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1952 Nr. 5

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

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Neuerscheinungen

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811

Theologische Literaturzeitung 1952 Nr. 5

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im Glauben aufzeichne und damit überall im Kraftfeld Gottes
bleibe; darum habe er allein als ein Erzähler von europäischem
Format die dichterisch geschaute Wirklichkeit bewältigt, was
den übrigen Dichtern abgesprochen wird.

Die strenge und eindrucksvolle Geschlossenheit des Buches
, in dem übrigens auf jeden wissenschaftlichen Apparat
verzichtet wird, geht zuweilen in Härte und Lieblosigkeit über,
was wohl damit zu erklären ist, daß die Verfasserin überhaupt
den menschlichen Hintergrund der behandelten Dichter völlig
übergeht, wie er sich in Briefen und andern Lebensdokumenten
zeigt. Der ungeheure seelische Kampf Kleists etwa, den dieser
echt tragische Dichter lebenslänglich mit sich selbst wie mit
seiner Umgebung führte, wird überhaupt nicht berücksichtigt;
ebensowenig seine Sehnsucht nach „Gemeinschaft", die er in
der damaligen rationalistisch verflachten Kirche nicht befriedigt
fand, und die er nun auf sein preußisches Volk übertrug
, bis er auch hier eine furchtbare Enttäuschung erlebte; es
fehlt jeder Hinweis auf die zerstörende Auseinandersetzung
mit Kant und auf den grundlegenden Aufsatz „Uber das
Marionettentheater", der mit Recht von seinem Biographen
Friedrich Braig christlich gedeutet wird. So erscheinen die allzu
knappen Analysen einzelner Dramen, wie des Prinzen von
Homburg, oder der Erzählungen als „Moritaten" zu einseitig.
Gelegentlich fällt das Wort „Zeitgeist" — hier wäre der Ansatzpunkt
gewesen, die ungemeine Schwierigkeit ernst zu
nehmen, der ein Dichter sich gegenüber gestellt sieht, der
nicht mehr in der vollen christlichen Tradition aufgewachsen
und von ihr getragen wird: die Darstellung hätte dadurch an
Farbe und Lebendigkeit gewonnen.

Die Verfasserin sieht bei Grillparzer in der Ubersetzung
des ursprünglich Christlichen ins allgemein Menschliche
seiner letzten drei Dramen die Fehlerquelle zum versagenden
Ausklang der Stücke und behauptet: „mit dem Christlichen
und allgemein Menschlichen sind zwei verschiedene Sphären
bezeichnet, die nicht ineinander überführt werden können."
Hier folgen wir ihr nicht. — übrigens vermissen wir sehr einen
Hinweis auf die ungemein aufschlußreiche Novelle „Der arme
Spielmann", während unberechtigterweise ein so schwaches
Gedicht wie „Jugenderinnerung im Grünen" über vier Seiten
hin abgedruckt wird.

Wie an diesen drei Beispielen läßt sich auch bei mehreren
andern Dichtern eine Verschiebung des Gleichgewichtes aufweisen
, so daß zugunsten der folgerichtigen, manchmal etwas
starr durchgeführten Idee das einzelne Individuum in seinem
besonderen Bezug auf Gott zu kurz kommt: Stifter wird in
seiner tiefen Frömmigkeit und in der echt christlichen Erziehungsabsicht
seiner ganzen Kunst unterschätzt, wenn gesagt
wird, er habe die Augen gegenüber den Dämonen geschlossen
und den getrübten Blick ins Innere des eigenen Ichs
gewendet, „das sehen will, wonach es sich sehnt". Das paßt in
keiner Weise auf den „Witiko", noch weniger auf das wichtigste
Spätwerk, die „Mappe des Urgroßvaters", die überhaupt
nicht genannt wird, während einseitig das Gewicht auf
die „Bunten Steine" verlegt wird. Ebenso ist bei der Darstellung
Raabes auffallend, daß die inhaltschweren Werke der
Spätzeit, namentlich die „Akten des Vogelsangs", „Hastenbeck
" und „Altershausen" nicht herangezogen werden, während
sein einziger rein christlicher Roman „Unruhige Gäste"
gar nicht als ein solcher bezeichnet, sondern nur mit einem
Satz angeführt wird.

