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Ausgabe:

1951

Spalte:

42-43

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Meecham, Henry

Titel/Untertitel:

The Epistle to Diognetus 1951

Rezensent:

Schmidt, W. A.

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4i Theologische Literaturzeftung »951 Nr- T

12

Schneider, Carl, Prof. Dr.: Einführung in die praktische Bibeikunde.

Lahr: Kaufmann [1949]. 125 S. 8°. Hlw. DA1 4.50.

Auf 125 Seiten in klarem Druck und in schlichter, allgemeinverständlicher
Sprache gibt das Büchlein das Wichtigste
zum Verständnis der Bibel und ihrer Bücher. Drei einleitende
Kapitel handeln von der Bibel als einem menschlichen
Buch, von der Bibel als Gottes Wort und vom dreifachen
Schriftsinn. Drei abschließende Kapitel handeln von der Bildung
des Kanons, den Handschriften und den Übersetzungen.
Der Hauptteil bespricht, wieder in drei Kapiteln, die Bibel als
Ganzes und die Schriften des Alten und des Neuen Testamentes
, und bringt von ihnen feine, behaltbarc Inhaltsangaben.
So ist ein Buch entstanden, das vielen Lesern willkommen sein
wird. Ich sähe es vor allem gern in der Hand der Studenten
der Theologie und der Schüler in den Seminaren der Inneren
und der Äußeren Mission. Diese jungen Menschen müssen in
der Bibelkunde oft ohne jede Vorkenntnis einen Riesenstoff
meistern, haben nicht Zeit, die umfangreichen Werke über
Bibelkunde durchzuarbeiten und stehen vielfach ratlos vor
den Fragen der Verbalinspiratiou und der Schriftauslegung.
Nur wünschte ich, der Verf. hätte das von ihm für richtig Gehaltene
mitunter weniger bestimmt als richtig hingestellt, vielmehr
Fragliches deutlich als fraglich kenntlich gemacht. Dazu
hätte oft ein ,,vielleicht" oder ,,wohl" oder „wahrscheinlich"
ausgereicht, und die Leser hätten Anlaß, die zugrunde liegenden
Fragen selbst zu durchdenken. Jedenfalls kann ihnen das
Büchlein gute Dienste leisten.

Tübingen Martin Sclilunk

Weber, Otto: Grundriß der Bibeikunde. Göttingen: Vandcnhoeck & Ruprecht
1949. VIII, 170 S. gr. 8°. Hlw. DM 5.00.

Bei der leider wohl unvermeidlichen Überbelastung des
theologischen Studiums sind die ohne reelle Bibelkenntnis eintretenden
Anfänger kaum imstande, die Zeit zur Durcharbeitung
der großen Werke von Weber und Thilo für das
Alte, von Brandt für das Neue Testament aufzubringen. Ihnen
wird der neue, ursprünglich im Unterrichtswerk ,,Unser
Glaube" für die Oberklassen höherer Lehranstalten bestimmte
Grundriß willkommen sein. Er bringt, ohne nach Vollständigkeit
zu streben, das für das Verständnis und das erste Lernen
Notwendige im Anschluß an die Lehrpläne höherer Schulen
in derselben Zuverlässigkeit wie das große Werk des Verf.s
über das Alte Testament. Doch dürfte es in Rücksicht auf
studentische Leser nützlich sein, die Probleme der Einleituugs-
wissenschaft au manchen Stellen wenigstens anzudeuten. Eine
kleine Zeittafel und ein Register der Hauptbegriffe am Schluß
sind für Lernende besonders brauchbar.

Tübingen M. Schliink

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Zumkeller, Adoiar, p, d. Dr., Lcct. o.e. s.a.: Das Münchtum des

heiligen Augustinus. Würzburg: Angustinus-Verlag 1950. 387 S., 1 Titelb.
8°= Cassiciacnni. Eine Sammlung wissenschaftl. Forschungen über den hl.
Augustinus ti. d. Augustinerorden, sowie wissenschaftl. Arbeiten v. Augustinern
aus anderen Wissensgebieten. Hrsg. v. A. Kunzelmann u. F. Lang.
Bd. XI, 1. Reihe 5. Bd. Kart. DM 10.80.

Die Bedeutung Augustins für die Geschichte des Mönch -
tums in der lateinischen Kirche ist bislang von keinem deutschen
Gelehrten ausführlicher untersucht und dargestellt worden
. Die vorliegende Schrift füllt diese Lücke aus. Für die
Arbeit Zumkellers, die auf die Interessen eines weiteren Leserkreises
Rücksicht nimmt, wird auch die zünftige Wissenschaft
dankbar sein. Das Werk ist vollständig aus den Quellen gearbeitet
und die einschlägige, zumal auch die heute so Schwei
zugängliche ausländische Spezialliteratur ist fast restlos herangezogen
und ausgewertet worden. Wie ein roter Faden durchzieht
die Darstellung die oft und mit Recht gemachte Feststellung
, daß nicht nur St. Benedikt von Nursia, sondern auch
der ältere Augustinus von größter Bedeutung für die Entwicklung
des Mönchtums und seiner kulturellen Leistungen
nn Abendland gewesen ist. Das praktische Wirken des Bischofs
von Hippo und sem Schrifttum hat in den folgenden Jahr-
ijunclerten das Werden und Wachsen der asketischen Ge-
aanktiiwelt und seine Verwirklichung im Mönchtum entscheidend
beeinflußt.

