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Ausgabe:

1951 Nr. 2

Spalte:

117-119

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

Titel/Untertitel:

Die Sache Gottes 1951

Rezensent:

Schlunk, Martin

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Theologische Literaturzeitung 1951 Nr. 2

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zwischen dem prophetischen Wort des Dichters und dem der
Schrift kreisen würden. Aber man wird nicht übersehen
dürfen, daß Schröder hier als ein christlich bestimmter Dichter
redet und nicht daran denkt, eine zweite „Offenbarungsquelle"
neben der Schrift statuieren zu wollen. Was seine Predigten
und Bibelstunden uns geben, ist Ergebnis angespannten
Hörens auf die Texte und einer sich daranschließenden Meditation
, die in allem Entscheidenden an den Text gebunden
bleibt. Er zeigt Bekanntschaft mit der theologischen Problematik
, er hat die Kommentare studiert, aber diese Wissenschaft
stört nirgends den einheitlichen Duktus einer Exegese,
die ein äußerst feines Empfinden für die zartesten Nuancen
der Texte zeigt und die sich stets unter das Wort stellt.
Schwierigkeiten der Interpretation überwindet Schröder nicht
durch rationale Kritik, sondern durch das Heranziehen der
Paralleltexte („Spiegeltexte" nennt ersieV Nicht ohne Schärfe
wendet er sich gegen den Lehrer der Kirche, der „aufsteht und
sagt, er könne diesem prophetischen Wort gegenüber seine
moderneu Denkgewohnheiten nicht aufgeben". Er warnt vor
dem „kakozelon" der Wissenschaft, vor der methodischen
Grenzüberschrcitung, und stellt das alte „veni creator Spiritus"
gegen ein neues „veni destructrix ratio".

Berlin Fritz Dehn

MISSIONSWISSENSCHAFT

Die Sache Gottes. Vom Missionsdienst unserer Kirche in der Gegenwart
. In Stichworten herausgegeben von der Sächsischen Missionskonferenz.
Berlin: Ev. Verlagsanstalt 1950. 48 S. kl. 8°.

Vicedom, Georg F.: Kirche in der Entscheidung. Missionarische
Erwägungen zur heimat-kirchlichen Praxis. Ncuendettelsau: Freimundverlag
1949. 64 S. 8°. Kart. DM 1.60.

Brammer, Johann: Ludwig Harms, der Vater der Hermannsburger
Mission. Hermannsburg: Verlag der Missionshandlung 1949. 48 S. 8".
Kart. DM —.80.

Wickert, Winfried: Und die Vögel des Himmels wohnen unter

seinen Zweigen. Hundert Jahre Bauernmission in Südafrika. Hermannsburg
: Missionshandlung 1949. 396 S., 24 Taf., 2 Ktn. 8°. Oeb. DM 6.80.

Waßmann, Dietrich! Der Durchbruch des Evangeliums im

Gallaland. Ereignisse und Erlebnisse nach dem italienisch-abessinischen
Kriege 1936—1944. Hermannsburg: Misslonshandlung 1948. IV, 132 S. 8°.
Kart. DM 3.—.

Wameck, Johannes: Eduard Fries. Das Leben eines deutschen
Missionars. Wuppertal-Barmen: Verlag der Rheinischen Missionsgesellschaft
1949. 146 S. 8°. Kart. DM 2.80.

Kempgen, Wilhelm: Glaubenskampf am Tigertor. Wuppertal-
Bannen: Verlag der Rhein. Missionsgesellschaft |1948|. 171 S., 1 Kte. 8°.
Pp. DM 3.—.

Hopmann, Maria Victoria: Maria Gabriele Court. Leben u. Wirken
einer deutschen Missionarin auf Südseeinscln 1878—1927. Münster: Regensberg
1950. 152 S., 11 Abb. auf Taf. 8°. Lw. DM 6.50.

In meiner letzten überschau über eine Reihe Schweizerischer
Missionsschriften (s. ThLZ 1949, 4, Sp. 205) machte ich
darauf aufmerksam, daß die Wendung, die sich in der protestantischen
Weltmission durch die Erkenntnis anbahnt, die
Mission müsse ökumenisches Handeln und Denken werden, in
den Neuerscheinungen noch wenig hervortreten könne. Das
bestätigt die Reihe der neu vorliegenden deutschen Schriften,
die nur eine kleine Auswahl aus dem Ertrag der letzten Jahre
darstellen. Am meisten tritt die neue Sicht in den beiden ersten
hervor.

Unter der Schriftleitung W.Gerbers hat die Sächsische
Missionskonferenz ein eigenartiges Schriftchen herausgegeben,
das wohl das frühere Jahrbuch ersetzen soll. Sein Titel: „Die
Sache Gottes" deutet an, daß es Anregungen für diejenigen
geben will, die der Mission als der Sache Gottes Hilfsdienst
tun möchten. Verschiedene Mitarbeiter geben in Stichworten
und Thesen Anleitung zu Vorträgen, Berichten, Besprechungen
und eignen Studien. Ein längerer Aufsatz von Arno Lehmann
setzt sich mit der asiatischen Kritik am abendländischen
Christentum auseinander. Das Ganze ist wertvoll und praktisch
.

