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Ausgabe:

1952 Nr. 5

Spalte:

277-280

Autor/Hrsg.:

Rost, Leonhard

Titel/Untertitel:

Der gegenwärtige Stand der Erforschung der in Palästina neu gefundenen hebräischen Handschriften 1952

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Theologische Literaturzeitung 1952 Nr. 5

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Hoffentlich hat das Buch von Walter C. Türck1: „Die Dorfkirchen
von Berlin", mit seinen ausgezeichneten Fotografien
einen durchschlagenden Erfolg. Das Buch hat noch einen Vorzug
: Es weist auch hin auf alte Bilder, auf alte Taufbecken
in der Mark, die zum großen Teil aus den Kunststätten der
Pegnitz bei Nürnberg stammen.

Die Erforschung der Dorfkirchen steht noch in den ersten
Anfängen. Für Pommern ist festgestellt worden, daß die Dorfkirchen
in der Nähe von Greifswald in Kirchen von Westfalen
ihr Vorbild haben. Solche Untersuchungen müßten auch in
Brandenburg gemacht werden. Dazu ist noch nichts getan worden
. Einiges wäre leicht festzustellen: Die Dorfkirchen, die unregelmäßig
behauene Steine haben, sind aus späterer Zeit. Dagegen
die Dorfkirchen, die schöne behauene Steine haben,
stammen aus der Frühzeit, als die Kunst der Steinmetzen noch
in Blüte stand. Das wertvolle Buch von Türck enthält nicht
alle Dorfkirchen. Dagegen bei dem ersten Buch sind alle Dorf-
kirchen verzeichnet. Das Buch eignet sich zu einem künstlerisch
wertvollen Geschenk.

In der Natur der Sache liegt es, daß Jahrbücher einen
mannigfaltigen und vielseitigen Inhalt haben. Das Jahrbuch
für brandenburgische Landesgeschichte 19502 fängt an mit
einem Aufsatz über „Fontanes Bild Berlinisch-Brandenburgischer
Dichtung", verfaßt von Hermann Fr icke, einem unserer
besten Kenner Fontanes Dichtungen. Es folgt der Aufsatz
von Eberhard Faden „Berlin Hauptstadt — seit wann und
wodurch?" Dann Albert Ludewig „Die Askanierhofburg
Spandau"; dem Aufsatz liegen die neuen Ausgrabungen zugrunde
. Ferner: „Gemälde im Jagdschloß Grunewald" von
Joachim S e e g e r. Es folgt der Vorschlag zu einer,, Grabstätten-
bildkartei für Berlin und die Mark Brandenburg" von Georg
Michel. Bruno Stephan: „Der HermsdorferMilow, seine Familie
und seine Zeit"; Willy Hoppe: „Luther und die Mark
Brandenburg"; Hoppe schließt sich der Meinung an, daß Joachim
II. in aller Stille in Berlin und nicht in Spandau Anfang
Oktober zur evangelischen Kirche übergetreten ist. Diese Vermutung
ist zum erstenmal von Nikolaus Müller im Jahrbuch
für Brandenburgische Kirchengeschichte in einem Aufsatz über
den Gottesdienst im Dom vertreten worden. Es ist zu hoffen,
daß diese Ansicht sich durchsetzen wird. Die Rücksicht auf
die bisherige Tradition setzt den geschichtlichen Tatsachen
heute kein Hindernis entgegen. Emil Schwartz berichtet auf
Grund von Urkunden über „Die Kaiandbruderschaften in
Prenzlau und Neuruppin". Harry Methling: „Schiffahrt auf

') Türck, Walter C: Die Dorfkirchen von Berlin. Berlin: Evangelische
Verlagsanstalt [1950]. 82 S. (davon 32 S. Text, S. 33—82 Abb., 1 Kt.
4°. Hlw. DM 15.—.

2) Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte. Hrsg. im

Auftr. d. Landesgeschichtl. Vereinigung f. d. Mark Brandenburg v. Martin
Henning u. Heinz Gebhardt. l.Bd. 1950. Berlin: Selbstverl. d. Vereinigung
(Auslfg.: Berlin-Neukölln, Hermannstr. 54: Fontane-Buchh. Dora Pohlmann)
1950. 72 S. m. Abb. 4°. DM 4.50.

der Ucker". Martin Henning: „Vom Wanderbericht zum
Jahrbuch". Der Touristenklub ist gegründet worden am27.Mai
1884; er ist die älteste märkische Wandergesellschaft, die üiren
Mitgliedern durch Schaffung einer eigenen Bibliothek eine
wissenschaftliche Grundlage für die Erforschung der Mark
geben wollte. Die Bibliothek ist auf 4000 Bände märkischer
Geschichtsliteratur angewachsen.

Das Jahrbuch der Stadt Berlin1 versucht in die mannigfaltigen
Interessen der Stadt Berlin hineinzuleuchten. Die Ansichten
über Theater und Kunst werden durch neue Einsichten
und Kenntnisse erweitert, z. B. der Aufsatz: „Walter Heynen,
„Philippstraße 21, Berliner Knidheitserinnerungen an Luise
Dumont". Die Entwicklung der Berliner Stadtverfassung (Von
der Steinschen Städteordnung bis zur Verfassung von Berlin)"
wird dargestellt von Kurt Landsberg. Nicht zu vergessen ist
die schöne Darstellung (oft humoristisch!) von Richard Knoblauch
unter dem Titel „Erlebtes Berlinisches" des böhmischen
Brauhauses. Unter dem Titel „Typisches und Individuelles
in der Geschichte Berlins" gibt Ernst Kaeber eine Betrachtung
der Geschichte Berlins. Als er Leiter des städtischen Archivs
wurde, hoffte er, einmal die Geschichte Berlins schreiben
zu dürfen. Aber die Nazizeit hat ihm das verwehrt. Jedoch wir
hoffen, daß er so viel Aufsätze schreiben wird, daß durch ihn
ein neues Bild der Entwicklung der Stadt entstellt. Der Aufsatz
: „Lassalle in Berlin" von Walter Oschilewski hebt hervor
die Beziehungen Bismarcks zu Lassalle. Als um die Jahreswende
1927/28 ein altersschwacher Aktenschrank im Preußischen
Staatsministerium zusammenbrach, kam der verlorengeglaubte
Briefwechsel Bismarck-Lassalle zutage. Wir wissen
jetzt, daß Bismarck jede Unterhaltung mit Lassalle auf das
höchste geschätzt hat und sie nicht als Unterhaltendes, son-'
dem als Belebendes und Belehrendes hinnahm.

