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Ausgabe:

1951 Nr. 10

Spalte:

611-612

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Titel/Untertitel:

Reallexikon der deutschen Kunstgeschichte, Bd. 2: Bauer - Buchmalerei 1951

Rezensent:

Campenhausen, Hans

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Theologische Literaturzeitung 1951 Nr. 10

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an die Forme! ßaTtti^uv sie tb bvo/xa tov X^tatov geprägt hat. Aber wenn
Paulus das ßaTZtta&ijvai eis Xqia tbv 'Ir]oovv in Rom. 6, 3 sogleich durch die
Worte eis rbv &dvatov airov äßaTtria&rifiev erläutert, dann wird man der
Anschauung des Paulus kaum gerecht, wenn man sagt, das eis drücke einfach
die Beziehung aus. Das kann ganz und gar nicht für Oal. 3, 27 gelten.

Erst wenn man das alles beachtet, ergeben die Ausführungen des Paulus
in Rom. 6 ein geschlossenes Bild.

Indes, die kritischen Einwände beeinträchtigen nicht das
Gesamturteil über das Buch von Schnackenburg, das einen
ausgezeichneten Beitrag nicht nur zur Tauftheologie, sondern
auch zur paulinischen Theologie überhaupt ist.

Berlin Johannes Schneider

GESCHICHTE DER CHRISTLICHEN KUNST

Reallexikon der Deutschen Kunstgeschichte. Unter Mitarbeit zahlreicher
Fachleute aus Wissenschaft und Praxis hrsg. von Prof. Dr. Otto
Schmitt. Lieferung 20—25 = Band II (Blende—Buchmalerei) Sp. 897—
1640; Band III, (Buchreliquiar—Burg) Sp. 1—128. Stuttgart: J. B.Metzler
1942—1950.

Schon in früheren Jahrgängen haben wir immer wieder
auf das in Lieferungen erscheinende Monumentalwerk des
„RDK" hingewiesen (i934 Sp. 6if.; 1935 Sp. 112; 1937
Sp. 314t.; 1938 Sp. i35f.; 1942 Sp. 238—240). Man kann dem
nach längerer Unterbrechung nun wieder fortgesetzten Unternehmen
kein besseres Lob spenden als dies, daß die neuen
Lieferungen im Niveau und Stil der Beiträge und in der
Qualität der Ausstattung und der Abbildungen den früheren
völlig ebenbürtig geblieben sind. Aber mit welchen Empfindungen
schlägt man heute ein Buch auf, das den deutschen
Kuustdenkmälern und ganz besonders den Kunstschätzen
der vom Kriege besonders betroffenen Gebiete gewidmet ist!
In der letzten vor dem Zusammenbruch erschienenen Lieferung
begegnete die erste Notiz über ein vom Kriege zerstörtes
Bauwerk. Solche Hinweise werden in Zukunft sich in
unzähligen Fällen sozusagen von selbst verstehen, von den
nicht mehr zugänglichen und verschollenen Gegenständen
ganz zu schweigen. Der Wert des Lexikons, dessen riesige
Bildbestände seit langem vorbereitet sind, ist für uns nur um
so größer. Jetzt hat aber auch das Unternehmen selbst durch
den plötzlichen Tod seines Herausgebers einen überaus
schweren und schmerzlichen Schlag erfahren. Es wird dem
verdienten Verlage nicht leicht fallen, einen Mann zu finden,
der so wie er Sachkenntnis, Energie, Schwung und hingebenden
Fleiß für diese große, von ihm begründete und geleitete
Arbeit zu vereinigen weiß.

Im folgenden sollen die zahlreichen großen Artikel, die
ein stärkeres theologisches Interesse nicht beanspruchen
können, im allgemeinen ungenannt bleiben (vgl. z. B. Blumen,
Bronzeplastik, Brunnen, Brücke, Bühnenbild und -kostüm).
Hingewiesen sei aber auf die Fülle der das Buch und das Buchwesen
betreffenden Stichworte, deren Behandlung jeden Liebhaber
entzücken wird und die zusammengenommen fastso etwas
wie eine kleine Kunstgeschichte des Buchs ausmachen: Buch,
Blockbuch, Buchrolle, -beutel, -druck, -druckermarke, -einband
, -illustration, -maierei, -schmuck und -Umschlag. Allein
der Artikel über die Buchmalerei von Alb. Boeckler,
P. Buberl, H. Wegener füllt fast eine Lieferung aus, obgleich
ihm schon früher der Artikel von W. Neuß über die
,,Bibelillustration" vorangegangen ist.