Das zweite Heft mit ökumenischer Haltung ist Georg F.
vicedoms Vortragsreihe: Kirche in der Entscheidung, die
zuerst in einem Kriegsgefangenenlager gehalten wurde. Unter
den Leitworten: Die Sendung des Christen, Die werdende Gemeinde
, Das Leben der Gemeinde, und Die Aufgaben der Gemeinde
zieht der Missionar aus seiner Erfahrung heraus die

Linien, die sich für die Ausrichtung der kirchlichen Arbeit daheim
ergeben, und da er von dem Missionsbefehl als dem Ausdruck
des Herrschaftsanspruches Christi ausgeht, liegt die
Weltkirche und die Weltmission immer in seinem Blickfeld.
Das kleine, feine Schriftchen ist zugleich eine Rechtfertigung
dafür, daß dem Verf. unlängst in wenigen Tagen sowohl aus
Amerika, wie aus Deutschland ehrenhalber der Doktortitel
verliehen ist, aus Deutschland sogar einer der ersten des Doktors
der Religionswissenschaften (Marburg).

Dem hundertjährigen Bestehen der Hermannsburger Mission
sind drei Schriften gewidmet. Johannes Brammer zeichnet
kurz, volkstümlich und schön das Lebensbild von Ludwig
Harms. Indem er es tut, wird eine Gestalt vor uns zu neuer
Anschauung erweckt, der die Mission als ökumenisches Handeln
und Denken ebenso selbstverständlich war, wie dem Gründer
von Neuendettelsau, Wilhelm Löhe.

Winfried Wickert, der Leiter der Arbeit seiner Mission
in Südafrika, hat sich mit einigen seiner Mitarbeiter zusammengetan
, um in einem reich mit Bildern geschmückten
Buche in einem ersten Abschnitt Einwurzelung und Wachstum
seiner Mission in hundert Jahren zu zeichnen, dann für
Natal die Erfahrungen eines jungen Missionars, die Arbeit
unter den Zulu, den Dienst des Missionsarztes und das Wachstum
der Gemeinde zu schildern, drittens für Transvaal charakteristische
Bilder aus der bewegten Geschichte (Goldfelder,
Burenkriege, Zeiten der Dürre, Schularbeit usw.) zu geben,
und schließlich unter dem Thema: Muttersprache, Mutterlaut
die Beziehung zu den deutschen Siedlern in Südafrika und
ihren Kindern darzustellen. So ist ein herzanfassendes Gemälde
der schlichten, schüchternen, aber kernfesten, frommen
lutherischen Bauernmission entstanden, für das der Missionsgelehrte
ebenso dankbar sein wird, wie der Bauer der Lüneburger
Heide. Ein köstliches Geschenk zur Jahrhundertfeier!

Wieviel Wehmut und Entsagen der zweite Weltkrieg für
Hermannsburg gebracht hat, zeigt Dietrich Waßmann in
seinem Bericht über den Durchbruch des Evangeliums im
Gallaland. Das Gallaland war schon das Ziel, dem Ludwig
Harms seine Boten senden wollte. Unter Christian Schomerus
wurde es in wunderbarer Führung wirklich Hermannsburger
Missionsgebiet. Im Kriege, mit dem das Italien Mussolinis das
geheimnisvolle Abessinien mit seinen alten Uberlieferungen
überfiel, bricht durch Gottes Wunder die Sehnsucht nach dem
Evangelium unter den Galla aus. Es entstehen blühende Gemeinden
, die an ihrer Art festhalten und sich in eigenständigem
Leben des Evangeliums freuen, wenn auch die Kriegsereignisse
fast unbegreiflicherweise die Zurückziehung der
Hermannsburger Missionare zur Folge hatten. Die Dankbarkeit
und die Anhänglichkeit der jungen Gemeinden ist unverändert
.

Zwei der Bücher führen in die Geschichte der Rheinischen
Mission. Aus dem Nachlaß von Johannes Warneck konnte
endlich ein Lebensbild des frühvollendeten Missionars und
Missionsdirektors Eduard Fries veröffentlicht werden. Es ist
nicht nur ein Denkmal eines reich gesegneten, liebenswerten
Mannes, sondern auch ein Stück Geschichte der Mission auf
Nias mit ihrer großen Erweckungsbewegung von 1916, deren
Nachwirkungen noch heute spürbar sind. Unter dem Titel:
„Glaubenskampf am Tigertor" verbirgt sich eine Geschichte
der hundertjährigen Arbeit der Rheinischen Mission im Hinterlande
der Bocca Tigris in China. Verfasser ist Missionar Wilhelm
Kempgen, der die Geschichte sorgfältig studiert und
die Arbeit draußen als einer der Führer mitgetragen hat. So
vereinigt die Darstellung die Sachkunde des Historikers, die
Anschaulichkeit des Augenzeugen und die sehnende Liebe des
seiner Arbeit zu früh entrissenen Missionars.

Das letzte Buch der vorliegenden Reihe, das Lebensbild
einer Ordensfrau vom Heiligsten Herzen in Hiltrup] weckt
schmerzliche und schöne Erinnerungen an die Blütezeit der
deutschen Kolonialmission. Wer von der Generation heute
weiß noch von der mit Begeisterung begrüßten und begonnenen
Missionsarbeit in der deutschen Südsee, auf Neuguinea, auf
Neupommern, Neumecklenburg, auf Nauru, auf Samoa ? Die
Kölnerin Maria Court tritt gegen den Wunsch ihres Vaters
1902 in das Kloster in Hiltrup. Reich begabt, fröhlichen
Sinnes und tief hineingetaucht in die Frömmigkeit ihrer
Kirche wird sie in die neugegründete Südseemission der Hiltruper
Schwestern gesandt und hat dort in 25 Jahren mit
Hingebung, Takt und großen Gaben gedient. Sie hat den
ersten Weltkrieg mit durchlebt und sich nach dem bösen Ende
auf eine fremde Kolonialmacht umstellen müssen, aber bis
1927 ihren Dienst in Selbstverleugnung mit frohem Herzen
weiter getan, bis ihre Kraft plötzlich zusammenbrach. Alle
katholische Missionsarbeit trägt ökumenische Züge. Das