m. Abb., 12 Taf.
gr.8°. Je Bd. f 1 12s. 6d.

Eine unabsehbare Anzahl von kleineren und größeren
Publikationen sowie von Zeitschriftenartikeln in allen Ländern
und Sprachen informieren über die Forschungsarbeit, die in