Der Artikel über das „Buchreliquiar" (in doppelter Bedeutung) rührt
wie die Behandlung vieler anderer kultisch-liturgischer Gegenstände (in den
vorliegenden Lieferungen: Brustkreuz, Büchsenreliquiar) von Jos. Braun her,
der heute auch nicht mehr unter den Lebenden ist. Sein Werk über „Tracht
und Attribute der Heiligen in der deutschen Kunst" ist als Ergänzungsband
zum RDK gedacht und in kleinen Beständen noch beim Verlage vorrätig. Dazu
nehme man die Artikel über das „Brevier" von E. Lutze, die „Bulle" von
M.Miller und das „Brusttuch" (Rationale) von Otto Schmitt (der an
anderen Artikeln auch ohne Namensnennung mitgearbeitet hat) — und man
wird wieder einen Eindruck davon haben, wie reich die im engeren Sinne
„kirchlichen" Gegenstände überall berücksichtigt sind. Die Ausführungen über
das „Hl. Blut" (Th. Stumpf und O. Gillen) lassen in interessanter Weise
erkennen, wie die spätmittelalterlichen und protestantischen theologischen
Darstellungen des erlösenden „Blutes" anscheinend in gerader Linie aus den
Bildern des sakramentalen und in Reliquien bewahrten wundertätigen Blutes
herausgewachsen sind. Der Artikel über den (alten und neuen) „Bund", ebenfalls
von O. Gillen, der freilich nicht leicht zu gestalten war und auf unzählige
verwandte Stichworte Bezug nehmen mußte, leidet ein wenig unter
einem unklaren, nicht immer exakten Gebrauch der in Betracht kommenden
Begriffe und ihrer theologischen Verwurzelung. Sonst würde er aus der bekannten
Darstellung „Mariens" in der Priscilla-Katakombe mit dem angeblichen
Propheten nicht die Folgerung ziehen, die Concordia von altem und
neuem Bunde sei „also" schon in der sepulkralen Kunst der christlichen Frühzeit
„ideenmäßig" angelegt. Gegenüberstellung wie Kirche und Synagoge,
vollends Ecclesia ex gentibus und ex circumeisione sollten vom Begriff des alten
und neuen Bundes schärfer unterschieden sein. Die entscheidenden Übergänge
von der altchristlichen in die frühmittelalterliche Periode sind viel zu flüchtig
behandelt und noch mehr enttäuscht die stiefmütterliche Berücksichtigung der
evangelischen Kirchenkunst, die die alte Symbolik neu akzentuiert und belebt
hat. Man denke z. B. nur an die wiederaufgedeckten Malereien der Dreifaltigkeitskirche
in Speyer! Den Zusammenhang zwischen altkirchlicher und mittelalterlicher
Kunst beleuchtet in interessanter Weise auch W.Neuß mit seinem
Artikeln über die „Bundeslade": ihre merkwürdig seltene Darstellung läßt
sich nur daraus erklären, daß die altkirchliche Kunst hier noch nicht vorgearbeitet
hatte.

Rein ikonographische Artikel treten in den letzten Lieferungen
etwas weniger hervor (vgl. aber Blindenheilung, Blutflüssige
, Boethius, Bogenschütze, Bonitas, Brotvermehrung).

L. Strauch folgt in den Anfängen ihres sonst wertvollen Beitrags
„Bock" allzu kritiklos den hier phantastischen Aufstellungen Jos. Wilperts;
vgl. über diese die Besprechung in dieser Zeitschr. 1933 Sp. 430 und allgemein
Fr. Gerke, Der Ursprung der Lämmerallegorie in der altchristlichen Plastik,
ZNW33 (1934), 160ff.. Zum Artikel „Braut-Bräutigam" von O. Gillen findet
sich ein ausgedehntes literarisches Material aus der alten Kirche jetzt auch bei
Jos. C. Plumpe, Mater ecclesia. An inquiry into the coneept of the Church
as mother in the early Christianity (1943). Es ist übrigens nicht richtig, daß die
Vorstellung der einzelnen Seele (statt der Kirche) als Braut Christi erst bei
Origenes und Methodios aufkäme; sie findet sich als bekannt schon bei Ter-
tullian, De carn. res. 63.

