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Ausgabe:

1952 Nr. 5

Spalte:

287

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Das christliche Altertum 1952

Rezensent:

Campenhausen, Hans

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287

Theologische Literaturzeitung 1952 Nr. 5

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Christians III. nicht, sondern eine mehr oder weniger selbständige
dänische Arbeit der Vorgänger der Kommission und
der Kommission selbst — aber recht stark an der Hand
Luthers. (RGG2 I, Sp. 1061 und 1763 sind zu korrigieren,
während IV, Sp. 1057 in Ordnung ist.)

Bad Liebenzell Leonhard Fendt

Fischer, Bonifatius: Lukian-Lesarten in der Vetus Latina der vier

Königsbücher. Studia Anselmiana 27—28 (Miscellanea biblica et orien-
talia R. P. Athanasio Miller Oblata), S. 169—177.

Johannessohn, Martin: Syntaktisch-stilistische Kleinigkeiten aus
alten niederdeutschen Bibelübersetzungen. Zeitschrift für vergleichende

Sprachforschung auf dem Gebiete der indogermanischen Sprachen, 70, 1951,
S. 33—51.

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Bihlmeyer, Karl, Prof. d. Dr.: Kirchengeschichte. Neu besorgt von
Prof. Dr. Hermann Tüchle. 1. Teil: Das christliche Altertum. 12., verb.
u. erg. Aufl. Paderborn: Schöningh 1951. XVI, 455 S.gr. 8° = Wissenschaftl.
Handbibliothek, eine Sammlung theol. Lehrbücher. Lw. DM 24.—.

Mit Freuden begrüßen wir das Wiedererscheinen der altbewährten
Bihlmeyerschen Kirchengeschichte. Die neue, 12. Auflage
des bis ins 7. Jahrhundert reichenden ersten Bandes hat
ein Schüler des 1942 verstorbenen Verfassers übernommen,
Prof. Hermann Tüchle in Paderborn. Sie beschränkt sich auf
Literaturnachträge und unvermeidliche Richtigstellungen. Davon
abgesehen ist der Text der früheren Auflage anscheinend
nirgends verändert worden, sondern Absatz für Absatz genau
übernommen. Ich darf also zur Charakteristik dieser katholisch
korrekten, aber durchaus soliden, das Tatsächliche einer nüchternen
Stoffdarbietung vor allem erstrebenden Darstellung auf
meine früheren Anzeigen in dieser Zeitschrift 1938 SP.340L;
1943 Sp.246f. verweisen.

Beibehalten ist so auch die alte, seinerzeit von Funk entworfene Einteilung
des Stoffes nach großen Längsschnitten, die das zeitlich Zusammengehörige
auseinanderreißt. Das ist zu bedauern, zumal Bihlmeyer selbst die
hier bestehenden Mängel erkannt hatte, den Umbau aber „einer ruhigeren Zeit
und einer anderen, jüngeren Arbeitskraft vorbehalten" wollte. Man sollte also
den abermaligen Verzicht jedenfalls nicht mit der Pietät gegenüber seiner
Person entschuldigen! Doch faßt die Vorrede jetzt schon eine neue Auflage
ins Auge, die hierin und in manchen anderen Stücken hoffentlich weiterführt.
Wenn es, wie der Verf. ankündigt, vielleicht nötig werden wird, künftig auf
Angabe der vor 1930 erschienenen Literatur zu verzichten, so sollte dieser
Entschluß jedenfalls nicht zu schematisch durchgeführt werden. Bei Aufsätzen
und Büchern von geringerer Bedeutung ist er erträglich.

Heidelberg H. v. Campenhausen

Dekkers, Eligius: Clavis Patrum Latinorum qua in novum Corpus
Christianorum edendum optimas quasque scriptorum recensiones a Ter-
tulliano ad Bedam commode recludit E. D., opera usus qua rem praepara-
vit et iuvit Aemilius Gaar Vindobonensis. Steenbrugis: in Abbatia Sancti
Petri 1951. XXIV, 462 S. 8° = Sacris Erudiri. Jaarboek voor Godsdienst-
wetenschappen III 1951. Kart. bfr. 320.-.

Der Verfasser legt hier als Vorarbeit zum „neuen Migne"
(Corpus Christianorum) eine Bestandsaufnahme der lateinischen
patristischen Literatur vor; ein gleicher Band soll für
die griechische Patristik folgen. Von den Anfängen der lateinischen
christlichen Literatur bis ins 8. Jh. werden alle uns überlieferten
Schriften verzeichnet mit Titel, gegebenenfalls den
Anfangsworten, der besten Ausgabe (dazu immer der Fundort
in Migne, Monumenta Germaniae und CSEL); außerdem
werden Handschriften notiert, welche in der Ausgabe nicht
benützt wurden, und spätere maßgebende kritische Arbeiten
genannt, die Textkritik oder Echtheitsfragen behandeln. Jede
aufgeführte Schrift erhält eine Ordnungsnummer. Den Band
beschließen ein Register der Schriftsteller und ihrer Werke,
ein systematischer Index und ein Verzeichnis von Initien.