Diese mancherlei Vorbehalte sollen die Leistung der Verfasserin
nicht herabsetzen, sondern ihre Grenzen aufzeigen.

Der Nachweis der absinkenden Linie in der dramatischen und
epischen Kunst als Folge der zunehmenden Lösung aus der
Bindung an Gott ist durchaus gelungen, ebenso, daß die christlichen
Glaubensinhalte offen in Zustimmung oder verborgen
in der Empörung durch das neunzehnte Jahrhundert hindurch
irgendwie wirksam bleiben. Martha Glaser sieht nun schon bei
Fontane den Weg der Umkehr beschritten und in dem Mangel
an positiver Ausrichtung der seitherigen Literatur die Verheißung
zu ihrer Genesung und Rettung durch neue Erkenntnis
der geheimen und geheimnisvoll wirkenden Schöpferkräfte
Gottes. Mit diesem zuversichtlichen Ausblick schließt das
bedeutende Werk.

Tutzing/Obb. Friedrich Seebaß

Bassermann, Dieter: Der späte Rilke. Essen: v. Chamier 1948. 540 S.
8°. Hiw. DM 12.80.

Bergenthal, Ferdinand: In Gericht und Gnade der Wahrheit, vom

Sinn der Meisterballaden Schillers. Mit dem Text der Balladen. 2. Aufl.
Augsburg: Naumann [1947]. 152 S. 8° = Stimmen der Meister, hrsg. v.
Erich Wewel. 1. Buch. Kart. DM 4.20.

Blau, Paul: Du meine Seele singe. Gedichte. Neuendettelsau: Freimund-
Verlag 1949. 126 S. m. 1 Titelb. 8°. Kart. DM 2.10.

Evangelischer Wegweiser 1950. Jedem Sonntag seinen Sang — Gottes
Wort für jeden Tag. Gedichte und Lieder im Jahreskreis der Kirche. Lyrik
der Gegenwart. Mit Kirchenbildern u. Gemälden. Zusammenstellung: Matthäus
Berg. Mit d. sonntägl. Evang. u. Episteln, d. Jahreslosung, d. Monats-
u. Wochensprüchen sowie d. tägl. Bibellese v. Textplanausschuß d. Ev.
Kirche in Deutschland. Hamburg: Reich & Heidrich [1949]. 52 Bl. m. Bild-
u. Spruchpostkarten. 16x22 cm. DM3.—.

Görres, Ida Friederike: Die leibhaftige Kirche. Gespräche unter Laien.
Frankfurt M.: Verl. Knecht-Carolusdruckerei [1950]. X, 270 S. 8°. DM 5.60,
Lw. DM 7.50.

GÖrres, Ida Friederike: Von der Last Gottes. Ein Gespräch über den
Menschen und den Christen. Frankfurt Main: Verlag Josef Knecht, Ca-
rolusdruckerei [1950]. 104 S. 8°. Kart. DM 3.30; Lw. DM 4.80.

GÖrres, Ida Friederike: Nocturnen. Tagebuch und Aufzeichnungen. Frankfurt
M.: Verlag Josef Knecht, Carolusdruckerei [1949]. 307 S. 8°. Lw.
DM 8.50.

Goes, Albrecht: Unruhige Nacht. Hamburg: Wittig 1950. 87 S. 8°.

DM2.60; Pp. DM 3.20; Lw. DM 4.20.
Heiseler, Bernt von: Das StephanUSSpiel. München: Ev. Presseverb. f.