Unter den für Kirchen- und Klosterbau wichtigen Beiträgen
(Blende, Bogen, Bogenfeld, Bogenfries, Brunnenhaus,
Buckelquader, Brüdersaal) sei besonders hervorgehoben der
Artikel über die „Brüder vom gemeinsamen Leben" (die aber
nicht ein „Orden" genannt werden sollten!) von Ad. Fr. Lorenz
mit einer schönen Beschreibung des 1942 durch Luftangriff
zerstörten Rostocker Fraterklosters und vor allem die
eingehende und verständnisvolle Würdigung der „Brüdergemeinde
" und ihrer Kirchensäle durch W. Marx. — Von
einem allgemeineren kulturgeschichtlichen Interesse sind z. B.
die Stichworte Brautkleid, -kränz und -tür, Briefmaler u. a.

In dem fesselnden Artikel über Brettspiele und -steine (R. Jacques)
vermißt man einen Hinweis auf die kunstvollen Tische, die zum Teil eine große
Zahl ganz verschiedener Brettspiele vereinigen. Sie werden wohl unter „Tisch"
behandelt werden.

Druckfehler und Versehen: Sp. 1013f. sind bei Abb. 3 die Konsolen nicht
genannt, die Abb. 2 doch hervorgehoben werden; Sp. 1149 Z. 2 v. u. lies „jeder
Spieler" statt „man"; Sp. 1223 Z. 6 v. u. „Pain" statt „Pein"; im Mitarbeiterverzeichnis
sollte auch Frl. Dr. Elis. Moses (Berichtigung Sp. 1523L!) mit aufgeführt
sein; III Sp. 109f. ist Abb. 10 meines Erachtens nicht der „alte und
neue Bund", sondern die Vermählung Mariens dargestellt, die in den Räumen
des jerusalemischen Tempels gedacht Ist.

Heidelberg H. v. Campenhausen

Das Leben Christi. Von chinesischen Künstlern. Basel: Basler Missionsbuchhandlung
0. J. 55 S. m. Abb. 8°. sfr. 3.20.

Die Originalausgabe dieses Heftes ist im Verlag der
Society for the Propagation of the Gospel in London erschienen
. Es enthält Wiedergaben von Gemälden chinesischer
Künstler, die Vorgänge aus dem Leben Jesu darstellen und
hier in einer seinem zeitlichen Verlauf entsprechenden Folge
dargeboten werden. Ihr Druck (nach Photographien) bringt
bei weitem nicht alle Schönheiten und Feinheiten der Originale
zum Ausdruck, vermittelt aber doch einen Eindruck von der
— mit einigen Ausnahmen — starken und begrüßenswerten
Eigenwilligkeit und Fähigkeit der chinesischen Maler, das
Leben Jesu mit chinesischen Augen zu sehen und in chinesischer
Landschaft und entsprechend chinesischer Lebensart
zu gestalten. Es handelt sich hier um eine wahrhaft neuschöpferische
Kunst, die schon so Vollkommenes geschaffen
hat wie die Bilder „Josef und Maria auf der Suche nach einer
Herberge" (S. 11) und „Flucht nach Ägypten" (S. 21). Im
Vorwort wird auf das Fehlen „näherer Angaben über die
Künstler und ihre Arbeit" entschuldigend hingewiesen. Das
hätte in der Basler Ausgabe vermieden werden sollen und
können. Die Arbeiten von Sepp Schüller, z. B. seine „Geschichte
der christlichen Kunst in China" (1940) und seine
„Neue christliche Malerei in China" (1940), enthalten alles
Material, um die Lücke auszufüllen. So sei hier nachgetragen,
daß die Schöpfer der Bilder Schüler der katholischen, unlängst
vom chinesischen Staat übernommenen Fu-jen-Universität in
Peking sind, und zwar Mitglieder einer Malergruppe, deren
Meister Lukas Ch'en ist. Es gibt auch eine protestantischchristliche
Malerei in China; aber sie wird von den Leistungen
jener katholischen Malschule weit übertroffen. Das künstlerische
Sondergebiet der evangelischen Christenheit in China
ist die Schaffung eines chinesischen Kirchenliedes.

Tübingen Gerhard Rosenkranz

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