Die einschlägige Forschung ist bis 1951 berücksichtigt,
und ihre Ergebnisse sind verarbeitet. So bietet D. dem Forscher
ein vorzügliches und zuverlässiges Arbeitsinstrument,
rascher zu gebrauchen und genauer als der neue Altaner; denn
dort ist jedes Nachschlagen zeitraubend, weil vieles mitgeführt
wird, was eben für ein Schulbuch notwendig ist, und weil die
Literaturangaben nicht übersichtlich zu den einzelnen Werken
aufgegliedert sind; außerdem ist Altaner weder vollständig,
noch hat er die kritische Literatur im einzelnen aufgearbeitet.
Das ist kein Vorwurf für Altaner, sondern zeigt nur, daß für
Schule und Forschung getrennte Bücher notwendig sind.

Die Anordnung der Schriften ist entsprechend dem geplanten Corpus
Christianorum zeitlich-geographisch; doch sind einzelne Gruppen unabhängig

von der Zeit zusammengefaßt, so die arianischen, donatistischen und anderen
häretischen Schriften. Eigene Gruppen bilden insbesondere die Dichter, die
Grammatiker und Rhetoren, die Päpste, die Glaubensformeln und ihre Erklärungen
, Rechtssammlungen und Gesetze, Mönchsregeln, Bußbücher, liturgische
Bücher (Sakramentare, Antiphonare und Responsorialien, Lektionare
, Homiliare, Ordines Romani, Hymnare, Orationalien, Martyrologien und
Kaiendarien), Vitae Sanctorum, Chronisten und Komputisten, Itinerarien.
Dadurch wird manches Werk zweimal aufgeführt, wobei nicht immer einheitlich
vorgegangen wird. Manchmal erhält die Schrift an zwei Stellen eine
Nummer, manchmal nur an der einen; oft stehen Verweise auf die andere
Stelle, oft fehlen sie. Hier wäre eine einheitliche Regelung zu wünschen:
jedes Werk wird nur einmal mit Nummer aufgeführt, an den anderen Stellen
wird auf die Nummer verwiesen. Auch sonst vermißt man immer wieder
Verweise, so 321 -726,337-724 (724 ist nur ein Fragment, für den verlorenen Rest
ist die Zusammenfassung 337 zu benützen), 711—331, 713—340, usw.; diese
Berücksichtigung ist auch für die Textkritik wichtig. Unklar ist, warum der
Brief des Manichäers Secundinus unter den Augustinus-Werken mit eigener
Nummer angeführt ist (allerdings unter den Manichäern nochmals), wohl
wegen Augustins Gegenschrift; dagegen erscheint Augustins Contra Maxi-
minum nur hinter der Collatio, beides bei den Werken Maximins. Die Chronik
Cassiodors steht unter Nr. 2269 bei den Chronisten und unter Nr. 899 bei den
übrigen Werken Cassiodors; dagegen steht Isidors Chronik nur unter Nr. 1205
bei den Isidor-Werken, bei den Chroniken ist auf diese Nummer verwiesen.

Wichtiger ist die Frage der Ordnung bei Schriftstellern, deren Werke
als ein Corpus überliefert sind, was in modernen Editionen mit Recht beibehalten
wird, da es oft auf die Schriftsteller selber zurückgeht. Wie ist z.B.
bei Ennodius (Nr. 1487ff.) das Abgehen von der Ordnung Vogels und der
Hss zu rechtfertigen? Oder warum werden aus der ,,38-Homilien-SammIung"
des (Pseudo-)Chrysostomus nur einige Stücke ausgewählt? Auch bei Lucifer
müßte man in der Reihenfolge der Traktate der einzigen Hs folgen und nicht
Härtel. Das Vorgehen der Clavis ist in diesem Punkt nicht einheitlich und
klar; D. hat sich nicht entschieden genug von den alten Editionen losgemacht.
Das gilt auch von der Formulierung der Titel der Werke, vgl. 615 gegen 750
und 754, 356 gegen 773, weiter: 138 (Nabuthae), 140 (Explanatio), 143 (Lu-
can), 488 ((spiritalis; -tualis gibt es nicht in alten Hss), 359, 662, usw.