Die Marienkirche ist heute die Kirche des Bischofs von
Berlin. Darum gehen sonntäglich viele Menschen in diese
Kirche und, wenn der Bischof selber predigt, dann ist eine Art
Völkerwanderung zur Marienkirche hin. Es kommt aber für
die Menschen nicht darauf an, dort ehien großen Mann zu
hören, sondern es kommt darauf an, daß hier Gemeinde entsteht
. Dazu kann der Almanach: „Suchet der Stadt Bestes"
Kirchlicher Dienst in der Weltstadt Berlin2, beitragen. Die
Aufsätze in dem Büchlein können durchweg als vorbildlich
volkstümlich bezeichnet werden. Es werden alle Gebiete des
kirchlichen Lebens in vorbildlicher Kürze berührt ohne oberflächlich
zu werden und der Sinn für die Kirche kann dadurch
geweckt werden. Gerade Jugendliche können aus dem Büchlein
die großen Linien der kirchlichen Entwicklung kennen
lernen.

^Jahrbuch der Stadt Berlin 1951. Hrsg. im Auftr. d. Vereins für
die Geschichte Berlins v. Ernst Kaeber. Berlin: Selbstverl. d. Vereins 1951.
168 S. 8°. DM 3.75.

*) Suchet der Stadt Bestes. Kirchlicher Dienst in der Weltstadt Berlin.
Ein Almanach. (Hrsg. v. Dr. Johannes Paul). Berlin: Evang. Verlagsanstalt
[1951]. 116 S. m. Abb. 8°. DM 1.50.

Der gegenwärtige Stand der Erforschung der in Palästina neu gefundenen hebräischen Handschriften

20. Der von Pere de Vaux in der Academie des Inscriptions et Beiles Lettres erstattete Bericht über HirbetQumrän

Von Leonhard Rost, Berlin

Der Freundlichkeit von Paul Kahle verdanke ich die Einsicht
in einen Brief, den P. de Vaux am 23.2.52 an H. Kahle
geschrieben hat, sowie eine Abschrift eines Artikels aus der
französischen Zeitung Le Monde vom 9.4.52, S.7 „Nouvelles
et importantes Decouvertes sur les bords de la Mer Morte", und
der Liebenswürdigkeit von H. H. Rowley einen Zeitungsbericht
aus The Manchester Guardian, 7.4.52, S.4 „New Finds in Pa-
lestine, More Light on the Dead Sea Scrolls". Die beiden Zeitungsartikel
behandeln einen Bericht, den P. de Vaux der Academie
des Inscriptions et belles-lettres erstattet und Rene Dussaud
in der Sitzung vom 4.4.52 verleserWiat. Ich gebe hier eine
Zusammenfassung dieser Nachrichten unter tunlichster Beibehaltung
des Wortlauts. P. de Vaux berichtet in seinem Brief
von neuen Erkenntnissen über Hirbet Qumrän, die er möglichst
bald veröffentlichen wolle, da einige seiner bisherigen
Annahmen zu berichtigen wären. In dem Bericht an die Academie
setzt er dies in die Tat um. Er stellt eingangs fest, daß
es nunmehr möglich sei, endgültig die Debatte über das Alter
der Höhle abzuschließen, und zwar auf Grund von Ausgrabungen
, die im Dezember 1951 und Januar 1952 in Hirbet
Qumrän stattgefunden haben. Im Laufe dieser Ausgrabungen,

die P. de Vaux zusammen mit G. Harding, dem Direktor des
jordanischen Departments of Antiquities, unternommen hat,
kam an Kleinfunden neben Münzen ein Krug zutage, der
identisch mit den in der Höhle gefundenen Krügen ist und einwandfrei
häuslichen Zwecken gedient hat. Die Untersuchung
dieser Objekte und ihr Vergleich veranlaßte P. de Vaux zu der
Erklärung: „Ich habe mich getäuscht — mit allen Forschern,
die die Originale gesehen haben, wenn ich die Krüge der Handschriften
der vorrömischen Zeit zugeschrieben habe. Sie sind
ein gutes Jahrhundert jünger. Ich habe mich ferner getäuscht,
wenn ich sagte, die Krüge seien speziell für die Aufbewahrung
der Handschriften gefertigt worden: sie waren ein geläufiges
Modell der Haushaltstöpferei. Ich habe mich schließlich getäuscht
, wenn ich die Bruchstücke eines Kochtopfes, eines
Krügleins und die Lampe, die in der Höhle gefunden wurden,
mit einer späteren Plünderung in Verbindung setzte: sie haben
alle ihre Gegenstücke und gehören deshalb der gleichen Zeit
an wie die Krüge. Dies bildet keine Vorentscheidung für das
Datum der Handschriften, die wesentlich älter sein können,
aber dies ist entscheidend für das Datum des Depots: Es ist
im Laufe des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung, d.h.