Im i.Teil (S. 21—120) wird eine Geschichte der Beziehungen
Augustins zum Mönchtum und sein Wirken als
a^m-b4 ,r d,es Klosterlebens geboten. Besonders gründlich
Ti S UU,d a,ufsclüußreich ist der 2. Teil (S. 121-214), der
fr^^ T?ed,an^en des augustinischen Mönchsideals darstellt
(Armut, Brudorhehe, Gehorsam, Gebet Lesung, körperliche

Arbeit, apostolische Tätigkeit, Weltentsagung und Selbstverleugnung
, Rücksichtnahme und Diskretion, Demut, Lebeus-
weihe an Gott und Keuschheit). Der ausführliche 3. Teil
(S. 215—371) bietet in deutscher Ubersetzung besonders mar
kante Texte aus den Schriften Augustins, welche die im 2. Teil
entwickelte Gedankenwelt genauer illustrieren. Das Material
ist hier so geordnet, daß zunächst die Regel Augustins, dann
die thematischen Schriften, ferner die Briefe und schließlich
die Predigten ausgeschöpft werden. Zum Schluß werden die in
Präge kommenden Kapitel aus der Vita S. Augustini des
Possidius herangezogen. Ein gutes Register ist der fleißigen
Arbeit beigegeben.

Würzburg Berthold Alt an er

Meecham, Henry G., M. a., Ph. d.. d. d.: The Epistle to Diognetus.

The Greek Text with Introduction, Translation and Notes. Manchester:
Manchester Univcrsity Press 1949. XII, 165 S. 8°= Publications of thf
Univ. of Manchester Nr. 305. Theological Series Nr. 7. Geb. 18 s.

Zu den umstrittensten Schriften der ältesten Kirchen-
geschichte gehört der Brief an Diognet. Man hat ihn als ein
Kleinod und eine Perle bezeichnet und in ihm klare pauli-
nische und johanueische Gedankengänge gefunden. Andrerseits
hat man hervorgehoben, daß er stark rhetorisch gehalten
ist und nicht frei vom Phrasenhaften. Auch in bezug auf
die Abfassungszeit gehen die Ansichten weit auseinander.
Sowohl den Anfang des 2. Jahrhunderts wie die darauffolgende
Zeit bis nach Konstautin hat man angenommen. Da
der Brief nur in einer — 1870 verbrannten — Handschrift aus
dem 13. oder 14. Jahrhundert aufbewahrt worden ist, hat man
denselben auch für eine Fälschung späterer Zeit gehalten, —
den Schriftstellern der Antike und des Mittelalters war er unbekannt
. Die Frage des Verfassers ist auch umstritten gewesen
und zu einer eindeutigen Lösung ist mau bis heute noch nicht
gekommen. Die Handschrift des Briefes ist in einem Sammel-
band von Schriften Justins aufbewahrt gewesen. Der Unterschied
bezüglich der Sprache und des Inhalts zeigt jedoch, daß
Justin nicht der Verfasser der Epistel gewesen sein kann. Har-
nack fand Verwandtschaft mit Klemens' Protrepticus. Später
hat man wegen Ähnlichkeit mit der Apologie des Aristides
diesen für den Verfasser gehalten. D. P. Andricssen hat vor
kurzem im Brief die Apologie des Quadratus wiederfinden
wollen. (L'apologie de Quadratus conservee sous le titre
d'Epitre ä Diognete, Rechcrches de Theologie ancienne et
m^dievale, XIII, 1046/47.)

Henry G. Meecham hat den Brief an Diognet von neuem
herausgegeben und übersetzt und ihn einer eingehenden,
vielseitigen Untersuchung unterzogen. Er führt hierbei die
Ergebnisse der bisherigen Forschung an und hält sich besonders
bei der literarischen Form, der Entstehungszeit
und der Verfasserschaft des Briefes auf. Meecham ist in
seinen Schlüssen vorsichtig und kritisch. Er charakterisiert
den Brief als einen Traktat in Epistelform. Im Anschluß an
Altere Forscher nimmt er die Mitte oder spätere Hälfte des

1. Jahrhunderts als Abfassungszeit an. Hierfür sprechen u. a.
die gemeinsame Verurteilung des Heidentums und Judentums,
die freie Behandlung der neutestauientlichen Schriften, das
Fehlen der Betonung des aszetischen Lebens als Ideal der
Christen, die antihierarchische Tendenz des Briefes, die verhältnismäßig
einfache Christologie, die unklare Bestimmung
der Irrlehren und die Tatsache, daß der Brief mit den Schriften
des Justins zusammen aufbewahrt worden ist. Vom Verfasser
sagt Meecham nur: ,,It is clear that the author is a man of
furnished niind, who haudles Iiis theme with considerable
skill but gives no clue to Iiis identity" (S. 19). Auch über
den Entstehungsort will er nichts Sicheres sagen.

Besonders gründlich ist Mcechams LTntersuchung der
Sprache und des Stils der Epistel, wie auch die genaue exegetische
Deutung der einzelnen Abschnitte derselben. Verf. hat
in diesem Zusammenhang auch die Beziehungen des Briefes
zum AT und NT und zu verschiedenen Schriftstellern des

2. Jahrhunderts, wie der Missionspredigt Pctri, der Apologie
des Aristides, Justin, Klemens von Alexandrien und am Ende
des Buches der Apologie des Quadratus untersucht. Zu eindeutigen
Ergebnissen kommt er hier nicht und er lehnt frühere
Vermutungen überzeugend ab.

Die Untersuchung der Sprache des Briefes an Diognet
zeigt deutlich, daß die zwei letzten Kapitel nicht zu der ursprünglichen
Epistel gehört haben können. Auch inhaltlich
tragen sie ein anderes Gepräge als die Kapitel 1—10. Man hat
sie Hippolyt oder Melito von Sardes zugeschrieben. M. meint
vorsichtig, daß der Verfasser der von Hippolyt und Melito
vertretenen Richtung angehört haben mag.

Schließlich behandelt Verf. noch im Einzelnen die theologische
Anschauung des Briefes. Etwas schematisch be-