Die Angaben zu Nr. 84 sind nicht ganz richtig; Zahn druckt den neu-
testamentlichen Teil und läßt den alttestamentlichen weg, der also nach
Amelli zu benützen ist. Wie zuverlässig beide Ausgaben sind, zeigt ihr Text
„explicit brevissima disputatio prima, incipit altera, homo Adam propheta-
vit..."; dieHs hat in Wirklichkeit „explicit brevisima disputatio. incipit alia.
primus homo Adam prophetavit". Wäre es nicht besser, wenn das Corpus
Christianorum die einzige Hs abdrucken würde, nicht den Text der fehlerhaften
Ausgaben? Die gleiche Frage stellt sich bei Lucifer (112ff.). Dort
fehlt auch der Hinweis auf Wilmarts Artikel, der zu Nr. 68 zitiert ist; vgl.
jedoch Zentralblatt f. Bibl. Beiheft 75, 49—54. Bei Nr. 364 (Contra Vari-
madum) ist die alte Ausgabe von Sichard zu benützen und nicht die willkürlich
ändernde von Chifflet = Migne. Der Verfasser dieses Stückes ist übrigens
sicher nicht identisch mit dem von Nr. 363 (Solutiones), vgl. Biblica XXIII,
1942, 153; 363 kann von Cerealis sein, 364 stammt dagegen von einem Afrikaner
in Italien um 470—490. Eine neue Ausgabe von Contra Varimadum ist
in Vorbereitung. Bei Gregor von Elvira (546) zweifle ich, ob die Ausgabe von
Vega derjenigen von Batiffol/Wilmart vorzuziehen ist.

Obwohl D. die kritische Literatur mit gesundem Urteil und gründlich
benützt, kann man natürlich gelegentlich anderer Meinung sein. Trotz seiner
kritischen Reserve folgt er manchmal zuviel Plinval (z.B. 729, 757) oder
Künstle (z.B. Pseudo-Augustinus Sermo 237—239). Daß Pseudo-Vigilius De
Trin. 1—7 von Eusebius von Vercelli stammen soll (Nr. 105), werden wohl
wenige Leute für erwiesen annehmen. Das Exultet (162) ist nicht von Ambrosius
, vgl. Archiv für Liturgiewissenschaft II 1951; auf keinen Fall kann man
es als „Canticum" bezeichnen, es ist eine Contestatio oder, nach römischem
Sprachgebrauch, eine Praefatio. Ebensowenig ist das Symbol Quicumque
von Ambrosius (167). Augustinus Sermo 369 (Nr. 285) ist trotz des Urteils
von Morin sicher echt, wie ein im Druck befindlicher Aufsatz von C. Lambot
zeigen wird, der auch einen neuen Text davon vorlegen wird. Nr.328 ist unecht
. Nr. 368, Pseudo-Augustin Sermo 207: Der abweichende Schluß stammt
aus Maximus Horn. 82. Nr. 372a wird aus Versehen Sermo Mai 19 statt Sermo
Caillau I, 19 dem Petrus Chrysologus zugeschrieben. Nr. 420 adaptiert Augustin
Sermo 312. Sind die Briefe Nr. 570 wirklich von Bachiarius und nicht von
einer hochstehenden Asketin? Eher können unter Nr. 262 einige Stücke ein-
fachhin Augustinus zugeschrieben werden, wenn auch in der Adresse noch,
andere Absendernamen genannt sind. Übrigens wird eine neue Ausgabe von
Bachiarius vorbereitet von A.Mundo. Nr. 577 ist sicher nicht aus dem 11. Jahrhundert
, wie schon die altlateinischen Bibelzitate beweisen. Pseudo-Hierony-
mus in Marcum (632) ist vielleicht irisches Produkt des 7. Jahrhunderts. Der
Sermo Nr. 855 ist, von den ersten sieben Zeilen abgesehen, zusammengesetzt
aus Nr. 221, 7 und 599; Sermo 859 ist identisch mit Pseudo-Ambrosius Sermo
52. Nr. 860 (vgl. 1008) ist nicht eine „andere Rezension", es handelt
sich nur um Interpolationen aus Augustinus Sermo 289, 2 und Eusebius
Gallicanus 30. Die Zuweisung von Nr. 915 gerade an diesen Johannes ist sehr
fraglich; sicher ist nur, daß der Verfasser in seinen Lehren von Augustinus
abhängt. In Nr. 952 wird seltsamerweise die interpolierte Rezension des Pe-
lagius-Kommentars dem Johannes Diaconus zugeschrieben, während in Nr.
759 mit Recht die Interpolationen auf einen Pelagianer des 5. Jahrhunderts
(nicht 4/—5. Jahrhundert, da Pelagius den Kommentar kaum vor 400 schrieb)