Bayern 1948. 43 S. 8° = Claudius-Bücherei Nr. 1. Kart. DM 1.—.
Ihlenfeld, Kurt: Wo ein Zweiglein blüht. Ein Gedichtkreis. Witten/

Ruhr: Luther-Verlag 1949. 50 S. kl. 8°. Kart. DM 1.85.
Klepper, Jochen: Kyrie. Geistliche Lieder. Witten/Ruhr: Luther-Verlag

[1950]. 77 S. kl. 8°. DM 2.85.
Müller-Osten, Kurt: Brich an, du großer Tag. Gedichte und Lieder.

Kassel: Stauda o. J. 128 S. 8°. Pp. DM3.80.
Ouwendijk, Dick: Das geschändete Antlitz. Roman. Warendorf:

Schnell 1949. 295 S. 8°. Hiw. DM9.80.
Preuss, Georg: Margarete von Lovell. Eine Erzählung aus der Zeit der

Lollharden übers. Hamburg: Reich & Heidrich [1949]. 133 S. 8°. Hiw.

DM 3.50.

Stange, Carl: Das Lied von Gottes Welt. Gedichte. Bremen: Bremer
Schlüssel-Verl. 1949. 94 S. m. 1 Titelb. 8° = 18. Bremer Liebhaberdruck
Kart. DM 4.—.

Vogel, Heinrich: Rühmung. Psalmen und Kirchenlieder. Berlin: Verl.

Haus und Schule 1948. 172 S. 8°. DM6.50.
Wittig, Joseph: Karfunkel. Weltliche Unterhaltungen und Skizzen für

die heilige Weihnachtszeit. Münster: Regensberg 1948. 96 S. kl. 8°.

Kart. DM 4.—.

BERICHTE UND

Der von P.de Vaux über die neue Höhle und ihren
Inhalt erstattete Bericht

P. de Vaux hat der Academie des Inscriptions et belles-Iettres einen Bericht
über die von uns bereits in der ThLZ. 77 (1952) 117f. angezeigten Entdeckung
neuer Höhlen mit Handschriften erstattet, der in der Sitzung vom 4.4.
1952 durch Ren£ Dussaud verlesen wurde. Nun liegt ein (mir von Paul Kahle
überlassener) Bericht aus der französischen Zeitung Le Monde, 9.4. 52, S. 7,
unter dem Titel „Nouvelles et importantes decouvertes sur les bords de la Mer
Morte" und ein (mir von H. H. Rowley übersandter) Bericht aus The Manchester
Guardian vom 7.4.1952, S. 4, unter dem Titel ,,New Finds in Palestine",
über diese Akademiesitzung vor. Der erste Teil des Berichtes an die Akademie
behandelt H. Qumrän und ist oben Spalte 277 ff. dargeboten. Der zweite Teil ist

MITTEILUNGEN

dem neuen Funde gewidmet. Ich lege den ausführlichen Bericht des Manchester
Guardian zugrunde und ergänze ihn durch die Mitteilung von Le Monde.

„Die zweite Reihe der Entdeckungen dieses Frühjahrs, die vorübergehend
die Aufmerksamkeit von P. de Vaux und G. Harding von H. Qumrän abgelenkt
haben, wurde 18 Kilometer südlich von Qumrän und 25 Kilometer südwestlich
von Jerusalem gemacht. Beduinendes gleichen Stammes (Ta'amire! R.),
der die Rollen am Toten Meer entdeckt hatte, boten Bruchstücke in Leder und
Papyrus zum Verkauf an, die mit griechischen und hebräischen Wörtern beschrieben
waren. Das palästinische Museum arbeitete bei dieser Gelegenheit
mit der Ecole Biblique und den American Schools of Oriental Studies und dem
(jordanischen) Department of Antiquities zusammen, um die Herkunft dieser
Stücke zu finden. Sie kamen aus dem Wädi Maraba'at (Deutsche Kriegskarte
von Palästina 1 : 50000 Blatt 80, Ain ei Ruwer Planquadrat 6200/32—6300/33,
Naqbel-Mräbaa, der der Küste des Toten Meeres nächste nördliche Zufluß des W.